Meine Eltern haben den Krieg als Kinder miterlebt - wie beeinflusst das mein heutiges Denken und Urteilen?

  • Zitat von samu

    Wir können dazu aber gerne einen anderen Thread aufmachen.

    Zitat von Kris24

    Ich bin sicher von Kriegskinderproblematik betroffen und habe es vor ein paar Jahren, als mir das klar wurde, bewusst aufgearbeitet.

    Ich weiß nicht, wie's euch geht - aber ich finde dieses Thema wirklich mega spannend, da auch meine Eltern gerade einmal 11 waren, als der Krieg zu Ende war.

    Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, was ihr von euren Eltern mitgenommen habt, ob nun bewusst oder vielleicht auch unbewusst?

    • Offizieller Beitrag

    Meine Mutter hat als kleines Kind "Krieg" erlebt, es hat aber die ganze Kindheit und Jugend, sowie das gesamte Familienleben derartig geprägt und verändert (Fluchterfahrung bzw. jahrelanges Nomadensein, um irgendwo einen Ort zu finden und "anzukommen" (hat super geklappt, alle Geschwister sind übers Land verteilt, mehr oder weniger alle zurück an einen bestimmten Ort der Kindheit/Jugend, der für ihn / sie von Bedeutung war).
    Was ich daraus genommen habe, ist schwierig. Grundsätzlich nimmt man ja eh sehr viel unbewusst. Bei vielen Themen komme ich mit einigen Kolleg*innen, die 10-20 Jahren älter sind (wo die Eltern also den deutschen Krieg erlebt haben), klarer. Zum Beispiel: Essen als ganz großes Thema (Reste, wegschmeißen, aufessen, teilen, wer nimmt zuerst und so weiter).
    Ganz prägend in meiner Erziehung und auf diese Erfahrungen in der Kindheit meiner Mutter zurückzuführen ist definitiv mein Umgang mit Geld und Essen. Aufarbeitung ist da wichtig, ich hätte diese Traumata nicht weitergeben wollen, wie meine Mutter uns.

  • Meine Eltern waren am Ende des Krieges Jugendliche. Als Kind wurde ich bei Verwandtentreffen oft mit dem Krieg konfrontiert, weil hier durch Erzählungen "aus der schlechten Zeit" aufgearbeitet wurde. Und da waren schon harte Sachen dabei, vor allem wurde von den ständigen Luftangriffen geredet, von Angst und Tod. Ich selbst wollte davon auch hören, da ich als Kind noch einige Kriegshinterlassenschaften gesehen habe - z.B. Bombenlöcher, zerbombte Häuser.

    Anscheinend habe ich als Kind da ein bisschen ein Trauma mitbekommen - ich hatte panische Angst vor einem erneuten Krieg und träumte öfter davon, vor allem von Feuerbränden. Außerdem erinnerten mich die wöchentlichen Probealarme (gab's damals noch im kalten Krieg) an einen möglichen Krieg. Wenn im Radio von einem Krieg in der Welt geredet wurde, fragte ich meine Eltern panisch, ob dieser Krieg zu uns käme?!


    Als ich als älteres Kind und durch den Geschichtsunterricht am Gymnasium das alles besser verstand, hat sich das gelegt. Geblieben ist mir in dieser Beziehung nichts. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich irgendwelche irrationalen Ängste hätte. Deswegen kann ich ohne Belastungsgefühl davon schreiben.

  • Als etwa Zwanzigjährige haben meine Eltern das Kriegsende miterlebt. Sie haben im Krieg also noch ganz andere Erfahrungen gemacht, und die schlimmsten davon haben sie uns 4 Geschwistern erst ganz spät erzählt. Ich kann das bestätigen, was chilipaprika oben erzählt, das entbehrungsreiche, sparsame Leben nach dem Krieg hat uns eher geprägt. Positiv. Jetzt, wo mein Vater langsam auf die 100 zugeht, kommen noch viele Einzelheiten zu Tage, die für mich neu sind.

  • Das Essen und nichts Wegwerfen war auch bei meiner Mutter ein großes Thema. Die Predigt meiner Mutter war: "In der schlechten Zeit hatten wir auch nichts."

