Edit:
Vorheriger Teil aufgrund einer falschen Lesart des Postings von chemikus gelöscht.
Das eigentliche Problem wird aber letztlich nicht gelöst - nämlich das Dilemma, dass es in vielen Fällen aufgrund der ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen vor Ort nicht möglich sein kann, ein Kind ganz gleich ob es gesund oder krank ist, fremdbetreuen zu lassen, so dass ich als Arbeitnehmer nicht fehlen muss. Das setzt nämlich voraus, dass mein Umfeld entsprechend flexibel ist und mindestens eine Person nur darauf wartet, das kranke Kind zu betreuen. Diese Bedingungen sind wünschenswert, jedoch oft nicht zu realisieren. Ich staune immer wieder darüber, wie selbstverständlich mein Umfeld annimmt, dass bei kranken Kindern die Omas, die Onkel und Tanten, Freunde, Nachbarn etc. doch sofort parat stehen würden. (Und wenn sie es nicht tun, habe ich mit Sicherheit etwas falsch gemacht...)
Der Altkluge würde nun hingehen und in verschiedenen Varianten postulieren, dass wenn man denn perfekt wäre, man dieses Problem nicht hätte, weil man es ja entsprechend gelöst hätte.
Im Umkehrschluss heißt das also, dass ein Nichtvorhandensein von Fremdbetreuung automatisch einem Versagen der Eltern gleichkommt.
Ich bezeichne das als "Resultatismus", d.h. die ausschließliche Fixiertheit auf das Ergebnis, dessen Zustandekommen für die Bewertung der Situation als irrelevant erachtet, oder schlichtweg ignoriert wird.
Nun gibt es mehrere "Ansprüche", die von verschiedensten Seiten an Eltern mit Kindern herangetragen werden. Die Liste ist nicht abschließend:
a) Wir brauchen Kinder für den Fortbestand unserer Gesellschaft.
b) Wir brauchen ein gutes Betreuungsnetz.
c) Wer Kinder hat, der soll sich zwischen Arbeit und Beruf entscheiden.
d) Die Fehlzeiten für ein krankes Kind können nicht zu Lasten des Arbeitgebers bzw. der Kunden etc. gehen.
e) Wer Kinder hat, soll gefälligst trotzdem arbeiten und dem Steuerzahler nicht auf der Tasche liegen.
f) Wer Kinder hat, muss halt den Gürtel enger schnallen - schließlich hat man sich dafür entschieden .
g) Ich will Kinder und Karriere.
h) Wenn ich Kinder habe und arbeiten gehe, erwarte ich ein Stück weit Rücksicht von meinem Arbeitgeber.
Es dürfte evident sein, dass diese Ansprüche sich teilweise diametral entgegenstehen und nicht in Einklang zu bringen sind. Ein Kompromiss ist offenbar schwierig, abhängig davon, in welcher Situation sich beispielsweise der Diskutant in diesem Thread befindet, welche Vor- und Nachteile er aus seiner Situation bzw. den Konsequenzen aus der Situation seines Gegenübers hat und wie viel Frust und Neid sorgsam kultiviert werden.
Gruß
Bolzbold