Ich weiß immer nicht, wieso Leute überhaupt denken können, dass man das vorher wissen kann, was einem da blüht?
Als frisch gebackener Abiturient gehst duins Studium und studierst - zumndest fürs Gymnsium - überwiegend reine Fachwissenschaften mit den Magisteraspiranten (heute halt andere Bezeichnungen). Du hast ein bisschen Fachdidaktik, wo du über Therorien, wie das Lernen in hypothetischen Schulen in völlig hypothetischen Rahmenbedingungen mit sehr hypothetischen Schülern funktionieren könnte. Über Korrekturen wird nicht gesprochen. Mit der Alltagspraxis hast du im Praktikum mal kurz zu tun: ein/e gehetzte/r Mentor/in redet zwischen Tür und Angel mit dir darüber, wie du ein paar Stunden gestalten kannt und dann kommt der Mensch von der Uni und guckt sich an, wie du die Vostellungen, die ER von Unterricht hast, umsetzt.
Wenn du Glück hast, hast du Mentoren, die sich immerhin die Zeit nehmen, recht gründlich über deine Stunden mit dir zu reden. Über den gesamten Arbeitsalltag inclusive der tausend administrativen Arbeiten, die man "nebenher" erledigen muss, hat mir mir und den anderen niemand geredet, dazu fehlte die Zeit. Und von alleine kommt man nur schwerlich auf den Umfang, denn der übersteigt alles, was die meisten sich vorstellen können, auch nicht die nicht-Lehrer-Miterwachsenen, wie die meisten von uns wissen, die sich noch mit Nichtlehrern unterhalten. Wenn man sich hier im Forum umhört übersteigt er ja auch noch das, was sich viele Kollegen selbst vorstellen können: man kann es einfach nicht fassen, wie viel Zeit das verschlingt und wie wenig für das Kerngeschäft bleibt... und Studenten können es sich auch nicht vorstellen und fragen also auch nicht danach, sondern gehen erstmal davon aus, dass das eigentliche Tätigkeitsfeld der Unterricht sei.
Das Kultusministerium gab vor ein paar Jahren zur Einschätzung der Lehrerarbeitszeit eine Durchschnitts-Korrekturzeit von 14 Minuten pro Oberstufenklausur an. Das war so dermaßen lächerlich, dass die Kollegen erst dachten, es sei Satire. Selbst wenn man die Positivkorrekturen und Randbemerkungen wegließe, wäre es eher das doppelte. Aber wenn das die offiziellen Schätzungen der "Experten" sind - wie zum Teufel soll das ein Student wissen?