Beiträge von Bolzbold


    Früher stand halt ein anderer vor der Tür, der den Job mit Kusshand übernahm. In Zeiten des Lehrermangels haben wir die Chance, darauf zu pochen, dass man doch etwas pflegsamer mit uns umgehen solle, wenn man nicht will, dass wir auch noch fehlen.


    Bei uns werden zwischen zwei und sechs neue "junge Wilde" pro Schuljahr eingestellt.
    Lehrermangel kann ich bei uns in der extremen Form nicht erkennen. Und solange die jungen Wilden noch in der Probezeit sind oder möglichst bald A14 haben wollen, findet die SL immer willige KollegInnen, die die Mehrarbeit übernehmen.
    Und wenn die Personaldecke besonders angespannt ist, wurde mit uns nie sonderlich pflegsam umgegangen. Da bekam man dann eben noch einen Oberstufenkurs obendrauf - passte ja zufällig gerade gut in den Stundenplan.

    Wie Meike mal sinngemäß schrieb, erhalten Schulleiter eine "Ausbildung", die dergestalt ist, dass man das Optimum für seine Schule und die Außendarstellung aus dem Kollegium herauszuquetschen lernt. Mal auf subtile, mal auf weniger subtile Art und Weise. Es hat ein wenig gedauert, bis ich das geglaubt habe, bzw. ich musste erst richtig in die Knie gehen, um es zu merken.

    Man muss die Mitte finden. Genau!

    Aber das ist auch das Schwierige daran, weil jeder die Mitte woanders verortet.

    Ich sehe die Mitte nicht als einen Punkt oder als einen schmalen Streifen an sondern als ein noch verhältnismäßig breites Feld, das flexible und individuelle Reaktionen auf Schülerverhalten zulässt.

    Wenn ich natürlich mit Elternhäusern zu tun habe, die antiautoritär oder gar nicht erziehen, dann wird meine Mitte wohl als konservativ bis reaktionär wahrgenommen.
    Von konservativeren Elternhäusern wird ein nachsichtigerer Erziehungsstil hingegen gerne als "links" oder, wie es jetzt vom Duktus her ja modern ist, "linksgrünversifft" wahrgenommen.

    Da ich mit bis zu 32 Individuen in einer Klasse arbeiten muss, benötige ich ein ebenso individuelles Spektrum an Pädagogik - was mich wiederum mal autoritärer, mal autoritativer, mal nachsichtiger auf Schüler(fehl)verhalten reagieren lässt.

    Och nö, nicht schon wieder so ein Thread.
    Das Ganze ist letztlich eine Geldbeutel- und eine Glaubensfrage.
    Es gibt mit Sicherheit zahlreiche Vergleiche dazu auf entsprechenden Fachwebsites.

    Ursprünglich war das so geplant bzw. wäre so gelaufen, wenn es nicht zum Regierungswechsel gekommen wäre. Das künftige Verfahren verschlingt eine Menge Resourcen - das wurde in einem offiziellen Gutachten auch klar belegt. Ferner empfahl das Gutachten, diese Resourcen doch lieber in mehr Personal zur Vermeidung von Unterrichtsausfall zu stecken. Die Bildungskommission hat sich dann aber auf den Mittelweg (rollierendes Verfahren) geeinigt, der nicht Fisch und nicht Fleisch ist.

    In Verbindung mit einer sehr wahrscheinlich kommenden neuen Schulverwaltungssoftware, die dann von allen Schulen verbindlich genutzt werden soll, werden die nächsten Jahre schulverwaltungstechnisch eine sehr spannende Zeit.

    Das ist aber "nur" das rollierende Verfahren, bei dem die Schulen jeweils nach dem Zufallsprinzip ausgesucht in einem festgelegten Zeitraum von je zwei Wochen ihre Daten einreichen sollen.

    Was die Software angeht, so dürfte sie mit Sicherheit bereits einige "Vorentscheidungen" getroffen haben, was aus Sicht des Ministeriums zum Unterrichtsausfall zählt und entsprechend veröffentlicht wird, und was nicht dazu zählen darf und entsprechend herausgerechnet wird.

