Beiträge von Drew

    Hallo Ronda,


    wie Du das Ergebnis reflektierst und wertest hängt m.E. davon ab, nach welchen Kriterien Du die Klassenarbeit festgelegt hast.


    Ich versuche bei der Gestaltung der Klassenarbeit nur die Ziele im Auge zu haben, die ich den Schülern (und natürlich auch mir) im Unterricht gesetzt hatte. Dabei versuche ich meine Vermutungen bezüglich des tatsächlichen Leistungsstands der Klasse auszublenden. Das bedeutet, ich stelle mir beim Erstellen der Klassenarbeit nicht die Frage "Können die Schüler .... ?" oder "Ist ... vielleicht zu schwer für die Schüler?" sondern vielmehr die Frage "Müssen die Schüler ... können?".


    Demzufolge kann ich auch gut und ohne Zweifel z.B. mit einem Klassenschnitt von 1,5 oder besser leben. Ich freue mich sogar riesig darüber, denn hin und wieder passiert das tatsächlich.


    Genauso kann ich aber auch Ausreissern nach unten (z.B. Klassenschnitt 4,5 oder schlechter) ins Auge sehen. Wie ich mit diesem Ergebnis umgehe "erarbeite" ich mir dann zusammen mit den Schülern. Liegen die Mängel auf meiner Seite (z.B. zu wenig Unterstützung, schlechte Arbeitsblätter, irreführende Erklärungen, Verzicht auf eine Übungsphase aus Zeitmangel o.ä.), hebe ich nach Absprache und Einigung mit den Schülern die Noten zur Kompensation an. Sehen aber weder die Schüler noch ich Mängel am Unterricht oder an der Klassenarbeit, dann sind die Noten gerechtfertigt und bleiben auch "gnadenlos" so stehen.


    Meine Erfahrung ist, dass die Schüler dann auch einen wirklich schlechten Schnitt akzeptieren und ich trotzdem ein ruhiges Gewissen haben darf. Generelle Regelungen, die es an manchen Schulen gibt (z.B. ab 4,0 wird die Klassenarbeit wiederholt) lehne ich ab. Ich behaupte, dass dadurch eine Noteninflation entsteht. Vor ein paar Jahren habe ich genau das mit einer Klasse durchgemacht: Als der Notenschnitt sank habe ich (aus Angst "vor dem schlechten Schnitt") das Niveau der folgenden Klassenarbeiten gesenkt. Die Folge war, dass die Noten der Schüler nicht wesentlich besser wurden, aber gleichzeitig das fachliche Niveau einer "1" dem einer früheren "3" entsprach. In Fächern, in denen die Schüler eine zentrale Prüfung ablegen müssen ist eine derartiges Vorgehen aus meiner Sicht unfair den Schülern gegenüber. (Diese haben dann super Anmeldenoten, aber selbst die leistungsstarken Schüler versagen in der Prüfung).


    Wie detailiert meine Informationen zum Inhalt der Klassenarbeit sind hängt bei mir ausschliesslich von der Art des behandelten Stoffs ab. In manchen Fällen ist es sinnvoll, den Stoff eng einzugrenzen. Auf der anderen Seite gibt es manchmal Inhalte, die vielleicht wichtig sind aber aus zeitl. Gründen nicht in der Klassenarbeit abgeprüft werden können. In diesen Fällen grenze ich den Stoff weniger (bis überhaupt nicht) ein, damit die Schüler auch den nicht abgeprüften Stoff nochmals vertiefen. Falls Du das auch so machen willst, hier noch ein wichtiger Tipp: Sag' niemals <i>ausdrücklich</i>, dass x oder y drankommt, wenn es dann nicht in der Klassenarbeit vorkommt. Die Schüler werden da ziemlich schnell sauer. Besser bin ich bisher gefahren, wenn ich eben nur keine Eingrenzung vorgenommen habe, z.B. "Schaut im Ordner nach, was wir im Unterricht behandelt haben. Ihr müsst alles können, sonst hätten wir ja anstelle des Unterrichts zum Baden gehen können." Normalerweise akzeptieren das meine Schüler. Wenn dann weiter gebettelt wird, begründe ich einfach was ich mit der ausgelassenen Eingrenzung bezwecken möchte. Das hat dann bisher immer geklappt.


