Beiträge von privat

    Wer lesen kann, versteht, dass es nicht um die (wenigen) echten Betroffenen ging, sondern um die (Vielzahl), die aus Bequemlichkeit pauschal (falsch) diagnostaziert werden, um sie dann mit Ritalin ruhigzustellen.

    Falsch. Ritalin stellt nicht ruhig sondern ist ein Aufputschmittel bei nicht ADHS'lern. Ansonsten reine Hypothesen und Pauschalurteile!

    Zurück zum Thema. ;) Ich denke mittlerweile das nicht die Medikamente die Persönlichkeit verändern sondern das ADHS. Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, das sich ADHS eben nicht "herauswächst", sondern bis ins hohe Erwachsenenalter bestehen bleiben kann. Die Symptome verlagern sich, treten nicht so offen hervor. Die motorische Unruhe geht zurück, die innere Angespanntheit und Unruhe verstärkt sich dagegen sogar.
    Viele ADHS-Betroffene "therapieren" sich zudem mit Alkohol und Drogen selbst um z.B. wenigstens Abends runterzubeamen. Ich war bis zum meinem 40ten selbst starker Raucher. Wie bereits erwähnt kann unbehandeltes ADHS zu schweren Depressionen und anderen Krankheitsbildern, zu verminderter Impulskontrolle und Kurzschlußreaktionen im u.a. Autoverkehr führen. MPH verhindert und bessert das, ist aber sicher kein Allheilmittel und ersetzt auch keine kognitive Verhaltenstherapie. Es verhindert die Symptome nur während der Wirkungsdauer um später verstärkt wieder zurück zu kommen. Ein Gewöhnung tritt anscheinend nicht ein und ich kann bestätigen das es ohne Probleme jederzeit abgesetzt werden kann. Das würde ich aber nur kurzfristig und in ärztlicher Absprache machen.
    MPH ermöglicht vielen erst die Teilnahme an Aktivitäten, welche sie vorher in dieser Form noch nicht kannten. "Ferngesteuerte lethargische Zombies", wie man manchmal liest, ist für mich jedenfalls ein reiner Mythos und in keiner Weise irgendwie reproduzier- und erfahrbar. MPH beamt nicht nur runter sondern führt zudem zu erhöhter Kozentration und Wachheit, u.a. im Straßenverkehr. Mich hat es schon vor einigen Unfällen und Impulsreaktioen bewahrt.
    Natürlich kann es ein längerer Weg werden bis die richtige Dosierung und das richtige Medikament gefunden wird. Im Übrigen sollte jeder Konsument vierteljährlich auf seine Blutwerte überprüft werden. Wer MPH allerdings als Droge zur Leistungssteigerung und Schlafverminderung einsetzt, wird früher oder später noch ganz andere Probleme bekommen.


    Wer sich intensiver, mit der Materie beschäftigen will empfehle ich folgende Lektüre:
    AD(H)S - Hilfe zur Selbsthilfe von Helga Simchen, u.a mit einem großen Kapitel über "Die Wirkungsweise von Medikamenten und was man darüber wissen sollte". Sehr interessant auch zum besseren Verständnis ist auch der Artikel "Auf der Suche nach einer Erklärung für das eigene Anderssein" (S. 125) Hier zeigt eindrücklich wie ein Mensch mit ADHS tickt. Wahrscheinlich ist es wie bei einer Aneroxie, Für Nichtbetroffene ist es auch irgendwie unverständlich und nicht erklärbar. Aber das ist ein anderes Thema!

    Die Aussage ist sachlich falsch und ich bin gespannt, ob du sie belegen kannst. Zum einen wirkt Ritalin nicht bei allen Personen mit ADHS (und jetzt kommt nicht mit "dann haben sie halt keins") und zum anderen wirkt es auch bei nicht-ADHSlern auf exakt dieselbe Weise, die nur eben keine Normalisierung bewirkt, sondern eine erhöhte Konzentration/Aufmerksamkeit und ein ausbleibendes Schlafbedürfnis. Und bevor du jetzt wieder mit "wieviel „Experten“ sich anscheinend mit der Diagnose und Therapie von ADHS auskennen und kluge Ratschläge geben können" kommst und meinst, dass "Betroffener" besser zieht: Reicht ein Doktor in Psychologie als Qualifikation um sich äußern zu dürfen? Oder fast 20 Jahre Arbeit mit AD(H)S Kindern im Kinderheim und in Jungenklassen (mit und ohne Medikation). Allein deine Aussage, dass ein Psychopharmakum nicht die Persönlichkeit verändern würde, ist so grenzwertig, dass sie einfach nur eine Packungsbeilage verdient. 8|
    P.S.: Seit wann gibt es Medikamente gegen Autismus? Man kann (ggf. vorhandenes) aggressives Verhalten mit Medikamenten dämpfen, aber mehr wäre mir da nicht bekannt...

