So ganz vergleichen kannst du es nicht. Kinder, die gerade aus dem Kindergarten kommen, müssen ja noch ganz viel lernen. Und ob du nun den Kindern immer noch ein weiteres Arbeitsblatt gibst (das demotiviert leistungsstarke Kinder sehr schnell) nur damit sie beschäftigt sind, oder du lässt sie weiterarbeiten. Für mich kein großer Unterschied.
Letztlich hast du halt z.B. Kinder in der 1. Klasse die schon komplett lesen können, andere kennen keinen Buchstaben. Nehmen wir mal das L, der soll nun gelernt werden. Kinder die schon Lesen und Schreiben können, langweilen sich. Auch wenn du dir kreative differenzierte Aufgaben zum L ausdenkst.
Da ich Mathefrau bin: Einige Kinder können bei der Einschulung schon bis 100 zählen und rechnen. Andere keine Mengen bis 10 erfassen und dann hast du ein breites Mittelfeld. Wenn du also nun den Zahlenraum erarbeitest, macht es einfach keinen Sinn, dass die Starken sich ewig mit Zählen und Co. aufhalten. Moderne Lehrwerke wie Flex und Flo oder Einstern sind so aufgebaut, dass die Kinder vieles selbständig erlernen können.
Ich finde die Arbeitsweise der Lehrerin im Grunde schon richtig, ich arbeite ähnlich wie auch Kiara im Mathematikunterricht. Allerdings baue ich schon "Bremsen" ein. (Ich habe derzeit eine dritte Klasse). Das sieht so aus, dass ich für die Leistungsstarken /Schnellen immer mal wieder einen Arbeitsplan einbaue, der Aufgaben für hochbegabte, bzw. Knobelaufgaben usw.. enthält. Gleichzeitig streiche ich Aufgaben für die sehr leistungsschwachen. Ich habe da meine Mindestkompetenzen die sie erreichen sollen. So halte ich das Feld ein wenig beisammen. Daher würde es bei mir nicht vorkommen, dass einige das Heft schon durch haben (was nicht immer heißt, dass alles verstanden wurde => Lernbeweise) und andere hängen ewig nach.
Auch bei mir arbeiten Kinder in den Ferien. Nämlich, die die im Grunde leistungsbereit sind, aber einfach Träumer oder Schnecken sind.
Sie könnten also mit mehr Zeit schon weiter sein und genau diese Kinder arbeiten bei mir auch mal in den Ferien. Alles auf freiwilliger Basis, aber schon mit meinem Wunsch.
Ach ja, das gemeinsame: Ich baue immer wieder Phasen ein, in denen wir gemeinsam Dinge besprechen und auch einführen. In meiner Matheklasse (2. Klasse) steht z.B. das Einmaleins an. Nun sind laut Arbeitsplänen noch nicht alle soweit. Dennoch hören sie zu und machen mit. Später führe ich es in Kleingruppen nochmal einzeln ein. Die Starken können in solchen Phasen erklären, die Schwachen hören es schonmal und erinnern sich später u.U. wieder.
Helfen tun sich die Kinder auch, es gibt Helfer- und Unterstützsysteme.
LG Anja
Edit: Übrigens meine Tochter (3. Klasse) geht in eine jahrgangsübergreifende Klasse 1-4 und hat mit den Tobis in Klasse 1 gelernt und das Vorgehen der Lehrerin ist das vorgesehene Arbeiten. Es gibt aber sehr viele Differenzierungsangebote vom Lehrwerk, da wundert mich das so weite Vorpreschen schon. Das gab es bei uns nicht.