    Ich denke aber, das Du Dein Vorgehen von vielen Faktoren abhängig machen solltest: Fach, Altersstufe, tatsächliche Reife der Schüler, Schulart
    (Es gibt Fächer und Schularten, in denen "der Weg das Ziel ist", und das auch legitim ist)


    Viel Spaß beim Sammeln von Erfahrungen in der spannenden Notenbildungswelt,


    Drew

    Hallo Vaila,


    ich hatte das Problem auch hin und wieder. Mein (allerdings etwas aufwendiges) Rezept: Vor der Rückgabe alle Klassenarbeiten durch den Scanner jagen und in einer PDF Datei speichern. Voraussetzung ist natürlich ein Scanner mit automatischem Einzug. Wenn ein Schüler meint, ich hätte da was richtiges als falsch angestrichen oder die Rückseite seines Arbeitsblatts übersehen (auch eine gerne genommene Variante), dann nehme ich grundsätzlich erst mal seine Arbeit nach Hause. Dort vergleiche seine Arbeit mit dem Scan.


    In den letzten drei Jahren habe ich in jedem Schuljahr 3-4 Schüler auf diese Weise entlarvt und teilweise aus 2en kurzerhand 6en gemacht. Ob dieses Vorgehen vor Gericht Bestand hätte (z.B. ist der Beweis ja nur eine digitale Kopie der Arbeit), weiß; ich nicht. Ob es "fies" ist oder nicht, ich sehe auch meinen päd. Auftrag auch darin, die Schüler zur Ehrlichkeit zu erziehen. Bisher hat noch keiner der betroffenen Schüler das Gefühl vergessen, als ich ihm die Arbeit zusammen mit einem Ausdruck meiner Kopie zurückgegeben habe. (Ein Schüler ist davon sogar mal richtig weiss im Gesicht geworden, hat das Schwitzen angefangen und ist vom Stuhl gekippt ...) Insgesamt scheinen die Klassen ein derartiges Vorgehen zu akzeptieren und sogar als postiv zu befürworten.


    -- Drew


    [Umlaute repariert, Nele]

    @mcclub: Wenn ich Deine letzten Postings lese, kommt mir vieles sehr bekannt vor. Meine Eindruecke und Taetigkeiten aus dem Industrieleben decken sich zu fast 100% mit dem, was du schreibst. (Vielleicht waren wir ja mal bei der selben Firma.)
    Als Lehrer haben wir schon gewisse Freiheiten und einen Kuendigungsschutz der gerade in der aktuellen Zeit (Krise) sprichwoertlich unbezahlbar ist. Aber wie in anderen Postings bereits geschrieben wurde, gibt es auch Umstaende, die man in einem (professionellen) Industriebetrieb niemals finden wuerde.


    Zwei Beispiele (das allerdings an anderen Schulen und in anderen Faechern anders sein):


    1. Ich musste in meinem ersten Jahr in einem Spezialbereich fachfremd unterrichten, was zwar unbefriedigend aber im Grunde kein Problem ist. Als Curriculum fuer dieses Fach wurden suendhaft teure Buecher und Arbeitshefte aus der Industrie verwendet. Die Schueler bekamen die Materialien vom Landratsamt bezuschusst. Leihbuecher und ein Freiexemplar hatte die Schule nicht. Als Lehrer hat mir der Verlag lediglich 5% (Verbrecher!) eingeraeumt. Somit musste ich dann die Unterlagen (186 Euro inkl. Rabatt) privat bezahlen. Meine Frage an die Schulleitung nach einem Zuschuss ergab eine fragwuerdige Antwort vom Chef: "Och, so schlecht ist ihr BAT-Gehalt doch gar nicht, und falls ich damit Probleme haette, koennte ich ja bei einem Schueler mit reinschauen." (Mein Nettogehalt damals als angestellter Lehrer war ziemlich genau 50% meines Industrie-Netto!) Die Buecher kann ich privat und vor allem(!) in meinem zukuenftigen Unterricht nicht nutzen, da ich nichts mit dem Stoff zu tun habe (und mich auch gar nicht dafuer interessiere, um ehrlich zu sein). Ein Weiterverkauf der Materialien ist mir zwar gelungen, allerdings zum Troedelpreis von 21 Euro, weil jedes zweite Jahr neue Auflagen auf den Markt geworfen werden.


