Beiträge von Palim

    vielleicht sogar ein bisschen Werbung für die Schweiz machen, weil man hier als passionierte Lehrperson (nach meinem persönlichen empfinden) recht viele Freiheiten hat und vielleicht sogar mehr Freude am Beruf finden könnte, falls es in Deutschland Rahmenbedingungen gäbe, die als einschränkend empfunden werden.

    Was meinst du damit?

    Was sollen denn die Einschränkungen sein, die du annimmst und die die Lehrkraft eingrenzen oder die die Freude rauben?

    Schliesslich ist in der Primarschule nichts wichtiger, als für die Arbeit mit den kleinen Knirpsen zu brennen.

    Das wäre ein neuer Thread.

    Wenn es allein wichtig wäre, für die Arbeit mit Kindern zu brennen, wozu bräuchte es dann eine Ausbildung gleich welcher Art?

    Für die Arbeit in der Grundschule braucht man durchaus anderes, aber es ist gut, wenn man bedenkt, dass man mit Kindern arbeitet, wenn auch nicht allein mit ihnen.

    Was ich verstanden habe: Du vergleichst deine Erfahrungen in den Kantonen in der Schweiz mit deinen Erfahrungen in BY vor vermutlich 15 Jahren.

    Und du möchtest wissen, ob das in BY weiterhin/generell der Realität entspricht.

    Du fragst allerdings nach Deutschland, dann doch wieder nach BY und BW.

    Ist der Lehrermangel an den Grundschulen immer noch ein grosses Thema? Gibt es den flächendeckend für ganz Deutschland oder nur in ausgewählten Bundesländern?

    Deutschland ist nicht BY und auch nicht Bayern-Württemberg.

    Die Nachfrage, ob du zu wechseln gedenkst, ist berechtigt, wenn du nach dem Mangel fragst und den Bedingungen, was man in welcher Form wählen kann.

    Man kann wählen, in welchem Bundesland man sich eine Schule sucht.

    Man kann wählen, ob man verbeamtet werden möchte, es gibt auch angestellte Lehrkräfte.

    Man kann unter Bedingungen eine Teilzeitstelle wählen, die am Deputat ausgerichtet ist, denn eine Arbeitszeiterfassung gibt es in D bisher noch nicht in Schulen, Bremen will jetzt etwas beginnen.

    Es gibt Bundesländer, die seit etwa 20 Jahren schulscharf ausschreiben, in einigen BL sind nahezu alle GS-Stellen derart ausgeschrieben.

    Durch den Lehrkräftemangel können seit etwa 10-15 Jahren in einigen BL die Ei zustellenden vorab die Schulen kontaktieren, Gespräche führen, Einstellungsgespräche führen, Wünsche angeben und werden am Ende gefragt, WELCHE Stelle sie annehmen wollen.

    Der Mangel ist dann immer dort größer, wo vielen der Standort weniger attraktiv erscheint, keine größere Stadt oder schlechter Sozialindex (oder vergleichbare Einschätzung, denn den Index führt nicht jedes BL), vielleicht auch hohe Lebenshaltungskosten in der Stadt.

    Dennoch müssen auch an diesen Schulen Lehrkräfte sein. Das jeweilige Land muss also überlegen, wie es dort den Mangel ausgleicht.

    Der Mangel besteht bis mindestens 2035 im Primarbereich, dazu geb es zumindest Zahlen, die die Kultusministerien aufgegriffen haben. Ob der Mangel in 10 Jahren dann ausgeglichen werden kann oder sich die Zahlen doch anders entwickeln, da kann man unterschiedlicher Meinung sein.

    Als angehende Lehrkraft in Deutschland kann man also überlegen, ob eines der Bundesländer in Frage kommt.

    Und ja, man kann auch überlegen, ob man in die Schweiz gehen will oder in den Auslandsschuldienst.

