Beiträge von Antimon

    Wie viele Zuwanderer aus Syrien betreust du in deinem SEKII-Elfenbeinturm in Basel?

    Willst du implizieren, dass deine Syrer dümmer sind als meine Kosovaren und Tamilen? Ich unterrichte diejenigen, die eben vor mir sitzen, es ist mir egal, woher die kommen. Unser "Elfenbeinturm" überfordert den Kollegen mit der deutschen Lehramtsausbildung übrigens auch hinsichtlich der Heterogenität, insbesondere an der FMS. Er wisse nicht was tun mit Jugendlichen, die nicht Dreisatzrechnen können und im gleichen Kurs sitzen mit Jugendlichen, die genauso gut ans Gymnasium hätten gehen können. Lass dir was einfallen, Junge, dafür wirst du bezahlt.

    Was fordert er denn so Abstruses? Eigentlich gar nichts, würde ich meinen, er macht nur eine Bestandsaufnahme und die scheint mir nicht so falsch zu sein. Ich lese hier ganz viele Klagen über den angeblichen "Verfall" der Gesellschaft und angeblich immer dümmer werdende Kinder und Jugendliche. Was seid ihr denn als Lehrpersonen bereit zu leisten um den Zustand zu ändern? Darüber lese ich von den immer gleichen Nöltanten eigentlich nicht so viel.

    Ich erwähnte bereits im PISA-Thread, dass wir auf dieses Jahr einen Kollegen mit einem deutschen Staatsexamen bei uns in der Chemie dazubekommen haben. In Deutschland sei alles so "schlimm" und als Beamter werde man ja nur "versklavt", sagt er. Eine seiner ersten Fragen an uns war nicht etwa, wie wird hier unterrichtet, was ist das Ausbildungsziel der jeweiligen Abteilung, wie kann ich mich einbringen, nein, nein. Er fragte mich, wie lange es geht, bis er bei einem 100-%-Pensum ein fünfstelliges Monatsgehalt hat. What?! Junge, du hast hier noch genau NICHTS gerissen und traust dich, solche Fragen zu stellen?? Auf Ende Schuljahr darf er wieder gehen, ist nichts geworden mit der Festanstellung bei uns. Genau so kommt mir das hier gerade in diesem Thread vor. Ich will, ich will, ich will, alles und alle doof. Vielleicht selber doof?!

    Kann ich gut nachvollziehen und bin froh, nicht mehr ständig Kreidestaub an den Händen und sonstwo zu haben.

    Das ist kein Argument dafür, die Kreidetafeln grundsätzlich abzuschrauben bzw. gar nicht mehr zu montieren. Elektronische Geräte können kaputt gehen, ab und an haben wir Synchronisationsprobleme mit unseren OneNote-Kursnotizbüchern. Auch dann möchte ich einfach unterrichten können und zwar ohne Unterbruch. Ob der Beamer 2 h kürzer lebt, weil Kollege X lieber mit Kreide schreibt als auf dem Convertible halte ich für einen vernachlässigbaren Gedanken wenn man ihn dagegen abwägt ob aufgrund technischer Probleme der Unterricht gestört wird oder gar ausfallen muss. Vor allem in der Mathe unterrichten die KuK sehr gerne auch parallel mit einer Beamer-Projektion und einem Tafelanschrieb. Die haben sich explizit gewünscht, dass ihre Zimmer entsprechend eingerichtet werden und sie werden eine gute didaktische Begründung dafür haben.

    Joa, ist mir bekannt und auch bewusst. Ich arbeite an einer reinen Sek-II-Schule, bei uns gibt es kein Handyverbot. Unsere Jugendlichen posten alle Ritt lang irgendwas aus dem Unterricht bei TikTok & Co, üblicherweise sind das lustige Dinge z. B. aus dem Praktikum in den Naturwissenschaften. Ich habe im Moment eine Schülerin, die auf den sozialen Medien sehr aktiv ist (man findet sie auch bei YouTube, sie hat mal einen Gesangswettbewerb gewonnen ...) und ganz offiziell auch Stories für Insta macht, wenn wir z. B. auf einer Exkursion unterwegs sind. Es gilt einfach die Vereinbarung, dass ich als Lehrperson auf gar keinen Fall auf solchen Videos zu sehen bin und dass Mitschüler*innen gefragt werden, bevor man filmt. Besagte Schülerin ist sehr seriös, die hält sich sicher an alle Regeln. Natürlich kann niemand überprüfen, ob die sich *alle* dran halten und ich gehe davon aus, dass hin und wieder halt auch mal nicht. Bisher hatten wir nie ein Problem damit und es entspricht dann halt schon sehr stark der Schweizer Mentalität auch nicht präventiv zu regulieren. Man überlegt, was tun, wenn ein Problem tatsächlich auftritt.