    2. Wir wurden angehalten, mehr Zeit in der Schule zu verbringen (der Verdacht liegt nahe, dass die Schulleitung bessere Absprachen etc. "erzwingen" wollte). Geschafft wurde das, in dem unser Deputat moeglichst zerrupft war (z.B. die ersten zwei Stunden morgens, dann irgendwann um die Mittagszeit mal eine Stunde, und nochmal zwei Abends ab 18 Uhr). Als Industrie-Erfahrener wuerde man jetzt sagen "Na und?". Aber in der Industrie hatte ich auch einen eigenen Schreibtisch, einen PC, und vor allem ein kleines Regal fuer meine Materialien. Mein Arbeitsplatz im Lehrerzimmer besteht aber aus einer Tischflaeche, die genau 60cm Breite hat (soeben nachgemessen). Nebendran tuermen sich schon die Buecherstapel der Kollegen. Mein erster Eindruck von meinem neuen Arbeitsplatz war "Legebatterie ..." Ich dachte immer, ich sei fehlendes Tageslicht und Laerm gewohnt, weil ich mehrere Jahre in einem amerikanischen cubicle untergebracht war, welches in einer unvorstellbar grossen Halle (1200qm) stand. Pro 10 Kollegen steht bei uns 1 PC zur Verfuegung.


    Ach ja ... und dann gibt es (gluecklicherweise nur ganz selten mal) Pflichtfortbildungen, bei denen werden dir weder Reisekosten noch Verpflegung erstattet (zu Hause muss man ja auch essen), und die finden natuerlich am Wochenende statt, so wie sich's gehoert.


    Weshalb das Lehrer mit sich machen lassen? Ich vermute mal, dass die meisten eben Idealisten sind. Egal wogegen wir uns wehren oder was wir verweigern, letztendlich waere einzig und alleine der Schueler der Leidtragende. Falls jemand den Beruf verfehlt und die Schueler nicht ganz so lieb hat, gibt's natuerlich auch fuer diesen ein Argument:
    Wer gegen die Missstaende und Ungerechtigkeiten wehrt, macht sich meist keine Freunde im Kollegium ... Im Gegensatz zur Industrie besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass man den Rest seines Arbeitslebens mit denen auskommen muss.


    Ach ... noch was: Vielleicht glaubst du das jetzt nicht, aber weisst du, was mir in den ersten Jahren Schuldienst gefehlt hat? Die vielen stressigen USA-, Brasilien- und China-Reisen, die Sonntags losgingen und mit einem jet-lag im Buero endeten. Wenn du im Schuldienst verreist (es sei denn, du bist Sprachlehrer und/oder machst Klassenfahrten weiss Gott wohin), dann liegen die Reiseziele innerhalb deines Bundeslandes. Statt Business Class im Flugzeug bekommst du zweite Klasse im Zug, wobei du durch Umsteigemoeglichkeiten und Zwischenhalte dein Bundesland richtig gut kennen lernst und bei Ankunft das gleiche steife Reisethrombose-Gefuehl in den Beinen hast, als waerst du in die USA geflogen. :)


    Aber im Ernst ... das internationale Flair, die Reisen, und das fette Gehalt sind die einzigen Dinge, die ich vielleicht ein bisschen vermisse. Gegen den Beamtenstatus eintauschen wuerde ich das gerade in der aktuellen Zeit der Wirtschaftskrise aber niemals. Ausserdem macht mir die Arbeit mit den Schuelern (ich sage jetzt bewusst nicht die Arbeit als Lehrer in Deutschland) riesige Freude, besonders im Hinblick auf die Nachhaltigkeit. In der Industrie besteht die Gefahr, dass man sehr viel seiner Arbeitsleistung im Papierkorb findet. Bei meinem Unterricht weiss ich, dass irgendwo in der Klasse ein oder mehrere Schueler sind, die tatsaechlich sogar etwas davon mitnehmen.