    Bekommen nicht einfach die Schulen den Schwarzen Peter zugeschoben,

    sollen auch das noch regeln und die Verantwortung tragen, wofür jemand anderes bezahlt wird,

    und das Land behauptet, es habe eine auskömmliche Regelung geschaffen und drückt sich weiter vor Arbeitszeiterfassung und Entlastung+Entlohnung?

    Dann benötigt man eben nicht weniger Lehrkräfte, sondern mehr - und zwar auf DAZ spezialisierte.

    Wo steht denn, dass das Lehrkräfte übernehmen sollen?

    Ich hatte ja schon gefragt, wohin denn die Kinder zurückgestellt werden sollen und wer das auffängt.

    Die KiTa sind doch jetzt schon mit den Anmeldungen für den Sommer quasi durch.

    Bei uns gibt es jedes Mal im Mai/Juni, das ist dieses Mal schon kurz vor den Sommerferien, Ärger, wenn doch noch Kinder zurückgestellt werden, weil die Untersuchungen spät waren oder oder.

    Oder hat BY ein ausgeprägtes Vorschul- oder Schulkindergarten-System mit vielen freien Ressourcen?

    Das gab es doch aber auch beides schon.

    In Nds gab es Sprachförderung vor der Einschulung,

    1 1/2 Jahre vorab ein Test,

    je Kind 1 Std., die die Schule bekam, sodass man die Förderung in Kleingruppen organisieren konnte,

    1 Jahr Sprachförderung (mit Schulpflicht und entsprechenden Sanktionen bei unentschuldigtem Fehlen).

    Dann gab es zu wenig Lehrkräfte und die Sprachförderung wurde eingestampft,

    die KiTa sollen das übernehmen (günstiger ist es vermutlich auch - und ein anderer Finanztopf).

    Durch die Rückstellung verzögert man Einschulungen, ähnlich wie bei den verschobenen Einschulungszeiträumen oder flexiblen Einschulungen.

    Dann benötigt man DIESEN Sommer weniger Lehrkräfte ... und hebt die Maßnahme irgendwann doch wieder auf.

    Bei der Zurückstellung der Kinder überlege ich, was es bringt. Was gibt es dann für Förderung im Zurückstellungs-Jahr? Was ist mit Kindern, die auch nach der Zurückstellung ihre Zweitsprache noch immer nicht ausreichend (nach Testergebnis) beherrschen? Einschulung mit 8, 9 oder 10 Jahren?

    BY hat ja ohnehin mehr Stunden in der Tafel, HH auch,

    andere Länder haben in der GS weniger Stunden, NDS will nun aufstocken, es kommen über 4 Jahre 3 Stunden dazu, die in Klasse 1+2 eingetragen sind.

    Ich finde es richtig, dass NDS mehr Stunden setzt.

    Wer 3x 20-min Lesephasen haben möchte oder andere Inhalte, muss auch sagen, woher die Zeit kommen soll.

    Wir haben im Vergleich zu BY je eine Stunde Englisch, Musik, Sport und Religion weniger in Klasse 4 und auch keine flexible Förderung,

    dafür aber eine Stunde AG, die an den Schulen unterschiedlich umgesetzt wird.

    Letztlich ist es doch auch schlimm, dass man sich wieder einmal nach unten nivelliert, Stunden streicht, um dem selbst verbockten Lehrkräftemangel zu begegnen - am Ende stehen schöne Zahlen zur Unterrichtsversorgung in den Medien, obwohl weniger Unterricht erteilt wird und mehr Inhalte erwartet werden.

    Hefte mit sinnverstehenden Übungen zum Lesen von Silben, Wörtern, Sätzen und Texten,

    oft haben sie A5-Größe oder sogar kleiner.

    Es gibt mehrere Anbieter und recht viel Auswahl, so dass man auch gut differenzieren kann.

    Die Hefte von Jandorf kosten 3,30€, die Hefte anderer Anbieter meines Wissens etwas mehr.

    Professionalität bedeutet dann, das Beste aus den Ressourcen zu machen. Dazu muss man negative Erfahrungen reflektieren.

