Ich kann dir nur von mir berichten, dass ich mich damals sehr stark - im Nachhinein sogar zu stark - an den Prognosen orientiert habe.
Als ich in den 90ern in RP mit meinem Studium anfing, wollte ich eigentlich Französisch und Englisch auf Lehramt Gymnasium studieren. Französisch war mein absolutes Lieblingsfach und ich wollte das eigentlich unbedingt machen.
Dann waren die Prognosen für die Fächern und dieses Lehramt mehr als schlecht: Einstellungschancen damit angeblich so gut wie nicht vorhanden.
Die Chancen an der Realschule wurden als deutlich besser dargestellt. Aber auch dort wurde davor gewarnt, Franzöisisch zu studieren, da das in RP an der Realschule nur ein Wahlpflichtfach ist und man nur wenige Französischlehrer pro Schule braucht.
Also studierte ich erst mal Englisch und Deutsch auf Lehramt Realschule - das waren schon Fächer, die mich interessierten und das Lehramt war für mich auch okay, aber mein Herz hing eigentlich viel eher an Frankreich und der französischen Sprache - und machte ab dem zweiten Semester dann noch Französisch als Drittfach dazu. Tja, drei Sprachen plus Latinum (das ich noch machen musste, weil ich in der Schule nur 3 Jahre Latein hatte), waren dann ein bisschen viel und so machte ich in Französisch in jedem Semester nur ein paar Scheine. In jedem Schulpraktium wurde mir gesagt, dass ich mit Französisch eh keine Chancen hätte, weil das Fach nicht gebraucht würde und es genug Lehrer dafür gäbe. Aber selbst wenn ich das Glück hätte, an eine Schule zu geraten, die Französischlehrer bräuchte, dann würde ich es eh fachfremd unterrichten müssen und bräuchte dafür kein vollständiges Studium.
Mit Anfang 20 habe ich das einfach geglaubt und Französisch dann irgendwann nicht mehr weiter gemacht.
So, inzwischen sieht die Situation ganz anders aus: Mit Französisch und Englisch hätte man in RP nun doch sowohl am Gymnasium als auch an der Realschule super Chancen. Hier in NRW, wo ich nun aus privaten Gründen gelandet bin, hätte ich mir damit auch die Schulen aussuchen können.
Im Nachhinein war es in meiner Situation Quatsch, so hundertprozentig auf die Prognosen zu setzen.
Man sollte sie schon zur Kenntnis nehmen und nicht total am Bedarf vorbeistudieren, aber sich nicht ausschließlich darauf verlassen.
Ich glaube schon, dass es ein paar Dinge gibt, die man so grundsätzlich sagen kann (z.B. dass die Stellenchancen im Grundschulbereich alles andere als rosig sind und dass man im Sek-Bereich mit Naturwissenschaften eher gute Chancen hat), aber einige Details sind auch von so vielen Faktoren abhängig (jeweilige regierende Partei und Änderungen im Schulsystem, Änderung der Stundenzahlen der einzelnen Fächer, Zahl der Lehrer, die langfristig erkranken, in Elternzeit gehen oder aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig in Ruhestand gehen...), dass man solche Prognosen nicht zu eng sehen sollte.