    Allerdings arbeitest du ja an einer Primarschule, das ist natürlich was anderes. Unsere Jugendlichen kommen diesbezüglich in aller Regel sehr gut erzogen aus der Primar bzw. Sek I, so dass wir dann eben auch einfach lockerlassen können. Ich bin mir schon ziemlich sicher, dass mindestens an unseren Primarschulen da sehr viel genauer hingeschaut und auch verboten wird.

    Das hat Olaf Köller in einem Interview bei der ARD in aller Deutlichkeit betont.

    Hast du diesem Interview wirklich zugehört? Der sagt was ganz anderes als das was du hier schreibst. Er spricht vor allem von einem Mangel der Unterrichtsqualität und einem Mangel der Qualifikation der Lehrpersonen. Er spricht davon, dass in Deutschland völlig einfallslos Smartphones in den Schulen einfach verboten werden anstatt vernünftige Medienkonzepte zu erarbeiten. Er spricht davon, dass Deutschland es verpasst, seine Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren Fähigkeiten angemessen zu fördern. Er fällt ein vernichtendes Urteil über das System und über die, die darin arbeiten - also über euch Lehrpersonen. Er spricht davon, dass das deutsche Bildungssystem offensichtlich nicht in der Lage ist, sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Du bestätigst das hier ja auf eindrucksvolle Art und Weise, er wird wohl tatsächlich recht haben.

    also ich zumindest würfle, um mein Bauchgefühl zu bestätigen (allerdings hat mein Würfel nur die Noten 1-3, halt doppelt)

    Ein Kollege hat das bei Rückgabe einer schriftlichen Prüfung tatsächlich mal gemacht. Also er stellte sich vorne hin, würfelte und schrieb dann vor den Augen der Klasse eine Note auf das jeweilige Blatt. Die haben das toternst genommen und waren kurz davor, direkt aus dem Unterricht raus das Büro der Schulleitung zu stürmen. :rofl:

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    Natürlich schrieb er nicht die gewürfelte Zahl drauf.

    Ich glaube schon, dass genau das ein recht typisches deutsches Problem ist: Diese halbgaren, schlecht durchdachten Aktionen. Da wird ein Haufen Geld ausgegeben für eine Infrastruktur, die am Ende nicht zu gebrauchen ist. Wir geben auch nicht mehr Geld für die Infrastruktur aus (eher weniger, wie oft schon erwähnt, ich habe noch nie mit einer elektronischen Tafel gearbeitet!), kümmern uns aber um den Support.

    Edit: Bezüglich Kreidetafeln ... Der Neubau unseres Schulcampus hat jetzt begonnen. Wir haben bei der Bauleitung bereits jetzt deponiert, dass die Schulzimmer ganz sicher mit Kreidetafeln ausgestattet werden. Von Seiten der Planung kommen da natürlich gut gemeinte Vorschläge, dass man auf die doch sicher verzichten könnte, das ganze Elektronikzeug sei doch supertoll etc. pp. Nein, einfach nein, die Kreidetafeln bleiben und sie werden bleiben, sonst schmeissen sich nämlich > 100 Lehrpersonen auf den Boden und stellen aus Protest den Dienst ein. An der Uni Basel sind übriges ALLE mir bekannten Hörsäle mit Kreidetafeln ausgestattet. Natürlich auch die im seit 2021 neuen Biozentrum.

    Du bist echt lustig. "Die Gefahr", "die neuen Medien", "der Schaden" ... noch pauschaler und extremer geht's fast nicht mehr. Es fängt damit an, dass diese Aussage hier schon schlichtweg falsch ist:

    Auffällig ist ja, dass in allen getesteten Ländern die Leistungen rückläufig sind. Die Kurven begannen nach 2012/13 zu fallen. In diesem Zeitraum wurde das Smartphone zum alltäglichen Begleiter der SuS. Für mich nicht nur eine Korrelation, sondern eine Kausalität.