    Zudem wurde alles aufbewahrt, was man noch irgendwie hätte brauchen können, denn in Kriegszeiten bekommt man so etwas nicht mehr. Das hat sich bei mir ein Stück weit eingepägt.


    Das Essen nicht wegwerfen ist zwar bei mir nicht so extrem, aber noch da. Außerdem bewahre ich auch Dinge länger als nötig auf, man könnte sie ja noch brauchen.


    Und ich stimme pepe zu. Der "Luxus", der mich umgibt, ist für mich nicht unbedingt selbstverständlich und ich kann ihn vielleicht auch deswegen schätzen, weil meine Eltern in meiner Kindheit auf vieles (oft auch zwangsläufig) verzichteten und sparten.

  • Als mein Vater erzählte, wie ein geistig behindertes Nachbarskind, ein Spielkamerad, "zur Erholung" weggeschickt wurde und nie mehr wiederkam, da war er ganz nah, der Geschichtsunterricht. Meine Mutter, Ende des Krieges geboren, erzählte von Luftangriffen und Verdunkeln von Fenstern..., vom Ausharren in eiskalten Kellern und Luftschutzbunkern. Meine Oma erzählte von einquartierten Franzosen und netten Gesten dieser eigentlich "ungeliebten Gäste" , vom Hamstern und Tauschen und ich hörte, dass es meiner Familie wegen des Bauernhofes versorgungstechnisch vergleichsweise gut ging. Mein Grundschullehrer war 10 Jahre in russischer Gefangenschaft, seine Finger waren z.T. unbeweglich, weil erfroren, aber er spielte trotzdem gerne auf seiner Geige.


    Wie mich das beeinflusst? Was überwiegt sind die Erzählungen von Zusammenhalt und Liebe von Familie, Nachbarn, Freunden. Angst und Schrecken habe ich bei den Erzählungen nie so gespürt, eher Bewunderung.


    In der Familie sind öfter Kleinkinder, Kinder, Mütter im Kindbett verstorben. Zu Hause. Der Tod war gar nicht so weit weg. Ich könnte jetzt einige Familienmitglieder aufzählen und das waren sicherlich auch sehr schmerzhafte Erfahrungen. Ein Beispiel: Meine Uroma verstarb bei der Geburt ihres letztes Kindes am Kindbettfieber mit Ende 30. Zurück blieb mein Uropa mit 12 Kindern. 1 Mädchen, 10 Jungs, 1 Mädchen. Mein Opa hatte einen Zwillingsbruder, der starb mit 8 Jahren an einer Mittelohrentzündung. Es gab kein Penicillin. usw.,usw. Viele Geschichten vom Tod geliebter Menschen, die bei der heutigen medizinischen Versorgung nicht sterben würden.

    In meiner Familie wurde dann viel gebetet. Das hat wohl geholfen. Heute stirbt man nicht mehr so schnell. Der Tod kommt oft erst im hohen Alter. Jetzt kommt so eine Krankheit und wir sind natürlich völlig aus dem Ruder.

    • Offizieller Beitrag

    Interessanterweise sind es Sachen, die ich zuerst für "normal" hielt. mit dem Essen spielen wäre ja auch nicht okay gewesen, in der Spielkantine. Und dass unglaublich viel weggewrfen werden musste, fand ich als Kantinenkind auch seltsam (ich glaube, außer die Tintenfischringe und der Grapefruit habe ich nie etwas in meinem Teller übergelassen. Dass meine Großeltern ähnlich handelten und dachten, ist ja logisch (die eine Seite hat ja dasselbe erlebt, also quasi zwei große Kriege in 15-20 Jahren, die andere Seite hat ja natürlich auch den zweiten Weltkrieg erlebt, für mich waren Großeltern also immer Menschen, die sowas sagen wie "ach, Kinder, habt ihr ein Glück, als ich klein war, habe ich mich über die Orange zu Weihnachten gefreut".
    Erst als ich wirkliche Freundschaften im jungen Erwachsenenalter geschlossen habe, habe ich verstanden, dass ich einen Knacks habe. Dass es okay ist, den ganzen Käse wegzuschmeißen, wenn er zur Hälfte schimmelt. Aber noch heute greift mein Mann durch, wenn ich ein paar Sachen aufschneide. Das sind wirklich sehr tiefe Punkte.
    Gewalt spielt da auch eine Rolle, Bomben und co waren nicht im Spiel, das ist wenigstens etwas, was mir erspart blieb und ich nicht aufarbeiten musste...