    Nach meinem Kenntnisstand wird es nur noch nicht eingeführt, weil noch Fehler diverser Art korrigiert werden müssen.

    Es kommt. Ist nur die Frage, ob erst BER eingeweiht wird oder Logineo kommt. :)

    Kl.gr.Frosch

    Oder wahlweise die Bahn wie in den alten Werbespots.

    Auf keins der drei Ereignisse möchte ich auch nur ansatzweise eine Wette eingehen.

    Da kann sich unsere Yvonne ja dann mal austoben.

    Es gibt noch so einige andere Projekte, von denen ich über diverse Kanäle weiß, die von der Dimensionierung ähnlich angelegt sind und hinsichtlich ihrer tatsächlichen Umsetzung Spannung versprechen.
    Ein erster Testlauf wird die ständige softwaregestützte Erfassung des Unterrichtsausfalls an allen Schulen NRWs sein, die ja ab dem kommenden Schuljahr geplant ist...

    Es geht doch letztlich darum, dass Schulen früher nicht so ein Tamtam gemacht haben, dass Lehrer noch Autoritätspersonen waren und Eltern für gewöhnlich in Bezug auf Schule absolut obrigkeitshörig waren. Das war in der früheren BRD genauso wie in der DDR.
    Dass das heute nicht mehr so ist, hat durchaus auch sein Gutes. In Deutschland scheine wir es aber nie zu schaffen, das Pendel einmal in der Mitte zur Ruhe kommen zu lassen. Es muss immer in eines der beiden Extreme ausschlagen. Erst kam die autoritäre Erziehung zu des Kaisers Zeiten, in Weimar, im Dritten Reich und in der frühen Nachkriegszeit. Danach kam die antiautoritäre Erziehung mit den 68ern. Beides zum Teil bereits erhebliches Unheil angerichtet und tut es immer noch.

    Bildung und Erziehung kommen ohne Disziplin nicht aus - können aber durch zu autoritäre Anteile ebenso gehemmt werden.

    Die Sache mit der Versorgung greift doch erst bei dauerhafter Dienstunfähigkeit bzw. Versetzung in den vorläufigen Ruhestand.
    Das Volldeputat musst nicht bestätigt werden, weil die personalführende Behörde das in ihren Unterlagen hat und bei drohender dauerhafter Dienstunfähigkeit die Ansprüche entsprechend berechnet würden.

    Das Versorgungsamt hat doch mit Sicherheit auch Versorgungsrechner, oder?

    Ich habe mehrfach versucht dem Quatsch entgegenzuwirken um wieder eine Ernsthaftigkeit in das Ganze hineinzubringen. Doch alles, was ich bisher versucht habe, ist nicht nachhaltig, zeigt also keine langfristigen Erfolge. Weder reden, noch Konsequenzen. Ich habe so das Gefühl, dass vor allem die Buben die "Peergroup" entdeckt haben und dadurch Anerkennung wollen, indem sie anderen zeigen, wie obercool sie sind. Ja, und manche in der Klasse, vllt. auch manche Mädchen hängen sich da dran.

    Vielleicht zeige ich auch zu wenig Verständnis für den Quatsch. ;)

    Eine Kollegin meinte lapidar: Die sind halt in der Vorpubertät.

    Die ausgewählten Zitate Deines Beitrags zeigen doch sehr gut, worum es geht.

    Auf der einen Seite gibt es offenbar objektiv störendes Verhalten, das sich trotz Deiner Intervention (noch) nicht in den Griff kriegen lässt.
    Auf der anderen Seite sind die Kinder offenbar in diesem Alter so drauf. Das kenne ich auch aus der vierten Klasse meines Sohnes in Bezug auf das Verhalten des bzw. hier der "Alpha-Rüden".
    Die Viertklässlerinnen hier in der Nachbarschaft reichen von chronisch albern bis vorpubertär bis extremst vorlaut und besserwisserisch.

    Im Grunde muss man mit dem Bewusstsein an die Probematik herangehen, dass die Kinder nun einmal so sind und dies eine Entwicklungsphase ist.
    Gleichzeitig muss man für sich eine klare Grenze haben, bei der schlicht und ergreifend Schluss ist und sein muss. Vielleicht muss diese Schwelle mit dem Bewusstsein und dem Verständis für die Entwicklungsphase der Kinder etwas höher angesetzt werden, um sich nicht zu sehr darüber aufzuregen und daraus eine Eskalationsspirale zu machen.

