Ich habe mich mit Mühe wachgehalten (Kaffeetrinken gegen 21 Uhr), um den Film zu schauen und bin ein bisschen enttäuscht. Der Film vermengt mehrere Sachen:
1) Die Schwierigkeit, sich in einer fremden Umgebung ein neues soziales Umfeld aufzubauen - das betrifft nicht nur unsichere Lehrerinnen, sondern nahezu jeden Menschen, der an einen neuen, entfernten Ort zieht
2) Den Schuleinstieg einer fachlich wie persönlich äusserst unsicheren Schwäbin
3) Die Beeinflussung der Persönlichkeit durch externe Faktoren
und jede Menge mehr.
Ich habe ja nur eine sehr kurze "Karriere" in Haupt-/Realschule gehabt (6 Wochen innerhalb des Referendariats, das hauptsächlich in der Grundschule erfolgte). Weder 5. noch 9. Klassen waren jemals so, wie im Film dargestellt. Natürlich berichtet der Film von einem (konstruierten) Einzelfall, aber einiges ist doch arg überzogen. Bei der dargestellten Person frage ich mich wirklich, wie sie - in dieser persönlichen Unsicherheit, die sie schon am Anfang des Films bei der Verabschiedung ihrer Umzugshelfer, also überhaupt noch nicht beeinflusst von den schulischen/beruflichen Misserfolgen, zeigt - Studium, Praktika und vor allem Referendariat absolviert und überstanden hat. Der angekündigte "frische Wind" war wohl ein wenig selbstüberschätzt: das, was man an Unterricht gesehen hat, war eine ziemliche Flaute unkontrollierten, aus den Händen geglittenen Frontalunterrichts. Was bitte schön hat diese Lehrerin aus Seminaren in Uni und Referendariat mitgenommen, Stichwort "Konsequenz", "Regeln", "Kommunikation"?
Wie kommt ein Klassenschnitt von 4,3 in einem Diktat zustande? Wieso gibt es in der 5. Klasse Kommanoten ("das beste Diktat war 2,2")? Das sind so "fachliche" Details, die mich in dem Film gestört haben.
Natürlich war ich mir während des Fernsehens bewusst, dass es sich da um einen Film mit Drehbuch handelt, auch wenn die Kameraführung manchmal denken liess, man befinde sich in einem Dokumentarfilm. Trotzdem war mir auf meinem Sofa mehrmals danach, aufzuspringen, die Protagonistin an den Schultern zu fassen, zu schütteln und zu sagen "wach auf, Mädel". Sie liess einfach alles so an sich vorbeiziehen, und so fand ich auch das Ende des Films etwas flach und sehr aus dem Märchenreich entsprungen (unser Auto bliebe stehen, wenn man während der Fahrt von Kupplung und Gas ginge, um sich auf den Rücksitz zu setzen). Aber es passte zur Darstellung der Lehrerin, dass sie auch das Ende ihrer Lehrerzeit (dass es das Ende war, habe ich aus dem Schluss interpretiert, mag sein, dass es das gar nicht ist) nicht selbst bestimmt hat, sondern dem Auto überlassen hat, wo es mit ihr auf dem Rücksitz hinsteuert.
LG, das_kaddl.
PS: Sprechen die Schwaben wirklich alle so hammerhart? Ich bin ja aus der Schweiz einiges gewohnt, aber hier heisst es "Schule = Schriftsprache ('Hochdeutsch')", damit die Schüler irgendwo lernen, dass es nicht nur Mundart/Dialekt gibt...