  • Für mich waren die ersten Jahrzehnte der Lebensgeschichten meiner Eltern prägend:


    Mein Vater war Hitlerjunge und forderte sich als SEHR junger Mann noch zu Kriegsende in den Kriegsdienst ein. Gebrochen haben dieses unerschütterliche Vertrauen darin, Teil des "arischen Lichtvolkes" zu sein, der Tod seines besten Freundes im Kriegseinsatz neben ihm und seine Erfahrungen in Kriegsgefangenschaft. Schon vor seiner Rückkehr muss er sich "vom Saulus zum Paulus gewandelt" haben. Jedenfalls engagierte er sich seitdem für mich beispielhaft im Neuaufbau der Gesellschaft: absolut überparteilich, gerecht und freundschaftlich-offen unseren Nachbarn im Westen gegenüber.

    (Wer einen vielleicht vergleichbaren Wandel nachvollziehen möchte, dem empfehle ich eine kurze Recherche zu "Hans Schwerte".)
    Ambivalent hingegen wirkte auf mich sein doch andererseits noch weitgehend deutsch-nationales Gedankengut in der Kindererziehung, was er noch lange nicht gänzlich ablegen konnte.

    Meine Mutter konnte kriegsbedingt keinen Schulabschluss machen, war dann in den folgenden Jahrzehnten mit der Arbeit an mir und meinen Geschwistern voll ausgefüllt, was sich noch heute z. B. darin zeigt, dass sie die Populärkultur der 50er, 60er und 70er Jahre gar nicht auf dem Schirm hat. So sehr war sie Hausmütterchen und Glucke, und sie blieb es leider zeitlebens, wobei aber keineswegs ihre Lebensleistung an ihrer Familie kleingeredet sein soll; im Gegenteil: ihre demütig-liebevolle Art wirkt über sie hinaus.


    Sich aus den doch auch beengenden Abhängigkeiten der Eltern zu lösen wäre mir ohne die politische wie kulturelle Avantgarde der 60er und 70er Jahre nicht möglich gewesen.


    Aus all diesen Erfahrungen ist aus mir jemand geworden (Selfie!), der sich zwar als Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland versteht, von seinem gesellschaftlichen Verständnis her aber zumindest als Europäer; nimmermehr als Angehöriger eines "deutschen Volkes". (Der Volksbegriff ist mir heute zuwider.)

    Lehrer wurde ich wegen anderer Vorbilder.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Mein Vater hatte auch noch so ein leicht deutsch-nationales Gedankengut in der Kindererziehung, weshalb ich als Jugendliche oft mit ihm aneinander geriet. Ich war auch sehr beeinflusst durch meine Lehrer im Gymnasium, die der 68er Bewegung entsprangen. Mein Vater war zumindest offen, sich mit mir auseinanderzusetzen und er war später auch nicht mehr so starr in seinem Denken, wozu natürlich auch das Fernsehen und solche Filme wie Holocaust dazu beitrugen.

  • Sich aus den doch auch beengenden Abhängigkeiten der Eltern zu lösen wäre mir ohne die politische wie kulturelle Avantgarde der 60er und 70er Jahre nicht möglich gewesen.

    Ich glaube, das ging uns allen so, die in der "weiteren" Nachkriegszeit geboren sind und deren Eltern von den Erlebnissen und Entbehrungen des Krieges geprägt waren.


    Unsere Eltern wollten uns Sicherheit geben, weil sie keine erfahren hatten und sehr angstbesetzt aufgewachsen sind. Zuerst war es Hitlerdeutschland, dann der Krieg. Meine Großeltern beiderseits wollten mit Hitler, Nazi und Co nichts zu tun haben, zumal sie traditionell kirchlich engagiert waren und einige Einschränkungen hinnehmen mussten. Es wurde erzählt, dass man niemandem mehr trauen konnte und einige wie umgewandelt waren. Meine Eltern erzählten manchmal, immer mit dem leichten Unterton, dass man von der Verwandlung überrascht war: "Das war ein ganz Fanatischer." Einige Geschwister meiner Großeltern sind im Krieg "gefallen" oder "nicht mehr heimgekommen", wie man das umschrieb. Davon haben sie öfter geredet.


