-Gerade einem absoluten Neuling würde ich eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Klassenleitung empfehlen. Nachfragen, welche Regel diese gesetzt hat und zumindest zu Beginn mal daran anhängen. Nachdem du etwas eigene Erfahrungen mit der neuen Tätigkeit gesammelt hast, aber auch deine Klassen etwas kennengelernt hast, kannst du das immer noch modifizieren. Wenn es eine gute Klassenleitung gibt, kann das aber entlastend wirken, weil die KLs im Regelfall viele Stunden in ihren Klassen sind, diese gut kennen und die Regeln damit schnell bekannt und etabliert sind. Ganz nebenbei signalisiert es den SuS, dass die KL und du an einem Strang ziehen. Das wirkt keine Wunder bei verhaltenskreativen Klassen, schadet aber keinesfalls und gibt dir selbst schlichtweg etwas Sicherheit zu Beginn.
-Mach dich mit den Schulregeln und dem Umgang damit vertraut: Gibt es ein bestehendes Regelwerk? Gibt es einen Trainingsraum? Habt ihr zentrale Nachsitztermine oder ist das ein individueller Spaß jedes Lehrers im eigenen Unterricht und für die eigenen Klassen? Was gilt bei euch an der Schule z.B. für die Handynutzung (Handyzonen? Schulgelände= keine private Handynutzung gestattet?..) Gibt es eine Schulsozialarbeit und wie intensiv ist diese schulisch eingebunden? ..
-Gibt es Methodencurriculum an der Schule das umzusetzen du verpflichtet bist?
-Hast du Mentoren? Wenn nicht: Bitte KuK vom Fach darum, ob sie bereit wären, sich bei dir reinzusetzen und dir Tipps zu Pädagogik und Didaktik zu geben. Dieser Blick von außen ist gerade als Anfänger enorm hilfreich. Konkrete Hinweise, wie Situation A anders hätte gelöst werden können bringen einem wenn das entsprechende didaktische und pädagogische Wissen grundständig vorhanden ist oft mehr, als noch ein Fachbuch zu lesen. Dies geschrieben: Such dir für deine Fächer gute fachdidaktische Literatur, um dich grundständig einzulesen.
-Gibt es Fachzeitschriften für deine Fächer an der Schule? Gerade als Anfänger ohne großen Materialfundus hilfreich als Ausgangsmaterial, dass noch an die jeweilige Zielgruppe und die konkreten Unterrichtsziele angepasst werden muss. Wie gut ist eure Lehrerbibliothek ausgestattet (so ihr eine solche haben solltet)?
-Wenn du weißt, welche Klassen du in welchen Fächern übernimmst, nimm dir die Zeit einen Stoffverteilungsplan zu erstellen (Grobplanung bis Schuljahresende, KAs nicht vergessen- Wiederholungsstunde, KA schreiben, Besprechungsstunde- Feinplanung bis zu den nächsten Ferien). Überleg dir, was du in der ersten Stunde mit deinen Klassen machen wirst (Begrüßung, ggf.Kennenlernen, benötigte Materialien, Leistungsmessung und - gewichtung, ggf.zentale Regeln und Sanktionen,...). --> Prüfen, ob es bestehende Fachschaftsbeschlüsse gibt zur Gewichtung von schriflichen und mündlichen Unterrichtsleistungen und ob diese in deinem BL verbindlich umzusetzen sind. Wenn nicht: Wie wirst du schriftliche und mündliche Leistungen gewichten? Gibt es eine Heftnote? Wie fließt sie in die schriftlichen Noten ein? Gibt es eine Projektnote und wie fließt sie ein? Pflichtreferate für alle SuS? ... Schreib die Leistungsbwertung an und die SuS schreiben ab oder gib einen Zettel zum Einkleben ins Heft aus, damit alle SuS aber auch die Eltern bei Bedarf nachlesen können. Notier im Klassenbuch jeder Klasse im Anschluss neben ggf.anderen Stichworten "Notentransparenz", um einen Beleg dafür zu haben, dass du deine Klasse vorab über die Regeln der Leistungsmessung informiert hast.
-Welche schulrechtlichen Vorgaben gelten für dein BL und deine Fächer bzgl.der Anzahl der Klassenarbeiten in Nebenfächern (Minimum/Maximum)? Selbst nachlesen und nachfragen, ob es ergänzende schulinterne (fachschaftsinterne) Vorgaben gibt. Welche Vorgaben gibt es bzgl. Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen?
Mir fällt bestimmt noch so viel mehr ein, aber das Wichtigste: Sei offen für deine SuS. Investier in Beziehungsarbeit, nutze Lob und positive Verstärkung bewusst als Mittel der Klassenführung (gerade in schwierigen Lerngruppen ist es wichtig, das nicht zu vergessen, an die anderen Mittel denkt man gerade bei solchen Klassen nämlich deutlich schneller..). Trenn deine berufliche Rolle von dir als Privatperson. Deine Schüler können das oft (noch) nicht, umso wichtiger ist es, dass du ihnen das vorlebst. Gib eigene Fehler zu und entschuldige dich ggf.auch bei Schülern statt so zu tun, als wärst du allwissend (wenn es zur Persönlichkeit passt, wird das von Klassen meiner Erfahrung nach als äußerst positiv wahrgenommen und stärkt deine Position). Spiel keine Rolle, sondern sei authentisch in deiner Rolle als Lehrer. Und: Frag deine erfahrenen KuK bei Bedarf, wie etwas an der Schule gehandhabt wird, wie du etwas angehen könntest (z.B. Elternarbeit), etc. Das macht jeder Ref genauso.