Beiträge von Antimon

    Das haben vor ein paar Jahren mal zwei Schülerinnen mit Bleistiftminen ausprobiert und einen Feueralarm ausgelöst. Unsere Schulleitung fand das nicht so lustig, uns Chemiker*innen hat es einiges gekostet, das überhaupt zu reproduzieren. Was wir nämlich gelernt haben, so einfach geht das nicht! :aufgepasst:

    Ich glaube die Diskussion hier zeigt eindrucksvoll, wie blödsinnig die Aufgabenstellung ist. Was wird denn da "gemessen"? Wie gut Jugendliche darin sind, sich vorzustellen, was wohl gemeint gewesen sein könnte? Die "tollen Chinesen" beeindrucken mich in dem Kontext immer weniger. Hinter deren Ergebnissen steckt halt einfach sehr konsequentes "teaching to the test". Von meinen Jugendlichen würde ich erwarten, dass sie Rückfragen stellen, der Art, wie sie hier gerade diskutiert werden. Ob dann am Ende irgendeine Lösung angekreuzt ist, ist schlussendlich egal und auch kein Indikator dafür, wie "schlau" sie nun sind.

    Wenn ich überlege, welchen Aufriss wir veranstalten, wenn's um die schriftliche Matura geht ... Da wird stundenlang im Kreis diskutiert, ob die Aufgabenstellung nun wohl eindeutig ist bzw. welche Antworten man erwarten und als richtig werten kann. Der Ausarbeitung der PISA-Aufgaben erscheint mir nicht halb so sorgfältig gemacht.

    Eben, wir meinen im Grunde das gleiche. Physik lässt man mich ja auch nur unterrichten, weil ich mich während meiner wissenschaftlichen Tätigkeit in die Richtung spezialisiert habe. Was ich weiss ist absolut ausreichend um das Fach zu unterrichten. Aber es wird immer weniger sein als das, was meine "Jungs" in der Fachschaft so wissen, die alle im Hauptfach Physik studiert haben. Sie sind aber auch schon drauf gekommen, dass ich als Chemikerin ein paar lustige Spezialitäten parat habe. Dass man z. B. Benzin in die Mikrowelle stellen könnte, darauf kam noch keiner von ihnen ^^

    Es ist sehr ergiebig, wenn man mit Leuten aus verschiedenen Fachbereichen zusammenarbeitet. Der erwähnte Umweltnaturwissenschaftler z. B. weiss sehr viel über Ökotoxikologie. Mit sowas habe ich mich im Studium nie beschäftigt, finde ich aber sehr spannend. Unsere Biologen finde ich persönlich nicht gar so "nützlich" aber das liegt daran, dass ich mich eher weniger für Viech-Zeug interessiere. Lustige Sachen können die auch :)

    Das Kernproblem solcher Aufgaben ist, dass offenbar auch diejenigen, die sich sich ausgedacht haben, nicht verstehen, dass Mathe keine Naturwissenschaft ist. Es gibt in der Mathe nicht diese oder jene Lösung, je nachdem auf welcher Seite der Sonne sich die beiden Planeten gerade befinden. Wenn das die Fragestellung ist, gehört sie in die Physik und dann gibt es verschiedene Lösungen und nicht *eine*, die korrekt sein soll. Wenn man nie lernt, dass Mathe ein in sich geschlossen funktionierendes System ist, wird man auch nie den Transfer leisten können. Es hängt nicht alles mit allem zusammen und Lernen beginnt nicht beim "grossen Ganzen" sondern beim grundlegenden Prinzip. Ich habe PISA-Aufgaben zur Aussagenlogik gesehen, die mathematisch betrachtet schlichtweg falsch gestellt sind. Die mathematische Implikation folgt eindeutigen Regeln, die ebenso eindeutig *nicht* voraussetzen, dass ich mir erst noch Gedanken über Biologie (in dem Kontext war eine Aufgabe gestellt) machen muss um ich für die richtige Lösung zu entscheiden.

    Ich unterrichte zwei Naturwissenschaften mit einer sehr grossen Schnittmenge. Weder unterrichte ich Physik als "Hilfswissenschaft" noch tu ich in der Chemie so, als würden da plötzlich andere Gesetzmässigkeiten gelten nur weil's nicht mehr "Physik" heisst. Wenn ich in der Chemie z. B. mit dem Coulomb-Gesetz irgendwas argumentiere muss ich einfach exakt deklarieren, welche Annahmen und Vereinfachungen ich gerade treffe.

    Immer den Kontext der Aufgabe beachten: hier geht es nicht um Astronomie

    Wenn's nicht um Astronomie geht, sollte es nicht um Planeten gehen. Die Aufgabe ist nun mal Bullshit. Ich habe noch andere Aufgaben gesehen, die in eine ähnliche blödsinnige Richtung gehen. Wenn's um Mathe gehen soll, dann soll es doch bitte um Mathe gehen und nicht um irgendeinen esoterischen Kram.

    Das muss man in der Schule gar nicht leisten, gut zu unterrichten und keinen größeren Schaden bei der nachfolgenden Generation anzurichten, reicht für unseren Beruf vollkommen aus.

    Das ist ausreichend anspruchsvoll und erfordert entsprechende Qualifikation. Wie geschrieben, es ist an sich klar definiert, was man können sollte. Für den Job bei der Novartis für die 40k Jahresbrutto mehr hätte ich die Frau Dr. gebraucht, für das was ich jetzt mache eben nicht. Insofern ist die Bezahlung absolut angemessen.

