A) ich denke, dass es genau darum geht: Unser aller Handeln basiert in vielerlei Hinsicht auf Vorurteilen, ohne diese wären wir gar nicht handlungsfähig im Alltag.
B) Wer der Meinung ist, dass wir diese (hier bezogen auf die typischen pädagogischen) überwinden, nur weil wir die einschlägigen Studien natürlich alle im 1. Semester oder spätestens zur Zwischenprüfung auswendig gelernt haben, begeht einen tragischen Fehlschluss.
Es gibt verschiedene Arten von Vorurteilen, tatsächlich ist das ein eigenständiger Forschungsbereich in den Politik- und Sozialwissenschaften. Aus gutem Grund wird unterschieden zwischen unverfestigten Vorurteilen (von mir mit A kenntlich gemacht in deinem Beitrag, denn ja, ohne bestimmte schnelle erste Zurordnungen wären wir wirklich nicht handlungsfähig im Alltag) und verfestigten Vorurteilen (oft das, was vulgo mit dem Begriff "Vorurteilen" gemeint ist), die ich in deinem Beitrag mit B markiert habe. Faktisch vergleichst du also zwar scheinbar Vorurteile mit Vorurteilen, inhaltlich geht es aber einmal um nicht-verfestigte Vorurteile im Sinne erster Handlungsorientierungen (also weit geöffnete Schubladen, die der weiteren Sortierung bedürfen) und andererseits um verfestigte Vorurteile im Sinne von festen Schubladen, aus denen tatsächlich ein Entkommen kaum noch möglich ist, da verfestigte Vorurteile nur äußerst begrenzt über neues Faktenwissen erreichbar sind (insofern setzen z.B. Präventionsprojekte im Bereich der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit auch bei Gruppen an, die eben noch keine verfestigten Vorurteile haben). Das sind jetzt zwar nicht Äpfel mit Birnen, wohl aber Äpfel und Apfelmus, die du vergleichst, passt also nicht, insofern greift deine Argumentation auch nicht.
Ehe es zu weiteren "tragischen Fehlschlüssen" kommt, empfehle ich dir einen Blick in die Vorurteilsforschung, um zumindest die Begrifflichkeiten sauber trennen zu lernen.
Und als kleine Vorentlastung: Ja, nicht-verfestigte Vorurteile haben wir alle, z.B. im Hinblick auf Nationalitäten, soziale Milieus, den sozialen/wirtschaftlichen/kulturellen Habitus unseres Gegenübers (Eltern/Kollegen/Schüler/Nachbarn/...), etc.. Faktenwissen wie z.B. Studienergebnisse als mögliches Korrektiv können solche unverfestigten Vorurteile exzellent beeinflussen und damit verhindern, dass daraus verfestigte Vorurteile entstehen. Erst wenn wir von verfestigten Vorurteilen ausgehen (wie z.B. ein Herr Höcke sie mit Sicherheit en masse hat wenn es um derartige Herkunftsbedingungen geht) bringen auch Studienergebnisse nichts mehr.
Zitat von Buntflieger
Jedenfalls stimmt es mich nachdenklich, dass eine völlig harmlose Studentenstudie (die optisch und vom Design her recht hübsch daherkommt) dermaßen zerrissen wird. Die inhaltlichen Mängel kann man doch konstruktiv anmerken und dort, wo keine Antwort möglich ist, ganz einfach "weiß nicht!" angeben.
Was genau hat die Aufmachung in diesem Kontext für eine Relevanz? Weil die Umfrage hübsch gestaltet ist, kann man alle Hühneraugen zudrücken vor den eklatanten fachlichen Mängeln?
"Weiß nicht" anzukreuzen ist eben kein Weg eben diese Mängel transparent zu machen und verfälschen die faktisch nicht gegebene wissenschaftliche Aussagekraft dieser Umfrage. Leute durchzuwinken bringt keinen Lerneffekt. Bekloppte Studiendesigns hatten wir vermutich alle mal im Studium, daraus gelernt haben wir, weil wir Menschen um uns hatten, die eben Mängel als solche unmissverständlich benannt haben, damit es beim nächsten Mal besser werden kann.
Zitat von Buntflieger
Alte pädagogische Binsenweisheit: Aus Fehlern lernt man! 
Na dann: Frohes Lernen!