Beiträge von Gymshark

    Effektiv tut sich mit einer Sprache mehr nicht sehr viel, wenn man ohnehin Englisch gut kann.

    Ich habe mal das magische Wort hervorgehoben. Es gibt viele Deutsche mit ausbaufähigen Englischkenntnissen. Treffen sie dann auf Menschen aus anderen Ländern, deren Englischkenntnisse auch eher begrenzt sind, gestaltet sich die Kommunikation schwierig. Es sei denn natürlich, man muss jeden 2. Satz mit dem Übersetzungsprogramm deiner Wahl übersetzen, was den Kommunikationsfluss eher bremst als fördert.

    Wenn es danach geht, könnte man vermutlich für alle Fächer außer Deutsch und Mathematik ausreichend Gründe gegen den Status als Pflichtfach finden. Es ist einfach schön, wenn man in einer 2. Fremdsprache Inhalte aufnehmen und selbst erzeugen kann, aber ich nehme an, dass dich das Argument wenig überzeugen wird, da man dies auch im Rahmen von Wahlpflichtunterricht erzielen könnte.

    Nö. Jedenfalls nicht so, wie du denkst. In verschiedenen Schuljahren heißen die Mathethemen unterschiedlich, das ist auch bei uns der Fall.

    Bei uns steht aber nicht Geometry oder Pre-Calculus oder so im Zeugnis, sondern nur Mathematik - da hat Antimon schon Recht.

    -----------

    Es ist immer schwierig, zu rechtfertigen, warum etwas im Schulkontext so beibehalten werden soll wie es ist, weil vieles eben aus der Schulhistorie heraus entstanden ist und wir daraus irgendwie die Berechtigung ziehen, warum wir es immer noch so handhaben. Alleine aus dem Grund ist es so, dass immer mehr Punkte dafür sprechen, den Status Quo beizubehalten, als Punkte, die für eine Abkehr hiervon sprechen. Hätte es nie Fremdsprachenunterricht in Deutschland gegeben, weiß ich nicht, ob ich im Jahr 2023 dafür plädieren würde, ihn einzuführen. Dasselbe würde aber auch für einige andere Fächer gelten.

    Du hast ja schon mehrfach geschrieben, dass eure Schüler nach vielen Jahren Französischunterricht immer noch sehr geringe Kompetenz in dieser Sprache aufweisen. Ich bin nicht mit euren Curricula bewandert, aber vielleicht müsste da etwas optimiert werden, dass vom Unterricht mehr hängen bleibt, denn ich muss dir zumindest da durchaus Recht geben, dass, wenn nach vielen Jahren immer noch nix hängen geblieben ist, es verschwendete Unterrichtszeit ist. Dabei stelle ich aber nicht das Unterrichtsfach selbst infrage, sondern eher die verwendete Didaktik.

    Interessanter Vergleich mit Mathematik. In den USA wird die Aufsplittung in mathematische Teilbereiche weiterhin praktiziert.

    Fremdsprachenkenntnisse werden ja aktuell nicht in der Schule vermittelt, um die Jugendlichen zu Übersetzern auszubilden, sondern ganz pragmatisch, dass sie in der Lage sind, zu verstehen, worum es in einem Rapsong geht, Freundschaften mit Leuten aus anderen Ländern zu knüpfen oder auch einen Jugendroman in der Originalausgabe zu lesen. Die Kompetenzen betonen ja extra den transkulturellen und den kommunikativen Aspekt, weswegen es um mehr als nur die Übersetzung zum Mittel der reinen Informationsgewinnung geht.

    Ich würde gerne an der Stelle dir, Zauberwald, für deine sehr angenehme Art und deine interessanten Beiträge der letzten Monate danken. Es ist nicht immer einfach, seinen Platz in einem Forum mit den ganzen Dynamiken zu finden, die es irgendwie immer zu geben scheint, sobald mehr als eine Handvoll Leute aufeinandertrifft, aber du bereicherst meiner Einschätzung nach unser Forum sehr.

    Du denkst, dass KI bzw. Übersetzungssystem nur die Ausgangssprache wörtlich 1:1 in die Zielsprache übertragen?

    Das meine ich nicht, aber es gibt Ausdrücke, die man eigentlich nur verstehen kann, wenn man sich mit der zugrundeliegenden Kultur bzw. der entsprechenden Sprache einigermaßen auskennt, weil es z.B. nicht für jedes französische oder englische Sprichwort ein genau passendes Gegenstück im Deutschen gibt. Das dürfte im Japanischen auch nicht anders sein.

    Dir würde es also genügen, Deutsch lesen zu können und alle anderen Sprachen soll dann eben das Übersetzungsprogramm ins Deutsche übersetzen? Japanisch spielt in meinem Alltag keine Rolle, aber täte es das, hätte ich persönlich ein Interesse daran, entsprechende Texte auch in der Ausgangssprache lesen zu können. Insbesondere, weil sich viele Redewendungen so gar nicht 1 zu 1 übersetzen lassen. Du so gar nicht?

