Nach meiner Erfahrung: Motorisch begabte Mädchen schreiben auch mit der VA schön. Besonders schlimme Schriften sieht man bei Jungen, gerade bei Linkshändern.
Mit meiner Erfahrung deckt sich das nicht: Es gibt linkshändige Jungen, die sehr schön schreiben können und rechtshändige Mädchen, die ihre Schrift über Jahre verbessern, aber nie wirklich schön schreiben.
Viel entscheidender sind wohl die motorischen Fähigkeiten und die Wahrnehmungsleistungen zu Beginn der 1. Klasse, wenn es an das Erlernen der Schrift geht.
Es ist ein Unterschied, ob man den Stift führen kann oder ob das kaum gelingt.
Es ist ein Unterschied, ob die Hand-Auge-Koordination gelingt oder nicht.
Es ist ein Unterschied, ob man die Lineatur wahrnehmen und den Unterschied, über oder unter einer Linie zu landen, sehen kann und sich innerhalb des Systems orientieren kann oder nicht.
DAS ist unabhängig vom Schrifttyp, der dann erlernt wird.
Auch zeigt die Erfahrung, dass man durchaus sehr gründlich in Klasse 1 üben und konsequent einfordern kann, gerade bei den SuS mit schlechten motorischen Fähigkeiten und/oder Wahrnehmungsleistungen ist es aber so, dass es über Jahre immer wieder neue Übungen braucht, weil man nicht von jetzt auf gleich diese Fähigkeiten entwickelt, sodass man auch in Klasse 3 und 4 weiter an der Schrift arbeiten muss.
Da braucht es ein entsprechendes Schriftvorbild seitens der Lehrkraft und viel Aufmerksamkeit, Zuwendung, Hilfestellung, Korrektur und Konsequenz seitens der Lehrkraft.
Vielleicht braucht es in der weiterführenden Schule eine ähnliche Haltung und Konsequenz, über die man eine angemessene Schrift einfordert, denn sonst meinen die SuS, sie könnten an der neuen Schule schreiben, wie sie wollen.
Ich fürchte, was viele Lehrer an den weiterführenden Schulen sich auch nicht annähernd vorstellen können, ist , welche Schwierigkeiten einzelne Kinder tatsächlich mit der Schreibmotorik haben.
Da muss man nicht über die Schrift schimpfen oder lamentieren, sondern sich Gedanken machen, wie man die motorischen Fähigkeiten verbessert und die Wahrnehmung schult.
Das wird in Grundschulen gemacht UND auf dieser Grundlage wird über Schriftart, Methodik und Aufwand entschieden.
Vielleicht hilft eher, zu überlegen, was in Schule an Unterstützung gegeben sein muss, damit man diese Kinder entsprechend fördern kann.
Nach "früher war alles besser" zu rufen, wird nicht reichen
und immer muss erwogen werden, wie viel Zeit auf Training dieser Fähigkeiten und Schriftpflege verwandt werden kann und was dafür dann vernachlässigt werden muss.
Dass jemand mit Einzelbetreuung in guter Beziehung und extrem hohem zeitlichen Aufwand und Übung schöner schreibt, ist nachvollziehbar.
Wenn das der Maßstab sein soll, freue ich mich über die Flut an Ergotherapeuten, die demnächst in den Grundschulen einzeln die Kinder betreuen und mit ihnen üben,
damit es später nicht heißt:
Die schaffen deswegen ihr Abi nicht.