Beiträge von Bolzbold

    @Yummi

    Ich finde Deine Einstellung ehrlich gesagt zu hart.
    Zum einen finde ich den Begriff "Zubringerschulen" entwertend gegenüber den Schulen, von denen Deine Schüler zu Deiner Schule kommen.
    Zum anderen muss eine noch so konsequente Linie dynamisch und flexibel bleiben, weil eben nicht Schüler gleich Schüler ist.
    Die Gründe für fehlende Disziplin und andere Werte sind vielfältig, da greifen keine pauschalisierenden Urteile.

    Es gibt Dienstvergehen in Verbindung mit Strafbarkeit - da bist Du als Beamte verpflichtet, dies zu melden.
    Bei Vergehen ohne konkrete Strafbarkeit (Vergessen von Aufsichten etc.) musst Du nicht aktiv werden.

    Wenn ein Kollege aber ein Verhältnis zu einer Schülerin hat, liegt ggf. ein sexueller Missbrauch vor, der strafbar ist. Im Übrigen haben Dienstherren auch schon unabhängig von einer Strafe Kollegen aus dem Dienst entlassen, wenn diese sexuelle Beziehungen zu SchülerInnen unterhalten haben, weil das Vertrauensverhältnis als unwiderruflich zerstört erachtet wurde.

    Ich verstehe nicht, wieso einige Trapitos Posting offenbar zumindest in Teilen als anstößig empfinden. Er hat in der Sache völlig Recht.
    Die meisten von uns definieren sich über andere Dinge als Autos, Designerklamotten etc. Und es ist in meinem Umfeld auffällig, dass diejenigen, die teils deutlich weniger verdienen als meine Frau und ich, im Verhältnis deutlich mehr Geld für Autos, Urlaub etc. ausgeben als wir. Im Zeitalter von 0%-Finanzierungen ist halt alles möglich. Dafür gibt es psychologische Erklärungen, die etwas mit Existenzangst, Selbstwertgefühl und dem "ich zeige (das wenige, aber teure), was ich habe.

    Eine Sache würde ich bei Trapitos Begründungen noch ergänzen:
    Ich persönlich muss mir keinen Porsche kaufen, weil ich weiß, dass ich es könnte, wenn ich es denn wollte. DAS ist in der Tat ein gutes Gefühl, mit dem man sich ganz ohne Arroganz zurücklehnen kann und die anderen Leute mit ihren teureren Autos in der Gegend herumfahren lassen kann. Hätte ich 50.000 Euro zur freien Verfügung, würde ich dafür kein teures Auto kaufen.

    Und wir dürfen auch nicht vergessen, wie viele Menschen in anderen Berufen einen A6 oder Vergleichbares als Dienstwagen zur Verfügung gestellt bekommen. Würde man beispielsweise hier in der Nachbarschaft jede teure Karre als Dienstwagen markieren, wenn sie ein solcher wäre, dann blieben von den selbst finanzierten Wagen nicht mehr viele übrig.

    Hallo Josefine,

    ich denke, es hat wirklich wenig Sinn, wenn jetzt jeder Dir seine Zeiten, sofern er diese überhaupt einmal gemessen hat, aufschreibt.
    Google mal nach "Mummert und Partner" und schau Dir die Bandbreite der Jahresstunden, die dort laut Studie am Gymnasium gearbeitet wurden, an.
    Bei der Kombi D/S gehörst Du mit zu den am höchsten belasteten Kollegen, was Korrekturen angeht.

    Du hast dann die Wahl, entweder zu versuchen, bei 40-50 Wochenstunden den Deckel drauf zu machen und dann alles andere zu kürzen (Vorbereitung, Sonderaufgaben) oder aber das volle Programm zu fahren und dann während der Ferien und während der Schulzeit Dir den Wolf zu korrigieren.

    Einen Lichtblick kann ich Dir aber geben - der zeitliche Aufwand wird mit den Jahren weniger, weil man erfahrener ist und auf Material zurückgreifen kann. Die Korrekturen erscheinen einem aber mit der Zeit immer sinnloser und stumpfsinniger, weil sie keine produktive Arbeit darstellen.


    Etw. pointiert ausgedrückt: "Für manche ist die Prüfung aus bestimmten Gründen zu schwer, daher machen wir es ihnen ein bisschen leichter!" Ist das die Maxime des Nachteilsausgleichs?

    Und hier ist der Denkfehler.
    Der Nachteilsausgleich soll ein Handicap kompensieren, mit dem der Schüler ohne NTA keine realistische Chance hätte, die Prüfung ebenso gut zu bestehen wie jemand ohne Handicap.
    Bekannte NTAs sind beispielsweise:

    wie schon erwähnt die Sehnenscheidenentzündung => Verlängerung der Schreibzeit bzw. Schreiben am Laptop
    Gebrochene Schreibhand oder ähnliche Verletzung => Schreiben am Laptop
    Rheuma oder ähnliche schmerzhafte Entzündungen der Gelenke => Verlängerung der Schreibzeit.

