Beiträge von Zauberwald

    In Bawü sind die Unistädte bei Lehrkräften seht beliebt. Da kommt man kaum unter. In den ländlichen Gegenden herrscht Mangel. Ich kenne einige Lehrer, die 80 km einfach fahren, bei uns im Nordschwarzwald seit 5 Jahren unterrichten und immer wieder Versetzungsanträge nach Karlsruhe, Heidelberg, Freiburg stellen, die ohne Erfolg bleiben. Heirat reicht meist nicht mehr. Wenn man Kinder hat, geht es schneller. Es würde mich wundern, wenn du direkt in Freiburg sofort unterkommen würdest.

    Doch, all das gibt es bei uns, dennoch sind das nicht zwei feste Nachmittage pro Woche. das kann man optimieren, wie ich finde.

    Du bist doch schon ewig Lehrerin, da kann man sich mit Parallelkollegen doch kurz und knapp absprechen. Thema, Sequenz, was kommt in etwa diese Woche dran, wann schreiben wir den Test - und dann kann jeder seine Erfahrung nutzen und seinen Unterricht planen. Ich kenne aber schon auch diese Ratsch-Teams, die eeeewig alles bis ins kleinste Detail besprechen, danach noch gemeinsam kopieren und wirklich stundenlang an der Schule sind. Kann man ja machen, aber wenn einen das stresst, dann kann man es auch ändern und daheim am Computer abends weiterplanen, sich Sachen mailen etc pp.

    Zusatzaufgaben ja, aber auch da gibt es keine festen wöchentlichen Termine. Man spricht sich ab, wann man sich mal trifft, oder kommuniziert online und verteilt Aufgaben... Das kommt ja auch in Wellen, mal ist viel zu tun und mal wenig.

    Mit meiner Kollegin bin ich schnell. Die anderen Planungsgruppen kann ich Null beeinflussen.

    Busaufsicht ist nicht stressig, Pause finde ich anstrengender. Beim Bus hält man ein Pläuschchen mit den wenigen, die überhaupt Bus fahren und die freuen sich. Die Haltestelle wird bei uns auch von mehreren Buslinien angefahren, die Erstklässler haben immer Angst, falsch einzusteigen.

    Ich habe gerade im Netz gesucht, aber nichts Konkretes gefunden. Wo genau steht das formuliert? Ich frage, weil ich von einigen Schulen in Baden weiß, die definitiv keine Aufsichten stellen, selbst dann nicht, wenn die Haltestelle direkt am Schulgelände liegt. Meine eigene Schule hat jedoch keine spezifische Haltestelle, daher spielt das für uns auch keine Rolle.

    Wir haben 2 Busaufsichten täglich, nach der 5. und nach der 6. Stunde. An meiner letzten Schule gab es sogar 3.

    Was mich wundert: Habt ihr nachmittags nie Teamarbeit? Plant ihr keine Schul - oder Stufenprojekte? Schulfeste? Hast du gar keine Zusatzaufgaben? Nicht einmal Schulkonferenz oder so? Elternarbeit ja auch nicht...

    Ich habe 2 feste Nachmittagstermine pro Woche. Einmal DB mit anschließender Projektplanung, einmal treffe ich mich mit meiner Parallelkollegin, um den Unterrichtsstoff und die Klassenarbeiten zu planen. Die müssen wir parallel schreiben.

    Vielleicht liegt es einfach an meiner Schulform, dass ich mich so gestresst fühle. Nächstes Mal wähle ich eine andere. Wenn ich nur mit meinen zukünftigen Gymnasiasten und denen aus der Parallelklasse arbeiten müsste, wäre es auch leichter. Glaube ich.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mit Chemie nicht noch besser im Schuldienst unterkommst. Wenn nicht, hier im schönen Nordschwarzwald gibt es bestimmt ein Plätzchen für eine Chemielehrkraft. Aber warte mal ab. Du hast eine Teilzeitstelle in Aussicht? Das ist doch schon was. Wenn du erst mal im System bist, wird das schnell Vollzeit.

    Sportstunden sind für mich eher etwas positives, das belastet mich nicht, weil ich lange Sport fachfremd unterrichtet und ein gutes Repertoire habe.

    Mental nicht abschalten kann ich z.B. derzeit, weil ich mir Sorgen darum mache, wie es meinen ADS-Kindern in den weiterführenden Schulen ergehen wird. Daher neulich meine Frage bzgl. des Nachteilausgleiches.

