Ich habe das Referendariat eigentlich wegen der Unterrichtsbesuche als schlimm empfunden - sondern wegen der Entmündigung und Infantilisierung erwachsener Menschen mit einem akademischen Abschluss. Warum die UBs an sich (der ungerechte Einzelfall kommt vor, ich weiß) als so traumatisch empfunden werden, weiß ich nicht, ich halte es auch für kontraproduktiv, weil sie bei den Kollegen zu dieser heute abgemilderten, aber immer noch vorhandenen Haltung "jeder murkelt da hinter verschlossenen Türen..." führt. Ich unterrichte bei offener Tür und wer auch immer dran vorbeigeht kann sich das angucken. Wer hospitieren will, bitteschön. Außerdem ist die Luft dann besser. 
Ingesamt bin ich heute eher ungetresst. Was nicht heißt, dasss ich wenig zu tun habe, aber im Ref. hat mich all das, was ich tue, sehr belastet, weil mich die Gesamtsituation so angekotzt hat: vor allem die sinnlosen Veranstaltungen, die mir Zeit gestohlen haben, die ich anderswo gebraucht hätte. Vielleicht hatte ich besonderes Pech, aber ich habe dort im Deutschsemiar nur wenig und in Englisch nichts gemacht, was ich brauchen konnte (das hab ich mit einer Gruppe Refs, die ich gut kante, nach den Veranstaltungen getan!). Keine Klausur gemiensam korrigiert, nicht über Bewertungsmaßstäbe geredet, keine Reihe geplant, keine Abiprüfung simuliert, nix: nur Schnörkelstunden mit Sahne, Gedichte selber schreiben, Shakespeare inszenieren. So ein Käse!! Pädagogik war okay, aber das lag auch nicht am Fachleiter, sondern an der Gruppe. Nach dem Seminar sind wir in die Kneipe und haben die Fragen selbst beantwortet, gemeinsam Schulrecht gewälzt und uns überlegt, was Sinn macht, nachhaltig wirkt, etc...
Zudem hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits zwei Jahre Berufserfahrung aus England und war bei "Was ist eine offene und was ist eine geschlossene Frage" restlos unterfordert. Ich denke heute noch mit Grausen an diese Zeit. Und dann diese Sprechsteinfortbildungen und die auf-dem-Boden-im-Schneidersitz-pädagogischen-Trainingstage! Oh Gott!
Die ersten Berufsjahre dann waren die absolute Hölle, was die Arbeitsbelastung anging. Klar, ich hatte ja auch genau das (26 Normalostunden planen und zügig korrigieren) Zentrale nicht gelernt. Und direkt nach dem Ref bekam ich einen 13er LK eines kranken Kollegen, den ich zum Abi führen durfte und einen eigenen LK. 70 Stunden waren der Normalfall. Ich dachte wirklich, ich schaff es nicht. Irgendwie gibg's dann besser; hauptsächlich durch viel Input netter Kollegen und einer absolut konsequenten und klaren Organistaion meines Alltags.
Heute habe ich mich bei 55 Stunden eingependelt, mal mehr mal weniger, und damit komme ich gut klar. Und ich habe - nachdem ich schon leichte Anflüge von Stagnation im Berufsalltag" empfand, X Zusatzjobs, die mich interessieren: Beratunsglehrerin, Personalrätin, Gesamtpersonalrat, Schule&Gesundheit, etc ... das erweitert den Horizont und führt auch zur Berufszufriedenheit (und zu deutlich erweiterten Kompetenzen: Stagnation finde ich am Schlimmsten. Und der Lehrerberuf, wenn man sich nicht nach bestimmten Aufgabenfeldern umguckt, lässt Stagnation durchaus zu. Ihr kennt ja die Kollegen, die heut noch mit den Matritzen von 1980 arbeiten...
- oder den Typ "Haben wir noch nie so gemacht!"
).
Kurz: es hat für mich 7, 8 Jahre gedauert, aber jetzt ist das Verhältnis Arbeitzeit - Qualität / Phasen der Anspannung-Entspannung / Lehren - selber Lernen / Beruf - Privatleben / und meine Berufszufriedenheit relativ ideal. Mental/psychisch belastende Phasen habe ich nur noch, wenn aus allen meinen Arbeitsbereichen viel Dringendes zusammenkommt UND im Privatleben was unrund läuft.
Noch kürzer: ja, für mich gibt es einen Beraufsalltag ohe Dauerstress (kurze Stresshochs sind normal) und Hetze.