    Medikamente gegen Autismus? Hab ich nie behauptet. Es gibt aber Autisten mit ADHS! Zum Thema MPH. Ja, ich kann das beurteilen. Ich nehme es selbst! Deshalb "Betroffener"-ich kenne die Wirkung, mittlerweile ohne Nebenwirkungen, aber mit leichtem Rebound, seit ca. drei Jahren Und es gibt nicht nur Ritalin, sonden zig andere Medis. Und es stimmt. MPH wirkt unterschiedlich. Ich hab z.B. ein ganz normales, eher erhöhtes Schlafbedürfnis. Die Aussage, das MPH (!) NIcht die Persönlichkeit verändert stammt von einer ADHS-Fachärztin der Uni-Klinik Freiburg! Und wenn es nach den Packungsbeilagen geht darf man nicht mal Aspirin nehmen!

    Es liegt wie immer am Geld. Wir haben nie Doppelbesetzung und die Lernbegleitung hätte definitiv viel mehr da sein müssen. Es kann nicht sein, dass Lehrerinnen in der Pause oder nach Schulschluss weinend da sitzen, weil sie nicht mehr können.


    Die Eltern habe ich auch bewundert/bedauert, auch in einem anderen mir bekannten Fall. Ich frage mich, welche Unterstützung es überhaupt für die Familien zu Hause gibt und ob man nicht deshalb auch zu den Medikamenten greift.

    Nicht nur. Geld ist eigentlich (noch) immer gut genug da. Es wird nur falsch verteilt, in die ausufernde Bürokratie gesteckt und für gescheiterte Prestigeobjeekte (Software Ella in BW) verbrannt. Zudem gibt es immer weniger Leute die sich den Streß antun. Findet man welche werden sie, wenn überhaupt, befristet verspätet eingestellt und vor den Ferien wieder entlassen. Toll! :(

    Ich kenn die Problematik und die Rahmenbedingungen. Hab ich. Sogar schon sehr oft. Obwohl...eher frühkindlicher Autismus. Die Asperger-Autisten sind in der Regel nicht am SBBZ. Die Verhaltensauffälligkeiten dennoch gleich extrem. Ob allerdings da Medikamente alleine helfen? Und welche? Und trotz Überschneidungen von ADHS und Autismus ist das nochmal eine ganz andere Baustelle! Da läuft viel über die Beziehungsebene. Aber in inklusiven Settings?


    Ich weiß nicht, wie es mit Medikamenten in dem Fall gewesen wäre, ich weiß nur, wie es ohne war - nämlich furchtbar - und dass die Lernbegleitung eigentlich den ganzen Vormittag hätte da sein müssen.

    Ja...verständlich. An die Mitschüler darf man gar nicht denken. Solche Situationen kann man nur durch Doppelbesetzungen (Science Fiction) bewältigen. Wunschdenken, selbst bei uns mit Klassenstärken von max. 7-8 Schülern. Inklusion gut und schön. Aber unter diesen aktuellen Rahmenbedingungen?

    Hast du jemals einen aggressiven Asperger-Autisten beschult, der ohne Grund auf seine Mitschüler losgeht und mal kurz draufhaut? Der beim Gang zur Toilette die Tische leerfegt? Den du nicht ohne Einzelbegleitung in die Pause lassen kannst, den der Busfahrer nicht mehr mitnimmt, weil er während der Busfahrt nicht dazwischen gehen kann?
    Ich schon. Lernbegleitung gab es täglich für 2 Schulstunden und in der Pause. Mehr nicht. Keine Medikamente. Eltern, die alles kleingeredet haben. In jedem Schuljahr musste eine neue Kollegin die Klasse übernehmen, länger als 1 Jahr hat es keine geschafft. Möchtest du mal mit den Eltern der anderen Kinder reden wie die diesen Knaben erlebt haben und mit welchen Angstgefühlen ihre Kinder zur Schule gingen?


