Beiträge von Antimon

    zumal ich denke, dass es bei euch sowieso ein bisschen anders läuft als hier

    Ist das so? Weiss ich nicht. Ich weiss, wie es an meiner Schule geht und habe noch eine grobe Vorstellung, dass es an den anderen 4 Gymnasien im Kanton etwa ähnlich geht. Was die Zürcher, die Walliser, die Berner, ... machen, keine Ahnung. Ich glaube kaum, dass es an allen deutschen Gymnasien immer gleich geht. Der wesentliche Unterschied im System ist, dass ich an einem Kurzzeitgymnasium arbeite und selbst an einem Zürcher Langzeitgymnasium keine Unterstufe unterrichtet wird. Die Zeit, die man als Lehrperson maximal mit den Jugendlichen verbringen kann, ist zwangsläufig kürzer als in Deutschland. Von einer Lehrperson, die irgendwann in der Unter- oder Mittelstufe mal ein paar Lektionen mit einem Jahrgang hatte, zu erwarten, dass sie an einer Abschlussfeier erscheint, halte ich nach wie vor für überzogen.

    mein Diplom und meine Promotionsurkunde habe ich ganz unzeremoniell im Prüfungssekretariat der Uni abgeholt

    Jetzt wo du's schreibst ... Wie meine Promotionsurkunde und das Prüfungszeugnis den Weg zu mir gefunden haben, weiss ich auch nicht mehr. Der entscheidende Moment war ja die bestandene Prüfung und die Feier danach. Ich meine mich zu erinnern, dass man mir vor der Tür ein provisorisches Prüfungszeugnis in die Hand gedrückt hat. Dann hatte ich auf leeren Magen um 14 Uhr das erste Glas Bowle mit Lychees, die mehrere Stunden in Wodka eingelegt waren und dann weiss ich auch nicht mehr so genau. Gerüchten zu Folge habe ich in meiner Euphorie den halben Campus zum Grillen eingeladen und zwei Stunden später war nur noch der Vater meiner Partnerin nüchtern genug um zum REWE zu fahren um weitere Steaks zu kaufen.

    Was mir an diesem Tag sehr viel bedeutet hat: Meine Mutter hatte sich aufgerafft nach Heidelberg zu fahren. Sie hat sich bei der Gelegenheit bei einem meiner damals besten Freunde dafür entschuldigt, dass sie die beiden Kerzen, die sie anlässlich unserer gemeinsamen Diplomprüfung in der Physikalischen Chemie in der Kirche aufgestellt hat, vergessen hatte zu bezahlen. Mein Freund musste die wiederholen, ich habe sie sehr schlecht bestanden. Meine Mutter war ernsthaft davon überzeugt, es sei ihre Schuld gewesen, weil sie die 20 Cent nicht in die Kasse geworfen hatte :rofl:

    CDL Die Freude und guten Erinnerungen will ich dir sicher nicht absprechen. Wärst du heute immer noch beleidigt, wenn der Herr Biolehrer nicht gekommen wäre, weil's einfach nicht so sein Ding ist? Ich glaube es nicht und all die guten Momente, die du vor der Feier mit ihm hattest, wären deswegen auch nicht getilgt.

    Ich erinnere mich umgekehrt null daran, welche Dozierenden bei der feierlichen Überreichung meines Hochschulzeugnisses anwesend waren

    Ich wüsste gar nicht mal, wann diese Feier überhaupt gewesen sein sollte. Es ist in der Chemie so dermassen üblich noch das Doktorat anzuhängen, dass es sich überhaupt nicht lohnt, auf eine solche Feier zu gehen. Ich könnte dir nicht sagen, wie dieses Zeugnis seinen Weg zu mir gefunden hat. Wahrscheinlich habe ich es auf dem Dekanat abgeholt. Die einzige Feier dieser Art, die in meinem Leben bisher eine Bedeutung hatte, war meine Doktorfeier. Die Prüfung habe ich selbst nach einer Stunde beendet mit dem Verweis auf den Sekt, der vor der Tür wartet und dem Hinweis darauf, dass die Bewertung sowieso gesetzt sei. Von den vier Prüfenden ist da natürlich auch nur mein Betreuer geblieben, alles andere hätte ich überhaupt nicht erwartet. Beim Zweitkorrektor meiner Arbeit habe ich danach noch 1 Jahr gearbeitet, der hat mich in die Schweiz geholt.