    Ich kann mich da nicht so wirklich hinter den Fachwissenschaftlern verstecken, zumindest nicht in Physik. Sowohl an meiner Ausbildungsschule wie auch meiner jetzigen Schule war nur ein Kollege "normaler" Lehramtler, der Rest war alles promovierte oder diplomierte Physiker und Chemiker. So richtig viel weniger als die wusste ich jetzt nicht.

    Letzteres glaube ich dir ehrlich nicht. Ansonsten halte ich die Kombination Chemie & Physik im Setting "Lehramt" aber auch für einiges ergiebiger als die weitaus üblicher Kombi mit Biologie. Es wäre ausgesprochen eitel zu behaupten, dass ich alles, was ich mal gelernt habe, wirklich "bräuchte" um gut zu unterrichten. Von daher glaube ich dir durchaus, dass es dir nie aufgefallen ist, dass du irgendwas weniger weisst, als die Diplomierten. Neben mir am Schreibtisch sitzt ein studierter Umweltnaturwissenschaftler, der ist auch ein sehr guter Chemielehrer. Natürlich weiss der in der Chemie weniger als ich, nur ist das nicht relevant. Aber wer nicht einen einzigen Mathe-Schein hat und in Physik genau *eine* Lehrveranstaltung belegen musste, dem fehlen schlichtweg die Grundlagen der Chemie. Wie geschrieben, ich habe als Fachvorstand die Zeugnisse gesehen. Und leider widerspiegelt sich das auch im Unterricht.

    Die allermeisten Schüler schätzen sich erfahrungsgemäß übrigens korrekt ein bzw. als schwächer ein als der Lehrer es macht.

    Es gibt schon ein paar (wenige), die was anderes meinen als ich. Das ist aber für mich kein Grund für Präventivmassnahmen. Ich muss nicht allen das Leben schwer machen nur weil 2 Hanseln meinen, sie wären die Grössten. Das gehört ja zum Erziehungsauftrag denen beizubringen, dass sie vielleicht doch nicht ganz so grossartig sind.

    Ganz genau so war das bei meinem Kollegen, der die letzten Jahre nebenbei noch bei Coop im Lebensmittellabor gearbeitet hat. Wenn da Kampagnen gefahren wurden, musste er kommen, egal, ob er eigentlich einen "freien Tag" gehabt hätte. Die Stunden bummelt er halt zu anderer Zeit wieder ab, was bei uns an der Schule nicht anders ist. Wenn ich den Orientierungsabend mache, macht eine andere Person halt irgendeine andere Veranstaltung, an der ich nicht anwesend bin.

    Aber im Unterricht wird es mehr darauf ankommen, als darauf Faktenwissen zusammenzutragen und zu strukturieren

    Verstehe ich nicht. Ihr könnt ja KI dafür nutzen und schauen, ob es richtig ist, was die so meint. Es ist eigentlich immer noch recht offensichtlich, warum ich wenigstens ein bisschen Faktenwissen selber im Kopf haben muss. Bei uns an der Schule hat sich ehrlich gesagt viel weniger geändert als einige befürchtet hatten. Die Fremdsprachen hatten schon vor ChatGPT ein Problem. Aber das ist ihrs, es ist mir egal, was sie damit machen.

    Natürlich verdient jemand bei der Novartis mit gleich viel Berufserfahrung mehr als ich. Ich wäre mit 100 % Lohn jetzt bei irgendwas um die 145k CHF Jahresbrutto. Selbst mit 60 % verdiene ich also mehr als ich in Genf an der Uni hatte (100 % PostDoc), das muss man aber auch mal sehen. Und ob ich bei der Novartis noch mal 40k mehr hätte, interessiert mich nicht. Was soll ich damit? Der Kollege aus Deutschland will ständig Häuser bauen. Scheint so ein deutsches Ding zu sein, er versteht jedenfalls nicht, warum von uns keiner eins hat. ^^

    Wir machen es bei Prüfungen einfach vermehrt wieder wie an der Uni: Stift und Papier, alles andere wird rigoros abgeklemmt. Ist die einzige Möglichkeit, wenn man wirklich sicher sein will, dass KI nicht hilft. Und ja, das heisst dann wirklich auch Handys, Uhren, etc alles abgeben und Taschen leeren.

    Es kann eben nicht sein, dass Prüfungen plötzlich nur noch aus Transferausgaben bestehen, das ist nicht fair. Die Aufgaben, von denen ich weiter oben schrieb, sind nicht bewertet. Wer da mit KI arbeiten will, soll ruhig. Ich betreue demnächst vier Abschlussarbeiten, da sind die Themen so gewählt, dass KI kein Problem sein wird. Jemand schaut z. B. nach Acrylamid in frittierten Lebensmitteln, das muss sie selber von Hand im Labor machen.

    Welche Stolperfalle? Und was meinst du mit "schneller als der Stift"? Mein Stift schreibt genauso gut wie aufs Papier, ohne Verzögerung.

    Probleme mit dem Anschluss kenne ich nur insofern, dass in zwei meiner Unterrichtszimmer das Bild einmal kurz schwarz wird, wenn ich in PowerPoint in den Präsentationsmodus wechsle. Das sind sowas wie 10 Sekunden, also nicht wirklich ein "Problem".

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