Beiträge von Antimon

    Davon mal abgesehen, gehst du persönlich davon aus, dass alle Deutsch-, Politik- und Geschichtslehrer zu jeder Zeit weltanschaulich wertfrei äußern und verhalten?

    Nee, davon gehe ich nicht aus. Meine Schülerinnen und Schüler wissen alle, dass ich im Herbst mal sicher nicht die SVP wähle. Bei allem was wir diskutieren gehe ich sogar davon aus, dass sie erraten können, dass es wohl die GLP wird. Über Politik diskutiert man aber mit Argumenten und nicht mit Verweis auf eine höhere Instanz, die halt einfach "möchte", dass wir uns irgendwie verhalten. Und ja, unter dem Deckmantel der Religion darfst du Homosexualität gerne ein bisschen scheisse finden und dich auch entsprechend äussern, der liebe Gott hat das ja schon nicht so gewollt. Unter dem Deckmantel der Verfassung darfst du mich zwar immer noch scheisse finden, musst aber das Maul halten. Es ist übrigens kein Zufall, dass je weiter rechts politisch, desto religiiöser wird auch argumentiert. Christliche Werte, Moral, ganz wichtig!!

    Es gibt ein neues Video. Wie immer, sehr unterhaltsam. Also ich hab wieder drauf geklickt ... :rotfl:

    Edit: Ich hab grad mündliche Abschlussprüfungen hinter mir, meine Welt ist in perfekter Ordnung. Wir haben in einem Kurs 4 x die Note 6.0 gegeben, ich wüsste nicht, wie man es hätte besser machen können. Die Qualität der jungen Leute ist heutzutage, sie können reden und zwar wirklich souverän. Auch der zweite Kurs, insgesamt zwar etwas schwächer, war im Mündlichen deutlich besser, als ich die Damen und Herren die 4 Jahre zuvor im Schriftlichen erlebt habe. Eine Schülerin hat mich da wirklich schwer beeindruckt, die habe ich die ganze Schulzeit bei uns überhaupt nie in so einer selbstbewussten Gelassenheit erlebt, wie in dieser Prüfung. Ich freue mich auf den Noten-Verkündungs-Apéro am nächsten Montag, da sehe ich sie dann alle noch mal wieder :)

    Whataboutism. Ich kann gerne noch weiter schreiben: Wir haben an der Schule, an der ich arbeite, 2 Lehrpersonen entlassen für ein Verhalten, welches ich selbst als Schülerin 9 Jahre lang unter der Scheinheiligkeit der katholischen Kirche erlebt habe. Den armen Hascherln vergibt der liebe Gott ja für ihre Sünden.

    wann, in welchem Unterricht hat man die Gelegenheit und Zeit dazu?

    In absolut jedem Unterricht einer halbwegs empathischen Lehrperson. Wir beten nicht für die Ukraine und auch nicht für die Erdbebenopfer in der Türkei, wir haben jeweils innerhalb kürzester Zeit und mit einem unglaublichen Engagement auf Seiten von Lehrpersonen und Jugendlichen fünfstellige (!!) Beträge an Spendengeldern gesammelt. Hin und wieder kommt es tatsächlich auch vor, dass ich erwachsene junge Menschen einfach in den Arm nehme und weinen lasse, wenn zu Hause grad alles nur noch scheisse ist. Aber klar, das hab ich mir jetzt sicher nur ausgedacht, ne?

    Ich bin überrascht bis entsetzt, was ihr im RU erlebt habt.

