Beiträge von Antimon

    Weisst du was, mir sind deine Fragen zu doof. Mir ist auch nicht klar, was ein "grundständiges" Studium sein soll. Wenn du Maschinenbau oder Interdisziplinäre Naturwissenschaften studierst, leitet sich daraus kein unmittelbares Schulfach ab und du gehst zurück an die Uni um das nachzuholen, was dir fürs Unterrichten fehlt. Das schrieb ich aber bereits, deine Fragen sind redundant. Ich schrieb auch bereits, dass man mich Physik nur unterrichten lässt, weil ich in der physikalischen Chemie promoviert bin. Für zwei Unterrichtsfächer macht das also vor allem im Bereich MINT eine erheblich längere Ausbildungszeit als 2. Staatsexamen + Referendariat.

    Wenn du dich für die Lehrerausbildung in der Schweiz interessierst, guck auf den Webseiten der Pädagogischen Hochschulen nach. Ich habe mein Lehrdiplom z. B. von der FHNW:

    https://www.fhnw.ch/de/studium/paedagogik/sekundarstufe-2

    Als ich mein Gespräch an der Schule hatte, um mich für ein Praktikum dort vorzustellen, hatte der Schulleiter von ähnlichen Gesprächen mancher Interessenten berichtet: "Ich habe jetzt 20 Jahre gearbeitet, das reicht, jetzt möchte ich Lehrer werden!"

    Der war froh, dass ich andere Motive hatte :D

    Meine Chefin sass mal beim Mittagessen und berichtete von einem Bewerbungsgespräch, es ging um Französisch. Der Bewerber meinte, ja, er sei motiviert, wenn seine Schülerinnen und Schüler motiviert sind. Ich wiederhole ... es ging um Französisch. :lach2:

    Also sie versuchen es. Ihr wollt nicht wissen, was ich schon an skurrilen Bewerbungen gelesen habe und ja, in der letzten Runde kamen verdammt viele aus Deutschland. Einer schrieb sinngemäss sowas wie, er sei frustriert vom Druck der Leistungsgesellschaft und habe sich überlegt, an der Schule hätte man ja ein viel schöneres Leben. Ich stand mit unserer Sekretärin da und wir wussten beide nicht recht, ob wir lachen oder weinen sollen. Bei manchen fragte man sich echt, ob die wohl mehr können als atmen.

    Ja, ich weiss nicht, woher dieses Gerücht kommt, es ginge bei uns alles so viel einfacher. Ich lese nicht nur hier alle Ritt lang von Leuten, die mal schwupps ohne Lehramtsausbildung in die Schweiz kommen wollen um das grosse Geld zu verdienen. Es ist in bestimmten Berufen verdammt häufig so, dass ausländische Examina oder Diploma gar nicht anerkannt werden. Lehrer und Juristen sind davon insbesondere betroffen. Auch Bauingenieure werden nicht selten zum Polier degradiert.

    Nein, man kann sich das deutsche Staatsexamen natürlich bei der EDK anerkennen lassen. Bei uns an der Schule gibt es einfach niemanden, der die Lehrbefähigung im Ausland erworben hat, alle KuK haben ein Lehrdiplom in der Schweiz gemacht. Es ist kein Geheimnis, dass deutsche Staatsexamina an den Sek-II-Schulen keinen guten Ruf haben. Die Bewerbung mit dem Schweizer Lehrdiplom wird da immer bevorzug. An den Sek-I-Schulen haben die Leute dann das Problem, dass sie die Lehrbefähigung meist nur für 2 Fächer haben und dann schlechter bezahlt werden, weil die Ausbildung nicht vollständig anerkannt wird. Ohne das 2. Staatsexamen wird natürlich überhaupt nichts anerkannt.

    Der Beruf der Lehrperson ist mindestens unter den akademischen Berufen wahrscheinlich derjenige, mit dem geringsten Anteil an Migranten. Davon hat die Schweiz insgesamt sowas wie 37 %, bei uns an der Schule (Standort mit hohem Migrantenanteil) haben wir im Kollegium einen Anteil von etwa 15 %.

