Ich frage mich gerade, mit wie vielen Menschen ich konkret über mein bzw. deren Einkommen in Zahlen geredet habe. Das sind nicht sonderlich viele.
Wenn ich mich hier in meinem Wohngebiet (Neubaugebiet von 2004) umsehe, dann stelle ich folgendes fest:
Einige meiner Nachbarn haben Berufe, in denen sie sicherlich weniger verdienen als meine Frau und ich.
Viele meiner Nachbarn sind doppelt berufstätig - und haben entsprechenden Stress.
Viele meiner Nachbarn haben aber größere, schönere, teurere Häuser als wir - und leben eher fürs Haus als im Haus.
Viele meiner Nachbarn fahren dickere Autos als wir. (Vermutlich sind die Hälfte davon Dienstwagen.)
Viele meiner Nachbarn haben teurere Möbel als wir.
Viele meiner Nachbarn machen teurere Urlaube als wir.
ABER:
Wir haben drei Kinder - die meisten Nachbarn nur zwei oder gar eins.
Wir leisteten uns beim dritten Kind zwei Jahre Elternzeit.
Wir leisten uns gerade, nur von einem Gehalt zu leben, weil es aufgrund unserer Einschätzung unserer Gesamtsituation für unsere Familie die beste Option ist.
Verdienen wir jetzt zu wenig?
Ich gestehe, ich habe mir diese Frage immer wieder gestellt und auch mal durchgerechnet, wofür wir unser Geld ausgeben.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir für unsere persönliche Prioritätensetzung viel Geld ausgeben bzw. auf viel Geld verzichten (Elternzeit, familienpolitischer Urlaub).
Was ich aus den ganzen Überlegungen für mich als wichtigste Erkenntnis gewonnen habe, war, dass wir im Gegensatz zu unseren Nachbarn die Wahl hatten/haben, wie viel wir arbeiten wollen und ob wir quasi Einkommen gegen Familienzeit eintauschen oder nicht. Viele unserer Nachbarn können das nicht, weil sie viel zu viel Geld quasi fest verplant haben - eben für die oben genannten Dinge.
Würde meine Frau Vollzeit arbeiten gehen, kämen wir auf ein gemeinsames Nettoeinkommen inklusive Kindergeld und Familienzuschlag von sicherlich 84K Euro im Jahr. Dafür muss man als Angestellter deutlich über 100k brutto machen, um auf diesen Betrag netto zu kommen.
Einmal abgesehen davon:
Bereits unter der Entgeltgrenze können wir uns privat versichern - das ist ein echtes Plus.
Wir sind unkündbar und faktisch unangreifbar. Sicherheit IST ein geldwertes Privileg.
Auf der Basis der aktuellen Regelungen werden wir im Vergleich zu einem Angestellten mit gleicher Entgeltgruppe eine deutlich höhere Pension beziehen.
Verdienen wir jetzt zu wenig?
Ich glaube, diese Frage ist mehr rhetorischer Natur.