Zur Erheiterung möchte ich euch mal an meiner heutigen Mathestunde teilhaben lassen:
9.50 Uhr: Unterrichtsbeginn. Ein Viertel der Klasse ist nach der Hofpause nun noch auf WC, ein weiteres frühstückt schon wieder.
9.55 Uhr: Bis auf 3 Kinder sind alle vom WC zurück. Auf mehrmalige akustische und visuelle Zeichen wird nun langsam aufgeräumt. A und B sind mit ihren Mathesachen auf den Flur gegangen, die sind schon ein Kapitel weiter als alle anderen.
10.00 Uhr: Bis auf 3 Kinder haben alle ihre Sachen auf dem Tisch und das Heft aufgeschlagen. Sie sollen das Datum schreiben. Die letzten 3 bekommen mit, dass Mathe ist und sie schon lange ihre Sachen auspacken sollten.
7 Fragen später ("Sollen wir das Datum schreiben?" "Welches Datum?" "Wo steht das Datum?") haben alle bis auf 3 das Datum geschrieben.
Ich frage, wer sicher beim Minusrechnen ist. 3 melden sich zaghaft. Die dürfen im Heft losrechnen, genauso wie alle, die ganz anders rechnen (wenige Eltern haben das Ergänzungsverfahren beigebracht.)
Ich erkläre, dass wir heute Aufgaben gemeinsam lösen und auch dazu sprechen, damit alle sicherer werden können.
10.05 Uhr Ich schreibe die erste Aufgabe an die Tafel. Die Kinder schreiben ab. Sie sollen einen Bleistift bereitlegen und warten.
Jetzt sollen alle einen Bleistift bereitlegen. Während ein Drittel der Klasse rechnet, einer alles vom Tisch wirft und ein Drittel einen Bleistift rausholt, fragt das restliche Drittel mir Löcher in den Bauch: Einen Bleistift? Wozu? Kann man auch einen radierbaren Tintenroller nehmen? Was, einen Bleistift? Warum sollen wir einen Bleistift bereitlegen? C und D kitzeln sich mit Bleistiften ab, ich meckere.
10.10 Uhr: Wir sprechen nun die erste Aufgabe, ich mache vor, alle sprechen nach. Der letzte hat mitbekommen, dass er einen Bleistift braucht.
Bei der zweiten Aufgabe stöhnen alle, weil ich eine Zahl nochmal verwendet habe: Diese Aufgabe haben wir doch gerade erst gerechnet.
Wir rechnen die zweite und die dritte Aufgabe. Bei der 4. möchte ein Kind sprechen. Ich erlaube das und freue mich zu früh: Es beginnt beim Hunderter. Das nächste Kind erklärt wortreich, was es macht und warum und wieso. Ich spreche erneut vor, alle sprechen nach.
E meldet sich: Ich mache es aber anders. F meldet sich: Ich rechne aber so. G meldet sich: Ich will auch was anderes rechnen. P meldet sich: Ob sie das auch mitmachen soll, sie rechnet doch ganz anders. H muss auf WC, I gluckert seine Wasserflasche geräuschvoll leer, J fällt alles runter und sie geräuschvoll hinterher. K muss auch aufs WC.
Ich werde autoritäre Frau Conni.
10.15 Uhr Wir schreiben, rechnen und sprechen weitere Aufgaben. Bei Aufgabe 5 wird es emotional schwierig: Frau Conni hat 4 Aufgaben nebeneinander geschrieben, aber bei L passen doch nur 3 nebeneinander und nun hat die Aufgabe kein Zuhause und ist traurig und L auch.
Bei der 6. Aufgabe meldet sich M und möchte sprechen. Wortreich erklärt es, wie es rechnet und warum und wieso. Ich spreche erneut vor, alle sprechen nach. C und D kitzeln sich mit dem Bleistift ab. M muss auf Clo, N mault.
Ich werde autoritäre Frau Conni.
10.25 Uhr: Wir rechnen weiter: Bei der 8. Aufgabe schafft es ein Kind genau so zu sprechen wie ich vorher. Immerhin ein Teilerfolg.