    Es geht also nicht darum, einen Hauptschüler zum Abitur zu bringen sondern Schüler, die akut durch was auch immer gehandicapt sind, faire Prüfungsbedingungen zu ermöglichen. Nichts weiter.

    Die Prüfung wäre tatsächlich ohne NTA zu schwer, aber nicht aufgrund fachlicher oder kognitiver Defizite der Schüler - und DAS ist der springende Punkt!

    Hier mal ein Zitat aus Artikel 24 der besagten Konvention

    Zitat

    (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die Vertragsstaaten sicher, dass

    • Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
    • Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben;
    • angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen getroffen werden;
    • Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird, um ihre erfolgreiche Bildung zu erleichtern;
    • in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Integration wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale Entwicklung gestattet, angeboten werden.

    (Hervorhebungen durch mich)


    Ich denke, wir sind uns einig,
    dass diese Unterstützung nicht mit einem Förderschullehrer, der alle paar Tage mal für zwei Stunden in den Unterricht kommt, erreicht wird,
    dass die notwendige Unterstützung nicht auf der Basis des tatsächlichen Förderbedarfs geleistet wird,
    dass "individuell angepasst" sich allenfalls auf das marode Schulsystem bezieht, nicht aber auf konkrete Unterstützungsmaßnahmen.

    Inklusion wird so zum Sparpaket mit moralischer Keule pervertiert. Mir tun die Menschen mit Förderbedarf aufrichtig Leid, dass es in Deutschland nicht möglich ist, hier gezielt und vor allem geplant (!) zu handeln

    Da schrieb jemand, dass der Schüler einfach bis zum Ende der Arbeitszeit schrieb. Nein, er schrieb weiter, obwohl die Arbeitszeit beendet worden war. Wenn es einer darf, muss man es allen erlauben. Wie soll der Lehrer dann noch die Kontrolle behalten?

    Dass das Verhalten des Schülers nicht ganz in Ordnung war, ist unstrittig. Dass man hier aber im Vergleich zu umfangreicheren Täuschungsversuchen gleich eine Sechs gibt, ist völlig unverhältnismäßig. Das muss man anders in der Griff kriegen.
    Die theoretische Möglichkeit des Täuschens, wenn die anderen Schüler, die bereits abgegeben haben, sich unterhalten, kann auch nicht einseitig zu Lasten des zu spät abgebenden Schülers gehen.
    Dann sollte man auch mal die Kirche im Dorf lassen und überlegen, wie viel Vorteil Schüler denn realistischerweise, selbst wenn er getäuscht hätte, in der kurzen Zeit hätte erlangen können.

    Wieso reden wir denn jetzt schon wieder über unser Gehalt? Dazu gibt es bereits zahlreiche Threads, die das Ganze von vorne bis hinten durchgehechelt haben.
    Was soll dadurch erreicht werden?

    Die Entscheidung, ein Ungenügend zu geben, ist völlig überzogen. Dass Schüler bis zum "bitteren Ende" schreiben, ist völlig normal und sollte daher nicht als Täuschungsversuch gewertet werden, zumal der effektive Vorteil eher marginal sein dürfte.
    Die Drohung mit der Klage ist im Grunde das, was viele Eltern sagen, wenn sie nicht wissen, dass das gar nicht möglich ist und sie "nur" Beschwerde einlegen können. Wenn beide Lehrer sind, dann wirkt das einerseits umso lächerlicher, andererseits kann ich persönlich die Eltern schon verstehen.
    Ich würde eben mit dieser Beschwerde rechen und sogar mit einem Stattgeben durch die Schulaufsichtsbehörde.

    Wegen so einer Kleinigkeit eine Sechs zu geben ist wirklich hart und in meinen Augen völlig unverhältnismäßig.

    Im GU ist meine eigene Meinung nicht von Bedeutung und ich halte mich damit weitgehend zurück, auch wenn ich sie durch meinen Tonfall oder meine Wortwahl zum Teil nur schwer verbergen kann.
    Dennoch geht es ja im GU nicht um meine Meinung sondern darum, den Schülern zu vermitteln, überhaupt erst einmal eine eigene (!) Meinung zu entwickeln und diese auch mit belastbaren Argumenten untermauern.

    Ich hatte neulich einen Schüler, der an unserem Benefiz-Tag für die Dritte Welt nicht mitarbeiten wollte, weil er der Meinung war, dass die Hälfte des Erlöses an "irgendwelche Organisationen" fließen würde, von denen dann Flüge bezahlt würden, mit denen Dritt-Welt-Bewohner nach Deutschland fliegen könnten...
    ... das strotzte nur so vor Halbwissen und Rassismus.

