In der GEW arbeiten Menschen. Aller Schulformen. Und die haben sehr unterschieldiche Interessen. Und auch viele gemeinsame.
Bei der Inklusion zum Beispiel war die GEW eine der Kräfte, die das schon lange vor der Gesetzgebung befürworteten, bei der defizitären Umsetzung zur Zeit sind sie die aktivsten, was Kritik und Aktionen gegen das Inklusions-Chaos angeht.
http://www.rp-online.de/bergisches-lan…orien-1.3137269
http://www.gew-hessen.de/index.php?id=296&tx_ttnews[tt_news]=4954&cHash=d978c6c74c55a79cbf93aad467815c65 usw
Und auch davor ist Inklusion in den internen Gremien sehr kontrovers diskutiert worden.
Was die Gemeinschaftsschule angeht: auch da gibt und gab es die unterschiedlichsten Meinungen! Schon immer.
In einem demokratischen Prozess wird dann die Mehrheitsmeinung bestimmt und die wird auch publiziert, das ist wie in einer Partei - auch da gibt es heftige Diskussionen.
Was diese Schulform-Ziele angeht, wird sich meiner Prognose nach aber irgendwann (demnächst) die immer größer werdende Fraktion der "große Schulvielfalt ist auch gut" - Vertreter durchsetzen. Die werden nämlich mehr, die anderen weniger.
Ich für meinen Teil habe in England an einer inklusiven Gemeinschaftsschule unterrichtet und fand vieles absolut nicht nachahmenswert, vieles aber auch richtig gut. Wenn man der ganzen Sache richtig viel Geld nachwerfen würde, könnte ich mir das auch hier vorstellen. Ich bin da eher offen. Mir ist die Schulform egal oder mindestens deutlich egaler als die wirlich Arbeitsbedingungen bestimmenden Faktoren wie Finanzierung von Schule an sich, vernünftige Gehälter, die Reduktion der Arbeitszeit für alle, der gesellschaftliche Respekt vor dem Beruf, die Erweiterung der Personaldecke und der support-Systeme an allen Schulen und die vernüftige, demokratische Führung (jenseits der Luftpumpen generierenden Assessment Center).
Ich bin politisch nicht wirklich links. Auch nicht wirklich rechts. Ich überlege jede Wahl wieder neu und ich wähle nicht reflexartig sondern lese Parteiprogramme immer wieder neu. Ich finde auch, das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun, auch wenn es oft verknüpft wird. Ich weigere mich rigoros, da ideologische Debatten zu führen, weder innerhalb noch außerhalb meiner Gewerkschaft. Ich glaube nicht an EIN Allheilmittel für alle Schulwehwehchen. Und alle (jüngeren) mit-GEWler, die ich kenne, sind eher auch so: pluralistischer, pragmatischer und unverkniffener.
Ich mag die Arbeit im Gesamtpersonarat, weil ich da konkret für die Kollegen arbeiten kann. Für jeden. Auch die Unorganisierten, auch die von den anderen Vereinen. Und weil ich ein Verfechter der Mitbestimmung bin.
Ich streike auch für/mit Angestellte. Und solche, die über die GEW meckern und lästern. Mir ist die Jacke nicht immer näher als die Hose. Das ist ein Grundethos, der viele meiner Entscheidungen geprägt hat - auch die für die Gewerkschaft, in der ich mich engagiere. Natürlich bin ich keine Heilige, überhaupt nicht, aber Solidarität ist für mich kein hohler Begriff und Interessensvertretung muss nicht immer hunderprozentig meine Interessen meinen.
Was unbestritten ist: wenn es um öffentlichkeitswirksame Aktionen und Maßnahmen geht, gibt es keine aktivere Lehrergewerkschaft.
Und was mich an der Gewrkschaftsdiskussion generell nervt, habe ich im Streikthread und anderswo ja schon ausführlich dargestellt. Nichtstun und jammern finde ich sehr viel schädlicher als - vielleicht auch in Opposition zu anderen Verbänden - immerhin etwas zu tun. Von nicht-Organisierten lasse ich mich mittlerweise nicht mehr ernsthaft gewerkschaftlich kritisieren. Da lächel ich nur müde.
Und bei den anderen Verbänden ist die Zusammenarbeit zumindest im GPR sehr gut. Bzw. meist so: wir arbeiten alles aus und der VBL und DLH stimmt zu (meistens haben sie die Texte und Rechtsgrundlagen nur kursorisch gelesen
) - die treffen sich auch nur alle 14 Tage kurz vor der Sitzung
. Auf die GEW Aktionen zur Arbeitszeit / Tarif / Dienstordnung etc. pp. springen sie meist einfach auf. Bitteschön, meinetwegen. Im Gremium sind sie meist sehr konstruktiv - da werden die Debatten übrigens selten so verbandsabgrenzend geführt, wie unter den Lehrern in den Lehrerzimmern. Und da vor allem unter den Nicht-Organisierten. Die wollen zwar, dass die Gewerkschaften für absolut alles sorgen, was sie bedrückt und was ihnen fehlt, aber bitte ohne selbst den geringsten Beitrag zu leisten. Und auch die, die nur Beiträge zahlen (immerhin...), aber auf keine Versammlung gehen, keine Anträge stellen, sich in kein Gremium wählen lassen oder hingehen und auch sonst nichts tun, müssen, wie es halt in der Demokratie so ist, mit dem leben, was andere dann entscheiden. Mit den Beiträgen erkauft man sich nicht, die eigenen Meinung 1:1 umgesetzt zu bekommen. Die muss man erstmal einbringen. Und dann drum kämpfen! Wie immer im Leben.
Ich komme mit meiner Meinung auch nicht immer durch. Um genau zu sein, gehöre ich als Oberstufengymasiale eher zu den Paradiesvögeln. Aber ich bekomme - trotz argumentativem Gegenwind - auch unglaublich viel Respekt und Solidarität und Unterstützung - und ja, man hört mir zu. Das schätze ich. Es gibt keinen totalen Fraktionszwang.
Und ich kann sagen, dass es für mich befriedigend ist, immer mal wieder dem einen oder anderen Kollegen sehr konkret geholfen zu haben. Und mit manchen Aktionen vielen (siehe Arbeitszimmerabsetzung... uvm).
Es mag für andere (vor allem vor gar nicht einiger Zeit, als es noch weniger politische Vielfalt gab) andere Erfahrungen innerhalb der Gewerkschaft geben. Ich beschreibe hier nur "meine" GEW - hier in der Großstadt, im Gesamtpersonalrat und in meinen Mitbestimmungsgremien/referaten.
Ich fühle mich auch nicht wirklich berufen DIE GEW ständig gegen irgendwen zu verteidigen. DIE GEW gibt es gar nicht. Je nachdem in welchem Bereich - Schule, Erziehung, Wissenschaft, Mitbestimmung/Personalräte - man da arbeitet, ist das was ganz Verschiedenes. Ich kann meine Beobachtungen aus meinen Bereich schildern und meine Arbeit. Und die macht für mich Sinn.
(8mal editiert und immer noch Tippfehler, ich kann am Handy einfach nich...)