    Ich hatte erst kürzlich mal wieder die leidige "Lieblingsschüler*innen-Diskussion" mit einer meiner Klassen. Die habe ich immer mal wieder und ja, ich verstehe auch die Perspektive der Jugendlichen, woher die Idee kommt. Im aktuellen Fall war's gar nicht wirklich ernst gemeint, zwei Schülerinnen wollten mich im Grunde nur ärgern. Die Diskussion habe ich trotzdem geführt weil es immer einzelne Jugendliche gibt, denen auch in dem Alter die Reife noch fehlt zu verstehen, dass es mein gutes Recht als Mensch ist, nicht alle gleich sympathisch zu finden. Es ist eine sehr kindliche Denke zu meinen, als Schüler*in dürfe man diese und jene Lehrperson ganz toll und die andere ganz doof finden und das gleich auch noch in alle Welt rausquaken, als Lehrperson habe man aber gefälligst alle gleich zu mögen. Nein, so ist es nicht. Ich bin für alle mit gleichem Engagement da, wenn es ums Lernen und den Unterricht geht und das hat auch noch niemand abstreiten können. Auch darüber hinaus darf jeder jederzeit gerne meine Hilfe in Anspruch nehmen und auch da hat noch niemand behaupten können, ich würde nach Sympathie unterscheiden. Und dann gibt es natürlich immer die, die einfach gerne mit mit plaudern und natürlich beruht das auf Gegenseitigkeit.

    Ich unterrichte keine Kinder sondern junge Erwachsene, die als nächstes an die Uni zum Studieren gehen wollen. Das werden sie wohl aushalten können und wenn nicht, ist das absolut nicht mein Problem. So ist das auch mit dieser Abschlussfeier. Zum fraglichen Zeitpunkt wissen alle, dass ich solche Veranstaltungen nicht besonders gerne habe und wer mir dann trotzdem beleidigt ist ... mei ... so ist das Leben. Die einen gehen, die nächsten kommen, die Erinnerungen bleiben. Wer meint, ich sei deswegen die schlechtere Lehrperson ... bitte, wenn's einem dann selber besser geht, soll mir das recht sein :)

    Es sind keiner Kinder sondern junge Erwachsene, zum Zeitpunkt der Zeugnisübergabe mindestens 18, die meisten 19 oder 20 Jahre alt. Die Klassenlehrpersonen sind alle anwesend, der Anlass wird gebührend gefeiert. Es ist mir ehrlich gesagt wurscht, wer sich an dieser Feier was genau denkt und ich bin mir sicher, dass ich einigen aus ganz anderen Gründen in Erinnerung bleibe. Ich selber kann mich übrigens nicht mal mehr an die eigentliche Zeugnisübergabe erinnern, geschweigedenn welche Lehrpersonen da anwesend waren oder auch nicht. Das Leben fängt danach erst richtig an, dieses Zeugnis ebnet nur den Weg für den nächsten Ausbildungsabschnitt. "Geschafft" ist damit noch lange nichts.

    Jetzt fange ich bald wirklich an zu lachen. Russland führt gerade Krieg gegen die Ukraine, das haben die USA offensichtlich nicht verhindern können oder wollen. Dass das russische Militär in einem desolaten Zustand ist, ist unterdessen offensichtlich. Die USA könnten diesen Krieg etwas übertrieben formuliert morgen beenden, wenn sie wirklich wollten. Grossbritannien und Frankreich haben Kernwaffen, im Grunde braucht es die USA überhaupt nicht für eine "Verteidigung" Europas. Mein Eindruck von der ganzen Sache ist, dass insbesondere Deutschland und Frankreich nur noch nicht so recht glauben, dass sich die USA tatsächlich nur mässig für die Situation interessieren.