    So, jetzt habe ich wieder viel zu viel geschrieben. Nicht dass jetzt noch jemand sagt, die Lehrer haetten zu viel Zeit, ueber ihre Arbeitsumstaende zu meckern. :D


    -- Drew

    Zitat

    Original von mcblubb
    In meinem Bereich arbeiten Jungingenieure mit einem 40 Stundenvertrag. Die w￶chentliche Belastung sind idR 50 Stunden. Es sind belastbare Leistungsnachweise zu erbringen. Monat fr Monat. Es fallen internationale Gesch¦ftsreisen an. Die Leute verdienen meist weniger als ein Lhrer mit A13. Um in die Gehaltsregion zu kommen muss einige Jahre richtig "geblockert" werden, bis es weitergeht. Wer natrlich den Lehrerjob mit einer Schreibkraft vergleicht mag recht haben. Wir reden aber, so denke ich, ber Arbeitsverh¦ltnisse von Akademikern.
    MC


    Ich denke, dass dieser Vergleich mit der Arbeitszeit in der Industrie nicht ohne weiteres gezogen werden kann. Natuerlich ist die Zeit eine objektiv messbare Groesse. Allerdings wird die Hoehe deiner Arbeitszeit als Lehrer weder durch eine gewisse Maximalzeit an Wochenstunden noch durch irgendwelche Arbeitsschutzgesetze begrenzt. Klar kann jetzt argumentiert werden, dass Arbeitsschutzgesetze in der Industrie oft auch nicht eingehalten werden, aber bei uns fehlt diese Art der Kontrolle gaenzlich. Ich habe vor meinem Direkteinstieg einige Jahre unter moralisch fragwuerdigen Bedingungen in einem Industriebetrieb gearbeitet, aber selbst da war irgendwann mal bei 80 Stunden pro Woche oder nach 14 Stunden an Feiertagen mal Schluss. Immerhin gefaehrdet der Betrieb und der Arbeiter ja dadurch seinen Versicherungsschutz, wenn Unfaelle passieren. Als Lehrer hast Du das nicht. Du koenntest Dir (theoretisch) ohne Weiteres 18 Stunden an 7 Tagen pro Woche antun. An zwei Tagen pro Woche waeren bei mir allein schon aufgrund des aktuellen Stundenplans nicht mal die gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten, die ich brauechte um Maschinen und Laboraufbauten zu bedienen.


    Erschwerend kommt noch dazu, dass vor allem bei der Unterrichtsvorbereitung das subjektive Gefuehl des "fertig werdens" fehlt. Auch das kann in vielen anderen Berufen fehlen, was aber oft dann durch positives Feedback deines Vorgesetzten ausgeglichen wird. In der Schule wird sich dein Chef nicht in jede Stunde reinsetzen und sagen "Jou, Herr Schulze, das war wieder mal supertoll vorbereitet." Im Gegenteil ... wenn du Feedback vom Vorgesetzen bekommst, dann meist nur fuer ausserunterrichtliche Aktivitaeten. (Meiner Meinung nach ein Manko in unserem System ... wenn du als Lehrer Karriere machen willst, darfst du auf keinen Fall zu viel Zeit fuer guten Unterricht verschwenden ... aber das ist eine andere Baustelle.)


    Durch Schuelerfeedback laesst sich das Gefuehl "genug gearbeitet" auch nicht wirklich erreichen. Der Trend geht dahin, die Schueler als "Kunden" zu verstehen, und somit koennte man auf die Idee kommen, Parallelen zum Kundenfeedback aus der Industrie zu ziehen. Ist das Kundenfeedback gut, war auch meine Arbeit in Ordnung. Da ich ein "Feedback-Fanatiker" bin und ich das Prinzip schon in meiner Industriezeit sehr hilfreich erlebt hatte, setze ich wie ein Irrer Frageboegen, Feedback Gespraeche, etc. ein. Meine persoenliche Erfahrung ist aber, dass ein Schueler (im Gegensatz zum Kunden in der Industrie keine direkte Aussage zur Qualitaet des Produkts "Unterricht" machen kann. Das liegt m.E. daran, dass bei uns zum Produkt mehr gehoert. Der Schueler ist sozusagen ein Kunde, der nur eine diffuse Vorstellung von dem hat, was er als Produkt in Auftrag gegeben hat. Ein Feedback nach Ende der Schulzeit waere aussagekraeftiger, ist aber eben nicht zeitnah und hilft nicht, um die aktuelle Unterrichtsqualitaet einzuschaetzen. Wenn ein Schueler, den man nach zwei bis drei Jahren wieder trifft immer noch vom damaligen Unterricht, der Lehrerperson, und der Sinnhaftigkeit des Stoffs begeistert ist, dann geht das doch runter wie Oel, oder? Mir zumindest ... und ich denke, die oben beschriebenen Zusammenhaenge sind der Grund dafuer.


