Beiträge von Meike.

    Insofern wird eure Seite den Zustand, den ihr abschaffen wollt, nur zementieren. Wer sich nicht um die Bildung seiner Kinder kümmert, dem ist auch eure Seite egal.

    Das mag zum Teil so sein, dann obliegt es halt uns, kostenlose Angebote zugänglich zu machen, darauf hinzuweisen, usw. Am besten wäre es eh, wenn die Schulen die Ressourcen hätten, auch diese Defizite im Bildungsinteresse einzelner Familien ausgzugleichen. Da kämpfen wir drum, wir haben sie aber nicht.

    Ich erlebe das obige übrigens durchaus auch anders. Mag schulformbezogen sein. Wir haben viele Familien in unserem Brennpunkt, die es geschafft haben, ihre Kinder irgendwie bis zur Oberstufe zu bringen, die dann aber Schwierigkeiten haben mit dem Oberstufenstoff und bei denen bezahlte Nachhilfe einfach nicht im Budget ist. Da freut man sich als Lehrer über jedes kostenlose Angebot, das man weiterleiten, auf das man hinweisen kann.

    Noch mehr freuen würde ich mich, wenn alle Schulen so ausgestattet wären, dass wir keine kostenlosen oder überhaupt irgendwelche externen Angebote bräuchten - aber das ... naja, ich brauch's ja hier keinem zu erläutern, in wie weiter Ferne das ist. Im Prinzip ist es wie mit jedem Ehrenamt: klar kann man zu Recht behaupten, dass jeder, der eine ehrenamtliche Tätigkeit ausübt, irgendeinem Profi den Job klaut und den Staat aus der Verantwortung raushaut. Von der Altenpflege über die Beratung hin zu Deutschunterricht für Flüchtlinge, Sport, Tafeln, etc pp. Ich weiß trotzdem nicht, ob ich mir die Gesellschaft ausmalen will, in der wir all das Eigenengagement einfach einstellen und auf den Staat hoffen. Ich glaube, der würde sich nicht nennenswert rühren. Aber vielleicht liege ich da auch falsch.

    Ärgerlich finde ich solche kostenlosen Angebote nur immer dann, wenn sie auf einmal nach ein paar Jahren in kostenpflichtige umgewandelt werden, nachdem man nämlich das Engagement der Menschen, die sich einbringen, genutzt hat, um an einen billigen Aufbau zu kommen. Hab ich auch schon erlebt.

    Will ich aber hier nicht unterstellen. Müsste man halt nur ein Auge drauf haben.

    Och... :(

    Aber ich kann in einer gemeinsamen Sitzung mit der Behörde immerhin mal BEHAUPTEN, dass es solch vorbildliche Konzepte andernorts gäbe und die auffordern, das die mal beim HKM anzuregen. Hessen könnte das dann ja so machen, wie es bei euch idealerweise sein sollte. Hessen könnte überhaupt mal irgendwas Sinnvolles zum Vorbild nehmen Bisher sind wir Bildungsentwicklungland, mit den beschissensten Arbeitsbedingungen überhaupt. 42 Stunden, mieseste Ausgleichregelungen und fieseste Kürzungen überhaupt.

    Hier hoffen wir mit kostenlosen Angeboten Alternativen bieten zu können

    Einen gut erklärenden (Nachhilfe)lehrer ersetzen Selbstlernmaterialien zwar nie, aber für diejenigen, die sich das eben nicht leisten können, ist sowas super.

    Sollte ich in diesem Leben nochmal zuviel Zeit haben, bastel ich ein paar von meinen Sachen für euch um. Bisher eignen die sich nicht so 100% für anleitungsloses Lernen.

    Soll ich jetzt den Doppelaccount "Knorr" wieder sperren?

    Einen Gedanken innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens durch Zuhilfenahme von Textkürzungsstrategien und solchen zur Vermeidung von Doppelungen, Ausschweifungen und anderen ineffizienten Textproduktionsfehlern zu Ende bringen zu können, ist eine ganz erheblich wichtige Kompetenz. Warum sollte man das folglich also nicht trainieren und dann auch in Klausuren abprüfen?

    Mehr ist nicht gleich gut. Das galt schon für die Reden von Fidel Castro.

    Vielleicht. Ändert aber nix. Es kann ja aber keiner was dafür, wenn er in eine wenig bildungsbegeisterte Familie geboren ist. Dann fehlen ihm halt unverschuldet Kulturtechniken. Zur Herstellung von Bildungsgerechtigkeit muss man diesen Kindern dann logischerweise das ersetzen, was andere von Haus aus geboten bekommen haben. Sie können es als Kinder ja nun kaum selber tun.

    Ob das Internet - außer über die Kostenminimierung von Material - diese Defizite ausgleichen kann, halte ich für fraglich, aber kostenlose Angebote können einen kleinen Beitrag leisten

    Mir gefällt die Seite ganz gut, eigentlich.