    Really?! Entschuldige bitte ... Wir sind ja beileibe nicht immer der gleichen Meinung aber im Grunde genommen möchte ich behaupten, dass wir einander doch auf irgendeine Art und Weise schätzen. Widersprich mir bitte gerne, wenn ich mich da irre. Aber DAS entsetzt mich jetzt gerade wirklich. Du hast mitbekommen, was die letzten Jahrzehnte (!!) alles aufgedeckt wurde, was insbesondere die Katholen versucht haben unter den Teppich zu kehren? Und da wunderst du dich, dass hier von Übergriffigkeit und Indoktrination geschrieben wird? Ja, aber sicher doch. Was denkst du denn, wer für die ganze Schweinerei verantwortlich ist und wie das hat so lange unter dem Radar hat bleiben können? Das geht doch nur, wenn genügend Leute mitmachen oder mindestens das Maul nicht aufbekommen. An meiner Schule haben sich 2 Mädchen suizidiert, darüber ist nie gesprochen worden - Todsünde bei den Katholen. Woa ... nein, ich hör jetzt auf zu schreiben, mir kommt gerade echt das Kotzen hoch. Ich war ja immer der Meinung, das geht mich alles nichts mehr an, aber das Ausmass an Naivität und Ignoranz hier macht mich gerade richtig fertig.

    Man muss schon extrem engstirnig sein um zu behaupten, es habe keine Konsequenzen gehabt, wollte man nicht "mitmachen". Ich könnte Stories hier hinschreiben, da könnte ich heute noch drüber kotzen. Ich habe in meinem ganzen Leben nie wieder eine derartige Intoleranz und widerwärtige Heuchelei erlebt wie in den 9 Jahren am Gymnasium.

    Vor 30 Jahren war es so, aber es wurde niemand gezwungen, der nicht wollte.

    Natürlich wurden wir "gezwungen" und zwar auf die perfideste Art, die man sich nur denken kann: Es wurde blossgestellt, wer sich verweigerte. Ich habe einen Schulverweis für die Verweigerung des Schulgottesdienstes einkassiert, einer meiner Brüder eine Ohrfeige vom versoffenen Dorfpfarrer für einen dummen Spruch, den er im Religionsunterricht gemacht hat. Psychoterror nennt man das. Ich wiederhole sehr gerne, was der Löschung meines letzten Beitrags zum Opfer gefallen ist: Es sind noch ganz andere Dinge bestens dokumentiert, zu denen Kinder in der katholischen Kirche jahrzehntelang (wenn nicht schlimmeres ...) gezwungen wurden.

    Und noch was: Ich müsste mich vor dem Kantonsgericht verantworten, ginge ich mit meinen Jugendlichen so um wie das, was mir selbst als Schülerin passiert ist. An einer verdammten katholischen Klosterschule.

    Gefühle sind erklärbare Vorgänge im Körper.

    Daran ist nicht "transzendent".

    Faszination Cannabis: Immer wieder lustig, wie aus 5 min plötzlich "gefühlt" 2 Stunden werden. Chemie macht's möglich. "Transzendenz" klingt halt romantischer als einfach zu akzeptieren, dass unser Hirn zu doof für sich selbst ist. Zu viele Variablen produzieren ab und an mal einen Hänger ^^

    Genau so bin ich ja selbst auf einer katholischen Schule gelandet. Da gab es den schönen Schulgarten und es hiess, die Schülerklientel sei "besser". Nachdem ich dann aus der Kirche ausgetreten war, musste ich in der Oberstufe für den Ethikunterricht ans staatliche Gymnasium nebenan. Siehe da, die waren gar nicht so doof, wie sie uns immer verkauft wurden. Das Gegenteil war der Fall, da hätte ich von Anfang an viel besser hingepasst. Aber wie hätte ich das ahnen sollen, wenn man als 10jähriges Kind eben an einer Schule angemeldet wird. Das ist schon ein saudämliches System.

    In der Nordwestschweiz fiele mir nicht ein einziges konfessionelles Gymnasium ein. Ich habe mal mit einer meiner Klassen das Kloster Einsiedeln in der Zentralschweiz besucht, die führen eben ein privates Gymnasium. Für meine Jugendlichen war das spannend zu sehen, ist ne völlig andere Welt für sie. Abgesehen davon, dass ich ja ohnehin nicht an einer Privatschule arbeiten wollte, haben die da aber schon auch sehr deutlich die schlechteren Ressourcen zur Verfügung.