    Der Lehrer muss also jedenfalls die Qualitaet des Unterrichts mithilfe des Schuelerfeedback selbst beurteilen. Da der Schueler die Qualitaet des Unterrichts nicht stundenweise bewerten kann, besteht (meist) auch eine erstaunlich hohe Toleranz schlechter Qualitaet. Vielleicht koennte das bei fachlichen Unzulaenglichkeiten anders aussehen, aber ein didaktischer Fauxpas wird vom Schueler meist nicht erkannt werden -- oder sogar positives Feedback bringen, weil der Schueler es trotzdem Spass gemacht hat und der Schueler das Gefuehl hat, "viel dabei gelernt" zu haben.


    Daher denke ich auch, dass wir die Lehrerarbeitszeit ueberhaupt nicht mit der Arbeitszeit in der Industrie ins Verhaeltnis setzen duerfen, und wenn, dann nur auf eine ganz bestimmte Lehrerperson. Fuer mich persoenlich trifft schon zu, dass ich objektiv messbar wesentlich mehr als 60 Stunden pro Woche fuer die Arbeit aufbringe. Sobald Du Klassenlehrer in mehreren Klassen bist, in div. Pruefungsausschuesse geraetst und Opfer der "Qualitaetsoffensive" wirst, geht die meiste Zeit waehrend der Schulzeit fuer administrative Arbeiten drauf. In der Industrie gibt es genau fuer diese Aufgaben Sekretaerinnen. Es gibt viele weitere Jobs, die wir uns als Lehrer eigentlich von der Arbeitsbelastung gar nicht leisten duerften, aber uebernehmen muessen. Alleine meine Taetigkeit als IT Netzwerkadministrator und Laborbetreuer stellte in meiner alten Firma eine volle Stelle (allerdings fuer einen Nicht-Akademiker) dar.


    Ich bin ueberzeugt davon, dass wenn mit heutiger Wirkung alle Ferien (mit Ausnahme von 25 Tagen Pflichturlaub) abgeschafft und eine 55 Stunden-Woche mit Anwesenheitspflicht an den Schulen eingefuehrt wuerde, die Qualitaet von Schulausstattung und vor allem die des Unterrichts massiv darunter leiden wuerden.


    In unserem aktuellen System leidet die Unterrichtsqualitaet "im Stillen". Wenn wir uns zum Ziel setzen, das zu erfuellen was von uns erwartet wird, dann *sind* wir chronisch ueberlastet und muessen uns das auch eingestehen. Gerade damit tun wir uns als Lehrer immens schwer, was meiner Meinung nach auch die Ursache fuer die Resignation bei erschreckend vielen erfahrenen Kollegen ist.


    1. Ein Idealist wird Lehrer und versucht den unrealistischen Erwartungen des Arbeitgebers zu entsprechen


    2. Er merkt, dass er sich eine unmoeglich loesbare Aufgabe gestellt hat


    3. Weder seinen Kollegen noch der Gesellschaft gegenueber gesteht er sich diese vermeintliche "Schwaeche" ein. Gruende dafuer gibt es viele:
    - Argumente (von denen, die den Lehrerberuf nicht kennen), dass eben wohl nicht effizient genug gearbeitet wird
    - Zweifel, dem Lehrerberuf vielleicht nicht gewachsen zu sein
    - Falscher Stolz (es gibt keine unloesbaren Aufgaben ... schliesslich soll man ja gerade das den Schuelern vermitteln)
    - Angst vor Verlust des Status im Kollegium


