Beiträge von Antimon

    Wir haben ein paar Leute im Kollegium, die man wirklich herrlich parodieren kann. Da reicht oft schon eine Handbewegung oder eine typische Phrase und jeder weiss, wer gemeint ist. In der Fachschaft erkenne ich jede einzelne Person an der Art zu Laufen. Ich sitze mit dem Rücken zum Eingang ins Vorbereitungszimmer und weiss nur schon anhand der Schrittfrequenz und Lautstärke der Tritte, wer gerade hinter mir steht. Wenn ich Jugendliche frage, was ihnen zu meiner Person als erstes in den Sinn kommt, dann dass ich meistens von ihrem Können mehr überzeugt bin als sie selbst. Und Sprüche wie "das Leben wird auch wieder lustiger". "Hätte, hätte Fahrradkette" hat zum Maturstreich auch schon mal an meinem Zimmer gehangen. Mir fiele gerade auch nicht ein, wen ich wie kategorisieren sollte.

    Nur zu.
    BTW: Ich habe vorhin erst 30 Meter vor der Abbiegung geblinkt - fand das nicht so tragisch, weil kein Gegenverkehr entgegen kam und sich hinter mir auch kein Fahrzeug befand. Fand ich jetzt harmlos. Gilt das?

    Das Problem ist nicht der Vorfall an sich, sondern wie du ihn und dich selbst inszeniert. Das haben dir jetzt 5 verschiedene Personen erklärt. Der Geisterfahrer bist hier eindeutig du.

    Ich mag mich an eine eher heikle Situation aus dem Studium erinnern, in der mir fast eine Grignard-Reaktion mit Quecksilberchlorid durchgegangen wäre. Natürlich war es meine Schuld, ich war zu ungeduldig mit der Temperatur. Da denkt man sich "oh shit", schlägt 3 Kreuze, dass einem die Schweinerei etspart geblieben ist und passt das nächste Mal besser auf. Du bist eher der Typ, der sich noch 30 Jahre später damit brüstet, dass er auch hätte sterben können (eine Portion Übertreibung gehört natürlich auch dazu) aber HAHAHA... NO RISK NO FUN, GELLE? Es ist ja nicht das erste Mal, dass du hier solche Stories zum Besten gibst.

    Ich weiss nicht. Die einzigen, die man bei uns zuverlässig erkennt, sind die Künstler und die Sportler. Ich habe das erst letztens anhand eines nahezu vollständigen Fotos unseres Kollegiums verifiziert. Da hat keine der anwesenden fremden Personen irgendjemanden eindeutig zuordnen können.

    Die mit Abstand friedfertigste Fachschaft ist bei uns die Physik. Aber da habe ich an anderen Schulen auch schon unerträgliche Nervensägen erlebt. Am anstrengensten finde ich unsere Germanisten. Da hat es einfach ein paar dabei, die ihre persönlichen Meinungen gerne zum Gesetz erklären. Ob das am Fach liegt, sei dahingestellt. Als ich angefangen habe, an meiner Schule zu unterrichten, hätten das sicher noch einige über die Chemie behauptet (haben sie... ich weiss es ja). Damals sind zwei alte, nörgelige Platzhirschen ersetzt worden, mit einem davon habe ich noch ein halbes Jahr gearbeitet. Seither ist die Wahrnehmung der Fachschaft und des Fachs an der Schule eine ganz andere.

    Das Krasseste, was einem Kollegen passiert ist: Ein Schüler hat mit einem Draht L und N in einem Kaltgerätestecker kurzgeschlossen. Folge war ein Schaden in der Verteilung (zum Glück aber kein Personenschaden). Das hat konkret und im übertragenen Sinne gerumst.

    Aus Interesse: War das Absicht? Und falls ja, was waren die Konsequenzen?

    Ich gebe dir sonst aber in vielem Recht, wenn dein "Aquarium" oben offen war (weiß ich nicht), hätte es auch dem einen oder anderen Fachkundigen passieren können

    Sowas passiert immer nur Leuten, die sich für die ganz grossen Bastler halten. Ich kann dir keinen einzigen Feueralarm nennen, der bei uns in der Chemie ausgelöst wurde, der nicht auf Unaufmerksamkeit der jeweiligen Lehrperson zurückzuführen ist*. Ich will überhaupt nicht ausschliessen, dass es mir auch noch irgendwann passiert. Ich weiss schon sehr genau, wie viel ich riskiere und wo es dann eben passieren kann. Ich werde hier dann aber sicher keine Geschichten daherschwafeln von ausgetauschten Gaskartuschen, die an irgendwas schuld hatten und Aquarien, die eigentlich eine super tolle Notlösung waren. Und ich riskiere nur, wenn es keine Jugendlichen kosten kann.

