Beiträge von Ignotus

    Naja, während beim Quereinstieg für Gymnasien ein universitärer Abschluss explizit verlangt wird, heißt es für Realschulen hier nur recht allgemein "ein anderes Studium als ein Lehramtsstudium", was für mich auch einen FH-Master prinzipiell einschlösse.

    Ich habe jetzt nochmal ein bisschen recherchiert und auf der "Im Herzen Lehrer/-in"-Seite kommt man tatsächlich zu einer Auswahl-Maske, nach der ein FH-Master auch für die Realschule nicht reicht. Das ist schon nicht ganz konzinn. Aber wie gesagt, die Wahrscheinlichkeit, dass die Kriterien in den nächsten Jahren noch stärker aufgeweicht werden, ist recht groß.

    Ich hatte diese Sondermaßnahme bereits Anfang des Jahres gesehen aber sie war für Bewerber mit FH-Masterabschluss leider nicht zugänglich.

    Hat dir das Ministerium das so mitgeteilt? Hattest du dich schon beworben? Das würde mich wirklich interessieren, da ja die Ausschreibung offenbar bewusst nicht auf Universitätsabschlüsse beschränkt war.

    Das dreht sich hier im Kreis, es gibt keine passende, zugängliche Sondermaßnahme derzeit. Also muss ich es lassen. So einfach ist das. Oder eine Privatschule suchen, ist vielleicht keine schlechte Option, da ich es mir dort noch 1 Jahr ansehen kann.

    Das ist doch auch eine Erkenntnis! Ich würde dir wirklich dringend und im Guten raten, durch Praktika oder von mir aus auch Aushilfsstellen einen Eindruck vom Regelunterricht an Gymnasien/Realschulen zu bekommen, bevor du ins Referendariat einsteigst. Du kannst dir relativ sicher sein, dass zu den nächsten Einstellungsterminen die Angebote für den Quereinstieg tendenziell besser werden. Wenn du merkst, dass du gut mit dem 'normalen' Unterricht leben kannst, kannst du dich immer noch um einen Quereinstieg bemühen.

    Danke für den Hinweis Ignotus aber glaubst du denn selbst was du da sagst? Die gewünschte Fächerkombination wird nicht angeboten und dann auch noch FH... wir leben ja immerhin in Bayern.

    Ich bin davon überzeugt, dass ich es gut könnte. Aber dort, wo ich geeignet und motiviert wäre lässt man mich eben (noch) nicht rein. Schulform und Fächer müssen eben passen, sonst geht es schief. Und das geht am ehesten in Richtung Realschule/GYM mit Informatik als Leitfach und vermutlich Wirtschaft als Nebenfach.

    Da du sowieso sofort wieder eine passend-unpassende Gegenrede führtest, wenn ich einen eigenen Beitrag verfasste, bediene ich mich an dieser Stelle ganz im Sinne deines humanistischen Bildungsanspruchs der sokratischen Maieutik und kontrastiere ohne weitere Kommentare deine getätigten Aussagen mit denen des achso-bösen bayerischen Kultusministeriums:

    "Aufgrund des anhaltend hohen Bedarfs an Lehrkräften für das Lehramt an Realschulen wird für die Fächerverbindungen

    ● [...]

    ● Informatik/Wirtschaftswissenschaften

    ● [...]

    im Rahmen einer Sondermaßnahme gemäß Art. 22 Abs. 4 BayLBG Bewerberinnen und Bewerbern, die ein anderes Studium als ein Lehramtsstudium absolviert haben, das fachlich einer der vorgenannten Fächerbindungen mindestens gleichwertig ist, die Möglichkeit eröffnet, für den Vorbereitungsdienst (Referendariat) für das Lehramt an Realschulen (Beginn September 2023, Prüfungstermin 2025) zugelassen zu werden." (https://www.km.bayern.de/lehre…chule/quereinsteiger.html) Bewerbungsschluss war der 31. Mai. 2023.

    Ich kenne es so, dass man das Drittfach ab etwa dem 3. Semester dazu nimmt, aber da gibt es keine Vorgaben. Für PuG als Drittfach bestehen zudem - im Gegensatz zu manch anderen Fächern - keine Vorgaben für die Anmeldung zum Examen (z. B. Sprachkenntnisse, Leistungspunkte).