    Im Geschichtsunterricht werden gerne das Ideal der USA im späten 18. Jh. sowie die Errungenschaften der frz. Revolution gepriesen.
    Ich gehe damit wesentlich kritischer um.
    Wahlrecht in den USA zu Beginn nur für besitzende weiße Männer, später für weiße Männer, noch später zumindest pro forma für schwarze Männer und nach dem 1. WK für Frauen.
    Dort hat aber im Gegensatz zu Europa das Experiment (erst eingeschränkte, dann erweiterte) Demokratie funktioniert.

    Das kann man ja von Europa nach der frz. Revolution nicht gerade sagen. Der Umgang mit dem politischen Gegner verlief immer noch über die physische Eliminierung, wenn man politisch nicht weiterkam.
    Auch in Deutschland fand die Demokratie erst über einen tendenziell autoritären ersten Kanzler Adenauer in Verbindung mit wirtschaftlichem Wohlstand mehrheitlich Zustimmung. Dem ging ja die Katastrophe, dass man einen starken Mann an der Spitze hatte, dem man blind unter Aufgabe (bzw. Abgabe) jeglicher Verantwortung gefolgt war, voraus.

    Vor dem Hintergrund sollten wir mit unseren demokratischen Maßstäben in Bezug auf andere Völker oder Kulturen vorsichtig sein, da die Deutschen nicht von sich aus zur Demokratie gefunden haben. Es bedurfte jeweils einer völligen Niederlage und eines Wiederaufbaus mithilfe der Westalliierten. Auf der Basis von nicht einmal 70 Jahren "Vorsprung" kann man keine moralische Überlegenheit ableiten.


    Jaja, blabla. Es scheint in letzter Zeit bequem geworden zu sein, den Westen und seine Demokratie stark anzuzweifeln, aus einer Art merkwürdiger Selbstgefälligkeit heraus. Dann muss man nämlich keine Probleme in jenen Ländern lösen bzw. ansprechen, sondern popelt sich ein wenig demonstrativ in der eigenen Nase rum.


    Ich verbitte mir diesen herablassenden Ton.
    Deine Lesart meines Beitrags lässt darüber hinaus mehr auf Deine Geisteshaltung schließen als auf meine.

    Expliziten Dank gibt und gab es in der Tat relativ selten, auch wenn sich die Schüler beispielsweise über die Einladung zum Abiball, einer Rede, einem Geschenk und ggf. noch anderen Dingen durchaus bedanken.
    Oft sind es Ehemalige, die dann manchmal einige Jahre später erst erkennen, was sie an einem hatten. Dieser Dank ist mir dann sehr viel wert.

    Letztlich merkt man aber auch ohne Dank, ob es zwischenmenschlich passt oder eben nicht passt. Wenn es passt, braucht es auch keinen Dank, weil das positive Verhältnis mir persönlich reicht.

    Ich habe einige sehr intelligente und politisch interessierte türkischstämmige Schülerinnen, die ein ganz anderes Erdogan-Bild haben und dies auch relativ gut begründen können.
    Vielleicht sollte der Westen von seiner selbstgefälligen Arroganz ein wenig abrücken, wenn er wie selbstverständlich annimmt, dass die Demokratie jedem Volk frommt. Am Beispiel des Irak, oder Afghanistans können wir ja sehen, wie erfolgreich die jüngsten Versuche Völker mit westlichen Segnungen zu beglücken waren.

    Quer gedacht:
    Es gibt augenscheinlich Kulturen, die eine Staatsform mit einem starken Mann (oder einer starken Frau) an der Spitze als besonders erstrebenswert ansehen. Hätte ein solches Volk nicht auch das Recht, sich mehrheitlich genau für eine solche Staatsform einzusetzen, oder ist die Demokratie ein Axiom oder eine Art Naturgesetz, für deren Ablehnung man sich immer rechtfertigen muss? Letztlich ist sie wie alle anderen Staatsformen erdacht oder aus der Geschichte heraus erwachsen.

    Was tun wir mit Menschen, die nicht von der Demokratie überzeugt sind, weil deren Errungenschaften diesen Menschen persönlich keine Vorteile bringt?
    Was tun wir mit Menschen, die sich z.B. für eine Monarchie einsetzen, weil sie gerne Verantwortung an den Staat abgeben und einen starken Mann/ eine Frau an der Spitze haben wollen?
    Was tun wir, wenn eines Tages solche Ansichten politisch mehrheitsfähig sind? Unser Grundgesetz hat im Gegensatz zur Weimarer Verfassung ja einer Veränderung der Staats- und Regierungsform eigentlich ausgeschlossen.

    Jedes Grundrecht wird spätestens in Satz 2 oder 3 eines jeden Artikels eingeschränkt, sobald die Kreise des einen die Kreise des anderen berühren bzw. stören.
    Man kann nur jedem, der mit Zensurvorwürfen und (absoluter) Meinungsfreiheit ankommt, empfehlen, jeden Artikel des GG auch zu Ende zu lesen.

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