    Ich kann mich auch aus Unizeiten nur an einen einzigen Fall eines Brandes erinnern, der tatsächlich nicht durch irgendeine Art von Unaufmerksamkeit verursacht war. Wobei ich nicht mal das völlig ausschliessen will, ob man das Sternchen, das der Kolben an der THF-Destille wahrscheinlich hatte, hätte sehen können. Aber das fällt sicher unter "man kann einfach nicht alles sehen". In jedem Fall brach der Kolben mit der geschmolzenen NaK-Legierung durch und natürlich ging der komplette Abzug in Flammen auf. Personenschaden gab es in den 12 Jahren, die ich in Heidelberg an der Uni war, nicht ein einziges Mal. Über Personenschäden an Schulen infolge von Fahrlässigkeit der Lehrperson liest man hingegen erschreckend häufig.

    Und womit man sowieso immer rechnen muss, ist, dass Jugendliche im Praktikum was anderes machen als in der Anleitung steht. Was ich z. B. schon hatte ist ein explodierter Erlenmeyerkolben weil jemand "Stopfen locker aufsetzen" überlesen hatte. Zu Schaden kam niemand, weil alle Schutzbrillen trugen. Danach hat sich in dieser Gruppe übrigens nie mehr jemand beschwert, dass die unbequem sind.

    *Einer geht zur Hälfte auf mein Konto, der junge Kollege wusste nicht, dass wir den Rauchmelder abstellen können.

    Um das richtig zu machen, müssten ja Funktionenscharen betrachtet und Methoden wie kleinste-Quadrate gelehrt werden

    Wird bei uns in den naturwissenschaftlichen Profilen genacht. Allerdings erst nach der 9. Klasse, also nach PISA. Modellieren können unsere Neuntklässler*innen ganz sicher gar nichts. Die gucken mich in der 10. Klasse alle sehr zuverlässig sehr dumm an, wenn ich in der Physik anfange, Ausgleichsgeraden zu zeichnen.

    Man macht Fehler

    Nein, es gibt Fehler, die macht man einfach nicht. Das gilt mindestens für die Chemie, Physik und übrigens auch den Sport. Wir hatten mal einen Kollegen, der es mit den Gashähnen nicht so genau genommen hat. Der arbeitet unterdessen gar nicht mehr als Lehrer. Wir hatten auch mal jemanden, der beim Turnen an den Ringen die Matte drunter vergessen hat. Dann hatten wir eine Schülerin mit einem offenen Beinbruch. Den Sportlehrer haben wir nicht mehr.

    Fachliche Nachfrage:
    Habt ihr im Studium gelernt, dass man keine 4 Schutzscheiben verwenden darf?
    :autsch:

    Fachliche Antwort: Gelernt habe ich den Umgang mit Natrium im 2. Semester. Trocknung von organischen Lösemitteln mit anschliessender Destillation und Entsorgung des restlichen Natriums. In 100fach grösseren Mengen als das, was ich an der Schule verwende. Handhabung von Wasserstoff an der Uni ausschliesslich im Abzug oder im Freiluftlabor, um Gottes Willen keine offene Flamme daneben.

    Typische Schulversuche sehen ganz anders aus, der Wasserstoff verhält sich aber genau gleich. Nicht selten arbeitet man unter erheblich heikleren Bedingungen als an der Uni. Was einem aber nur bewusst ist, wenn man den sachgerechten Umgang mit Gefahrstoffen mal gelernt hat. Für die Böllerbüchse achte ich penibel darauf, dass ich die vollständig mit Wasserstoff flute, bevor ich sie zünde, um eine kontrollierte Explosion sicher zu stellen. Es hat sich so mancher beim Ausprobieren schon zu Tode erschreckt, dass er direkt das Knallgas zündet. War Thema in der Fachdidaktik, genau dafür hat man die. Ich käme in 100 Jahren nicht auf die irrsinnige Idee, einen halb geschlossenen Behälter aus Glas unkontrolliert mit Wasserstoff zu fluten, wenn die Gefahr besteht, dass er ebenso unkontrolliert zündet. Ich habe bei dem Versuch das Fenster sperrangelweit offen, weil übrigens auch der aufsteigende Wasserdampf mit Natriumhydroxid geschwängert ist und mir zuverlässig Reizhusten verursacht.