    Prinzipiell hat Aquina auch recht und ich habe mich da etwas unklar ausgedrückt, aber du kannst nur einmal mit einem Drittfach grundständig erweitern, d. h. das Erste und das Zweite Staatsexamen in diesem Fach ablegen; alle weiteren Erweiterungen sowie die Zusatzqualifikationen wie Darstellendes Spiel oder Beratungslehrkraft sind nur als nachträgliche Erweiterungen möglich, was aber nicht heißt, dass man mit diesen Fächern nicht auch schon im Studium erweitern kann. Du musst dein Drittfach, auch wenn es nur eines ist, prinzipiell nicht mit ins Referendariat nehmen, darfst es aber dennoch unterrichten, wenn du das Erste Examen bestanden hast.

    Du kannst eine zugelassene grundständige Fächerkombination mit beliebig vielen weiteren Fächern aus dem Fächerkanon des Gymnasiums sowie weiteren Qualifikationen erweitern, also z. B.: D/M + PuG; E/PuG + D; D/PuG + M + E; M/Ph + Beratungslehrkraft etc.

    Dass Klassenleitungen in 5/6 nur den Deutschlehrkräften gegeben werden, ist mir nicht bekannt. Sie werden (vor allem in 5) gerne an Kernfachlehrer vergeben; deine Chancen auf eine Klassenleitung in 5/6 stehen mit Mathe und Englisch genauso gut wie mit Deutsch. Deutsch ist mit Sicherheit das Fach, das den noch höheren Korrekturaufwand bedeutet als Englisch, aber wenn es dir besser gefällt, warum solltest du es dann nicht wählen. Deine Englischskills könntest du auch ohne Englischstudium bei einem Auslandsemester o. Ä. in einem englischsprachigen Land verbessern.

    In Hinblick auf die Einstellungschancen scheinen mir beide Fächerkombinationen gut zu sein, wobei Deutsch in den nächsten Jahren noch gesuchter sein wird als Englisch. Versuche doch im Praktikum, möglichst viele Klassen in diesen beiden Fächern zu begleiten, damit du merkst, was dir nicht nur fachlich, sondern auch didaktisch und methodisch besser gefällt. PuG als Drittfach ist sehr dankbar, das habe ich auch gemacht. Ich habe während des Studiums ein paar Vorlesungen und Seminare besucht, Zeitungen und interessante Fachliteratur gelesen; das Examen ließ sich damit sehr gut bewältigen. Viel Erfolg für dich in deinem letzten Schuljahr!

    Hast du dich denn im entsprechenden Portal des Ministeriums registriert? Dort könntest du auch andere Schularten angeben. Wenn ich das richtig verstehe, spielt es prinzipiell keine Rolle, ob du das Examen (nicht) bestanden hast. Allerdings verstehe ich schon, wenn Schulen oder Schulämter von einer Beschäftigung - sogar als Klassenleitung! - absehen, wenn jemand das Erste Staatsexamen im Drittversuch nicht bestanden hat. Das muss man schließlich vor den Eltern rechtfertigen.

    Ich weiß auch, dass die Gründe für das Nichtbestehen vielfältig sein können und man einfach Pech mit Themen oder der Korrektur haben kann. Ich will zudem nicht infrage stellen, dass du viel gelernt hast. Wenn du jetzt einen Fach- oder Schulartenwechsel erwägst, solltest du dennoch nach den genauen Gründen deines Nichtbestehens im Drittversuch fragen und dies nicht einfach darauf schieben, dass die Themen (zu) speziell waren. Du hast bei drei Versuchen insgesamt neun schriftliche Teilprüfungen mit jeweils mindestens drei zur Wahl gestellten Themen bearbeitet (Für alle Nicht-Bayern: In Bayern schreibt man im gewählten Unterrichtsfach ein schriftliches Examen in drei oder vier Teilprüfungen, wobei eine Fachdidaktik darstellt; in den Fremdsprachen kommen mündliche Prüfungen hinzu; dazu gibt es schriftliche und mündliche Prüfungen in Grundschulpädagogik, Erziehungswissenschaften und weiteren Didaktikfächern.). Das macht insgesamt eine Auswahl aus mindestens 27 Themen (vermutlich sogar mehr). Da ist es schon sehr unwahrscheinlich, dass alle diese Themen speziell waren. Und es ist ja auch nicht so, dass man nur mit sehr guten Leistungen besteht. Im nicht vertieften Examen reicht beispielsweise eine 3 in Fachdidaktik und jeweils eine 5 in den beiden fachwissenschaftlichen Examina, um exakt mit 4,50 das Examen im Unterrichtsfach zu bestehen. Überlege dir also genau, woran dein Nichtbestehen lag, denn es waren sicher nicht nur die Themen und die Korrektoren und Korrektorinnen schuld, vielleicht auch nicht mangelnder Lerneifer. Denn das Examen verlangt mehr, als nur viel zu lernen, sondern es geht auch darum, eine logisch durchdachte, sinnvoll aufgebaute, argumentativ schlüssige und sprachlich saubere Klausur zu schreiben - und das möglichst zur gestellten Aufgabe, woran es aus meiner Erfahrung als Unidozent in den überwiegenden Fällen scheitert, wenn schlechte Noten vergeben werden.