    Ich gebe fast nur optionale Hausaufgaben. Oft auch differenzierte. "Wer meint, er müsse den Operator "analyse" nochmal üben, der kann Folgendes anhand des Textes tun ... und wenn Sie heute den politischen Kontext interessant fanden, dann recherchieren Sie doch noch mal das und das... und stellen Sie es nächste Stunde vor."
    Das machen erstaunlich viele. Auch die, die ich gar nicht so im Verdacht hatte ;)

    Zentrales Fachvokabular gebe ich öfter auf und teste es ab. Alles andere halte ich für sinnlose Beschäftigungstherapie, wenn es nicht der idividuellen Lernsituation angepasst ist.

    In meinen Unterstufenklassen habe ich dasschon angefangen: nie HA von einem auf den nächsten Tag, dann werden die oft hingerotzt. Oft differenzierte. Die Kinder haben beigebracht bekommen, sich einzuschätzen und/oder sofort zu fragen, wenn sie nicht wussten, zu welcher Gruppe sie gehören. Auch die Menge war oft differenziert - "Schreibt ein kurzes Ende der Geschichte - aber kontrolliert die Rechtschreibung 2x, oder ein längeres und spannendes, wenn euch das Erzählen Spaß macht - oder ein kurzes mit Begründung, warum das zu dieser Art Geschichte passt" (für die analytischen Köpfe). Am Anfang konnten die das nicht so wirklich und haben sich unter- oder überschätzt oder so, aber das wurde dann, mit viel Geduld und Reflexion.

    Zitat

    Dann frage ich mich, warum eine Schülerin nach 11 Jahren Schullaufbahn immer noch genauso introvertiert und still ist wie in der 1. Klasse. Entweder wirken die von Dir nicht näher benannten Methoden doch nicht so universell und sicher wie Du behauptest, oder aber sie sind weitgehend unbekannt bzw. zumindest nicht realitätsnah in der Praxis umsetztbar. Immerhin dürfte diese Schülerin vor mir schon weit mehr als ein Dutzend verschiedene Lehrer gehabt haben, die es offensichtlich in all den Jahren nicht geschafft haben der Schülerin ihre introvertierte Persönlichkeit "auszutreiben".

    ?? Wir treiben niemandem seine Persönlichkeit aus. Man gibt jemandem zusätzliche Kompetenzen an die Hand. Das ist ein langer Prozess. Und wenn die zu uns kommen, haben sie 10-12 Kurse statt einer kuscheligen Klasse und müssen sich in einer riesigen und relativ anonymen Schule neu behaupten. Das ist eine echte Herausforderung für die und ja, da fallen manche temporär in ihre "alten Muster" zurück.

    Vor einiger Zeit waren zwei Ehemalige beim Abiball. Eine muslimische junge Frau und deren damalige Freundin. Beides so stille Charakter, natürlich sind sie das immer noch. Die berichteten über ihr Studium und die Präsentationen, und darüber, dass das rhetorische Training, die benoteten Partner- und Gruppendebatten, und die vielen kleinen oder größeren Präsentationen hier bei uns, die sie oft gleichzeitig als Stress und als Bereicherung empfanden, ihnen unglaublich viel Sicherheit gegeben haben. Die eine fasste es ganz gut zusammen: "Ich bin halt immer noch ich. Aber es schränkt mich nicht mehr so massiv ein, wie früher. Ich kann das gut überwinden, wenn's nötig ist."

    Und das ist wohl der Punkt.

    Neben der Tatsache, dass unser landesweites Notenschema für alle Oberstufenkurse mindestens 50% für die mündliche Note vorsieht.

    Hessen: es hängt vom Schuldeputat und der Menge der Refs ab, es gibt keine Depuate staatlicherseits. Wenn eine Schule schlecht aufgestellt ist, kann sie nichts dafür vergeben. Die wenigsten können es noch.

    Spezielles Training bekommt man auch nicht. Mittlerweise ist man alllerdings wieder als "Lehrer des Vertrauens" in den Prüfungen der Refs dabei, aber ohne Stimmrecht (wie es früher war).

    Praktikanten: nix ...

    In einigen Bezirken hat jetzt das mit echt richtig heißer Nadel gestrickte Praxissemester (das soll das frühere 6wöchige ersetzen) gestartet, als (unfreiwilliges) Pilotprojekt, da bekommen die für jeweils 5 Praktikanten zuständigen Koordinatoren ganz 80 Euro (vor Steuern) - das gibt's aber nur während der Pilotphase und nicht mehr, wenn es flächendeckend eingeführt wird.

    Bin ich der Meinung, dass Praktiker die Praxís besser beurteilen können, als viele derer, die ab und zu mal von der Uni reingescheit kommen?

    Ja.