    Eine Knallgasprobe im Reagenzglas macht man mit einem sehr hohen Wasserstoffanteil, so dass es grade noch pfeifft. Meistens leite ich das Gas sogar in Seifenblasen ab, damit es nicht zu laut wird. Ich stecke auch ne brennende Kerze in reinen Wasserstoff. Den Zylinder fülle ich pneumatisch, die Schutzscheibe steht davor, das Fenster ist offen, die SuS räumen die 1. Reihe. Ich zünde auch einen Wasserstoffballon. Sofort, nachdem ich ihn gefüllt habe. Lass den mal 10 min liegen und wundere dich, wie laut er plötzlich wird. Ein stöchiometrisches Knallgas wird übrigens so laut, dass es dir die Ohren abreisst. Das findet man alles nicht in Beisein von Jugendlichen raus, für deren Gesundheit man im Unterricht verantwortlich ist.

    Ich habe in der Chemie immer meinen absoluten Glanzmoment, wenn meine armen Schöfli im Praktikum eine Eichgerade für die Photometrie pipettieren müssen. Mit der Stabpipette. Aus Prinzip. Selten schafft es irgendjemand im ersten Anlauf und immer schreite ich irgendwann selbst zur Tat, weil irgendjemand befindet, das ginge gar nicht. Bestimmt seien die Lösungen und Pipetten schlecht. Weg da ihr Dilettanten, für irgendwas hat man mir schliesslich den Dr. verliehen. Und wenn nur fürs Pipettieren!!

    Ich finde das in Ordnung. Schliesslich haben die keine Ahnung, wie oft man als Lehrperson am liebsten weinen möchte, weil die verdammte Resonanzkatastrophe schon weit vor der Resonanz zur Katastrophe wurde (eins meiner grössten Experiment-Traumata, bis ich es "schön" hingefrickelt hatte... mit der *einen* Feder, die eben das tut, was ich will). ^^

    Ich darf ab Februar nach vielen Jahren ohne Physik mal wieder ran. Ziemlich seltsam, in Mathematik unterrichte ich seit Jahren schon das gleiche und bin extrem routiniert, während ich in Physik auf dem Stand eines Referendars bin. Das wird für mich tatsächlich ein großer Mehraufwand, aber ich freue mich auch darauf nicht komplett einzurosten.

    Physik ist ein bisschen so: Es funktioniert mit genau *dieser* Feder oder *diesem* Klötzchen oder *diesem* Wägeli oder... Mach dir von allem ein Foto und schreib dir auf, wie genau es funktioniert hat. Ich bin im ersten Jahr schier verzweifelt, bis ich realisiert habe, das ist bei allen Kollegen so. Jeder hat sein eigenes, ganz spezielles Klötzchen, mit dem *der eine* Versuch seit 20 Jahren immer genau gleich funktioniert. Frag die Kollegen nach ihren Klötzchen. ;)

    Weiß ich auch. Ich wollte was gegen das Boomerbashing schreiben.

    Welches "Boomerbashing"? Mein Fachdidaktiker war Mitte 50 als ich die Ausbildung bei ihm gemacht habe und ist mittlerweile pensioniert. Er war einer der besten Chemiehlehrer, die ich bisher kennengelernt habe. Neben Hans-Ruedi Dütsch natürlich, der schon jenseits der 70 ist und immer noch die weltbesten Fortbildungen schmeisst. An der Schule hatte ich eine sehr gute Kollegin und Mentorin, von der ich sehr viel gelernt habe, die unterdessen auch schon seit 5 Jahren pensioniert ist. Auch in der Physik brechen bei uns schwere Zeiten an, wenn die zwei Dienstältesten demnächst hinschmeissen. In der Chemie bin ich nota bene die Zweitdienstälteste. Es ging hier noch nicht eine Sekunde ums Alter.

    Oh, ich mag Elektronen sehr gerne. Ich stehe nur auf Kriegsfuss mit unserem Bandgenerator. Was aber auch daran liegt, dass ich wirklich irrational schrecklich finde, eins gewischt zu bekommen. Ich fürchte mich im Winter aich vor jeder Türklinke aus Metall. :stumm:

    Ich persönlich habe ihn nie verwendet, aber ein älterer Kollege hat mir erzählt, dass viele Bandgeneratoren nur funktionieren, wenn die Luftfeuchtigkeit passt. Wenn das Fenster an einem Regentag gekippt war, kann es sein, dass er nicht mehr funktioniert. Aber ein kleiner Heizlüfter in der Sammlung schafft wohl Abhilfe.