    4. Der Lehrer macht Abstriche ... dort, wo man's am wenigsten merkt und wo die hoechste Toleranz dafuer herrscht ... an der Unterrichtsqualitaet


    5. Sinkt die Unterrichtsqualitaet, so ist der Lehrer der Erste im Klassenzimmer, dem's keinen Spass mehr macht


    6. Der Lehrer rappelt sich auf ... investiert mehr ... *oder* RESIGNIERT dann irgendwann


    7. Der Lehrer schiebt den Schuelern den schwarzen Peter zu ("die werden ja eh' immer duemmer";) und legt sich ein dickes Fell zu *oder* er wird krank, weil er sich jeden Tag selbst in den Unterricht pruegeln muss


    Als Lehrer bekommst du keine Zulagen fuer Sonntags- und Nachtarbeit, d.h. dein Arbeitgeber kann dir alle moeglichen Arbeiten aufdruecken, ohne dass es sich auf den Finanzhaushalt des Landes auswirkt.


    Persoenlich bin ich der Meinung, dass dich die Qualitaet des Unterrichts hier in Deutschland ausschliesslich aus der tatsaechlich verfuegbaren Lehrerarbeitszeit in Relation zu den Erwartungen (Verwaltungskram, Netzwerkbetreuung, Labortechnik, ...) ergibt. Ich wuerde sicher auch damit klar kommen, wenn ich ab morgen 40 Stunden pro Woche vor der Klasse stehen muesste und gleichzeitig nachmittags noch Telefondienst beim Sekretariat haette. Der Unterricht waere halt dann ein anderer ...


    Genau das ist eben unser Problem. Da wir Lehrer ja so tolle Superfrauen (und -maenner) sind und wirklich "alles" hinbekommen, muessen wir einfach abwarten bis es noch eindeutiger wird, woran unser System krankt. Solange noch die Gesellschaft, das Fernsehen, die schlimmen Eltern, etc. fuer unser schlechtes "Produkt" verantwortlich gemacht werden kann, wird sich daran nichts aendern.


    Die Zukunft des Lehrerberufs ist meiner Meinung nach einzig davon abhaengig, in wie fern unser Arbeitgeber seiner Fuersorgepflicht nachkommt, wobei er das nur kann, wenn er *weiss* wo der Schuh drueckt.


    -- Drew


    P.S. Ich verwende momentan mal keine Umlaute bei lehrerforen.de, da ich wohl ein Problem mit meinem Browser habe ...

    Hallo Mike,
    bin in 2004 "seiteneingestiegen" und schreibe mal kurz meine Erfahrung. Obwohl sich viel mit Eva's Beschreibung decken wird, ist es doch immer mal hilfreich, mehrere Stimmen zu hören. (So hab's ich am Anfang empfunden.)

    Zitat


    - wie viele Unterrichtsstunden hat ein volles Deputat an einer berufsbildenen Schule?


    Bei mir sind's 25 Stunden (wissenschaftl. Lehrer, Baden-Württemberg)

    Zitat


    - Werden heute immer noch Doppelstunden abgehalten (2x45Min)?


    Ja, wobei wir teilweise sogar noch längere Einheiten "am Stück" haben. In bestimmten Fächern (z.B. wenn größere Laboraufbauten erforderlich sind) machen u.U. sogar 4 Stunden (d.h. 2x90min) Sinn. Ich kenne aber auch Kollegen an anderen Schulen, die im gleichen Fach mit den Schülern 30min lang aufbauen, dann 15min lang Versuche durchführen und nicht fertig werden, weil schon der nächste Kollege im Stundenplan eingetragen ist. In diesem Punkt muss man hoffen, dass die Schulleitung die Stundenplanung zweckmäßig gestaltet. Bei uns ist das aber der Fall.

    Zitat


    - wann ist in der Regel Schulbeginn und wann Schulende?


    Da wir an unserer Schule auch Teilzeitschüler (Techniker) haben, gibt es an manchen Tagen auch abends (bis 22 Uhr) Unterricht, sowie Schulsamstage. Frühestens geht's bei uns um 7:30 los.