    Der Umstand, dass die Eltern ihre Kinder ähnlich wahrnehmen, sollte das einerseits belegen, gleichzeitig aber andererseits auch zeigen, dass es nicht an Dir als Lehrkraft liegt.

    Ich hatte mit meiner alten sechsten Klasse ähnliche Probleme, die aber dann zu einer Eskalationsspirale geführt haben. Mittlerweile sind die "Kleinen" in der Q1 und ich bin ihr Stufenberate - und unser Verhältnis könnte nicht besser sein. Ich habe daraus gelernt, dass man da zum einen "durch muss" und zum anderen dass ich mich über viele kleine Störungen und weniger problematisches Fehlverhalten nicht mehr aufrege und auch nicht mehr sanktioniere. Bei größeren Sachen oder permanenter Wiederholung von Fehlverhalten muss man dann ohne große Diskussion durchgreifen.
    So eine "Nacharbeit unter Aufsicht" hat doch sicherlich auch etwas, oder?

    Natürlich würde so ein System auch Druck erzeugen. Was ist daran schlecht?Solange das Arbeitspensum insgesamt während der festgelegten Arbeitszeiten leistbar ist, macht es doch Sinn diejenigen, die gute Arbeit leisten, gegenüber denen zu belohnen, die nur das absolute Minimum tun.

    Direkt der erste Teilsatz zu den Arbeitszeiten entspricht schon oft nicht der Realität von 41 Wochenstunden.
    Und wie definieren wir das Minimum? Quantität, Qualität?

    Dann müsste aber jede(r) KollegIn auch zumindest die Chance auf diese Prämien haben, was bedeutet, dass diese nicht kontingiert sein dürfen. Das wiederum müsste in einem entsprechenden Haushaltsgesetz festgehalten werden.
    Es würde mich wie gesagt nicht wundern, wenn dann ggf. ein Nachtragshaushalt verabschiedet werden müsste.

    Ich denke, es hat wenig Sinn über Leistungsprämien im ÖD in Deutschland zu sprechen, weil diese die Haushalte der Länder zusätzlich belasten würden und die Konsequenz wäre, dass die Eingangsbesoldung abgesenkt werden müsste oder aber die Prämie nur für sehr kleine Personenkreise überhaupt bestimmt wäre.

    Es gibt einen guten Grund, weshalb die konkrete Arbeitszeit der Lehrer nominell bei 41 Stunden in NRW liegt, aber viele Tätigkeiten, die wirklich zeitraubend sind, als "Normaufwand" pauschal mit der Besoldung abgegolten werden und Korrekturen mit lächerlich geringen Minutenwerten versehen werden.
    Es gibt einen guten Grund, warum Mummert & Partner in der Schublade verschwunden ist und niemand mehr darüber redet.

    Man kann die Arbeit einer Lehrkraft sicherlich bewerten, doch stellt sich dann die Frage, wie man die effektive Leistung dann konkret misst und auf der Basis welcher Kriterien man dann Prämien vergibt oder nicht.

    Und solange es immer noch genug KollegInnen gibt, denen die strahlenden Kinderaugen als Prämie reichen und damit die Preise auf dem (Leistungs)Markt verderben, lacht sich jeder Dienstherr ins Fäustchen und ist froh, dass er diesen Mehrwert kostenlos bekommt.

    Falls es jemals so etwas wie "Mehrleistungsprämien" geben sollte, werden die Messlatten dafür vom Ministerium bewusst sehr weit oben angesetzt.
    Es steht nämlich zu befürchten, dass bei den weiter oben angeführten Kriterien womöglich deutlich mehr als 50% der KollegInnen dann berechtigten Anspruch auf diese Prämien hätten. Kein Bundesland würde hier freiwillig mehr bezahlen wollen als unbedingt nötig.

    Würde man dann vorsorglich die Anzahl der KollegInnen, die maximal in den Genuss solcher Prämien kommen können, künstlich begrenzen, würde das wiederum jeglichen Leistungsanreiz zerstören.