    Ja, das machen Lehrkräfte.

    Und diejenigen, die jeden Tag wieder weit über ihre Grenzen gehen, um im inklusiven Alltag überhaupt Unterricht gewährleisten zu können, sind dann auch so professionell, die Umsetzung schlichtweg schlecht zu finden.

    Das sind auch die, die freiwillig in den Brennpunkt gehen, die viel Idealismus mitbringen, die sich für die Schüler:innen einsetzen, die gerade nicht aus den guten Elternhäusern kommen, sie sich nicht die Schülerschaft aussuchen und sich nicht über was auch immer abgrenzen, sondern genau diese Aufgabe viele Jahre übernehmen und schon lange übernommen haben und die Inklusion noch obenauf bekommen.

    Mit deinem vehementen Fordern der richtigen Einstellung erwischst du auch diese Lehrkräfte. Und sie fühlen sich verhöhnt.

    Meiner Meinung nach muss man viel besser differenzieren zwischen

    a) einer professionellen Haltung im Unterricht, zu der die Umsetzung des Möglichen gehört und die Abgrenzung vom nicht Machbaren. Da ist meine Erfahrung, dass die kritischen Lehrkräfte die Latte sehr hochlegen, die wohlwollenden dagegen auch winzige Maßnahmen gelungen einstufen und allen kollegiale Beratung und bessere Standards sowie bessere institutionelle Hilfen gut tun würden.

    und b) der Bewertung der Inklusion im Diskurs oder im politischen Kontext. Das ist etwas ganz anderes als a) und entsprechend fällt die Äußerung zu Inklusion anders aus.

    Da können Lehrkräfte für Inklusion sein, die Umsetzung und die mangelnden Ressourcen aber schlecht finden. Sie können die Umsetzung unter den gegebenen Umständen ablehnen. Sie können aus Gründen des Arbeitsschutzes gegen die nicht entlasteten Zusatzaufgaben stimmen, selbst wenn sie diese auf sich nehmen (müssen). Sie können sich deutlich äußern, dass die Inklusion erheblich besser ausgestattet sein müsste und nur dann als solche bezeichnet werden kann. Sie können kritisieren, dass es derzeit allein um Einsparungen geht und die Teilhabe gar nicht im Fokus steht, was mit der schlechten Ausstattung belegt werden kann.

    Ja, bestimmt bedingen sich a) und b) auch gegenseitig, dennoch finde ich, dass man die Ablehnung hinterfragen muss und es zu leicht ist, sich darauf zu berufen, dass die Einstellung der Lehrkraft positiv zu sein hat.

    Schön, schön, internationale Studien,

    die darf es dann auch gerne mal zu den Bedingungen des inklusiven Unterrichts geben.

    Man müsste jetzt jede Studie einzeln nachlesen und gucken, wie die Daten erhoben wurden, wie die Bedingungen des Unterrichts in den Schulen sind und insgesamt im System.

    Ähnlich einem Sozialindex für die Schülerschaft bräuchte es zusätzlich einen Personalindex, wie die Versorgung mit Lehrkräften ist - oder zumindest die Versorgung der Schule.

    Dazu kommt, dass in einigen BL die Wahl der FöS besteht und dann ggf. die fitteren Kinder an der Regelschule landen und die schwächeren in der FöS … oder umgekehrt oder entsprechend Sozialindex.

    Um darstellen zu können, ob Kinder in der Inklusion besser beschult sind, müsste man das persönliche Profil in jungen Jahren erstellen, eine Prognose geben und später schauen, ob diese erreicht wurde - oder warum nicht.

    Der Eindruck, man würde nur das halbleere Glas sehen, mag stimmen. Meiner Meinung nach zeugt aber gerade der von Haltung: Es ist die Haltung, dass man für alle SuS an allen Schulen gute Bildung verlangt und entsprechende Ressourcen erwartet.

    Stattdessen sehen viele im Alltag, was fehlt, und sprechen es deutlich an, weil es täglich alle an der Schule beeinträchtigt.