    Allerdings sehe ich auch, dass unsere Refs und Praktikanten oft gerade die ganz jungen Berufsanfänger aussuchen, die selber noch schwimmen. Klar, die sehen so aus, als seien sie näher an einem selber dran. Verstehe ich. Manchmal sind sie aber einfach noch sehr ineffizient und haben noch nicht die Distanz um sich/Unterricht/Schulallatg usw systemisch zu beurteilen und einzuschätzen. Dann folgt die Kette: Berufsanfänger betreut Referendar und kommt (zB) zu Frau Meike um zu fragen wie es denn eigentlich geht und was er sagen soll, wenn "..." das Problem ist. ;)

    Dass mich in Hessen "die volle Packung" erwartet habe ich mir irgendwie schon gedacht. Aber zumindest gibt es dort ja noch das "Sabbatjahr-Programm", in Niedersachsen muss man dafür erst mal zehn Jahre arbeiten um freigestellt zu werden *lol*.

    Hier gibt es kein Sabbatjahr"programm". Du kannst eins beantragen. Ob du es genehmigt kriegst... ?

    meike: Ist es nicht mehr so, dass man vor der Einstellung direkt das Antragsformular für Teilzeit bekommt?

    ;) Nee, man bekommt derzeit mit dem Gymnasiallehramts-Staatsexamen Nr.1 direkt den Taxiführerschein ausgestellt.

    In Hessen kannste das vergessen. Wir sind hartgesotten!
    Einstieg mit der vollen Packung - 26 Stunden. Wer weniger will, muss das jeweils zum 31.1. beatragen. Dann kann das bewilligt werden oder im Einzelfall auch abschläigig beschieden werden. Mit Gehaltsreduktion, natürlich.

    Wobei ich das Modell, dass man nicht mit voller Stundenzahl (aber mit vollem Gehalt) einsteigt, personalrätlich natürlich toll fände. Kann mir nur nicht vorstellen, dass irgendein Bundesland den Berufseinsteigern gegenüber so rücksichtsvoll ist. Wo haste denn die Information her?

    Ausreden, Ausreden. Wenn der kackfreche Wirderborstige schööön mit sich im Reinen ist, oder der entspannte Arbeitsvermeider, oder der unorganisierte Chaot, dann lässt du es genauso stehen. Ist ja deren Charakter. Daran soll man nicht rumbiegen. Überhaupt ist der Erziehungsauftrag dir fremd. Eigentlich weißt du gar nicht, was du da in der Schule sollst... ;)

    Wundermethoden kenne ich auch nicht. So'n Zeug wie Wunder kennen doch eher die Katholiken. Ich kenne die gängigen Methoden, die man in der Ausbildung, der Praxis und der Weiterbildung lernt. Die wirken keine Wunder, aber die wirken. Ist halt Arbeit.

    Die Rückmeldung meiner stillen und dann nicht-mehr-so-stillen Schüler ist jeweils die oben schon aus Seltbsterlebtem beschriebene. Sehr viel Dankbarkeit und Freude über das Erreichte.

    Man verbiegt doch niemandem seinen Charakter, wenn man ihm hilft, seine Hemmungen zu überwinden, was soll denn diese Theatralik? Das ist eine faule Ausrede. Der Normalfall bei solchen Kindern ist eher der hier

    Zitat

    Der dritte ist: Du erweist deinen introvertierten Schülern einen Bärendienst. Ich selbst war als auch Kind sehr introvertiert, aber immer eine sehr gute Schülern (mindestens nach deinen Bewertungsmaßstäben). Aber natürlich zählte meine mündliche Mitarbeit, und ich habe mir in der fünften Klasse einen Zettel ins Federmäppchen gelegt: "Mindestens 1x die Stunde melden! Tu es für Frau *NameMeinerGrundschullehrerin*" - letztere hatte mir nämlich bei der Verabschiedung das Versprechen abgenommen, mich auch mal freiwillig zu melden, das würde man am Gymnasium brauchen. Ich habe mich also überwunden, und irgendwann habe ich gemerkt, dass das gar nicht so schlimm ist. Die Nervosität hat nachgelassen, ich habe den Zettel durch "Mindestens 2x die Stunde melden!" ersetzt, und bin im Laufe der Zeit im Mündlichen genauso stark geworden wie im Schriftlichen. Hätte ich gewusst, dass das Mündliche letztlich egal ist, solange ich schriftlich gut bin, hätte ich mich niemals überwunden und hätte noch in der Oberstufe Herzrasen, Hitze und Bibberbeine bekommen, wenn ich mich maaaal gemeldet habe. Ich bin meiner Grundschullehrerin und auch meinen Lehrern in der 5 sehr dankbar, dass sie mich bestärkt haben, mich immer noch ein wenig mehr zu trauen und mir über die Noten gezeigt haben, dass sie meine Anstrengung (denn das war es am Anfang!) bemerken und honorieren.


    Und Methoden gibt es da unendlich viele. Ist es wirklich, ehrlich dein Ernst, dass du keine kennst -? ?? :ohh:

Werbung