    Da in den nächsten Jahren noch erhöhter Bedarf im Grundschulbereich in Bayern besteht, dürftest du gute Chancen haben, Stellen zu bekommen - vielleicht nicht mehr als Klassenleitung, eher noch als Aushilfskraft/Springer. Ab 2026 kann allerdings voraussichtlich der Einstellungsbedarf vollständig durch grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer gedeckt werden; spätestens ab diesem Zeitpunkt wird es schwieriger werden, umfangreiche Aushilfverträge zu bekommen. Du solltest also strukturell überlegen, wie du weiter verfahren willst, da Möglichkeiten zur Beschäftigung als Aushilfsnehmer im Grundschulbereich jenseits von der Übernahme von Rand- oder Vertretungsstunden im Grundschulbereich in den nächsten Jahren abnehmen werden. Ich wünsche dir jedenfalls den notwendigen kühlen Kopf bei diesen sicher nicht ganz leichten Entscheidungen!

    Neben den hohen Preisen in Oberbayern (v. a. im Umkreis von München) kommen weitere Faktoren für das Unterangebot an Lehrkräften hinzu: Seit Jahren herrscht ein starker Zuzug in das Münchener Umland. Die Zahl der aus diesen Gebieten stammenden Lehramtsstudentinnen und -studenten, die in diesen Regionen verwurzelt sein könnten und dort unterrichten wollten, hinkt dem Zuzug jedoch hinterher, sodass ein negativer Saldo für diese Gebiete entstanden ist. Dieser kann nur durch Zuweisungen von Lehrkräften aus anderen Regionen und von anderen Studienorten gedeckt werden. Denn erschwerend kommt hinzu, dass Oberbayern nur zwei Orte hat, an denen man Lehramt studieren kann, nämlich München (LMU und für manche Fächer auch die TU) und Eichstätt-Ingolstadt, das aber schon sehr nördlich liegt und früher ja in Teilen sogar zu Mittelfranken gehört hat. Auch wenn die LMU die größte lehrerbildende Universität Bayerns ist, sind die Ausbildungszahlen im Vergleich zum Bedarf in Oberbayern zu gering.

    Trotz allem gibt es auch einige andere Regionen, insbesondere in Nordostbayern, die je nach Fächerverbindung und Schulart ebenfalls regelmäßig erhöhte Bedarfe melden. Orientieren kann man sich hier an den Orten, die für die Gewährung einer Regionalprämie ausgewiesen wurden. Am besten ist es eigentlich, wenn man sich in seinen Wunschregionen bei einzelnen Schulen oder Schulämtern persönlich nach bestehenden Bedarfen erkundigt und nach Möglichkeit zielgerichtete Versetzungsanträge stellt. Sozialkriterien (Familie, pflegebedürftige Angehörige) erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Versetzung. Versetzungsanträge in eine Region ohne Bedarf und vielleicht noch dazu ohne relevante Sozialkriterien zu stellen, ist meist nicht erfolgreich. Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass dein Antrag durchgeht!

    Wieso rufst du nicht einfach mal im Ministerium bei der zuständigen Ansprechpartnerin für den Quereinstieg in einer Fächerverbindung mit Informatik am Gymnasium an und fragst nach, ob es im Rahmen der Einzelfallprüfung und bei eventuell zu geringen Bewerberzahlen mit Uniabschlüssen - mit Leitfach Informatik sollen ja maximal 15 Bewerberinnen und Bewerber zugelassen werden, die man erstmal bekommen muss - Chancen für eine Zulassung zum Quereinstieg im Februar 2024 gibt? Du kannst dich auch einfach mal initativ bis 15. September bewerben - mehr als eine Ablehnung kannst du nicht bekommen, dann weißt du auch Bescheid.

    Bis zum Februar sollte anschließend noch genügend Zeit sein, ein ein-oder zweiwöchiges Praktikum zu machen, das ich dir - wie andere auch schon - wirklich dringend empfehlen würde. Du sagst selbst, dass ein Scheitern im Lehrberuf dir deine Karriere ziemlich vermasseln kann (was vielleicht gar nicht unbedingt der Fall sein muss); da wäre es schon wichtig, dass du dir vor Dienstantritt sicher bist, dass das passt, und du nicht bald angesichts der vermutlich großen Diskrepanz zwischen deinen hehren Idealen und der schulischen Realität wieder das Handtuch schmeißt. Entscheide außerdem für dich, ob dir 1500 Euro Grundgehalt (plus die Vergütung von maximal 7 tatsächlich gehaltenen Unterrichtsstunden pro Woche zu etwa 35 Euro/Stunde im Einsatzjahr) für die zwei Jahre des Referendariats und in der Folge (bei bestandenem zweiten Examen) ein A13-Gehalt im Beamtenverhältnis ausreichen.