    Ja, 1995 war vor fast 30 Jahren, die Welt hat sich weiter gedreht. Du hast in der Schweiz auf jeden Fall mehr Aufwand als in Deutschland bist du ein Lehrdiplom für die Sek II hast. Ich unterrichte 2 Fächer am Gymnasium und der Fachmittelschule, das sind 270 CP im Hauptstudium Chemie, 90 anrechenbare CP für die Physik (ich habe ein Doktorat in der physikalischen Chemie, sonst hätten sie mich wieder an die Uni geschickt) und 61 CP Lehrdiplom. An der Sek I unterrichtest du nicht mit *einem* Fach. Auch an der Sek II wird es zunehmend schwieriger mit Monofach angestellt zu werden. Das ist praktisch nur noch Musik und Bildnerisches Gestalten, die allerdings schlechter entlöhnt werden.

    Wieso zitierst du den Rest nicht? Es ging dir offensichtlich darum, dass anderswo alles besser ist und du die beschriebenen Probleme nicht hättest. So ist es aber nicht. Du würdest in der Schweiz an egal welcher Schulform wenn überhaupt zu erheblich schlechteren Bedingungen angestellt werden als die Leute, die hier ausgebildet sind.

    Keine Ahnung. Verbeamtet jedenfalls in Spanien. Die andern könnte ich fragen, wenn es dir wichtig ist. Mir ging es ja nicht um den Beamtenstatus.

    Das kannst du dir sparen. Weder ist die Schweiz ein EU-Land noch wird hier verbeamtet. Und hier wird auch nicht jeder Lehrer, wie es ihm gerade passt. Wenn das "irgendwas", das du studiert hast, nicht auf der Liste der regulären Schulfächer der Pädagogischen Hochschulen steht, gehst du an die Uni zurück und holst eben nach, was dir fehlt. Mit *einem* Fach unterrichtest du by the way nicht an einer Sekundarschule

    Hast du in den Spiegel geschaut? Dann kann es ja nur besser werden. :pfeifen:

    Ich habe noch niemandem "unterstellt" die AfD zu wählen, das ist mir im Grunde völlig wurscht. Hingegen wurde mir allein in diesem Thread sicher 10 x oder so "unterstellt" mit der AfD zu sympathisieren (z. B. auch von dir, aber du vergisst ja schnell mal, was du so zum Besten gibst), für die Partei in die Presche zu springen oder was auch immer. Nochmal zum Mitschreiben: Ich habe im ganzen Leben noch nicht mal CDU gewählt, das ist mir schon zu weit rechts. Das rechteste, was ich so wähle ist die FDP respektive sind die Grünliberalen. In Deutschland bin ich bei der nächsten Bundestagswahl sicher wieder bei den Grünen. Die sind ja mit Herrn Habeck und Frau Baerbock auch nicht mehr so utopisch-links, wie sie mal waren, das macht sie mir wieder sympathisch.

    Ich glaube, deine Erfahrung ist da ziemlich anekdotisch. Meine Partnerin arbeitet immer schon in Unternehmen, deren Abteilungen - egal ob technisch oder kaufmännisch - überwiegend von MINTlern so im Allgemeinen geleitet werden. Davon machen nämlich ne ganze Menge im Laufe der Zeit eine Zusatzausbildung im Bereich Projektmanagement, hat meine Partnerin als studierte Biotechnologin eben auch. Die meisten Informatiker an der Uni belegen im Nebenfach BWL. Rumgedreht wird aus einem BWLer selten einer, der im Bereich MINT Ahnung hat.

    Ach du liebe Güte, nein die gibt es wahrhaft nicht. Man ist ganz schnell AfD-Wähler und/oder Verschwörungstheoretiker, wenn man nicht "aufpasst", was man schreibt. Wobei es immer die gleichen 2 - 3 Leutchen sind, die schnell mal irgendeinen Kram unterstellen.

    Zu jener Zeit kam man nur mit Empfehlung auf das Gymnasium.

    So war es auch zu meiner Zeit noch. Aus meiner Grundschulklasse gingen 5 Kinder ans Gymnasium, 3 davon haben Abitur gemacht. Eine davon hat nicht mal den qualifizierten Hauptschulabschluss bestanden, tragische Geschichte.


    An der Pädagogischen Hochschule (das ist die mit dem unterirdischen Niveau) lag (und liegt) die Abbrecher- und Nichtbesteher-Quote in Mathematik zwischen 30-50%.