    Der öffentliche Dienst ist so gestrickt, dass man bei Beamten vom Guten im Menschen ausgeht und die Beamten ihre Arbeit mit "voller Hingabe" erledigen. Dafür erhalten sie eine Arbeitsplatzgarantie sowie ein überdurchschnittliches und sicheres Gehalt. Vom Guten und vom Bösen (=> Minderleister) kann es jeweils zu viel oder zu wenig geben - es liegt an jedem einzelnen von uns, dafür Sorge zu tragen, dass wir uns innerhalb einer vertretbaren Bandbreite bewegen.

    Als junger Mensch kann ich mich gerade in der heutigen Zeit genauestens über die Arbeitsbedingungen im ÖD informieren. Es steht mir dann frei, ob ich mich darauf einlasse oder nicht.
    Intelligenz zeigt sich auch bei der Berufswahl.

    Wir sollten auch berücksichtigen, dass die freie Wirtschaft genau wie der öffentliche Dienst Überengagierte wie Minderleister meist stillschweigend "mitschleppt". Lediglich in den üblichen Lästereien über andere Kollegen wird dann mal Dampf abgelassen.
    Der Grund dafür ist derselbe, der weiter oben angeführt ist. Es fehlen klare Kriterien, um die eigentliche Leistung objektiv zu bewerten. Und im Grunde sind wir da genauso wie unsere Schüler. Wir sehen unsere Leistung grundsätzlich als gut bzw. besser als die von anderen an. Und solange wir gefühlt immer noch mehr leisten, als der schwächste Kollege, können wir SO schlecht gar nicht sein... :P

    Ich habe es an anderer Stelle schon geschrieben, aber wir müssen uns über eine Sache im Klaren sein:

    Wir werden künftig immer mehr Menschen in die Perspektivlosigkeit schicken - Migrationshintergrund hin oder her - weil unser Konsumverhalten und das Verhalten der globalen Konzerne dafür sorgen, dass Jobs, die vor zwanzig Jahren hier noch Geringqualifizierte erledigen konnte, in Drittweltländer ausgelagert werden, so dass die heute Geringqualifizierten auf dem deutschen Arbeitsmarkt kaum noch eine Chance haben.

    Gehen wir von einer statistischen Normalverteilung bei der Intelligenz und den Begabungen aus, werden wir ganz gleich welche Pädagogik man anwendet, nicht mit fortschreitender Technologisierung schlauer. Das heißt, wir werden immer einen gewissen Mindest"bodensatz" in der Gesellschaft haben, der nie eine Perspektive haben wird. Und die Zahl dieser Menschen wird immer weiter zunehmen, je mehr Qualifikationen die verbleibenden Jobs erfordern.

    Hm, das muss ich mal weiter durchdenken.

    Hat man denn nicht, wenn der Notendurchschnitt entscheidet, noch viel mehr Zensurenstress mit den Eltern, die dann um jeden Punkt feilschen, dir Fehler nachzuweisen versuchen, dir mit Anwalt drohen? Am Ende gibst du dann von vornherein die besseren Noten, um dir den Ärger zu ersparen?!?

    Das dürfte in einigen Fällen tatsächlich so sein - vor allem dann, wenn die Schulleitung den KollegInnen nicht den Rücken stärkt und sofort einknickt.
    Gleichzeitig erfährt man aber von gut unterrichteten Kreisen, dass selbst die Bezirksregierungen Widersprüche durchwinken, um sich vor Klagen und dem entsprechenden Arbeitsaufwand zu schützen.

    Viel nachhaltiger wirkt jedoch das grotesk anmutende Maß an Bürokratie, das jede Lehrkraft, die ein Defizit vergibt, bewältigen muss. Ich glaube, dass die akribische Dokumentationspflicht hier tatsächlich in vielen Fällen für ein "knapp ausreichend" anstelle der eigentlich völlig verdienten Fünf führt. Das Land will es so, das Land kriegt es so. Und hinterher wundert man sich.
    Wobei "man" eigentlich völlig klar zuzuordnen ist. Als Lehrer wundert man sich da schon lange nicht mehr.

Werbung