Beiträge von NikolasK88

    Nachdem der ganze Formalkram seitens der Bezirksregierung ziemlich auf sich warten ließ, konnte ich jetzt zumindest durch Hospitation schon einmal einen Einblick gewinnen und habe zwei ruhige Unterrichtsstunden gesehen. Auch sonst merke ich nichts von dem durch die Schulleitung dargestellten Chaos an der Schule. Es wirkt alles ziemlich gesittet und angenehm. Ich kann es ja verstehen, wenn eine Realschule lieber Sek 1- Lehrer haben will, aber solche Abschreckungsmaßnahmen finde ich schon extrem unfair, zumal denen meine verzwickte Lage ja bekannt war.
    Ich versuche jetzt mal, optimistisch in die Zukunft zu schauen.

    Ja, ich habe den Teil rund um meine literarische Tätigkeit herausgenommen, weil das einige, wie ich auch hier merkte, oft in den falschen Hals bekommen.
    Ich habe der Schulleiterin gar nichts von einer Versetzung gesagt. Ich war erstmal froh, überhaupt weiterhin eine feste Stelle zu haben. Ich habe sogar Gutes über die Schule gehört, wenngleich über mehrere Ecken. Das Thema Versetzung hat sie selber ins Spiel gebracht und nach allen Schilderungen konnte ich dann auch verstehen warum. Der Gedanke, dass sie übertrieben hat, kam mir auch schon, zumal sie erzählte, dass alle Sek 2- Lehrkräfte ziemlich schnell wieder weg gewesen seien. Andererseits stände sie dann ja reichlich dumm da.
    Klar werden da einige pädagogisch absolut top sein und ich hoffe, dass sie auch hilfsbereit gegenüber schulfremden Lehrern sind.



    trotzdem kann man ja mal was neues probieren, zumal der threadersteller ja eh keine große wahl zu haben scheint. wie lief es pädagogisch für dich im ref? kannst du sowas? beziehungsarbeit? classroom management? etc. das hat mit deinen autorenaktivitäten ja erstmal nichts zu tun. aber das hat sekII-unterricht auch nur sehr, sehr bedingt.

    Das Thema Beziehungsarbeit wird im Referendariat leider sträflich vernachlässigt. Rein von meiner Person her denke ich schon, dass ich dazu fähig bin. Ich habe eine ruhige und gelassene Art und interessierte mich für die SuS immer auch auf menschlicher Ebene. Klar hat das alles seine Grenzen, z.B. wenn Schüler offen in der neunten Klasse sagen, dass sie gerne ihr Leben lang Hartz 4 beziehen wollen und deshalb nichts mehr für die Schule tun würden. An dem Punkt der Schullaufbahn kann man nicht mehr viel machen. Konnten auch meine Kollegen nicht. Irgendetwas wissenschaftlich Fundiertes zur Beziehungsarbeit weiß ich aber nicht. Ich fuhr da bislang mit meiner normalen Art ziemlich gut. Classroom-Management war am Anfang eine große Baustelle. Inzwischen weiß ich, wie's geht, werde mich aber hin und wieder in der Hinsicht nochmal disziplinieren müssen.

    Grundsätzlich würde ich dir raten, auf dein Inneres zu vertrauen. Ich kenne dich nicht, gehe aber davon aus, dass du nach dem Studium normalen Stress von wirklich ungesundem Stress unterscheiden kannst. Ein wichtiger Indikator ist sicherlich, ob Dinge wie starke Schlafstörungen, Panikattacken und/oder psychosomatische Symptome auftreten. Ist das der Fall, solltest du die Notbremse ziehen. Die Gesundheit geht vor. Ich habe das selber auf die leichte Schulter genommen und musste mit einer Angsterkrankung dafür büßen. Das war bei mir im letzten Studienhalbjahr (zu sehr aufs Gas gedrückt), im Referendariat kann das aber mitunter schlimmer sein, wenn menschliche Konflikte mit im Spiel sind bzw. die Abhängigkeit von Menschen, die einen evtl. tatsächlich auf ihrer Abschussliste haben. Bei mir war das nicht so stark ausgeprägt wie bei dir, aber selbst in dieser reduzierteren Form war es bereits sehr belastend.

    Hallo,


    bei mir hat es gut funktioniert, wenn die SuS sich zu ihren Präsentationen eine Reihe von Quizfragen überlegt haben oder alternativ eine weiterführende Fragestellung zur Diskussion im Plenum. In einigen Klassen habe ich natürlich auch mit Beobachtungsbögen gearbeitet. Die haben aber viele nicht ausgefüllt. Es hängt sicherlich von der Lerngruppe ab, was am Besten funktioniert. Hauptsache, es gibt irgendwas Konkretes, durch das die SuS auch wirklich zum Zuhören angeregt werden und nicht Aufträge wie "schreibt das Wichtigste mit" oder so etwas.

