Beiträge von Antimon

    "Chemieshow" ist schon der richtige Ausdruck, denn mit dem späteren Unterricht haben diese unseriösen Präsentationen selten etwas zu tun.

    Auch die Leidenschaft, mit der Biologie- und Chemielehrer für Leistungskurse werben, ist mir schon oft begegnet. Nicht selten beginnen die SuS dann ein naturwissenschaftliches Studium, nur um zu merken, dass ihnen nach der Promotion keinesfalls der rote Teppich in der Wirtschaft ausgerollt wird... und stehen dann als OBASler auf der Matte. Wirklich so erlebt.

    Öh, nein, das stimmt überhaupt nicht für mich und meine Schule. Abgesehen davon, doch, alle, die mit mir zusammen das Studium abgeschlossen haben, arbeiten heute in gut bezahlten Jobs.

    Bei uns kann man sich's seit 2 Jahren oder so nicht mehr aussuchen. Davor hatten wir Eltern, da wurde erst Kind 1 aus Platzgründen zu uns verschoben, Kind 2 wurde dann aus Prinzip bei uns angemeldet. Die Eltern aus dem Nachbarkanton hatten immer die Wahl zwischen Land und Stadt. Die leistungsstarken SuS kamen immer zu uns. Ich entlasse dieses Schuljahr noch mal einen dieser "Diamanten" aus dem Schwerpunkt Chemie, bald baut das Fricktal eine eigene Kantonsschule. Ich kenne das schon so, dass vor allem die weiterführenden Schulen einen "Ruf" haben, der bei den Eltern zählt.

    Es gibt schon die, die sich gerne selber auf die Schultern klopfen. Denen "folgt" dann aber auch das Kollegium nicht. Habe ich auch schon erlebt. Meine Chefin ist durchaus Idealistin, wir haben nur sehr unterschiedliche Vorstellungen. Und ich kann nicht gut mit denen, die aus Prinzip alles zerreden müssen. Vielleicht ist das an einer Grundschule überschaubarer. Bei uns ist der Laden mit über 100 Lehrpersonen besetzt. Da zerredet ständig irgendjemand irgendwas.

    Es wäre für mich der einzige Grund das zu machen. Unser Lohnsystem ist an der Stelle ein bisschen paradox. Die Schulleitung hat zwar das bessere Lohnband, fängt dann aber bei Erfahrungsstufe 1 wieder an, was nicht selten dazu führt, dass die SL schlechter entlöhnt ist als die dienstältesten Lehrpersonen im Kollegium. Wie erwähnt weiss ich aber, dass ich soweit nicht käme, wie ich wollte. Das tu ich mir nicht an.

    Ist das so, dass man an deutschen Schulen als Schulleitung so wenig zur Schulentwicklung beitragen kann? Nach meiner Erfahrung hängt sehr viel von der Schulleitung ab. Meine Chefin hat dem Laden schon ziemlich krass den Stempel aufgedrückt.

    Im Übrigen: Auch als aktive Gewerkschaftlerin muss ich leider befinden, dass grüne und sozialdemokratische Bildungspolitik mehrheitlich schlecht ist. Deren Kompetenzen liegen in anderen Bereichen. Wir fahren im Baselland sehr gut mit einer FDP-Frau als Bildungsdirektorin. Frau Stark-Watzinger in Berlin ist nun leider ein Flop. Ausnahmen bestätigen die Regel ... oder so.

    warum ich meine Energie zur Schulentwicklung denn nicht in meine jetzige Schule gesteckt habe? (Habe ich, aber warum ich mich wie im Hamsterrad dabei gefühlt habe, möchte ich nicht offenlegen).

    Ohne dich zu kennen und ohne selbst in der Schulleitung tätig zu sein: Die Sache mit dem Hamsterrad macht mich stutzig, ob deine Motivation denn wirklich die "richtige" ist. Bei uns an der Schule werden jetzt der Reihe nach 2 grosse Positionen in der Schulleitung frei und es beginnen wilde Spekulationen und Tratschereien im Lehrerzimmer, wer wohl nachrücken könnte. Und ob überhaupt jemand aus den eigenen Reihen. Ich hoffe es ehrlich gesagt, dass nicht. Zugleich bin ich selbst schon x mal drauf angesprochen worden (unter anderem von einem Mitglied der Schulleitung) und deswegen schreibe ich dir jetzt, warum ich es definitiv niemals machen wollte: Ich würde an meinem Aktionismus scheitern. Ich beobachte seit bald 10 Jahren, wie wir ein Fass nach dem anderen aufreissen und Projekte starten, aus denen sich eigentlich tolle Sachen entwickeln könnten. Und dann verlieren wir uns in kleingeistigen Prinzipienstreitereien und Partikularinteressen. Aus ganz viel Glanz und Gloria wird innert kürzester Zeit das grosse Phlegma und hinterlässt alle, die sich engagieren wollten, frustriert zurück. Ich war zu oft schon in irgendwelchen Arbeitsgruppen dabei, die am Ende nur den Zweck erfüllten, dass man sich Stunden für den Berufsauftrag aufschreiben kann. Wenn das dein "Gefühl" ist, dann denk noch mal sehr gut drüber nach, ob du dir Schulleitung wirklich antun willst. Es ist eine Kunst, kleine Schritte zu gehen und je grösser das Kollegium, desto schwieriger ist der Konsens zu finden. Ich kann vordergründig unglaublich diplomatisch sein, weshalb mich wohl so viele auch schon gefragt haben, ob ich nicht wollte. Wenn die Tür zum Fachschaftszimmer zugeht, bin ich aber regelmässig am Kotzen über das von dir erwähnte Hamsterrad und das wollte ich weder mir noch dem Kollegium auf Dauer antun.