    Die Abbruchquote liegt weniger am grundsätzlichen "Niveau" als an der falschen Selbsteinschätzung und oft auch an mangelnder Selbstdisziplin. Das ist heute nicht anders als früher. Ob das Niveau an der PH Heidelberg "unterirdisch" ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe mich lediglich zu der von dir schon mehrfach verlinkten Vorlesungsreihe von Christian Spannagel geäussert. Und auch da schrieb ich nicht das Niveau sei "unterirdisch", ich schrieb, das entspräche in etwa einer typischen Nebenfachvorlesung im Bereich MINT und davon nicht eine der unbedingt anspruchsvollsten. Das ist nun mal ein tieferes Niveau als in der Hauptfachmathe. Recht viel mehr als das habe ich auch nicht vorzuweisen aber ich behaupte auch gar nichts anderes.

    Ich habe ein bayrisches Abitur

    Ich auch, meins ist etwa 6 Jahre jünger als deins ;)


    Mein Gymnasium in Regensburg hatte ein angeschlossenes Internat, das von der katholischen Kirche finanziert wurde.

    Meins auch. Maria-Ward-Schulen Altötting. Allerdings habe ich nicht mal Latein gelernt, Griechisch gab's da gar nicht. ^^


    Die andere Frage ist aber, ob niedrige Abiturientenquoten per se gut und automatisch ein Indikator für Qualität sind.

    Die Frage würde ich ganz klar mit "nein" beantworten. Wenn man schaut, wie bei uns in den einzelnen Kantonen das Verhältnis zwischen Maturitätsquote und Studienabschlussquote ist, sind 25 % allgemeinbildende Maturität eigentlich ein ganz guter Wert. Sobald es deutlich drüber steigt, fängt die Studienabschlussquote an zu stagnieren, d. h. längst nicht mehr alle Maturanden sind an der Hochschule noch erfolgreich. Das trifft bei uns die Basler, Genfer und Tessiner. Im Baselland haben wir ein sehr gutes Matching. An die 90 % unserer Maturand*innen studieren tatsächlich auch und geschätzt ebenso viele sind damit auch erfolgreich. In den Landkantonen der Zentralschweiz hingegen liegt die Maturitätsquote bei teils nur 10 - 15 %, das ist schlichtweg Verschwendung von Potential. Dass wir mehr Akademiker*innen bräuchten, zeigt die Zuwanderungsrate von Hochqualifizierten aus dem benachbarten Ausland. Ökonomisch verträglich wäre eine Steigerung der allgemeinbildenden Maturitätsquote auf etwa 30 %. Die SVP sieht das freilich anders, die kaufen lieber weiter Deutsche und Franzosen ein. Ist billiger.


    Ich denke auch nicht, dass es unbedingt am Studium selber liegt, sondern eher an den fehlenden Informationen darüber, was der gravierende Unterschied ist zwischen Mathe in der Oberstufe und im Studium.

    Das denke ich nicht. Wir informieren unsere Maturand*innen schier zu Tode, sie glauben es einfach nicht.

    Es gibt sogar Nobelpreisträger der Naturwissenschaften, welche die Theorie(!) einer klimabedingten Apokalypse anzweifeln.

    Es gab auch Nobelpreisträger in den Naturwissenschaften, die rassistische Arschlöcher waren. Dafür haben sie ja nicht den Nobelpreis bekommen. Und zwischen "Anzweifeln einer Apokalypse" und "Leugnen, dass es überhaupt eine anthropogen verursachte Klimaerwärmung gibt" ist ein himmelweiter Unterschied.

    Immer wieder faszinierend, wie gerne das mit der "Meinungsfreiheit" falsch verstanden wird. Ich meine es war irgendwo im Thurgau, auf jeden Fall Ostschweiz, da hat es kürzlich jemanden gekostet, der einmal zu oft "gemeint" hat, es gäbe gar keine anthropogen verursachte Klimaerwärmung. Man hat den sowas wie 10 Jahre lang seine Verschwörungstheorien verbreiten lassen, dann gab's genug in der Personalakte um ihm zu künden. Ich habe eine recht gute Vorstellung davon, wie lange sowas geht und wie oft die fragliche Person darauf hingewiesen wurde, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Da gibt es keinen grossen Grund zur Empörung.

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