Schön, schön, internationale Studien,
die darf es dann auch gerne mal zu den Bedingungen des inklusiven Unterrichts geben.
Man müsste jetzt jede Studie einzeln nachlesen und gucken, wie die Daten erhoben wurden, wie die Bedingungen des Unterrichts in den Schulen sind und insgesamt im System.
Ähnlich einem Sozialindex für die Schülerschaft bräuchte es zusätzlich einen Personalindex, wie die Versorgung mit Lehrkräften ist - oder zumindest die Versorgung der Schule.
Dazu kommt, dass in einigen BL die Wahl der FöS besteht und dann ggf. die fitteren Kinder an der Regelschule landen und die schwächeren in der FöS … oder umgekehrt oder entsprechend Sozialindex.
Um darstellen zu können, ob Kinder in der Inklusion besser beschult sind, müsste man das persönliche Profil in jungen Jahren erstellen, eine Prognose geben und später schauen, ob diese erreicht wurde - oder warum nicht.
Der Eindruck, man würde nur das halbleere Glas sehen, mag stimmen. Meiner Meinung nach zeugt aber gerade der von Haltung: Es ist die Haltung, dass man für alle SuS an allen Schulen gute Bildung verlangt und entsprechende Ressourcen erwartet.
Stattdessen sehen viele im Alltag, was fehlt, und sprechen es deutlich an, weil es täglich alle an der Schule beeinträchtigt.
Denn dann bedeutet das halbe Glas eben auch, dass nur halbe Ressourcen gegeben sind, man dieses aber als „voll eingeschenkt“ vertreten oder verkaufen oder gut darstellen soll.
Dazu kommt dann der Eindruck oder der Wille, das Glas trotz halber Ressourcen wenigstens zu 3/4 auffüllen zu wollen, damit es nicht einfach nur enttäuschend oder gar schäbig ist. Die einen schaffen das, indem sie immer selbst noch etwas aus dem eigenen Glas nachschenken, die anderen sprudeln den Inhalt zu Schaum, der schön glänzt, wieder andere kommen mit dem halben Glas irgendwie zurecht, sind aber zunehmend unzufrieden, weil man alle vertrösten muss und von vielen Seiten hört, dass man sich eben Inklusion mit vollem Glas vorgestellt hatte.
Gerne wird die Regelschule mit dem halbvollen Glas mit der Förderschule mit übervollem Glas verglichen, nicht aber umgekehrt.
Leider ist das Glas für Regelunterricht an manchen Schulen auch nicht gut gefüllt und das der Arbeitszeit reicht auch nie aus, schon gar nicht, wenn man damit noch den Mangel in den anderen Gläsern auffüllt.
Der Frust kommt also auf, weil die Getränkelieferung für die große Hochzeit leider nur für eine kleine Familienfeier reicht. Man versucht es zu retten, wird hinterher sagen, dass es trotzdem ein sehr schönes Fest war, aber mit dem Getränke-Lieferer bleibt man unzufrieden.
Bei den Vorzeige-Schulen denke ich oft: Es sollte im Anschluss nicht auf die Haltung verwiesen werden, sondern auf die zusätzlichen Stunden und Ressourcen, die es gebraucht hat. Will Bertelsmann zeigen, wie es mit halbem Glas gelingen kann - und das Land spart sich auch nur maßgerecht einzuschenken, oder will Bertelsmann auf den Markt der Bildung verweisen?
Von Anfang an hätte Inklusion eine Überversorgung gebraucht, um erst einmal Zeit zur Strukturierung zu haben und die Wege, die man gehen kann, zu finden. Nach über 10 Jahren inklusiven Unterrichts denke ich immer noch, dass Inklusion eine Überversorgung bräuchte, weil Inklusion viel Arbeit ist und weil man immer noch am Suchen ist und weil man nie auf das vorbereitet sein kann, was morgen im Klassenzimmer sein kann, da man alle SuS aus allen Bedarfen in Regelschulen finden kann.