    Meine persönliche Meinung ist: Unterricht mit schwierigen Schülern kann herausfordernd und auslaugend sein und dich den letzten Nerv kosten, aber wer sich als Lehrer sich nicht wagt, dem zu stellen oder "sich-zu-schade-dafür-ist", ist einfach kein echter Lehrer und hat im Schuldienst nichts zu suchen.
    Schuldienst ist auch "Dienst am Schüler"!

    Mir ist schon an anderen Stellen und nicht bei meinen Beiträgen aufgefallen, dass es viele Lehrer gibt, die anderen Lehrern gegenüber auf Basis eines Beitrags herablassend werden und das nur, weil sie sich und ihre eigenen Interessen nicht gänzlich hinten anstellen.
    Die Gesamtschule, an der ich ursprünglich eingestellt wurde, hatte auch sehr viele schwierige Schüler (Standorttyp 4). Trotzdem wäre ich gerne dort geblieben, weil ich nach den ersten beiden Wochen merkte, dass der Unterricht immer besser lief.
    Die neue Schule scheint aber nochmal eine andere Hausnummer zu sein. Wenn mir die Schulleitung selber sagt, sie bräuchten einen halben Sozialarbeiter und die Polizei sei Dauergast, weil sich kriminelle Clanstrukturen gebildet hätten, dann bin ich einfach nicht dafür ausgebildet.
    Klar kann ich mich reinbeißen. Es bleibt mir ja auch nichts anderes übrig und die Schüler verdienen es auch, dass ich mir alle erdenkliche Mühe gebe. Mir geht es um die Perspektive auf längere Sicht. Soweit es mir erklärt wurde, bleibt der ganze Lehrauftrag hinter der erzieherischen Seite inzwischen völlig zurück und die Lehrer werden reihenweise krank. Ich wurde sogar gefragt, wie ich für meine eigene psychische Gesundheit Sorge trage. Vor dem Hintergrund einer nervlichen Erkrankung in der Vergangenheit nicht gerade ermutigend.
    Ich bin auch aus Leidenschaft für die Vermittlung meiner Fächer Lehrer geworden und habe bewusst auf Sek II studiert.
    Jetzt habe ich schon mehr geschrieben, als ich wollte, aber so etwas ärgert mich wirklich.



    Lieber Nick, wenn ich es recht verstehe, hast du lang auf eine Stelle gewartet und bist jetzt an einer Realschule, wo du nicht hin wolltest. Versetzungen gehen meist mehrere Jahre, sind aber m.W. nicht unmöglich, ich vermute auch, dass dabei nicht relevant ist, ob du SekII unterrichtet hast oder nicht.


    Ich würde jetzt erst mal ganz ruhig bleiben und mich auf die Kids freuen, auch mit Realschülern kannst du Spaß haben, Brennpunkt heißt zwar schwierige Schüler aber nicht gleich doofe Schüler.


    Und Englisch und Deutsch gehören nicht zu den Fächern, die besonders schwer zu unterrichten sind, im Gegensatz zu Musik oder Reli in der 7. Stunde. Lass dich erst mal auf die Stelle ein, vielleicht kannst du zu Beginn Klasse 5 oder 6 als Klassenlehrer übernehmen oder die Abschlussklassen und nicht gleich in 7 und 8 zur Vertretung rein. Das hängt von deiner SL ab, stell dich mit der gut. Am besten wenig jammern und freundlich fragen, was möglich ist.

    Danke für deine aufmunternde Antwort. Ich hoffe jetzt erstmal, dass die Schulleitung übertrieben hat und die SuS eher so drauf sind, wie an der Gesamtschule, an der ich zuletzt war. Dann ist's zwar zunächst schwierig, aber machbar, sobald die SuS Vertrauen gefasst haben und ich einen Draht gefunden habe. Ich glaube übrigens, in der 7. Stunde ist fast alles schwieriger zu unterrichten ;)
    Nö, gejammert habe ich nicht. Ich schaue mit der Schulleitung ohnehin zurzeit, was überhaupt geht. Bedarf für Deutsch und Englisch besteht ja erst ab 1.5.. Vermutlich läuft's auf DaZ hinaus.

    Kurze Antwort:
    ab zum Anwalt.

    War ich sogar. Der meinte "Menschlich daneben, aber rechtlich nicht anfechtbar". Hatte ich mir aber auch im Vorfeld schon gedacht.