    Ersteres ist aber auch nur ein sehr kurzfristiges Problem. Sobald sie in ihrem Draft einfach "auf dem Niveau eines XY.-Klässlers" ergänzen und noch zwei, drei Fehlerchen einbauen lassen, wird es dann schon schwieriger. Und: KI lernt. Wir sind aktuell vergleichsweise am Anfang von KI im Schulkontext; in 5 Jahren stehen wir da vor ganz anderen Situationen als jetzt

    Das hängt aber auch von der gesellschaftlichen Akzeptanz von KI ab. Momentan ist diese noch relativ hoch, es fließt einiges an Geld in KI-Forschung. Gleichermaßen hört man dieses Jahr wieder vermehrt Kritik und sogar Warnung vor den Gefahren durch KI für die Gesellschaft. Das ist insofern nichts Neues als dass das Thema bereits seit Jahrzehnten Gegenstand von Literatur, Film und Philosophie/Gesellschaftskritik ist. Was neu ist, ist vielmehr, dass die Kritik von eben jenen Leuten gibt, die durch ihre Produkte im Bereich IT zu viel Geld und hohem Bekanntheitsgrad kamen.

    Und natürlich, dass erste Länder Ansätze wagen, die Nutzung von IT überhaupt rechtlich einzuschränken, was es bis dato kaum gab. Daher bin ich nicht einmal gespannt darauf wie die Technik sich weiterverändert, sondern eher welche Position die Gesellschaft langfristig hierzu finden wird.

    Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass man sich Fremdsprachenunterricht sparen könnte. Ich habe vor Kurzem in fehlerfreiem Tschechisch eine Anfrage per Mail geschrieben. ChatGPT macht's möglich. Die Antwort einfach wieder von ChatGPT nach Deutsch übersetzen lassen. Ging problemlos.

    Kannst du denn Tscheschisch? Kannst du ausschließen, dass in der Mail Quatsch stand? Ich finde wichtig, dass wir am Ende verstehen, was das Programm da gerade macht. Wenn der Taschenrechner sagt "582+359=941", bin ich im Zweifelsfall in der Lage, mithilfe meiner Rechenkenntnisse und -strategien aus der Schule die Aufgabe auch ohne technische Hilfsmittel nachzurechnen bzw. wenigstens zu überschlagen, ob das Ergebnis im Rahmen des Möglichen oder völlig abwegig ist. Wenn ich das nicht kann, bin ich der Annahme, dass die Maschine schon Recht hat, ausgeliefert, was mich als Menschen schon irgendwie abhängiger und damit unselbstständiger macht.

    Ja, schon blöd, wenn man meint, man habe da ein überzeugendes Exposé, und in Wirklichkeit steht da sinngemäß "Wer das liest, ist ein Idiot" oder "Kilroy war hier".

    Vor allem kann KI natürlich gehackt werden und wenn man dann gar nicht die Möglichkeit hat, zu überprüfen, ob da Quatsch oder tatsächlich Substanz da steht, weil man von der Materie selbst keine Ahnung hat, ist man natürlich schwach aufgestellt. Das trifft natürlich auf Sprachen wie auf MINT-Fächer zu. Wer kennt es nicht, wenn die Schüler mal wieder irgendetwas in den Taschenrechner eingegeben haben und das Ergebnis als Lösung der Aufgabe präsentieren, ohne überhaupt mal zu überlegen, ob das Ergebnis Sinn macht.

    Mündliche Leistungsbewertung muss sich schlichtweg an den gleichen Maßstäben wie schriftliche Leistungsbewertung richten. Wer in der Klassenarbeit nur physisch anwesend ist, aber nichts aufschreibt, bekommt ja auch keine Note 4, weil "war bemüht, freundlich und hat nicht gestört". Entsprechend muss auch mündlich Leistung erbracht werden und zwar nicht nur für eine gute Note, sondern bereits um zu bestehen. Das bedeutet je nach Fach die Verwendung der richtigen Fachbegriffe, das Verbalisieren von Lösungswegen, das Verbinden verschiedener Teilaspekte, das Aufzeigen von Grenzfällen/Problemen, die Formulierung von möglichen Lösungen, etc. Reines Melden, um die Aufgabenstellung vorzulesen, ist nett, stellt aber erst einmal keine Leistung zum Nachweis erworbener fachlicher Kompetenzen dar.

    Mündliche Noten müssen sich an Kompetenzen orientieren und dabei sollte das komplette Notenspektrum Anwendung finden, was nicht heißt, dass in jeder Klasse/in jedem Kurs von Note 1-6 bzw. 0-15 Punkte stets alles vertreten ist. Grundsätzlich sollte aber natürlich jeder Kollege zumindest die Bereitschaft zeigen, außergewöhnlich gute wie besonders schwache Leistungen entsprechend auch zu bewerten.

Werbung