    Welche "Kausalität" willst du beweisen wenn du offensichtlich nicht mal in der Lage bist "die Kurven" korrekt anzuschauen? Ich schreibe schon gar nicht von "interpretieren", es reicht einfach nur hinzuschauen um festzustellen, dass es falsch ist, was du schreibst. "Die Kurven" zeigen seit Beginn der PISA-Studien vor über 20 Jahren für sehr viele Länder näherungsweise linear nach unten. Es sind auch einige Länder dabei, für die die Werte ziemlich random mal hoch und dann wieder runter gehen oder einfach immer plus/minus gleich bleiben. Deutschland ist fast das einzige Land, das den von dir beschriebenen "Bogen" (näherungsweise bis 2012/13 nach oben, dann wieder runter) überhaupt macht. "Die neuen Medien" gibt's überall auf der Welt, ihr scheint eher ein sehr isoliertes "Problem" ganz für euch alleine zu haben, wenn du das aus dem Kurvenverlauf überhaupt rauslesen willst.

    Das mache ich, ja. Steht ja auf Hatties Liste (Micro-Teaching, Feedback, Klarheit, Lehrer-Schüler-Beziehung, ...). Ich weiss echt nicht, was du eigentlich willst. Gut, ich bin mir nicht so sicher, wie's bei denen läuft, die hier ständig über Migranten und Kinder aus "schlechten" Elternhäusern abziehen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass deren Einstellung diesbezüglich bei den Kindern/Jugendlichen nicht auch exakt so ankommt. Da ist's dann ziemlich wurscht, ob mit oder ohne Tablet.

    Also sorry, aber für die UnerrichtsINHALTE, die ich vermittle, gibt es jede Menge Evidenz. Ich hoffe doch, das ist in jedem Fach so. Ob es dafür, WIE ich es mache, irgendeine Art von "Evidenz" gibt, über die irgendein Schlaumeier mal was geschrieben hat, ist mir ehrlich ziemlich wurscht. Es funktioniert offensichtlich sehr gut, ich entlasse von allen Lehrpersonen in beiden meinen Fachschaften die meisten Maturandinnen und Maturanden, die irgendwas im Bereich MINT studieren. Unterdessen kann ich auch behaupten, dass die Mehrheit sehr erfolgreich studiert.

    Also, er hat im Keller einen Eimer mit weißem Pulver gefunden (er sagt, es sei Natron) und hat ein bisschen Pulver über die Flamme einer brennenden Kerze gestreut. Die Flamme sei dabei immer kurz größer geworden.

    Möglich wär's. Ich probiere das nachher mal aus. Allerdings glaube ich eher, die Eltern haben einen leeren Eimer mit irgendwas anderem neu befüllt und nicht angeschrieben. Meine Mutter war Spezialistin für sowas. :rolleyes:

    Man (ich auch) regt sich darüber auf, dass sinnvolle Digitalisierung oft nicht sattfinden kann.

    Nein, jetzt gerad hier und im Kontext mit PISA geht es darum, dass unsere Kinder und Jugendlichen durch die Digitalisierung angeblich verdummen. Wenn sie nicht stattfindet, kann auch niemand verdummen. Argumentativ macht das alles keinen Sinn.

    Das verbuche ich einfach mal unter provokative Frechheit...

    Es kommt genau so rüber: TikTok ist irgendwie das gleiche wie Tablet im Unterricht, macht alles dumm. Null Differenzierung. Ist kein Niveau auf dem man weiter diskutieren muss.

    Ich habe eher den Eindruck, dass ich gerade jetzt die ersten Klassen habe, die mit ihren Laptops vernünftig arbeiten können. Aber vielleicht bin auch ich einfach schon verdummt und merke nicht, wie dumm die alle sind.

    Im Ernst ... Geht es auch EINMAL differenziert in der Sache? Soweit ich das über die Jahre mitverfolge, sind die meisten derer, die an sich die Digitalisierung des Schulunterrichts gut finden, keine grossen Fans von Tablets an Primarschulen. Ich bin sowieso überhaupt kein Fan von Tablets, ich brauche einen grossen Bildschirm, eine vernünftige Tastatur, Rechenleistung und Festplattenspeicher um meinen Kram sinnvoll zu ordnen und zu verwalten. Ich check's auch grad nicht so ganz, dass man sich ausgerechnet in Deutschland über die "böse Digitalisierung" aufregt, wo sie doch eh praktisch nicht stattfindet.

    Wir hatten vor ein paar Jahren einen ähnlichen Fall an einem Gymnasium in der Stadt. Die Schüler*innen standen ums Demo-Experiment herum und trugen keine Schutzbrille, einer erlitt Verbrennungen im Gesicht. Das gab eine Strafanzeige gegen die Lehrperson.

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