    Im Sprachschatz meiner Eltern fand sich zu dem Begriff "in der schlechten Zeit" auch "nach dem Zusammenbruch". Ich glaube, es fiel ihnen schwer unsere von den 68igern geprägte Revolte zu verstehen, weil sie sich gegen das etablierte, unseren Eltern Sicherheit gebende Gefüge aus Moral, Sparsamkeit, Arbeitsfleiß und "Rechtschaffenheit" wandte. Wir nannten das "Spießbürgertum". Ich muss gestehen, dass ich erst sehr spät verstanden habe, warum meine Eltern auf diese Sicherheit für sich und am liebsten für ihre Kinder bestanden. Ich hatte nicht im Fokus, dass sie kriegsgeprägt waren.


    P.S.: @ Gruenfink

    Da hast du etwas angeleiert. Da kommen wieder ganz viele Erinnerungen hoch. ; - )

  • Also doch ein Thread. Ich habe die Lastenausgleichs-Urkunde, die gesamte Feldpost meines Grossvaters sowie die böhmischen Granaten meiner Grossmutter im Keller in einer Kiste. Ist das einzige was ich nach dem Tod meiner Mutter mit hierher genommen habe. Wir waren im Dorf immer die Sudetendeutschen, egal wie ewig lange das schon her war, als Kind habe ich das nicht begriffen. Ich habe nur verstanden, dass unser Kartoffelsalat nicht bayrisch ist. Die Geschichte der Vertreibung hat unsere Familie über 3 Generationen geprägt, ich würde sagen, in einem ganz besonderen Ausmass. Vor allem meine Mutter war einfach zeitlebens nur vom Pech verfolgt. Aber egal. Ich habe mir vorgenommen, dass diese Geschichte in meinem Leben ein neues Kapitel beginnt, was genau so auch geschehen ist. Der Preis den ich dafür zahle ist, dass alle Brücken hinter mir eingerissen sind.

  • Mein Großvater väterlicherseits war zuletzt Leutnant der Wehrmacht (Kriegsoffzier) und ist beim Rückzug aus Belgien gefallen - meine Oma hat sich bis an ihr Lebensende als "Offizierswitwe" verstanden und dieses Bild nach Kräften kultiviert, auch bei der Erziehung meines Vaters. Von ihm kamen Ausdauer, Hartnäckigkeit und ein gewisser Grad an Obrigkeitshörigkeit in unsere Familie.


    Meine Mutter hat über ihre Kindheitserinnerung an die Nachkriegszeit nicht viel erzählt - bis auf die panische Angst, die sie als Mädchen bekam, wenn die franz. Soldaten unter vorgehaltener Waffe ins Haus gekommen sind. Als ich 1990 zu den Sportschützen gewechselt bin, gab das ein häusliches Drama der Extraklasse. Von ihr kam auch die Ermunterung, Zivildienst zu leisten. In unserer Familie war alles was mit Waffen oder Militär zu tun hatte mit einem ziemlichen Tabu belegt. Nicht das wir aktiv davon abgehalten worden wären, aber im Zweifel waren immer "zivile" Sachen wichtiger als Nato-Doppelbeschluss, Bundeswehr, Able Archer, und "Krieg spielen". Es sei denn natürlich, es war was negativ besetztes wie die Flugkatastrophe von Ramstein.


    Nicht, das meine Eltern aktive Pazifisten gewesen wären oder gar mit der 68er Bewegung sympathisiert hätten, das ganze politische Drumrum war bei uns in der Familie einfach kein Thema. Man hatte die an einen gestellten Erwartungen als Lehrer/Lehrerin bzw. in meinem Fall Lehrersohn zu erfüllen und damit hatte es sich.