    Natürlich geht es den USA vor allem um die eigenen Interessen. Sie blasen sich immer dort zur Weltpolizei auf, wo es um Öl und sonstige Rohstoffe geht. Die Ukraine ist als Handelspartner vollkommen uninteressant und sollte Putin doch noch auf die Idee kommen in die baltischen Staaten einzumarschieren, mei dann wird es halt NATO-mässig mühsam. Mein Orakel ist, dass die USA dann die Hände in die Luft werfen und finden, ach, es hat ja genügend europäische Truppen vor Ort. Ehrlich gesagt glaube ich aber nicht, dass das passiert. Ich denke, dass Putin weiss, dass ihm eine Allianz aus Polen und Balten mit deutscher und französischer Unterstützung gewaltig den Arsch aufreissen kann.

    Hätte Angela Merkel nicht seinerzeit eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine verhindert, hätte es den russischen Überfall aller Wahrscheinlichkeit nach nie gegeben.

    Eben das. Merkel hätte es verhindern können. Sie hielt sich halt für die grosse Putin-Versteherin, das war eine kolossale Fehleinschätzung.

    Beitragszahlungen

    Eben. Mir scheint da ein grundsätzliches Missverständnis vorzuliegen. Die NATO ist ein Militärbündnis, es gibt keine gemeinsame Armee und demnach auch kein gemeinsames Budget. Es kann jeder selbst nachlesen wie gross die US-amerikanische Beteiligung am Manöver Steadfast Defender war. Es spielt keine Rolle, wie sehr die ihr Militär aufblasen, wenn sie nicht bereit sind, Truppen zu entsenden.

    Gegen wen genau verteidigen die USA denn Europa? Sind wir im Krieg? Habe ich was verpasst? Die USA investieren verhältnismässig viel in ihr eigenes Militär und sie sind Mitglied der NATO. Gelegentlich beteiligen sich US-Truppen im Namen der NATO an Militäreinsätzen, halt immer dann, wenn es um die Interessen der USA geht. Wir erinnern uns, dass Obama den syrischen Bürgerkrieg ziemlich langweilig fand. Und nochmal: An der osteuropäisch-russischen Grenze sind auch ein paar Amerikaner stationiert aber hauptsächlich sind das deutsche und osteuropäische Truppen.

    Dabei zu sein und mitzubekommen, wie sich alle über ihren Abschluss freuen, bedeutet mir tatsächlich etwas, denn unter anderem dafür mache ich das Ganze ja.

    Kleine Anmerkung dazu: Das Zitierte finde ich schon etwas anderes als zu schreiben, man "arbeite als Lehrperson auf das Abitur hin". Das Zitierte ist die Warte des Dienstleisters und die Berufsmaturität (insbesondere die BM 2) hat wohl wie kein anderer Ausbildungsgang genau nur diesen Abschluss zum Ziel. An einem allgemeinbildenden Gymnasium arbeite ich als Lehrperson noch an so vielen anderen Baustellen als an diesem Abschluss, dass letzterer für mich persönlich (!) schon fast eine Selbstverständlichkeit ist. Wer die 3. Klasse überstanden hat, hat's eigentlich fast schon eingetütet und wenn doch was schief geht, empfinde ich das eigentlich immer als ein Versagen des Systems und nicht der fraglichen Maturandin. Wie es aussieht unterrichte ich im Moment aber die Jahrgangsbeste unter den nächsten Maturklassen. Ich hoffe inständig, dass sie das auch am Ende der 4. Klasse noch ist. So und so werde ich auf diesen Haufen ein bisschen stolz sein :)

    Es ist mit Staaten wie mit Menschen - es gibt welche, die sich sozial verhalten, und andere, die sich trotz maximaler Leistungsfähigkeit durch‘s Leben nassauern.

    Q.e.d. würde ich sagen. Du schreibst das daher, was du irgendwo in der BILD mal aufgeschnappt hast.


