einmal Ekin Deligöz: Sie ist "moderne" Alevitin. Aleviten machen nur einen kleinen Teil der Muslime in Deutschland aus. Die meisten sind Sunnitisch. Aleviten haben meist sowieso keine Probleme mit der Integration, da sie sehr liberal sind, und es keine Punkte gibt, wo sie ggf. anecken könnten (kein Kopftuch, meist auch Alkohol, Schweinefleisch etc. etc.).
Lale Akgün, ich weiß nicht mal ob sie überhaupt Muslimin ist? Welcher Moslem demonstriert gegen einen Moscheebau? Nichtsdestotrotz auch liberal gesinnt.
Aha... liberale Muslime dürfen also nicht mitreden bzw eine Meinung zu allen Muslimen haben? Ich finde schon. Auch Minderheitenmeinungen können Wahrheiten enthalten... und ich finde, dass muslimische Frauen durchaus für muslimische Frauen sprechen können. Ihne das abzusprechen ist wie "ihr Muslime könnt in unserer Mehrheitsgesellschaft nicht mitreden, eure Stimme zählt nicht". Du würdest dir das wohl verbitten.. zu Recht. Zumal ich es nicht schätze, die INHALTE eines Beitrags zu ignorieren, indem man der PERSON das Rederecht abspricht.
Um zur Diskriminierung innerhalb der Muslimischen Familiezu kommen: Ich kann nur von meinem Umfeld reden: In meiner Familie gibt es sehr viele, die kein Kopftuch und auch kein Rock oder sonst was tragen. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit sie zu diskriminieren. Wer seine Religion ernst nimmt, kann nie und nimmer, Familienmitglieder von der Gesellschaft ausschließen / diskriminieren. Das man niemanden in der muslimischen Gemeinschaft ausschließt, beschränkt sich nicht nur auf die Familie. In meiner muslimischen Gemeinde, gibt es sehr viele Frauen, die mit Jeans und ohne Kopftuch zur Moschee kommen und nur fürs Gebet sich kurz umziehen, ansonsten aber rumlaufen, wie sie wollen. Niemand, aber auch wirklich niemand, kann sich das Recht rausnehmen und irgendjemand vorschreiben, wie er sich anzuziehen hat.
Schön für euch. Prima. Ich erlebe mit den vielen, vielen muslimischen Familien der Schülerinnen, die mit mir sprechen, halt etwas ganz anderes.
Darf ich jetzt trotzdem nicht mitreden, weil ich keine Muslima bin
? Ich spreche für mich, meine durchaus umfassenden Erfarungen und nenne meine Schlüsse, die ich daraus ziehe. Du kannst mir zuhören, genau wie den liberalen Muslima, oder nicht. Daraus etwas mitnehmen oder nicht. Das ist der Sinn eines solchen Forums. Schließt du anderslautende Stimmen gleich aus, entgeht dir vielleicht etwas.
Um nun zum Problem zu kommen: viele Moslems kennen ihre eigene Religion nicht. Es fehlt die Bildung. Das bedeutet: Wenn so etwas passiert und grade Jugendliche oder Erwachsene, versuchen ihre "Glaubensschwester" zu etwas zu zwingen. Dann ist das ausdrücklich falsch und zu verurteilen. Das ist nicht nur meine persönliche Meinung. Das ist nach islamischen
Glauben so festgelegt!
Tja, unsere hausinterne Scharia-Polizei ist der Meinung, dass DU kein echter Muslim bist. Du bist einer der kuffar, vom Westen verdorben, infiltriert von den dekadenten Werten der Ungläubigen. Du hast den rechten Weg verlassen. Und DIR mangelt es an Bildung. Du könntest in eine unserer beiden 'Radikalen'moscheen gehen und dem endlich mal abhelfen lassen... da lernst du sowas nämlich. Und es ist ein tolles Gefühl, so unter überlegenen Brüdern...
Warum solten die dir zuhören? Was hast du zu bieten? Die haben etwas gefunden, was ihnen Macht und Überlegenheit ohne Leistung ermöglicht, Instant-Selbstbewusstsein. Toll! Und dann kommst du mit deinen verwestlichten Ideen... 
Ich denke grade hier liegt eine große Verantwortung von Lehrern, welche auch selber muslimischen Glaubens sind. Man muss den Brüdern/Eltern/ Klassenkameraden oder wem auch immer klar machen, das es nicht im Sinne ihrer Religion sein kann, die Menschen unter psychischen oder physischen Druck zu halten.
Bist du dir sicher, dass man die noch einfangen kann? Ich weiß es manchmal nicht.
Ich denke zwar auch, dass Bildung und Perspektiven Radikalisierung vorbeugen können, dass materialle Sicherheit und Zufriedenheit den meisten Menschen genug geben, um ein für sie sinnvolles Leben führen zu können. Aber nicht allen. Ich arbeite an einer Oberstufe, den Schülern dort stehen eigentlich Tür und Tor offen. Die machen das nicht aus materiellem Duck und Perspektivlosigkeit. Das ist es etwas Persönliches, ein Defizit im Charakter, dem sie mit Überlegenheits- und Allmachtsfanatsien begegnen. "Wir sind besser als die kuffar, Herr über die Frauen..."
Und das ist zwar eine kleine Minderheit, aber eine wachsende kleine Minderheit. Vor 10 Jahren hatten wir sie gar nicht. Vor 5 Jahre ein paar. Jetzt bestimmen sie in bestimmten Gruppen den Ton. In 10 Jahren ....? Und ja, wir haben viel unternommen. Aber das ist nicht der Punkt: Das hat sich so als eine Art Subkultur herauskristallisiert, eine Art Protestradikalisierung, vielleicht eine Art Psychotherapie gegen das arme kleine Würstchen in einem selbst... Und die haben Bildung und Chancen und Perspektiven und können argumentieren....
Das Ganze ist etwas komplizierter als die einfachen Botschaften, die man so in den üblichen Talkshows hört. Und auch komplizierter als die "Wir sind doch eine Religion des Friedens und alles andere sind Ausnahme-Erscheinungen"-Beteuerungen (von Teilen) der muslimischen community. Und natürlich auch komplizierter als die stumpf-doofen "Ausländer raus"-Parolen der rechtsaußen-Hirnis: zumal viele dieser fudamentalistischen Jugendlichen INländer sind. Tatsächlich sind die häufigsten Opfer der radikalisierten oder fundamentalen Gruppen/Personen nicht Deutsche, sondern Muslime, vor allem Frauen...
Alle Schwarzweißmalerei hilft nix. Die Schwarzmalerei nicht, die Weißmalerei aber auch nicht.
Was kann man machen? Ich denke, Bildung ist wichtig, reicht aber nicht. Angebote für die Eltern in jedem Stadtteil, vor allem die Mütter. Besondere Förderung und Stärkung muslimischer Mädchen. Verpflichtende Sprachkurse, die auch Werte zum Inhalt haben, für die Neuankömmlinge. Kindergartenpflicht, zumindest ein Jahr. Ausstattung der Schulen wie in Finnland, so dass, wenn möglich, kein Kind ohne Abschluss nach Hause geht. Klare Signale gegen Rechts, klares Willkommen an die Muslime, aber auch klare Signale gegen Abschottung, Salafisten, Radikale und alle, die versuchen, Frauen hier im Land an irgendwas zu hindern. Und diese Signale müssen vor allem von der muslimischen Gemeinde kommen, sowie die Signale gegen Rechts vor allem von uns kommen müssen.
Vielleicht hilft das was. Vielleicht.