CDL Die Freude und guten Erinnerungen will ich dir sicher nicht absprechen. Wärst du heute immer noch beleidigt, wenn der Herr Biolehrer nicht gekommen wäre, weil's einfach nicht so sein Ding ist? Ich glaube es nicht und all die guten Momente, die du vor der Feier mit ihm hattest, wären deswegen auch nicht getilgt.
Ich erinnere mich umgekehrt null daran, welche Dozierenden bei der feierlichen Überreichung meines Hochschulzeugnisses anwesend waren
Ich wüsste gar nicht mal, wann diese Feier überhaupt gewesen sein sollte. Es ist in der Chemie so dermassen üblich noch das Doktorat anzuhängen, dass es sich überhaupt nicht lohnt, auf eine solche Feier zu gehen. Ich könnte dir nicht sagen, wie dieses Zeugnis seinen Weg zu mir gefunden hat. Wahrscheinlich habe ich es auf dem Dekanat abgeholt. Die einzige Feier dieser Art, die in meinem Leben bisher eine Bedeutung hatte, war meine Doktorfeier. Die Prüfung habe ich selbst nach einer Stunde beendet mit dem Verweis auf den Sekt, der vor der Tür wartet und dem Hinweis darauf, dass die Bewertung sowieso gesetzt sei. Von den vier Prüfenden ist da natürlich auch nur mein Betreuer geblieben, alles andere hätte ich überhaupt nicht erwartet. Beim Zweitkorrektor meiner Arbeit habe ich danach noch 1 Jahr gearbeitet, der hat mich in die Schweiz geholt.
Ich hatte erst kürzlich mal wieder die leidige "Lieblingsschüler*innen-Diskussion" mit einer meiner Klassen. Die habe ich immer mal wieder und ja, ich verstehe auch die Perspektive der Jugendlichen, woher die Idee kommt. Im aktuellen Fall war's gar nicht wirklich ernst gemeint, zwei Schülerinnen wollten mich im Grunde nur ärgern. Die Diskussion habe ich trotzdem geführt weil es immer einzelne Jugendliche gibt, denen auch in dem Alter die Reife noch fehlt zu verstehen, dass es mein gutes Recht als Mensch ist, nicht alle gleich sympathisch zu finden. Es ist eine sehr kindliche Denke zu meinen, als Schüler*in dürfe man diese und jene Lehrperson ganz toll und die andere ganz doof finden und das gleich auch noch in alle Welt rausquaken, als Lehrperson habe man aber gefälligst alle gleich zu mögen. Nein, so ist es nicht. Ich bin für alle mit gleichem Engagement da, wenn es ums Lernen und den Unterricht geht und das hat auch noch niemand abstreiten können. Auch darüber hinaus darf jeder jederzeit gerne meine Hilfe in Anspruch nehmen und auch da hat noch niemand behaupten können, ich würde nach Sympathie unterscheiden. Und dann gibt es natürlich immer die, die einfach gerne mit mit plaudern und natürlich beruht das auf Gegenseitigkeit.
Ich unterrichte keine Kinder sondern junge Erwachsene, die als nächstes an die Uni zum Studieren gehen wollen. Das werden sie wohl aushalten können und wenn nicht, ist das absolut nicht mein Problem. So ist das auch mit dieser Abschlussfeier. Zum fraglichen Zeitpunkt wissen alle, dass ich solche Veranstaltungen nicht besonders gerne habe und wer mir dann trotzdem beleidigt ist ... mei ... so ist das Leben. Die einen gehen, die nächsten kommen, die Erinnerungen bleiben. Wer meint, ich sei deswegen die schlechtere Lehrperson ... bitte, wenn's einem dann selber besser geht, soll mir das recht sein 