    Heute frage ich mich, warum wir das eigentlich mitgemacht haben.

    Ich kenn die Problematik und die Rahmenbedingungen. Hab ich. Sogar schon sehr oft. Obwohl...eher frühkindlicher Autismus. Die Asperger-Autisten sind in der Regel nicht am SBBZ. Die Verhaltensauffälligkeiten dennoch gleich extrem. Ob allerdings da Medikamente alleine helfen? Und welche? Und trotz Überschneidungen von ADHS und Autismus ist das nochmal eine ganz andere Baustelle! Da läuft viel über die Beziehungsebene. Aber in inklusiven Settings?

    Kleine Anekdote: Ich unterrichte seit über 10 Jahren und noch keiner meiner Schüler hat Ritalin genommen, ADHS Fälle gab es aber durchaus mehrere (diagnostizierte).
    Also dass es inflationär verschrieben wird, kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Mag sein, dass später dann, wenn einige Alternativtherapien erfolglos waren, doch noch dazu gegriffen wird. In der Grundschule (meiner Grundschule) nicht.

    Vielleicht war es ja gar kein ADHS? Aber es hat ja keiner Ritalin oder Medikenet genommen....(sic). Ich unterrichte seit über 20 Jahren und für jeden, eindeutig diagnostizierten, war es, trotz aller Nebenwirkungen, ein wahrer Segen. Die Probleme des ADHS haben die Nebenwirkungen und herbeiphantasierten angeblichen Persönlichkeitsveränderungen bei weitem übertroffen!

    Es ist schon erstaunlich wieviel „Experten“ sich anscheinend mit der Diagnose und Therapie von ADHS auskennen und kluge Ratschläge geben können. Ich denke aber das hier kaum jemand beurteilen kann wie sich ADHS „anfühlt“, wie man darunter leidet und welche Wirkung (und Nebenwirkungen) Methylphenidat aufdie Betroffenen hat. Vielleicht deshalb mal eine Aussage von einem erwachsenen „Betroffenen“ mit der Diagnose ADHS
    In meinen jungen Jahren und später (besonders in der Pubertät) hatte ich immer mit Konzentrationsproblemen (aber auch starker Hyperfokussierung), Desinteresse an Schule, Lernproblemen und massiver Impulskontrolle zu kämpfen. Dies äußerte sich an schlechten Schulabschlüssen, einer „interessanten“ Berufsbiographie und „endete“ schlussendlich in einem Beruf, den ich früher am meisten gehasst habe. Über den zweiten Bildungsweg habe ich erfolgreich zwei Lehrerausbildungen gemacht und arbeite nun an einem SBBZ.
    Vor Jahren wurde, selbst noch von Ärzten erzählt, das sich das „Zappelphilippsyndrom“ oder auch bekannt als ADHS mit den Jahren herauswächst. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich selbst davon betroffen bin, der Weg zur Diagnose ist eine ausführlichere Geschichte. Lange Rede, kurzer Sinn aus meiner eigenen Erfahrung.
    Medikenet und Ritalin verändert NICHT die Persönlichkeit! Das ADHS verändert die Persönlichkeit. Medikenet funktioniert nur bei der eindeutigen Diagnose ADHS, sonst wirkt es kontraproduktiv in Form eines Aufputschmittels. Das Medikament kann überhaupt nicht die Persönlichkeit verändern (die bleibt), soll es auch nicht. Es führt u.a. dazu zuzuhören, sich konzentrieren zu können und das ewige Gedankenkreisen in den Griff zu bekommen. Mit Medikenet konnte ich das erste Mal im Leben meditieren/ruhig werden.
    Zu den Nebenwirkungen: Verstärktes Durstgefühl, Appetitlosigkeit in der Anfangszeit. Normalisiert sich mit der Zeit. Wichtig ist eine gewisse Einstellungszeit. Hier muss genauestens dosiert werden.
    Der Reboundeffekt kann sehr heftig werden. Auch hier sollte genau dosiert werden und auf event. Unterzuckerung geachtet werden.
    Fazit: Für mich als Betroffener war die Diagnose und die Einstellung mit Methylphenidat ein wahrer Segen und die Erlösung von einem langen Leidensweg. Nicht vergessen darf man, das unbehandeltes ADHS nicht selten zu Depressionen führen kann! Auf Probleme innerhalb des Berufslebens, Partnerschaften, Kollegen, etc. möchte ich erst gar nicht eingehen.

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