    Sich aus diesem Umfeld zu emanzipieren war schwer und hat einige Kämpfe gebraucht. Meine Schwestern waren da radikaler bzw. geschickter im Vorgehen als ich, der ich mich noch am längsten mit diesen Rahmenbedingungen versucht habe zu arrangieren.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ganz prägend in meiner Erziehung und auf diese Erfahrungen in der Kindheit meiner Mutter zurückzuführen ist definitiv mein Umgang mit Geld und Essen.

    Bei mir definitiv auch.

    Sätze wie "Das ist doch noch gut!", "Das kann man doch noch essen!" oder auch "Ich kann nur das Geld ausgeben, das ich habe!" verwende ich heute noch.

  • Anscheinend habe ich als Kind da ein bisschen ein Trauma mitbekommen - ich hatte panische Angst vor einem erneuten Krieg und träumte öfter davon, vor allem von Feuerbränden.

    Bei mir ist es das Gas.

    Meine Eltern und Großeltern erzählten so oft, dass sich Leute nach dem Krieg mit Gas umgebracht haben, Ofentür auf, Gashahn auf, vor den Ofen knien, Kopp inne Röhre, fertig. Bis heute habe ich panische Angst vor Gas.

  • Als mein Vater erzählte, wie ein geistig behindertes Nachbarskind, ein Spielkamerad, "zur Erholung" weggeschickt wurde und nie mehr wiederkam, da war er ganz nah, der Geschichtsunterricht.

    Same here.

    Meine Oma und deren Schwester hatten die Wahl - Flucht oder Vertreibung.

    Während die Oma die Flucht wählte, wollte die Großtante lieber noch ausharren.

    Das, was russische Soldaten ihr und ihrer Tochter dann angetan haben, erzählte meine Mutter immer mit so'nem komischen Gesichtsausdruck, den ich bis heute nicht erklären kann. Kein Entsetzen, keine Resignation... eher so eine völlig unpassende Sachlichkeit.

  • P.S.: @ Gruenfink

    Da hast du etwas angeleiert. Da kommen wieder ganz viele Erinnerungen hoch. ; - )

    Schulligung.

    Ich weiß auch nicht, woran es liegt - aber in den letzten Wochen (hat wohl doch was mit Corona zu tun) denke ich halt häufiger über das Leben an sich und mein eigenes im Speziellen nach. Auch der Film "Altes Land" mit Iris Berben, der die Flucht zeigt, auf der sich die Mutter entschließt, den kleinen Bruder in der Kinderkarre stehen zu lassen, ja auch das hat mich gedanklich wieder in die Gespräche versetzt, die ich mit meiner Mutter hatte.

    Sie ist ja geflüchtet und hatte die berühmte "Gustloff" verpasst, Gott sei Dank, wie wir heute wissen.

    Und da musste sie als kleines Mädchen eben auch so viel Leid wegstecken, mitten im Schnee, die vielen Toten etc. pp.

  • Kein Entsetzen, keine Resignation... eher so eine völlig unpassende Sachlichkeit.

    Meine Oma erzählte auch so etwas, aber eher, dass sie persönlich (also meine Großmutter und ihre Tochter) Glück hatten und sie "nur" ihren Ehering hergeben musste und irgendwelche Tiere, die sie zur Selbstversorgung hielt, abgeben sollte als französische Soldaten vor der Tür standen. Bei anderen möglichen Sachen wie bei drohenden Vergewaltigungen wäre der Offizier eingeschritten. Vor bestimmten Besatzungsmächten hatte man besondere Angst, "Amerikanern" stand man am positivsten gegenüber.

  • Die Frage war ja nach dem Einfluss auf das eigene Denken und Handeln. Es ist in meinem Fall ganz einfach: Ich mache das Gegenteil von dem was ich in der Kindheit erlebt habe. Die Vergangenheit kann mich mal. Wobei... Vielleicht versuche ich es dieses Jahr zu Weihnachten mal mit Kartoffelsalat. Irgendwie muss Mayonnaise dran, so viel weiss ich noch.

  • "Amerikanern" stand man am positivsten gegenüber.


    Gerade weil gegen die Propaganda der vorangegangenen Jahre war die Beschenkung der "blonden Geschwister" durch afro-amerikanischen Soldaten in meiner Familie immer lebendig gehaltene Erfahrung meiner Mutter.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

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