    Selbstverständlich wirst du auch eine Stelle bekommen, wenn du meldest, dass du schwanger bist. Und die Wahrscheinlichkeit, dass du wohnortnah unterkommst, ist deutlich erhöht. Meines Wissens läuft die Frist für Änderungsmeldungen jeglicher Art ohnehin noch bis 1. Juli; du wirst also nicht die einzige sein, bei der sich noch etwas ändert.

    Aus Bayern hat m.W. keiner geantwortet, aber bislang scheint BW das einzige Bundesland zu sein, in dem nach den Abiturprüfungen noch Unterricht ist.

    Bayern tanzt hier ausnahmsweise mal nicht aus der Reihe und handhabt es ebenso wie die meisten anderen Bundesländer: Meistens in der Woche vor der ersten schriftlichen Prüfung - also um Ostern herum - endet der stundenplanmäßige Unterricht für die Q12 offiziell. Dass es anders sein könnte, wäre mir niemals in den Sinn gekommen ...

    Ich vermute aufgrund deiner Angaben, dass du gerne an ein bayerisches Gymnasium wechseln willst. Als Freier Bewerber musst du dazu einfach das folgende Online-Formular bis 30. April ausfüllen: https://www.km.bayern.de/porta…_freiebewerbung/index.php. Hier sind auch entsprechende Dateien hochzuladen wie etwa ein Lebenslauf und die Zeugnisse. An deiner Stelle würde ich für das Fach Sport alle Unterlagen einreichen, die für dich greifbar sind und die Auskunft über deine Ausbildung gemäß der Vorgaben geben. Sollte das Ministerium noch etwas benötigen, melden die sich schon bei dir. All diese Angaben sind Grundlage für die Anerkennung deines Abschlusses in Bayern.

    Prinzipiell gilt, dass es in Bayern an staatlichen Gymnasien keine schulscharfen Ausschreibungen abseits von Vertretungsstellen gibt. Du nimmst also am zentralen Einstellungsverfahren teil. Das Ministerium sammelt die Bedarfe aller staatlichen Gymnasien, verschickt nach einer Auswertung entsprechende Einstellungsangebote und teilt die Bewerberinnen und Bewerber zentral den Schulen mit Bedarf zu. Du gibst bei der Bewerbung Wunschorte bzw. -regionen an; es gibt aber keine Garantie, dass du dort auch hinkommst. Vorteilhaft ist ein hoher Bedarf in der Zielregion (derzeit ist das fast ausnahmslos München und Umland) sowie Sozialpunkte (Pflege von Angehörigen, Betreuung minderjähriger Kinder).

    Also einfach das Online-Formular ausfüllen; das leitet dich eigentlich durch alle notwendigen Schritte hindurch. Bei Fragen empfiehlt sich ein Anruf unter der Telefonnummer des KM; du wirst dann zur entsprechenden Stelle weitergeleitet. Das klappt in der Regel sehr gut.

    Ich habe Sozialkunde/Politik und Gesellschaft als grundständiges Erweiterungsfach studiert. Ich bin dazu in einzelne Veranstaltungen aus den Bereichen Politikwissenschaften und Soziologie an unserer Uni gegangen, ansonsten habe ich mich selbst eingelesen. Für das Staatsexamen habe ich mich vorher über die Themen(-gebiete) informiert (Alte Staatsexamina bekommst du in der Regel gesammelt bei deinem Prüfungsamt oder bei den großen Lehrerverbänden), um mich anschließend mit entsprechender Fachliteratur weitgehend selbst vorzubereiten. Mindestens genau so wichtig wie die Inhalte ist ohnehin die Herangehensweise an das Examen und die Aufgabenstellung, gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Da ist der Unterschied zu anderen Fächern nicht so groß (z. B. klare Gliederung, klare Fragestellung und These, logische und stringente Argumentation mit Einleitung und Fazit, angemessenes Sprachniveau und sprachliche Richtigkeit etc.). Ob man möglichst viele Veranstaltungen besuchen sollte, oder ob man mehr Selbststudium betreibt, hängt von den persönlichen Präferenzen und auch vom Fach ab (in Mathe oder Französisch stelle ich mir ein Selbststudium viel schwieriger vor als in Sozialkunde oder Deutsch). Ich war aber froh, in eine Auswahl an Veranstaltungen gegangen zu sein; man hat dann einfach mehr das Gefühl, das Fach auch wirklich studiert zu haben. Trotzdem habe ich mir am Ende vieles selbst erarbeitet - was aber ehrlicherweise auch sonst im Studium der Fall war und ja auch sein sollte/muss. Ich bin damit auf jeden Fall sehr gut gefahren, in Politikwissenschaften hatte ich eine 2, in Soziologie und Didaktik eine 1, obwohl ich in Didaktik keine einzige Veranstaltung besucht habe, sondern mich ausschließlich auf grundlegende Literatur (insb. Handbuch Politische Bildung) und meine bisherige Unterrichtserfahrung gestützt habe.

