Selbst an das Korrigieren habe ich moch gewöhnt
Das wird bei mir nie passieren. Monotone Sklavenarbeit. Als Junglehrerin hat das so viel Lebenszeit eingenommen, dass ich überlegt habe, aufzugeben. Um die 600 Stunden im Jahr. 
Insgesamt finde ich, dass es ganz schön schwer ist, bei der Diskussion über die Belastungen und Bereicherungen des Jobs die Balance zu halten.
Es gibt diejenigen, - meist von außen - die diese unsägliche und unprofessionelle quasireligiöse Haltung "Berufung-muss-es-sein-Brennen-muss-ich, licherloh!" fördern oder einfordern. Die sind schädlich, weil sie nicht nur eine Latte so hoch hängen, dass mensch nicht rankommen kann, auch, weil diese Haltung einer wirklich den Kindern förderlichen Kompetenz zuwider läuft, ein falsches Berufsverständnis propagiert, im Prinzip eine Form des übersteigerten Selbstdarstellertums ist, an den Kindern vorbei auf das narzisstische Selbstbild des Superlehrers gerichtet. Ja, dazu gehören auch die Aufopferer, die Märtyrer. Ich halte Märtyrer für Egotripper.
Und es gibt diejenigen, - meist von innen - bei denen es inziwischen verpönt ist, dass man auch Freude am Beruf haben kann, dass die suboptiomalen Arbeitsbedingungen auch erheblichen Vergünstigungen gegenüberstehen, dass man einer sinnvollen Tätigkeit nachgeht und allein das schon nicht immer Standard beim Arbeitnehmer ist. Davon handelt ja auch eher der Artikel: dass man nicht in jeder monotonen Tätigkeit einen höheren Sinn erkennen und dann dafür brennen muss. Das ist bei uns ja gar nicht so ein drastischer Sprung, wir tun ja wirklich was Sinnvolles. Die oben genannte Fraktion, die ewig gekränkten Dauerjammerer, empfinde ich auch als schädlich. Meist engagieren sie sich außer durch Jammern nirgends. Weder in der Schule noch in der Gewerkschaft. Da sie ja der Meinung sind, durch ihre schlichte Existenz im Minimalprogramm hätten sie schon alles und mehr abgegolten, überhaupt sei weniger mehr und alles andere naiv. Das ist auch nur eine Form des Egotrips, mit ner gut klingenden Ausrede.
Irgendwo dazwischen befinde ich mich: Ich mag meinen Beruf, ich kann ihn inzwischen ausüben, ohne am Rand der gesundheitlichen Belastbarkeit zu operieren. Ich mache ihn inhaltlich gerne, oft freue ich mich nach den Ferien auf die Kollegen und einige Kurse, vor allem, weil ich merke, dass die sich zurück freuen. Ich habe Jammern durch gewerkschaftliches Engagement ersetzt, das hilft innerlich auch sehr, sehr viel.
In dem letzteren Teil der Arbeit stelle ich aber auch immer wieder fest, dass für viele die Arbeitsbedingungen unerträglich oder gesundheitsgefährdend sind. Manchmal sind es schlecht geführte Schulen, manchmal liegt es an einer persönlichen Disposition und manchmal an den Umständen in der Familie oder anderen Belastungen. Klar wird: das ist ein Job, den man unbelastet nur machen kann, wenn sonst nichts größer schief läuft, denn er frisst mehr innere Energie als andere, die mit weniger oder weniger anstrengendem menschlichen Kontakt auskommen.
Außerdem beobachte ich zunehmend eine unfassbare Arroganz des Dienstherren und der Behörden und eine kalte Verbetriebswirtschaftlichungstendenz, inclusive der daran hängenden "neuen Trends in der Schulleitung", über die ich mich an anderen Orten bereits ausgelassen habe, die ich für so grundfalsch halte, dass ich gar nicht anfangen kann, zu erklären, wie sehr. Für mich stellt es eine erhebliche innere Entlastung dar, mich diesen Tendenzen durch Engagement entgegen zu stellen. Die Gewerkschaftsarbeit hat auch seinen therapeutischen Wert. Und die bezirksweite Personalvertretung ist ein echtes Gegengewicht gegen Feudalherrentum, mit immer wieder sichtbarer Wirksamkeit.
Ich würde mir wünschen, dass mehr Lehrer lernen, sich mehr zusammenzutun, egal ob gewerkschaftlich oder in besserer Kooperation in der Schule oder am besten beides, das sie das Gejammer und die Gekränktheitsgefühle in Aktivitäten zu ihren eigenen Gunsten umwandeln würden und dass sie es schaffen würden, die bockig-aggressive "Ich werd nur verarscht und deshalb mach ich so wenig wie möglich"-Haltung, die "ich trau mich kaum zuzugeben, dass ich Lehrer bin, deshalb senke ich das Haupt und ertrage alles"-Haltung und auch die "Kinderaugen müssen leuchten, damit ich der Stern am Himmel sein kann"-Haltung zugunsten einer energischen, klaren und professionellen Haltung aufeben würden und ein klares, informiertes NEIN, aber auch ein klares JA zu bestimmten Apsketen des Jobs sagen und auch umsetzen würden. Dazu bedürfte es einer wesentlich besseren Kenntnis der eigenen Rechte und Möglichkeiten, eine Nutzung der Strukturen statt Einzelkämpfertum und einer veränderten Haltung zum Job.