    LG David

    Hallo zusammen,


    dieser Text ist deutlich länger geworden, als beabsichtigt, da ich im Moment einfach nur noch frustriert bin und es jetzt aus mir herausgebrochen ist. Wer sich die ganze Hintergrundgeschichte sparen will, kann einfach nach unten scrollen. Da stehen dann die Kernfragen fett markiert.
    Mein Berufseinstieg gestaltete sich sehr schwierig. Ich bin Sek 2-Lehrer für die Fächer Deutsch und Englisch und habe zwar mein zweites Staatsexamen abgeschlossen, jedoch wirklich nicht mit guten Noten, was zumindest zum Ende hin massiver Überlastung verschuldet war. In Kombination mit meinem guten ersten Staatsexamen bin ich schließlich in der Ordnungsgruppe 27 gelandet. Sieben Monate lang versuchte ich vergeblich, eine Anstellung zu finden, sprach an Gesamt-, Real- und Grundschulen sowie an Berufskollegs vor, was häufig knapp, aber nie zu meinem Gunsten ausging.
    Im Dezember erhielt ich schließlich doch eine Festanstellung an einer Gesamtschule und unterschrieb für den Januar auch einen Vertretungsvertrag. Am 31.1., also einen Tag vor der geplanten Festanstellung am 1.2., erfuhr ich durch den Rektor, dass der Kommission ein Verfahrensfehler unterlaufen sei und meine Einstellung durch die Bezirksregierung abgelehnt worden sei. Unter den Bewerbern waren wohl auch drei Lehrkräfte für die Sekundarstufe I und die Bezirksregierung fürchtete, dass meine Einstellung theoretisch von juristischer Seite anfechtbar sei, falls einer sich entscheiden sollte, zu klagen.
    Ich bekam nun ein Ersatzangebot an einer Realschule, zu dem mir vom Sachbearbeiter mitgeteilt wurde, dass ich es annehmen muss, wenn ich nicht wieder arbeitslos werden will. Ich machte einen Kennenlerntermin mit der Schulleitung aus. Bei dem Kennenlernen wurde ich mehr oder weniger massiv davor gewarnt, die Stelle als Sek 2-Lehrkraft anzunehmen, da es sich um eine absolute Brennpunktschule handle. Ich könnte jetzt noch mehr ins Detail gehen, aber eigentlich reicht es, zu sagen, dass das Schulleben von der Rektorin und dem stellvertretenden Rektor in den düstersten Farben beschrieben wurde. Das klingt negativ, aber ich hatte den deutlichen Eindruck, dass sie es gut mit mir meinten, auch, weil die Rektorin sich selber bei der Bezirksregierung darum bemühen wollte, ein Ersatzangebot für mich herauszuschlagen, das auch zu meinem fachlichen Fähigkeiten passt. Das war offenbar erfolglos und da mir die Pistole auf die Brust gesetzt worden war und wegen der Annahmefrist wenig Bedenkzeit blieb, habe ich die Stelle nun angenommen und warte auf den offiziellen Arbeitsvertrag.


    Letztlich hätte ich das alles auch kürzer fassen können, aber es kam jetzt so aus mir heraus. Dass meine Nerven durch die Aufeinanderfolge von Referendariat, sieben Monaten Arbeitslosigkeit und diesem beschriebenen Vorgang ziemlich hinüber sind, ist vermutlich verständlich. Bei der Gesamtschule wäre es außerdem möglich gewesen, irgendwann auch in der Sek 2 zu unterrichten, die zurzeit noch nicht existiert, da die Schule sehr jung ist. In der Realschule ist das alles nicht mehr möglich.


    Meine Hoffnung beruht nun auf einer erneuten Versetzung.
    Meine Fragen wären also:
    Welche Optionen habe ich nun?
    Besteht überhaupt eine realistische Chance, in absehbarer Zeit von einer Sek 1- Stelle an eine Sek 2- Stelle versetzt zu werden und inwiefern verfolgt mich da weiterhin mein wenig erfolgreiches zweites Staatsexamen, welches mich in die Ordnungsgruppe 27 befördert hat? Wohne in NRW.
    Bleibt mir nur die Wahl eines laufbahngleichen Versetzungsverfahrens, das einer Tombola gleicht?
    Ist es irgendwann einfach zu spät, weil ich zu lange im Sek 1-Bereich tätig war?


    Ich weiß, ich sollte erstmal schauen, wie die Schule tatsächlich ist. Ich frage trotzdem jetzt schon mal.


    Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich.


    LG Nick

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