    Ne, das hat sich ganz schnell erledigt, wenn der Staat eben für ein ausreichendes Angebot sorgt. Bei uns ist's ja so, dass man als Lehrperson an einer staatlichen Schule auch grundsätzlich noch besser bezahlt ist als an einer Privatschule. Da muss man schon wirklich überzeugt von der Sache sein um als Lehrperson an einer konfessionellen Schule arbeiten zu wollen bzw. sein Kind dahin zu schicken. Nur so rum macht's aber auch eigentlich Sinn, finde ich.

    Mag sein, dass man in großen wirtschaftlichen Betreiben als Reinigungskraft besser verdient. Caritas zahlt jedoch mindestens so gut, wie es der ÖD tut nach eigenem Tarifregelwerk.

    Das mag durchaus heute anders sein. Mir gefiel dieses "wir ersparen der Gemeinde Kosten" an der Stelle nicht. Meine Mutter war damals an einem anderen Ort noch bei der Gemeinde direkt angestellt und die bezahlte deutlich besser. Es sind einfach ein Haufen Punkte, an denen ich wirklich schon immer nur schlechte Erfahrungen mit der Institution Kirche gemacht habe.

    Ich bin kein Experte, aber nach meinem Verständnis und meinen Erinnerungen folgt Religionsunterricht ähnlichen Prinzipien wie Geschichts- oder Politikunterricht, d. h. primär erfolgt eine Auseinandersetzung mit Quellen, was natürlich auch Quellenkritik beinhaltet.

    Das wäre schön, wenn's genauso wäre. Daran kann ich mich aber nicht erinnern. Vielleicht hatte ich einfach nur Pech, aber das ist ja nicht das einzige Ereignis was mich mein Urteil diesbezüglich fällen lässt. Fairerweise muss ich aber dazu schreiben, dass ich auch meinen Geschichtsunterricht zumindest phasenweise nicht in bester Erinnerung habe.

    Wenn diese dann konfessionsbezogen ist, kann man sich überlegen, ob das mit den eigenen Werten vereinbar ist,oder man wählt eine Kita der Nachbardörfer/anderen Ortsteile.

    Oder man hat einfach geschissen, weil's in allen Nachbardörfern ganz genauso ist. Dass das von staatlicher Seite aus ebenso eine Sauerei ist, schrieb ich weiter oben bereits.


    Ich arbeite bei einem freien Schulträger und wir ersparen der Stadt die Kosten für die Sachausstattung, Hausmeister, Sekretariat, Reinigungskräfte und natürlich auch die Gebäude für eine Grundschule und eine Gesamtschule.

    Ja, meine Mutter war in besagtem Kindergarten als Reinigungskraft angestellt, die Caritas bezahlt ausgesprochen schlecht.

    Ich selbst bin nicht katholisch, aber wer es ist, muss auch nach den Regeln der Kirche spielen oder sich eine andere - oder gar keine - suchen.

    Da hast du völlig recht. Das Problem, das ich insbesondere mit der katholischen Kirche habe, habe ich oben beschrieben (der exemplarische, nicht vorhandene staatliche Kindergarten). Fairerweise muss man da nun anerkennen, dass das nur so sein kann, weil der Staat an der Stelle seine Aufgaben nicht erfüllt. Mir fällt übrigens in der Diskussion hier erst so richtig auf, wie häufig ich noch in Deutschland lebend eben doch mit der Kirche konfrontiert war und wie diese in den letzten 12 Jahren nun überhaupt keine Rolle mehr gespielt hat. Ich persönlich habe stets nur negative Erfahrungen mit dieser Institution gemacht und offenbar ist es einfach so, dass man sich dem gar nicht so entziehen kann, wie man gerne möchte. Ich müsste mal rausfinden, wie das ist, wenn man irgendwo in Luzern oder so wohnt. So grob weiss ich natürlich schon, dass es zumindest im Schulwesen eine recht saubere Trennung zwischen Staat und Kirche gibt. Aber der Einfluss der Religion wird im Alltag in der Zentralschweiz sicher ein ganz anderer sein als im weitestgehend konfessionsbefreiten Basel (im Kleinbasel, also auf "meiner" Rheinseite dominiert übrigens der Islam).

Werbung