Kürzlich ein Anruf in der Schule "Eine Frau aus dem Schulbezirk war am Telefon. Herr Frosch, möchten sie nicht mal zu einer Infoveranstaltung kommen. Es gibt ja immer zwei Ansichten. Und es gibt Personen, die die Maßnahmen derzeit nicht so gut fi...".
Herr Frosch: "1. bekomme ich diese Infos im Internet oft genug mit. 2. interessiert mich der Unsinn nicht. Und 3. - wenn Sie meine Schüler mit dem Unsinn belästigen, bekommen Sie ein Problem mit mir. Damit ist dieses Gespräch für mich beendet." *aufleg*
zu "es gibt immer zwei Ansichten"
Ich glaube, dass ist heute das Hauptproblem. Der Unterschied zwischen Ansichten und Fakten ist nicht mehr allen klar. Zu viele Leute haben zu oft Lügen alternative Fakten genannt. Am bekanntesten sind sicher Trump und Johnson. Aber auch in Deutschland heißt es immer wieder, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Nein, wenn der eine 2+2=4 sagt und der andere 6, dann ist die Wahrheit nicht 5.
Mir fällt dieser Unterschied schon lange zwischen Mathematikern, Natuwissenschaftlern und "anderen" auf. Letztere denken anders. Es gibt mehrere Sichtweisen, man diskutiert, es gibt nicht die eine Wahrheit (und wer das behauptet, ist gleich unten durch). Das stimmt bei vielen Themen ja, aber eben nicht bei allen. Manchmal werden Grenzen auch bewusst durch wiederholte Tabubrüche verschoben, ich denke da u. a. an eine bestimmte Partei (und die "Mitte wandert").
Auch bei Corona fällt es mir extrem auf. Der eine sagt, die Maske schützt (und inzwischen gibt es einige Studien), der andere sagt, sie schützt nicht, Viren sind zu klein, gehen durch die Maske und die (viel kleineren) Luftmoleküle gehen nicht durch und erschweren das Atmen (und überhaupt, Deutsche zeigen ihr Gesicht offen). Viele merken nicht den Unterschied zwischen Studien und widersprechenden Behauptungen (und die Wahrheit liegt sowieso immer dazwischen).
Was kann man machen? Ich spreche dies seit Jahren bei den unterschiedlichsten Themen in der Schule immer wieder an, aber darüber hinaus? Eliten werden inzwischen von zu vielen negativ gesehen. Wissenschaftler wie Drosten, die ernsthaft versuchen, Wissenschaft einfach zu erklären, werden angegriffen. Man will diskutieren und verwechselt Fakten mit Ansichten. Man stellt Meinungen von Experten Meinungen von Laien gleichberechtigt gegenüber.
(Ich denke dazu beigetragen haben auch Talkshows. Es werden 2 Menschen mit sehr unterschiedlichen Meinungen eingeladen, auch wenn 98 % der Experten die eine Meinung vertreten und 2 % die andere. Es wäre ehrlicher, wenn 49 von der einen Seite und einer von der anderen spräche, aber dann wäre es keine Talk"show".)