Beiträge von Antimon

    Eine Teilkrankschreibung bedeutet nicht, ich bin mal hier und weg wie es mir passt, es bedeutet für einen festgelegten Zeitraum ein festgelegtes, reduziertes Arbeitspensum. Ich kenne das Problem nicht, dass Menschen sich ständig für ein paar Tage krank melden, da macht bei uns einfach niemand. Mir kommt ein einzige Kollegin in den Sinn, die seit der Geburt ihrer Tochter wirklich sehr häufig krank ist, das scheint irgendeine Art von Immunschwäche zu sein. Die arbeitet aber sowieso nur noch ein reduziertes Pensum.

    Nein. Aber wenn die Teilzeitkrankschreibung da wäre, wäre es selbstverständlicher / einfacher zu sagen "sorry, diese Woche schaffe ich nur halbe Tage, die darfst du dir aussuchen".

    Ne, so läuft es an einer Schule dann schon nicht. Du legst fest, welche Klassen du unterrichtest und dann bist du auch da. Mal da und dann wieder nicht, ist einfach nicht drin. Wer soll denn dann mal eben spontan springen, wenn du die eine Woche dieses und die andere Woche jenes findest?

    Manchmal wundere ich mich über das Alter deiner Schüler:innen, klingt ja eher nach Kindergarten.

    Kommen sie mit den Quengeldiskussionen zu Hause und in den Schuljahren zuvor zu oft durch, dass sie es bei dir immer noch probieren?

    Danke, du hast eine ziemlich korrekte Vorstellung davon. Man merkt in solchen Momenten, dass wir eine nicht ganz geringe Anzahl von Jugendlichen an der Schule haben, denen von daheim nicht viel mitgegeben wird. Meistens habe ich Verständnis dafür, dass es daheim einfach nur an der nötigen Aufmerksamkeit fehlt und ich insbesondere von den jungen Männern gerne mal mit Mutti verwechselt werde. So ganz grundsätzlich bin ich aber nun mal nicht Mutti und je nach Situation habe ich dann auch einfach wirklich keine Lust.

    Nachgedacht wird ja auch über Teilzeit-Krankschreibungen für Deutschland, die ich praktisch finden könnte, wenn ich nicht auch Befürchtungen hätte, dass man sich dann gerade nicht erholt.

    Praktisch sind die vor allem für gebrochene Beine und sowas, das ist bei uns der Standard, dass man da eigentlich nie 100 % krankgeschrieben ist. Mit irgendeinem Infekt hingegen wirst du sicher 100 % krankgeschrieben, den muss man einfach auskurieren.


    Wer den Schultag nur bis zur Hälfte schafft, gehört nicht ins Gebäude.

    Sehe ich absolut nicht so. Wenn bei uns jemand teilkrankgeschrieben ist (in der Regel aus irgendwelchen orthopädischen Gründen), überlegt man sehr genau, welche Klassen man selbst unterrichtet und welche nicht. Ich gehe mit einem gebrochenen Bein eben nicht ins Praktikum und der Kollege für Sport und Mathe wird damit nur seine Mathe-Klassen unterrichten. Ich habe mit dem Wirbelkörperbruch nach 6 Wochen nur meine Abschlussklassen wieder übernommen, der Rest ist bei der Stellvertretung geblieben.


    Der Schuss geht doch sowieso nach hinten los, wenn Frauen offen wegen hormonellen Situationen ein "Minderleistungsstatus" zugesprochen wird.

    Eben, genau das. Ich halte extra "Frauen-Kranktage" für eine ziemlich schwierige Idee. Wie ich bereits schrieb, die Ärztin möge das Problem bitte ernst nehmen und eine Lösung dafür finden damit ich den "Minderleistungsstatus" gar nicht erst nötig habe.

    auf der anderen Seite sollen die, die nichts für deinen Zustand können und dir ausgeliefert sind, stillschweigend deine Laune ertragen.

