Beiträge von Websheriff

    Die Reaktion war nach Stundenende unter Ausschluss der Klassenöffentlichkeit etwa so: "Rhetorisch hervorragend, charakterlich spricht hier ne Sau. Eigentlich möchte ich die Arbeit mit 6 bewerten, was aber zu gut wäre; geb dir jetzt gar keine Note."

    Das in Kombination mit einer Bitte seinerseits ein paar Monate später hat mich beruflich auf seine Spur gebracht: "Ich brauch mal nen Rat von dir. Du weißt, ich bin Atheist; aber mein Sohn will sich vom Reli-Unterricht abmelden, was ich für falsch halte. Wie soll ich damit umgehen? Ich frage DICH das, weil ich weiß, dass du mir helfen kannst." - Leute, ich war gerade 16 und erst seit Kurzem geläutert! Damit fing ein neues Leben an.

    Für mich waren die ersten Jahrzehnte der Lebensgeschichten meiner Eltern prägend:

    Mein Vater war Hitlerjunge und forderte sich als SEHR junger Mann noch zu Kriegsende in den Kriegsdienst ein. Gebrochen haben dieses unerschütterliche Vertrauen darin, Teil des "arischen Lichtvolkes" zu sein, der Tod seines besten Freundes im Kriegseinsatz neben ihm und seine Erfahrungen in Kriegsgefangenschaft. Schon vor seiner Rückkehr muss er sich "vom Saulus zum Paulus gewandelt" haben. Jedenfalls engagierte er sich seitdem für mich beispielhaft im Neuaufbau der Gesellschaft: absolut überparteilich, gerecht und freundschaftlich-offen unseren Nachbarn im Westen gegenüber.

    (Wer einen vielleicht vergleichbaren Wandel nachvollziehen möchte, dem empfehle ich eine kurze Recherche zu "Hans Schwerte".)
    Ambivalent hingegen wirkte auf mich sein doch andererseits noch weitgehend deutsch-nationales Gedankengut in der Kindererziehung, was er noch lange nicht gänzlich ablegen konnte.

    Meine Mutter konnte kriegsbedingt keinen Schulabschluss machen, war dann in den folgenden Jahrzehnten mit der Arbeit an mir und meinen Geschwistern voll ausgefüllt, was sich noch heute z. B. darin zeigt, dass sie die Populärkultur der 50er, 60er und 70er Jahre gar nicht auf dem Schirm hat. So sehr war sie Hausmütterchen und Glucke, und sie blieb es leider zeitlebens, wobei aber keineswegs ihre Lebensleistung an ihrer Familie kleingeredet sein soll; im Gegenteil: ihre demütig-liebevolle Art wirkt über sie hinaus.

    Sich aus den doch auch beengenden Abhängigkeiten der Eltern zu lösen wäre mir ohne die politische wie kulturelle Avantgarde der 60er und 70er Jahre nicht möglich gewesen.

    Aus all diesen Erfahrungen ist aus mir jemand geworden (Selfie!), der sich zwar als Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland versteht, von seinem gesellschaftlichen Verständnis her aber zumindest als Europäer; nimmermehr als Angehöriger eines "deutschen Volkes". (Der Volksbegriff ist mir heute zuwider.)

    Lehrer wurde ich wegen anderer Vorbilder.

    Aufgabe der Eltern, den Zugang zu ermöglichen

    Oben wird wiederholt davon ausgegangen, dass es finanzielle Gründe sind, die Eltern davon abhalten. Internetzugang zu ermöglichen.

    Nun gibt's aber sicher nicht wenige, die das auch heutzutage auch immer noch als Hexenwerk verstehen, als potentielles Einfallstor für Kindswohlgefährdungen oder als justiziables Risiko bei Fehlbehandlung. Sowas sollte nicht übersehen werden.

    Zitat

    NRW hat einen Plan für den Schulbeginn im neuen Jahr

    Wenn wir mal nicht ins Detail gehen, sieht das doch zumindest schon mal ganz anders aus als in den letzten Monaten. Es erscheint mir sogar so, als habe schon ein ganz anderer hier das Heft in die Hand genommen. Ist zumindest ein neuer Stil.

    Vielleicht ist es aber ach schon soweit, dass Laschet erkennt, dass die Gebauersche Art seinen persönlichen Betsrebungen mittlerweile zunehmen abträglich wird und das er desshalb die Übergabe des Staffelholzes vorbereitet.

    Bin gespannt, wie's weitergeht ...

    das finde ich beeindruckend, dass du dich diesem Thema schon zu einer Zeit gewidmet hast, als sich kaum jemand dafür interessiert hat.

    Ich finde es beindruckend, wie nachvollziehbar, vernünftig und emotional packend Kris24 oben seine Familengeschichte im Weltzusammenhang sieht und darstellt. Ja, die großen Themen Bevölkerungsentwicklung, Welternährung, Umweltzerstörung und die Folgen waren durchaus - neben der wachsenden atomaren Bedrohung - schon Themen der 60er. Daraus haben sich die Studenten-, die Friedens- und die Ökobewegung entwickelt. Dank hier besonders den Grünen (die ich selber jedoch nicht immer und auf allen Ebenen wähle)!

    Als wäre es gestern gewesen, ist mir noch die Reaktion meines damaligen Klassen-, Deutsch-, Geschichts- und SoWi-Lehrers in Personalunion in Erinnerung auf einen Erörterungsaufsatz als Klassenarbeit in der 9 zu einer Zusammenschau dieser Thematiken: Ich schrieb damals, da war ich 15/16, dass ich, deutsch-national erzogen, die Lösung der Bevölkerungsentwicklung darin sähe, "alle Neger in einen Kral zu sperren und ne Atombombe drauf zu werfen". Die Reaktion meines Klassenlehrers war phänomenal und hat damals mich und mein Leben verändert.

    Dank auch an Kris für seinen Anstoß oben!

    1-2 Jahre verzichten

    Von Verzicht ist in unserer Großfamilie gar nicht die Rede, wir handlen das jetzt nur anders als vorher (z.B. haben wir uns Hühner zugelegt, super für uns, superer für die Enkel). Also bisher erscheint uns das mit der Corona - bis auf die medizinischen, wirtschaftlichen, politischen und didaktischen Aspekte (hab ich was vergessen?) - eher als Aufgabe zur Lebensumstellung. Also nicht "Glas halb leer".

    Dabei darf das nicht falsch verstanden werden: Es geht hier nicht um Beamtenhaushalte, also solcher steh ich da einsam auf familiärer Strecke; meine Kinder sind weitgehend selbständig, nur einer im medizinischen Dienst.

    Die gut recherchierten Beiträge, die er jetzt in jeder Sendung bringt, wären es wert, zur Primetime wiederholt zu werden.

    Seh ich ja im Grunde auch so; nur das Ding mit der Oma fand ich flach.

    Richtig böse ist auch das:

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