    Examensrelevant ist eine ganze Menge. Einen Überblick zu den einzelnen Fächern findest du hier: https://www.gesetze-bayern.de/…ocument/BayVwV159082-NN30. Da musst du dir eben Schwerpunktbereiche aussuchen. Prinzipiell ist bei der Kombination D/PuG ein Erweiterungsfach schon sinnvoll, da PuG nur relativ wenig und teilweise auch nur einstündig unterrichtet wird mit Ausnahme der sozialwissenschaftlichen Gymnasien, deren es wiederum nur wenige gibt. Damit ist deine Einsetzbarkeit stark eingeschränkt, sodass du, wenn es blöd läuft, regelmäßig drei oder vier Deutschklassen bekommst - und dann wirst du deines Lebens vermutlich nicht mehr froh.

    Viel Erfolg für dein weiteres Studium und Gratulation: Politik und Gesellschaft ist ein tolles Fach zum Unterrichten!

    Wie kommt das?


    Da kommen meines Erachtens zurzeit mehrere Gründe zusammen, u. a.

    1) werden die Schüler/-innenzahlen am Gymnasium in den nächsten Jahren laut Prognose stark ansteigen (2021/22: 318 302 -->

    2035/36: 416 210), was nicht nur an der Wiedereinführung des G9 liegt.

    2) ging in den letzten Jahren die Zahl der Gymnasiallehramtsstudentinnen und -studenten stark zurück und verharrt mittlerweile

    auf diesem niedrigeren Level. Seit ein paar Jahren gibt es deswegen auch weniger Referendarinnen und Referendare (2.

    Staatsexamina 2015: 1967 --> 2021: 1178). Da Referendarinnen und Referendare im 2. Ausbilungsabschnitt bis zu 17 Stunden

    eigenverantwortlich unterrichten, müssen bei sinkenden Referendarszahlen folglich mehr Stunden vom Stammpersonal

    übernommen werden. Es sind mehr Einstellungen nötig.

    3) bedeuten geringere Absolventenzahlen freilich auch, dass prozentual mehr Personen eingestellt werden, auch wenn die

    absoluten Einstellungszahlen gar nicht so stark ansteigen (Einstellungen September 2021: 1121 (45 %) - September 2022: 1173 (65

    %)).

    4) wurden auch tatsächlich mehr Stellen geschaffen, z. B. für Schulpsychologinnen und -psychologen. Dies gibt wiederum Stellen

    für andere Fächerkombinationen frei.

    Damit lässt sich aus meiner Sicht zumindest teilweise die bayerische Sondersituation bei den Einstellungen am Gymnasium erklären. Weitere Aspekte ließen sich natürlich diskutieren, z. B. die verhältnismäßig hohe Zahl von Teilzeitlehrkräften, insbesondere auch mit Fakultas für Deutsch. Außerdem werden im Haushalt zur Verfügung stehende Stellen einfach besetzt: Wenn also die Schulen Bedarfe für Kunst und Physik melden, allen Bewerber/-innen mit der entsprechenden Fakultas ein Angebot unterbreitet wurde, aber anschließend immer noch Stellen offen sind, werden diese eben mit anderen Fächerkombinationen aufgefüllt. Beispielsweise wurden im September 2022 deutlich über Bedarf Spanischlehrer/-innen eingestellt. Dies erklärt mitunter die teilweise hohen Einstellungszahlen selbst für ungefragtere Fächerkombinationen.

    Unter 3-400 Seiten braucht man da kaum noch anzukommen.

    Das wird heute selbst in den Geisteswissenschaften vielfach nicht mehr allzu gerne gesehen; man muss sich nur mal Rezensionen zu 700-Seiten-Wälzern ansehen. Dieser Umfang wird in der Regel nicht honoriert, ganz im Gegenteil! Von Seiten meiner Betreuerin war die Vorgabe zum Beispiel 200 bis 300, maximal 350 Seiten. Es gibt mittlerweile sogar eher die Gegenbewegung, die auf kürzere Promotionsphasen (Abschluss des gesamten Verfahrens in maximal 3 Jahren) und knappere Doktorarbeiten drängt, wie das etwa Anfang des 20. Jahrhunderts gang und gäbe war. Und dafür spricht einiges!


