Beiträge von MAGLI

    Aber nicht unbedingt an allen beruflichen Schulen im ganzen Bundesgebiet. An der BBS, an der ich unterrichte, gibt es seit diesem Schuljahr gar keine Klassen für Migrant*innen mehr und dementsprechend wird auch nirgends mehr DaZ/DaF unterrichtet. Die SuS müssen nun alle den "normalen" Deutschunterricht mitmachen.

    Meine Aussage bezieht sich auf die Lage in Baden-Württemberg, dort besteht Bedarf für DaZ/DaF.

    In anderen Bundesländern kann das durchaus anders sein - sollte der TE sein Referendariat außerhalb Baden-Württembergs absolvieren wollen, ist das ein guter Hinweis.


    Hallo Bob,

    ich bin Abteilungsleiter an einer Beruflichen Schule in BW und möchte noch auf zwei Dinge eingehen, die Dir vielleicht helfen:

    1. DaZ bzw. DaF öffnen Dir an Beruflichen Schulen häufig Tür und Tor, sofern es sich um eine Vertiefungsrichtungen Deines Studiums und nicht um die zweitägige Fortbildung der SSDL handelt. Dieser Bonus verhilft Dir meines Erachtens vor allem an Beruflichen Schulen zu einer Planstelle. Du musst allerdings damit rechnen, dass Du dann schwerpunktmäßig DaZ/DaF unterrichtest.

    2. Für den Wechsel zurück ans allgemeinbildende Gymnasium ist es wichtig, dass Du in der Endphase Deines Referendariats - sofern Du das an einer Beruflichen Schule absolvierst, was ich definitiv empfehle, da Du so früh Einblick in den Bereich DaZ/Daf erhältst - noch eine Ergänzungslehrprobe an einem Gymnasium absolvierst. Du wirst dort ungefähr zwei Monate in einer Klasse hospitieren und begleiteten Unterricht durchführen und legst anschließend die Lehrprobe ab. Die Beurteilung erfolgt durch einen Fachleiter des Gymnasiums und Deinem Ausbildung vom Seminar.

    Sofern Du in eine Planstelle einer Beruflichen Schule eingewiesen wirst, kannst Du nach drei Jahren als Studienrat den Versetzungsantrag an ein Gymnasium stellen. Von den Neuzugängen unserer Schule wechselten in den letzten Jahren etwa ein Viertel ans Gymnasiums (überwiegend Sprachlehrer).


    Ansonsten noch ein paar allgemeine Gedanken:

    Berufliche Schulen und allgemeinbildende Gymnasien unterscheiden sich und haben jeweils deutliche und unterschiedliche Stärken. Ich habe an beiden Schulen unterrichtet und finde, dass es am Gymnasium fast nichts Berührenderes gibt, als junge SuS der Unterstufe zu unterrichten, das Funkeln in ihren Augen zu sehen, wenn man ihre Faszination geweckt hat, und Inhalte zu vermitteln, die junge Menschen begeistern. Das fehlt mir an einer Beruflichen Schule, denn unsere Schüler sind 14/15 Jahre aufwärts.

    An den Beruflichen Schulen schätze ich ganz besonders die Sinnhaftigkeit unseres Tuns. Im Bereich der Berufsvorbereitung - dort würdest Du beispielsweise mit DaZ/DaF eingesetzt - finden sich viele Schüler, die kein intaktes Elternhaus haben, an der deutschen Bürokratie regelmäßig zu scheitern drohen und die ungeheuer viel zurückgeben, wenn man ihnen ehrliche Wertschätzung zuteil werden lässt und sich um sie kümmert.

    Ich freue mich, wenn sich ab und an ehemalige Abiturienten melden, die ihr Studium erfolgreich absolviert haben und jetzt in den Beruf starten.
    Etwas anderes ist es (für mich) aber, wenn ein Schüler, der anfangs kein Wort Deutsch konnte und nach vielen Jahren und jeder Menge Schweiß und Tränen per E-Mail ein Bild schickt, wie ihm auf der Lossprechungsfeier der IHK der Gesellenbrief verliehen wird - oder wenn er im ersten Berufsjahr einen Abstecher in unserer Schule macht im Blaumann berichtet, dass er jetzt jeden Monat seinen Lohn erhält und was er damit alles machen kann.

    Dann wird mir wieder bewusst, wie essentiell wichtig unser Berufsstand doch ist.


    So oder so wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinem weiteren Weg. Den besten Beruf der Welt hast Du ja schon gewählt!

Werbung