    Ne, das schrieb ich nicht. Ich schrieb, ich möchte respektiert werden, wenn ich sage, ich habe gerade keine Nerven für eine völlig unnötige Quengel-Diskussion. Ich kann mich in jensten Zuständen ansonsten ausreichend zusammenreissen um ganz normal zu unterrichten. Die Quengel-Diskussion kann von mir aus auch an einem anderen Tag dann stattfinden. Die Situation, die konkret zu meiner Ansage geführt hat, war auch noch eine ganze Spur über ich bin einfach nur müde, dann hätte ich nämlich einfach nur die Augen verdreht und den Bub quengeln lassen. Es geht übrigens um einen 20jährigen kurz vor der Matura, der kann sich bitte auch benehmen wie ein erwachsener Mensch.

    Was würdet ihr denn konkret an realistischen Maßnahmen erwarten/euch wünschen?

    Ich erwarte insbesondere von 15 - 19jährigen Jugendlichen, dass sie respektieren, dass eine Lehrperson auch mal nen schlechten Tag hat. Mit denen habe ich den Tag lang doch viel mehr zu tun als mit Kolleginnen und Kollegen bzw. der Schulleitung. Tatsächlich hat erst kürzlich eine meiner Klassen eine entsprechende Ansage von mir kassiert. Es geht sie einen Scheissdreck an aus welchen Gründen ich müde oder schlecht gelaunt bin und wenn ich klar und deutlich sage, ich habe heute keine Nerven für irgendeine Quengel-Diskussion dann gilt das absolut und unverhandelbar.

    Weil man eben doch zur Arbeit geht, egal wie es einem geht? Ist ja keine Krankheit.

    Ich kenne auch genügend Leute, die mit hochfrequenter Migräne arbeiten gehen. Oder mit Arthroseschmerzen. Oder mit starker Neurodermitis. Oder mit Depressionen. Das war schon ernst gemeint, was ich weiter oben schrieb: Wenn sich alle ständig krank melden, die mal "was haben", machen wir den Laden morgen zu. Dafür bekommst du im Übrigen bei uns auch gar keine Krankschreibung vom Arzt. Ich war auch mit einem Wirbelkörperbruch nach 6 Wochen mit einer Teilkrankschreibung zu 50 % wieder arbeiten.

    Was denn sonst? Ich meine ja, die Menstruation an sich, die ist da halt, aber manche Frauen haben damit keine Beschwerden und andere eben schon. Wenn ich Beschwerden habe, will ich zur Ärztin gehen können und die findet eine Lösung fürs Problem. "Zur Ärztin" gehen impliziert ja wohl, dass es sich um "gesundheitliche Beschwerden" handelt, ich geh da jedenfalls nicht zum Plaudern hin.

    Aber ich hätte schon gerne eine gewisse Akzeptanz, gerne auch von der Arbeitgeberin (z.B. zwei flexible Tage im Monat oder Ähnliches).

    Finde ich schwierig. Ich bin selber jeden Monat mindestens 2 Tage lang komplett abgebrochen, solange ich das Problem noch hatte, aber das ist 1. nicht das Problem meiner Schulleitung und 2. wird's von daheim Rumliegen nicht besser. Was ich gerne hätte sind Gynäkolog*innen, die einem nicht lapidar erzählen "ja, ist halt so" sondern effektiv schauen, was man tun kann. Meine Partnerin hat z. B. ein off lable Medikament gegen übermässige Blutungen bekommen, das hat enorm geholfen. Das habe ich auch mal einer Schülerin empfohlen, die daraufhin die Gynäkologin gewechselt hat.

    Na, der Artikel schreibt ja genau, was ich meine. Das Problem liegt grundsätzlich mal beim Gesundheitssystem und im Kollegium muss man vernünftig miteinander sprechen. Da sind alle in der Pflicht, die in irgendeiner übergeordneten Position tätig sind. Als Fachvorsteherin z. B. muss ich halt auch schauen, wer kann gerade welche Aufgaben übernehmen und wer aus welchen Gründen eben nicht. Wir haben kürzlich die Pensenzuteilung fürs nächste Schuljahr diskutiert. Wenn ich da sehe, es geht nicht auf weil jemand grad nicht mehr Stunden übernehmen kann, muss ich halt zur Schulleitung gehen. So funktioniert das bei uns. Dafür braucht's ein Pflichtenheft, kein Gesetz.

    Es gibt aber offenbar viele Frauen, die das tun, sich aufgrund der Beschwerden krankschreiben lassen oder früher in Rente gehen.

