vielen Referendaren fällt die Umstellung vo Student (nur für sich selbst verantwortlich, lockere Arbeitszeiten) zum Lehrer, der nicht mehr nur für sich selbst verantworlich ist, sehr schwer. Sie haben Probleme mit ihrer Rolle als Lehrer. Mit dem Erwachsensein.
Das war bei mir nicht so, weil ich bereits älter war (Ü 40) und mehrere eigene Kinder hatte. Im Vergleich mit der Zeit, als die eigene Kinder klein waren, war der Zeitaufwand im Ref. easy: es gab unterrichtsfreie Zeiten und man durfte sogar krank sein, ohne sich um Ersatz kümmern zu müssen - und bekam es obendrein noch bezahlt.
Die Doppelrolle: einerseits Auszubildender, anderer Ausbildender zu sein, war oft eine Gratwanderung.
Dazu kam, dass bei uns im Seminar überhaupt keine Transparenz herrschte: keine Noten bis 6 Wochen vor der 1. Examenslehrprobe, keine konkreten Hinweise -- nichts. Immer nur "Bleiben Sie authentisch" "Verbniegen Sie sich nicht" "Das kann man so machen" -- aber nciht, wie man es nicht machen sollte. Auch nicht, wie man es denn tatsähclich am besten tun sollte, was erfolgversprechend im Sinne der Ausbildung gewesen wäre. Die viel beschworene Transparenz gegenüber Schülern galt gegenüber den Referendaren offenbar nicht.
Also hatte man 2 Jahre lang das Gefühl im Trüben zu strampeln. Wenn es mal ein Lob gab, wurde es sogleich wieder revidiert. Gezeigt bekommen, was man wie besser machen kann-- Pustekuchen.
Ich persönlich hatte zwar während der Zeit immer das Gefühl, im richtigen Beruf zu sein, aber es gab kaum Zeiten, in denen man in Ruhe unterrichten konnte ohne
a. eine Show abzuziehen
b. geprüft, begutachtet, beurteilt zu werden
c. immer perfekt sein zu müssen.
Selbst auf Klassenausflügen und bei Seminarfeiern (wo die Ausbilder anwesend waren) fühlte man sich ständig unter Beobachtung.
Das didaktisch-pädagogische Ideal - menschliche Ideal hängt unrealistisch hoch.
Den Einstieg in die Vollzeitstelle fand ich dagegen erstaunlich entspannt. Auch nicht zeitaufwändiger, dazu unverkrampfter.