    Letzteres, nähmlich dass die USA vom wichtigsten Geldgeber von NATO und Ukraine auf weitgehende Selbstbezogenheit umschwenken

    Ersteres ist nicht der Fall, letzteres schon seit Längerem und hat sich unter Biden nicht wesentlich geändert. Das Land hat innenpolitisch zu viele Probleme um sich überhaupt noch ernsthaft für Europa interessieren zu können. Offenbar muss ich es dir doch vorrechnen, dass es nur logisch ist, wenn - sofern das Land überhaupt Unterstützung leistet - aus einem Land mit 342 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern "ein bisschen" mehr Geld kommt als aus einem Land mit 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Zumal die USA natürlich keine Kriegsflüchtlinge aufnehmen und bequemerweise auch keine direkte Grenze zum Kriegsgebiet haben. In echt sind es Deutschland, Polen und die baltischen Staaten, die sich den Arsch für die Ukraine aufreissen.

    Spätestens mit der Parlamentswahl in Frankreich sollte Europa auch zur Kenntnis nehmen, dass sich die Rollenverteilung innerhalb der EU ohnehin schon massiv geändert hat und man Polen und den kleineren osteuropäischen Staaten unbedingt auch offiziell mehr Gewicht in Entscheidungsprozessen geben muss. Sollte sich dieser Krieg doch noch ausweiten, sind es nicht die USA, die Deutschland verteidigen, sondern eben diese Länder. In Estland sind übrigens längst deutsche NATO-Truppen stationiert. Für das grossangelegte Übungsmanövers Anfang des Jahres hatten Deutschland und Grossbritannien zusammen ein Drittel der Truppen gestellt. Ich wiederhole mich gerne: Die USA sind das bei weitem grösste NATO-Mitgliedsland.

    1,3 Mrd CHF über 10 Jahre, also ca. 130 Mio EUR pro Jahr, entsprechend etwa 0,68 PROMILLE des EU-Budgets von 190 Mrd p.a.. Wow!

    Die Schweiz ist kein Mitgliedstaat der EU*, nichts von diesem Geld landet überhaupt im EU-Budget.


    Mit gut 3 Mrd ist der Beitrag aber seit Kriegsbeginn ebenfalls im homöopathischen Bereich verblieben.

    Die Neutralität ist in der Bundesverfassung verankert. Strenggenommen sind diese 3 Mrd ein Verfassungsbruch.

    Du weisst über die Schweiz nicht viel mehr als dass du mal irgendwas von "Neutralität" gelesen hast und dass sie kein Mitgliedsstaat der EU ist. Wahrscheinlich hält sich dein Wissen über die USA ebenso in Grenzen. Letzteres gebe ich unverhohlen zu und wundere mich daher auch, wie man so viel Meinung zu einem Thema haben kann, von dem man eigentlich nicht viel versteht.

    *Der Beitritt wurde übrigens per Volksentscheid abgelehnt. Was meinst du käme heraus, wenn man in Deutschland mal ernsthaft nachfragen würde?

    Ändert aber nichts daran, dass die Schweiz weder zur Finanzierung der EU, noch der NATO, noch der Ukrainehilfe etwas beiträgt

    Ich zitiere es mal direkt, bevor es wieder abgeändert ist weil du selbst gemerkt hast, dass es falsch ist. Natürlich leistet die Schweiz Hilfe an die Ukraine und zwar dafür, dass die ewige bewaffnete Neutralität in der Bundesverfassung festgeschrieben ist, noch erstaunlich viel. Natürlich finanziert die Schweiz im Rahmen der bilateralen Staatsverträge mit ausgewählten Mitgliedsländern in nicht unerheblichen Umfang auch EU-Projekte.

    https://www.eda.admin.ch/europa/de/home…%20zehn%20Jahre

    Ich zähle im OffTopic Bereich 3 Threads zu den aktuellen US-Wahlen. Zu den Wahlen in den Niederlanden gab es einen Thread, der nicht mal 1 Seite lang ist. Es gibt keine Threads zu Italien, Österreich, Frankreich, ... Wie kommst du also drauf, dass dem die gleiche Bedeutung beigemessen wird? Sollte es natürlich, ist direkt vor der Haustür.

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