    Im Übrigen wollte ich immer Lehrer werden und habe mich dennoch für eine fachwissenschaftliche Dissertation in einer Geisteswissenschaft entschieden, als sich die Chance bot. Bereut habe ich es - abgesehen von einzelnen Verzweiflungsphasen - insgesamt nicht. Für mich ist die Promotion ganz klar a) eine wissenschaftliche Qualifikation, die Voraussetzung für eine akademische Karriere ist; b) die Möglichkeit, sich wissenschaftlich-methodisch wie individuell weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Aus heutiger Sicht würde ich mich ganz klar der zweiten Kategorie zuordnen.

    2025 gibt es eine Sondersituation, da es mit dem Vollausbau des wieder eingeführten G9 eine zusätzliche Jahrgangsstufe gibt. Ergo braucht man auf einen Schlag knapp 1000 zusätzliche Gymnasiallehrer/-innen. Wenn du jetzt das Studium beginnst, müsstest du wissen, wie der Bedarf in sieben bis neun Jahren aussieht. Für das Schuljahr 2029/30 prognostiziert das bayerische Kultusministerium sehr gute Einstellungschancen in Deutsch ("voraussichtlich Bewerbermangel") und gute Einstellungschancen in Englisch.

    Schon zum Einstellungstermin September 2022 haben alle (!) Bewerberinnen und Bewerber mit Leitfach Deutsch auf der Warteliste und 140 von 200 Bewerber/-innen aus dem aktuellen Jahrgang ein Einstellungsangebot erhalten. Der Einstellungsschnitt für D/E war 2,82. Ob du Deutsch und Englisch (Stichwort: Korrekturaufwand) unterrichten willst, musst du selbst wissen.

    Im Übrigen und auf deinen anderen Thread Bezug nehmend: Mit der Wahl der Fächerkombination kannst du deinen Einsatzort nach dem Referendariat kaum beeinflussen, egal ob Lehramt Gymnasium oder Realschule. Danach solltest du nicht entscheiden. Solltest du dir prinzipiell nicht vorstellen können, nach dem Referendariat zumindest für ein paar Jahre nicht in der Nähe deines Wohnortes zu arbeiten, musst du dir überlegen, ob du in den Staatsdienst gehen willst. Die unsichere Ortszuweisung ist ein - leidlich bekannter - Preis, den man für die Verbeamtung in Bayern zahlen muss. Möglich wäre andernfalls auch eine Tätigkeit an einer privaten Schule etc., ansonsten musst du auf eine wohnortnahe Zuweisung hoffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht sich fast nur mit Kindern.

    Es gibt zu keiner anderen Variable auch nur im Ansatz eine so hohe Korrelation zum Bildungserfolg, wie zum in das Bildungswesen Investierte Geld pro Schüler.

    Laut Statistischem Bundesamt hat 2020 Berlin für jeden Grundschüler/jede Grundschülerin 11100 € ausgegeben, Hamburg 12100, Bayern 8300, Sachsen sogar nur 6800 (https://www.destatis.de/DE/The…en/ausgaben-schueler.html). Wie lässt sich daraus ableiten, dass hohe Bildungsinvestitionen allein zu besseren Schulleistungen führen?

    Das schlechte Abschneiden von NRW hat mit der Bevölkerungsstruktur überhaupt nichts zu tun, sondern mit den Lehrplänen und zentralen Prüfungen.

    An den weiterführenden Schulen mag das vielleicht stimmen (da wäre ich aber auch skeptisch, da zum Beispiel nachgewiesenermaßen Schüler und Schülerinnen heute komplexere Abituraufsätze in Deutsch schreiben als vor 30 oder 40 Jahren, insbesondere was den Satzbau und den Wortschatz betrifft; dafür ist die rechtschriftliche Sicherheit in der Tat geringer ausgeprägt), der diesjährige Bildungstrends untersuchte aber die Kompetenzen von Viertklässlern und Viertklässlerinnen. Dass das mathematische Anspruchsniveau in der Grundschule stark heruntergeschraubt worden wäre, würde ich aber nicht behaupten wollen.