    Genau falsch rum interpretiert. "Gelobt" ist nicht meine Zuschreibung, sondern es ist das Adjektiv, das hinter jedem deiner Posts über das Schweizer Schulsystem durchschimmert

    Um das geht es hier überhaupt nicht. Es geht um Leistungsbewertung so ganz allgemein. Aber wenn man keine Sachargumente hat, landet man halt schnell mal auf der persönlichen Ebene, gell?

    aufgeführt

    Du machst es mit jedem Beitrag nur noch schlimmer. Hinter dieser Wortwahl steckt natürlich eine Wertung. Ich komme selber aus Bayern, ne? ;)

    Wie schön, du bist also ein kleiner Revoluzzer im Kampf auf den Seiten der Schüler

    Bitte? Es gibt ein Notenreglement, an das haben sich Lehrpersonen zu halten. Da steht auch drin, dass eine Beurteilung begründet und belegt werden muss. Wenn dir das "revolutionär" erscheint, zweifle ich allmählich wirklich an deinem Rechtsverständnis.

    zumal in dem recht rigorosen bayerischen Schulsystem

    Es scheint vor allem eine gewisse Willkür gutzuheissen. Oder zumindest tun dies Teile derer, die für seine Umsetzung bezahlt werden.

    Aber das ist ja für dich ohnehin irrelevant, du arbeitest ja im gelobten Land

    Wenn für das Prädikat "gelobt" schon ausreicht, dass das Notenreglement Transparenz und Fairness vorschreibt ist damit wiederum vor allem viel über dich gesagt.

    Was denn? Ich bin nur realistisch. Wie ich das bewerte, ist nochmal ne andere Sache.

    Dein "Realismus" sagt ne ganze Menge über dich aus. Ich rate meinen Schülerinnen und Schüler explizit dazu, zunächst das Gespräch mit der Fachlehrperson, dann mit der Klassenlehrperson und im äussersten Fall wirklich mit der Schulleitung zu suchen, wenn sie der Meinung sind, Leistungen werden willkürlich oder gar systematisch ungerecht bewertet. Du wirst von mir niemals "lieber das Maul halten" lesen.

    Lapalie

    Ungerechte bzw willkürliche Leistungsbewertungen sind keine "Lapalie". Unsere Jugendlichen werden ständig irgendwie von uns bewertet, sie haben ein Recht auf Transparenz und Fairness.

    Ich würde der Tochter raten damit zur Schulleitung zu gehen. Ich hatte in meiner Klasse mal den Fall, dass ein Kollege eindeutig gegen das Notenreglement verstossen hatte. Die Jugendlichen kamen damit zu mir und meinten, sie würden sich weigern die nächste Prüfung zu schreiben, die dürfe nämlich gar nicht angesagt sein. Ich sprach mit der Klasse und dem Kollegen, letzteter blieb von seinem Standpunkt überzeugt. Die Klasse schrieb die Prüfung nicht, der Kollege "verpetzte" sie bei der Schulleitung. Die gab meiner Klasse aber recht und der Kollege war blamiert bis auf die Unterhose.

    Mitte-40-Jährige unterhalten sich darüber, ob man mit einer Abiturientin etwas anfangen sollte

    Das Schlimme ist ... An meiner Schule gab's das vor 30 Jahren. Ich sitze grad vor meinen Schöfli und hüten deren Maturprüfung. Sie sind ja herzig, aber ... WÄH!!! Ich hatte aber damals schon Brechreiz bei dem Gedanken.

    Das ist interessant, die Erfahrung mache ich, was wirklich mich persönlich betrifft, gar nicht. Gelegentlich tun sich im Klassenlager z. B. kulturelle Eigenheiten auf, dergestalt, dass Jungs mit Migrationshintergrund vom Balkan befinden, sie müssten in der Küche nichts tun. Ja, das können sie schon meinen, dann bleibt die Küche eben kalt. Zwiebeln schneiden haben die noch alle bei uns gelernt. Die putzen auch alle die Tische nach der Laborarbeit, da traut sich explizit mit mir keiner zu diskutieren.

    Ich scheitere einfach manchmal an meiner Körpergrösse und dann muss ich halt um Hilfe bitten oder die bietet sich von selber an. Dass dann meist einer von den Jungs einspringt liegt nur daran, dass die im Durchschnitt grösser sind als die Damen. In der Physik hat es neue Regale gegeben als ich da als zweite Frau dazu gekommen bin. Dann wurde es den Herren nämlich zu mühsam mit "kannst du mal bitte". Solange es nur eine Frau war, war der Aufwand offenbar geringer als einfach das schwere Gerät eine Etage tiefer zu räumen. Lustigerweise finden die Herren jetzt, ihr Leben sei auch einfacher geworden. So gesehen finden die uns Frauen ziemlich nützlich ^^

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