    Elektrostatik ist ein Arschloch. Wir haben einen Bandgenerator, der sofort durchschlägt, wenn nur 2 Wassermoleküle in der Luft sind. Dann haben wir so ein altes Monster, da reicht es 1 x mit der Hand dran zu ziehen und er bringt einen fast um. Ich bin immer froh, wenn's vorbei ist ^^

    Das Terrarium hatte eine Wandstärke von ca. 8 mm. Das wäre auch als Aquarium durchgegangen. Als Sicherheitsmaßnahme - wenn sonst nichts da ist, erschien es mir brauchbar - und hat (bei der geringen Menge Natrium ja auch seinen Zweck erfüllt.

    Muss ich dir erklären, wie Konvektion funktioniert? Du hast den Wasserstoff offensichtlich gestaut und er bildet nun mal von 5 - 75 vol % mit dem Luftsauerstoff ein explosionsfähiges Gemisch. Wenn du das nicht weisst, darfst du solche Experimente nicht machen. War's denn wenigsten VSG? Warte... Ich beantworte mir die Frage selbst: Natürlich nicht. Wenn's dir das Ding fetzt und ein Schüler hat einen Glassplitter im Auge stecken, bricht die Hölle über dich herein. Kennst du das ChemG? Wenn durch unsachgemässe Handhabung von Chemikalien Personenschaden entsteht, drohen mindestens empfindliche Geldbussen bis hin zur Gefängnisstrafe. Du findest dich unwahrscheinlich lustig, ne? Hör einfach auf, über dein blödes Aquarium zu schreiben und danke dem lieben Gott, dass nichts passiert ist.

    Heute würde ich konkret nachfragen, welche Sicherheit eingebaut ist, dass fehlerhafte Schülerschaltungen an mehreren Schülertischen die "Autobatterie" nicht heißlaufen lassen, damals kam ich gar nicht auf die Idee

    Achso, dir war das mit der Autobatterie bekannt? Den Teil hatte ich offensichtlich falsch verstanden. Ja, in dem Fall war es wirklich dumm. Ich lasse im Praktikum absichtlich mal einen Kurzschluss bauen um zu sehen, wie viel Strom da plötzlich kommt. Wir lassen auch einen Kohlewiderstand mal absichtlich überlasten. Wenn du 8 Schaltungen parallel an einer ungesicherten Spannungsquelle hast, glaube ich sehr gerne, dass das reicht um Kabel wegzuschmoren. Wenn einem hinterher wenigstens klar ist, dass das echt nicht so schlau war, ist doch alles gut und man verbucht es unter "zum Glück nix passiert".

    Ich kenne auch einen Fachkollegen, der damit mal einen Glaszylinder weggefetzt hat. Das ist einer von denen, der irgendwann mal eine Abmahnung einkassiert hat. Warum wohl.

    Ich bin einigermassen stolz darauf behaupten zu können, das dümmste was mir in der Chemie jemals passiert ist war ein Kolben mit Acetylchlorid beim Abbauen der Synthese im Ölbad versenkt. Das war einfach eine entsetzliche Schweinerei zu entsorgen.

    Anhand der eingesetzten Menge war es aber bei mir beabsichtigt, dass es ein bisschen funkt und mehr ist auch nicht passiert

    Die Variante mit dem Filterpapier hat man mir tatsächlich in der Fachdidaktik beigebracht. Da reicht eine ultrakleine Menge damit sich der Wasserstoff entzündet und man einen schönen Unterschied zum Lithium sieht. Fenster auf und Schutzscheibe hoch, da ist noch nie was passiert, was auch nur ansatzweise in Richtung "gefährlich" ging.

    Wasserstoff ist ein flüchtiges Gas, das nach oben entweicht

    Wenn sich nicht vorher ein Knallgas mit dem Luftsauerstoff bildet weil man auf die strunzdämliche Idee gekommen ist, das Experiment in einem "Aquarium" durchzuführen. Du offenbarst hier einfach nur vollkommene Ahnungslosigkeit und die kann sau gefährlich werden, wenn man sie mit Chemie kombiniert.

    TW: Dein Kollegenbashing gegenüber älteren KuK wird dir irgendwann auf die Füße fallen

    Ich bashe überhaupt niemanden und es ist mir völlig egal wer wie alt ist. Was mir mächtig auf den Sack geht, sind Schlaumeier, die ihre eigenen Kompetenzen nicht kennen. Dies völlig unabhängig davon, was sie studiert haben. Du kannst hiet auch orakeln, was immer du willst, das geht mir meilenweit am Allerwertesten vorbei. Deine Selbstüberschätzung ist wirklich beeindruckend.

Werbung