    Zum Thema Stellen: Sehr schwierig und so speziell nach Bundesland! Für die Kombination Latein/Geschichte war der Einstellungsschnitt in Bayern zum September 2022 3,0! Vor zwei Jahren lag er bei 1,33. Tempora mutantur. In Englisch/Geographie war der Schnitt 2022 sogar 3,44 (letzte Bekanntgabe eines Septemberschnittes war 2014: 1,66), für Mathe/Physik hingegen 2,69, obwohl diese Kombination eigentlich als gefragter gilt. Im September wurden in Bayern auch verhältnismäßig viele Lehrerinnen und Lehrer mit den Kombinationen Spanisch/Französisch und Spanisch/Englisch eingestellt, obwohl eigentlich der Bedarf für Spanisch gegen Null tendiert.

    Es ist also wirklich super schwer, Aussagen über die Situation in acht oder zehn Jahren zu treffen. Was aber bestimmt gilt: Etwas örtliche Flexibilität sollte man schon mitbringen, wenn man eine Planstelle haben will.

    OT: Ich frage mich immer, woher dieser Drang in die Geschichte kommt. Bei uns und zu meiner Zeit galt das als das "schwierigste" Staatsexamen, aufgrund von Stofffülle und geringer Berechenbarkeit der Themen. Mich hat das trotz großen Interesses abgeschreckt.

    Das Lustige ist, dass in Bayern das Geschichtsstaatsexamen immer noch als sehr schwierig gilt und mit die höchste Durchfallrate hat. Wenn ich mich recht erinnere hat das Kultusministerium vor einigen Jahren Zahlen veröffentlicht, nach denen in Geschichte im Schnitt etwa ein Viertel der Studierenden durchfällt. Trotzdem ist das Studium völlig überlaufen, nicht weil es viele so unbändig interessieren würde, sondern weil es als verhältnismäßig entspannt und gut lernbar gilt. Im Studium fällt fast niemand durch Klausuren oder Hausarbeiten, man kommt mit wenig Lektüre durch (was übrigens den meisten dann - nicht ganz zu Unrecht - im Staatsexamen mit seinem Themenlotto das Genick bricht). Vielen ist auch überhaupt nicht bewusst, was da am Ende auf sie zukommt.

    Also soweit ich weiß, hat Bayern mittlerweile zusätzliche Planstellen geschaffen und mehr Lehrkräfte eingestellt, um die hohen Teilzeitquoten auszugleichen. Das funktioniert meines Wissens nach hauptsächlich über das System der Mobilen Reserve (Planstellen mit fester Ortszuweisung nach spätestens 1,5 Jahren; zumindest am Gymnasium). Prinzipiell wäre es aber natürlich schon sinnvoll, man würde die Teilzeitmöglichkeiten generell etwas restriktiver handhaben, ohne das Kind mit dem Bade auszuschütten. Wie das die anderen Bundesländer handhaben, und ob es da bereits ähnliche Versuche gibt, letzten Endes mit viel Geld gegenzusteuern, weiß ich nicht.

    Zum Thema G8 - G9: Ich bin selbst ein Kind des G8 in Bayern und heilfroh, nicht das neue G9 besuchen zu müssen. Überspitzt gesagt, erschiene mir ein Jahr länger in die Schule zu gehen für ein paar Stunden mehr Religion, Musik und Sozialkunde sehr unattraktiv. Ich würde State_of_Trance in dieser Hinsicht schon zustimmen: Für die (sehr) guten sowie die interessierten Schülerinnen und Schüler war das G8 meines Erachtens eine gute Alternative. Das Argument, dass viele Schülerinnen und Schüler noch ein Jahr Reifezeit brauchen würden, kann ich nur bedingt nachvollziehen. Irgendwann muss man halt einen Cut setzen. An anderen Schularten endet die Schulzeit mit 15 oder 16 Jahren. Man kann auch während Studium oder Beruf noch "nachreifen" (Wann gilt man eigentlich überhaupt als wirklich "reif"?). Ich jedenfalls habe die Freiheit an der Universität genossen; erst dort habe ich gemerkt, wie man in der Schule teils (über-)behütet und eingeschränkt war. So kam es mir jedenfalls vor. Vermindert studierfähig war ich trotz G8 sicher nicht. Aus meiner Erfahrung von mittlerweile mehreren Unikursen, die ich als Dozent geben durfte, mit insgesamt deutlich über 100 Studentinnen und Studenten, würde ich zudem sagen, dass die Studierfähigkeit bei Drittsemestern nicht prinzipiell in größerem Maße gegeben ist als bei Erstsemestern (das wäre ja ein bisschen die Logik hinter der Argumentation für das G9). Dafür sind die Menschen einfach viel zu unterschiedlich.