    Denn dann bedeutet das halbe Glas eben auch, dass nur halbe Ressourcen gegeben sind, man dieses aber als „voll eingeschenkt“ vertreten oder verkaufen oder gut darstellen soll.

    Dazu kommt dann der Eindruck oder der Wille, das Glas trotz halber Ressourcen wenigstens zu 3/4 auffüllen zu wollen, damit es nicht einfach nur enttäuschend oder gar schäbig ist. Die einen schaffen das, indem sie immer selbst noch etwas aus dem eigenen Glas nachschenken, die anderen sprudeln den Inhalt zu Schaum, der schön glänzt, wieder andere kommen mit dem halben Glas irgendwie zurecht, sind aber zunehmend unzufrieden, weil man alle vertrösten muss und von vielen Seiten hört, dass man sich eben Inklusion mit vollem Glas vorgestellt hatte.

    Gerne wird die Regelschule mit dem halbvollen Glas mit der Förderschule mit übervollem Glas verglichen, nicht aber umgekehrt.

    Leider ist das Glas für Regelunterricht an manchen Schulen auch nicht gut gefüllt und das der Arbeitszeit reicht auch nie aus, schon gar nicht, wenn man damit noch den Mangel in den anderen Gläsern auffüllt.

    Der Frust kommt also auf, weil die Getränkelieferung für die große Hochzeit leider nur für eine kleine Familienfeier reicht. Man versucht es zu retten, wird hinterher sagen, dass es trotzdem ein sehr schönes Fest war, aber mit dem Getränke-Lieferer bleibt man unzufrieden.

    Bei den Vorzeige-Schulen denke ich oft: Es sollte im Anschluss nicht auf die Haltung verwiesen werden, sondern auf die zusätzlichen Stunden und Ressourcen, die es gebraucht hat. Will Bertelsmann zeigen, wie es mit halbem Glas gelingen kann - und das Land spart sich auch nur maßgerecht einzuschenken, oder will Bertelsmann auf den Markt der Bildung verweisen?

    Von Anfang an hätte Inklusion eine Überversorgung gebraucht, um erst einmal Zeit zur Strukturierung zu haben und die Wege, die man gehen kann, zu finden. Nach über 10 Jahren inklusiven Unterrichts denke ich immer noch, dass Inklusion eine Überversorgung bräuchte, weil Inklusion viel Arbeit ist und weil man immer noch am Suchen ist und weil man nie auf das vorbereitet sein kann, was morgen im Klassenzimmer sein kann, da man alle SuS aus allen Bedarfen in Regelschulen finden kann.

    An deinen Schüler:innen in der Berufsvorbereitung haben sich vor 10 Jahren oder mehr schon die Grundschullehrkräfte die Zähne ausgebissen.

    Nicht in jeder Grundschule sitzen alle eure Schüler:innen, aber irgendwo werden sie ja zur Schule gegangen sein.

    (Werden Schülerakten eigentlich dann noch weitergegeben oder am Ende der allgemeinbildenden Schule archiviert?)

    Wenn also z.B. einzelnen Klassenstufen die Bestellung von Arbeitsheften und Büchern komplett verwehrt wird, weil das Geld für die Digitalisierung anderer Klassenstufen benötigt wird... I

    Wodurch ist denn der Etat festgelegt?

    Bekommt ihr einen Zuschuss für die sozialschwache Lage oder für Inklusion?

    Kann man mit dem Träger für die Digitalisierung etwas aushandeln?

    Sind das Lizenzen, die nur für ein Jahr gelten? Da wittern die Verlage ja das große Geld, die Schulen gucken in die Röhre.

    Wenn es für dieses Jahr schlecht gelaufen ist, würde ich es zur Sprache bringen und auf eine gemeinsame Absprache drängen.

    Über das Forum könnte man überlegen, wie der Mangel aufgefangen werden könnte. Gibt es ein bestimmtes AH nicht, müssen andere Materialien auf den Tisch.

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