    Und es gibt x andere Gründe, in Teilzeit oder früher in Rente zu gehen. Nein, mir ist effektiv keine Kollegin bekannt, die *deswegen* in Teilzeit gegangen wäre. Im Gegenteil stocken viele in dem Alter noch das Pensum auf, weil die Kinder aus dem Haus sind, man ist das erste Mal geschieden, etc. pp.

    Wenn's dir darum geht, dass man mehr über solche Dinge reden sollte: Ja, finde ich auch. Man muss aber dann auch aufpassen, dass man kein übermässiges Drama draus macht. Ich musste selber eine Hysterektomie machen lassen und habe mich hinterher arg gewundert, was andere Frauen damit offenbar ein Problem haben, auch wenn schon Ü50 und 3 Kinder. Weiss ich nicht, ob das dann doch ein bisschen arg mimimi ist. Menstruationsbeschwerden (hatte ich selber auch des Grauens) und Beschwerden während der Wechseljahre sind ja schlussendlich medizinische Probleme. *Da* fehlt es meiner Ansicht nach arg dran, dass das ernst genommen würde. Die Schulleitung kann ja nichts dagegen unternehmen ausser halt die Krankmeldung zur Kenntnis zu nehmen.

    Wenn wir alle in Teilzeit schicken, die "was haben", machen wir den Laden morgen zu. Ein Kollegium mit 110 Lehrpersonen bildet halt den Durchschnitt der Bevölkerung ab. Ich glaube, wir sind einigermassen gut darin, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Es gibt immer mal den ein oder anderen Idioten, der meint "aber der xy, der geht ja NIE mit ins Klassenlager ...". Ja halt einfach 's Maul, der xy hat einen guten Grund dafür, der dich überhaupt nichts angeht, du bist ja nicht Schulleitung, ne. Das muss man untereinander ausmachen. Ich wüsste nicht, was irgendwelche offiziellen Regelungen bringen sollen, wenn man sich im Kollegium da nicht einig ist.

    Ich verstehe das mit dem "Leistungsknkick" nicht. Wir haben alle unsere Baustellen. Da ist die junge Kollegin mit dem kleinen Kind, meine Partnerin ist seit Jahren krank, zwei Kolleginnen sind Ü50, geschieden, Wechseljahre, blablabla. Wir reden miteinander und schauen, wer was machen kann. Meinem Rektor haben sie vor 6 Jahren einen bösartigen Tumor aus dem Kopf geschnitten. Der weiss, dass das Ding irgendwann wieder kommt und er dann ziemlich sicher dran stirbt. Alle im Kollegium wissen das.

    Ist eine von euch oder euren Kolleginnen mit Mitte/Ende 40 das erste Mal in Teilzeit gegangen?

    Wieso denn das? Also bei uns ist es ein recht offenes Thema, es gehört zum Leben halt dazu. Aber es ist mehr so, dass sich die betroffenen Kolleginnen gelegentlich gegenseitig vollschimpfen, man nimmt es mit Humor. Meine Chefin ist zwei Jahre älter als ich, mei, die trifft es demnächst dann halt auch.

    Es gab schöne Phasen, aber die sind dann eben abgeschlossen

    Ich finde die Perspektive der 44jährigen Studentin gerade sehr lustig. Wir hatten vor 2 Wochen Projektpräsentation an der Uni. Das Wochenende zuvor habe ich noch einer Gruppe mit Material ausgeholfen, am Tag selbst sassen mehrere junge Menschen hinter mir, die sich ganz aufgeregt erzählt haben, wann sie die Nacht davor ins Bett gegangen sind. Mein Projektbericht war fertig, bevor wir überhaupt die Bewertungskriterien hatten. Ich würde es so nicht mehr aushalten, alles auf die letzten 5 min zu machen. Vor 20 Jahren hab ich auch mal eine Prüfung an der Uni mit Restalkohol geschrieben und bestanden. Ich habe meine Geschichten, das brauche ich alles nicht mehr.

    Zu der Sache mit der Frisur: Meine Haare sind immer schon kurz, lang steht mir überhaupt nicht. Ich finde lila Strähnen bei 50jährigen einfach ultra peinlich.

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