    Um zu erläutern, warum ich nicht gerne das neue G9 gemacht hätte, hier mal eine Beispielrechnung: Gegenüber dem G8 hätten sich für mich über die gesamte Gymnasialzeit im G9 folgende Stundenunterschiede ergeben (inklusive der verpflichtenden Intensivierungen): Deutsch +1, Mathe +1, Englisch (1. Fs.: 5-10 bzw. 11) +2, Latein (2. Fs.: 6-12 bzw. 13) -4, Französisch (3. Fs.: 8-12 bzw. 13) -2, Religion +2, Informatik +2, Physik +1, Chemie +1, Biologie +/-0, Geschichte +1, Politik und Gesellschaft/Sozialkunde +4, Geographie -2, Wirtschaft und Recht +/-0, Kunst +/-0, Musik +2, Sport +2). Dazu kommt in der Oberstufe im G9 für eines dieser Fächer ein Plus von vier Stunden (Leistungsfach). Das W-Seminar, P-Seminar und die Studien- und Berufsorientierung halten sich in G8 und G9 etwa die Waage (offiziell zusammen -0,5). Insgesamt ginge ich also für zusätzliche 14,5 Stunden Fachunterricht ein Jahr länger in die Schule. In manchen Fächern - insbesondere denen meines sprachlichen Profils - käme ich unter dem Schnitt wohl mit weniger Stunden heraus als im G8. Allein elf zusätzliche Stunden entfallen allein auf die Fächer G, PuG, Mu, Rel, Spo. Hätte ich davon einen derartigen Mehrwert, dass sich ein zusätzliches Schuljahr lohnt? Nicht falsch verstehen, zwei dieser Fächer habe ich studiert; dennoch bin ich für meinen Teil skeptisch, ob die zusätzlich aufgewendete Zeit noch im Verhältnis zum Nutzen steht.

    Mir ist bewusst, dass diese Argumentation stark auf einer fachlichen Perspektive fußt, die davon ausgeht, dass die Stundenzahl und die Stoffverteilung über diese Stunden im G8 (gut) machbar ist. Für mich - und doch auch einige andere - war und ist dies der Fall.

    Dennoch: Für manche Schülerinnen und Schüler mag das G9 eine sinnvolle Alternative sein, für manche das G8. Gründe wurden ja oben schon genannt (Persönlichkeitsentwicklung, familiäre Hintergründe, Nachmittagsunterricht - auch wenn dieser mit ein bis zwei Nachmittagen pro Woche im G8 jetzt auch nicht jede Freizeitaktivität verunmöglichte - etc.). Meines Erachtens sollten deswegen beide Formen gleichberechtigt nebeneinander bestehen. G8 und G9 sollten als Möglichkeiten der Differenzierung nach Lerntempo verstanden werden, wobei die Lehrpläne sich nicht wesentlich unterscheiden dürfen. Die im G9 zusätzlich zur Verfügung stehende Zeit sollte für Persönlichkeitsbildung, Vertiefung etc. genutzt werden. Wenn ich allerdings das G9 - wie jetzt in Bayern - als Regelform etabliere, muss das zusätzliche Jahr meines Erachtens schon einen deutlichen Mehrwert auch für die guten und interessierten Schülerinnen und Schüler bringen. Diesen sehe ich, wenn ich mir die Stundenunterschiede von G8 und G9 sowie die Lehrpläne anschaue, nicht in dem Maße, wie es meines Erachtens notwendig wäre. Dass das neue G9 mit deutlich weniger Nachmittagsunterricht mehr Raum für individuelles Lernen und Erwachsenwerden bietet, würde ich bezweifeln. Die Schüler und Schülerinnen gehen an mehr Tagen eher heim. Ob die verbleibende Unterrichtszeit am Vormittag mehr Zeit für die individuelle Entwicklung lässt und in stärkerem Maße auf die persönliche Situation Rücksicht nimmt, würde ich schwer bezweifeln. Inwiefern die "Überholspur" im G9 ein adäquater Ersatz für das alte G8 sein kann, wird sich in den nächsten Jahren zeigen müssen. Einige gute Ansätze gibt es hier aus meiner Sicht definitiv. Die Stundenzahl in den einzelnen Fächern ist aber freilich insgesamt geringer.

    Tut mir leid für den doch recht lang gewordenen Text, aber es gibt eben nicht "das" (schlechte) G8 und "das" (gute) G9, sondern individuell können beide Formen ihr Gutes oder Schlechtes haben. Pauschal lässt sich meines Erachtens überhaupt nicht sagen, was besser ist - es kommt in hohem Maße auf die Umsetzung und auf die individuellen Präferenzen an. Allerdings kann man natürlich, wie in jedem System, nunmal auch nicht allen in gleicher Weise gerecht werden.

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