    Was sind deine Gründe? :)

    Du schreibst: Würdet ihr den Job wieder wählen?

    Das ist bestimmt Typsache, aber für mich ist das kein Job. Job hört sich nach etwas an, womit man sein Geld so nebenbei verdient, aber das geht nicht. Die Schülerschaft ist so heterogen geworden, ich habe das Gefühl, ein Drittel meiner SuS in irgendeiner Weise inkludieren zu müssen. Ich kann mental schlecht abschalten, schlafe aber wieder besser, als vor 1 Jahr.

    Mein Tag heute: Seit heute morgen um 7.15 Uhr bin ich dabei, aber nur dank meines kurzen Schulwegs. Meine Kollegin muss um 6 Uhr los:

    7.30 h Frühaufsicht, 1. Stunde Su, 2.Std. Sport vertreten, 3. - 6. Stunde Mathe/Deutsch. Busaufsicht. Dienstbesprechung bis 15 Uhr, anschließend kopieren und Material vorbereiten für den Kunstunterricht, einer Kollegin mit dem Beamer helfen, es ist kurz vor vier, schnell nach Hause, was essen, platt sein, mehreren Eltern was über schoolfox mitteilen, Infos an alle Eltern rausschicken, Noten in Kartei eintragen (wie altmodisch), dann kommt noch vorbereiten des morgigen Tages, 5 Schulstunden und es ist schon 18.45 Uhr. Mist. Aber das geht schnell, weil ich kein neues Thema anfange und grob weiß, wie es weitergeht.

    Zwischendrin hier herumhängen, Nachrichten schauen, Mama anrufen. Die hat ihre Pläne geändert, daher soll ich meine für die paar freien Tage, die ich habe, auch ändern. Ich sage, dass ich es nicht mache....

    Also, ich habe mich als Lehrerin nicht von meinen eigenen Kindern umzingelt gefühlt, im Gegenteil. Ich konnte sehr effektiv mit ihnen lernen, wenn es sein musste und wir hatten immer gleichzeitig die Ferien frei. Ich musste auch nicht in den Ferien nach einer Betreuung suchen, weil der Hort auch mal zu hat, so wie andere Eltern das müssen.

    Der Beruf hat mir viel gegeben, aber auch viel Kraft geraubt. Ich fand es immer schade, dass ich an den Wochenenden kaum Zeit für meine Kinder und die Familie hatte: Korrigieren, vorbereiten, Haushalt, Wäscheberge, usw. Nach den Wochenenden war ich früher oft fix und fertig, als die Kinder noch klein waren. Es macht mich auch traurig, dass ich mir momentan nicht vorstellen kann, bis zur regulären Rente (bei mir mit 66) durchzuhalten, aber ich möchte nicht als genervte alte Tante am Tisch vorne sitzen.

    Wenn die Bedingungen anders wären, würde ich den Beruf wieder wählen, aber unter den derzeitigen Bedingungen wahrscheinlich eher nicht. Ich sehne mich nach einer geregelten 40 Stunden Woche mit freiem Wochenende, ohne ständige digitale Verfügbarkeit für Eltern, Kollegen, Schulleitung. Auch möchte ich in meinen Freistunden nicht dauernd als Vertretungsreserve herhalten. Ich wünsche mir Schüler, die respektvoll und wertschätzend mit anderen (Mitschülern, Lehrern, sogar Schulsachen) umgehen können, Eltern, die ihre Kinder unterstützen und nicht alles den Lehrkräften überlassen usw. usw.

    Ich möchte auch nicht nur als Grundschultante gelten, deren Arbeit weniger wert ist, als die anderer Lehrkräfte (Besoldung, Stundenumfang und allgemeines Bild).

    Das wars. Also nein, ich würde einen anderen Beruf wählen.

    Mich interessiert besonders, ob es Gemeinschafts-/Gesamt-/Oberschulen mit einer eher sozial-benachteiligten Schüler*innenschaft gibt, die dieses Konzept anwenden. Wie funktioniert es mit Eltern, die kein Interesse haben, die kein Deutsch sprechen, mit Schüler*innen, die aufgrund des fehlenden Elterninteresses allgemein kaum "greifbar" sind?

    Und manchmal verstehen Eltern Noten einfach besser.

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