    Zitat


    - Unterrichtet man bei einem vollen Deputat jeden Tag, oder kann es auch sein, dass man einen Tag "frei" hat?


    Da kann ich mich Eva nur anschliessen.
    Kommt auf Deinen "Stundenplan" an. I.d.R. versucht unsere Schulleitung denjenigen Kollegen, die Samstags unterrichten müssen dafür einen Tag unter der Woche freizuschaufeln, und das klappt dann auch so. Letztes Jahr hatte ich sogar zwei Tage unter der Woche frei. Anfangs sah das richtig gut und entspannt aus, aber leider "bezahlst" Du das mit langen Arbeitstagen (teilw. 10 Stunden plus Vertretung oder Konferenzen zwischendrin). Je nach Klasse / Schulart kann es sein, dass Du dann abends ziemlich "am Stock" gehst. Vor allem dann, wenn Du die letzte Stunde im Abendunterricht hast und am nächsten morgen um halb acht wieder den Motivationskasperl spielen sollst. Seit dieser Erfahrung hab' ich's dann doch lieber wieder auf die Woche verteilt.

    Zitat


    - wie hoch ist der Vorbereitungsaufwand in den ersten zwei Jahren stündlich je Tag?


    Das ist abhängig davon, wie viel Du für den Unterricht investierst. Bist Du ein Idealist, dann machst Du automatisch wesentlich mehr als eigentlich notwendig wäre. Unter "Notwendig" verstehe ich den Level, der bei einem vollen Deputat über viele Jahre tragbar ist. Mit einer Sache musst Du im Schuldienst klar kommen: Als Lehrer bist Du eigentlich, was die Arbeitszeit angeht, chronisch überfordert. Einen 100.0%ig perfekten Unterricht in allen 25 Stunden - jede Woche - über 30 oder mehr Jahre - wirst Du nicht schaffen. Alle diejenigen mir bekannten Kollegen, die das versucht haben, sind entweder in psychatrischer Behandlung gelandet oder auf wirklich tragische Weise (Suizid) nicht alt geworden. Davor musst Du Dich als Lehrer schützen. Wenn Du bisher ein Perfektionist warst, dann wird's ein langer Weg. Es wird ein ständiger Kampf gegen das (unberechtigt) schlechte Gewissen zu wenig gemacht zu haben. Und dieses wird auch noch geschürt durch unser Image in der Öffentlichkeit.

    Zitat


    - wie sieht der Zeitaufwand neben dem Unterricht nach zwei Jahren aus?


    Das kommt darauf an, ob Du jedes Jahr irgendwo anders einspringen darfst oder immer im gleichen Bereich eingesetzt wirst. Ich bin relativ viel "herumgezerrt" worden und hatte somit bisher nie richtig Ruhe (so dass der Zeitaufwand merklich nachgelassen hätte). Du wirst aber merken, dass - selbst wenn Du vielleicht bereits ein passendes Arbeitsblatt etc. findest - Du dann automatisch mehr Energie (d.h. Zeit) in andere Dinge, z.B. der Verbesserung Deiner Methodik oder was auch immer steckst. Vielleicht sagt Dir das Pareto-Prinzip was ... bei den letzten paar Prozent Qualitätsverbesserung wird der Zeitaufwand exponentiell ansteigen ...

    Zitat


    - muss man sich in der "unterrichtsfreien Zeit" (Ferien) auch vorbereiten, oder schafft man das "neben" dem täglichen Unterricht?


    Das kommt vor allem darauf an, wie gut Dein Zeitmanagement und Deine Selbstkontrolle ist. Ich habe z.B. Probleme, in den Ferien richtig abzuschalten, d.h. ich beantworte mal schnell Schüleremails, lese Fachbücher, etc. Da ich das aber nicht als Belastung empfinde, denke ich auch nicht, dass ich was dran ändern müsste. Es gibt aber auch Kollegen, die zu mir sagen, dass sie das nicht machen würden. Sie nehmen die Ferien bewusst zum Energietanken, und das ist dann auch wichtig (und richtig).

    Zitat


    - kommt man an schon fertige Folien für den Unterricht von Kollegen ran, oder werden diese gehütet?


    Häufig ist das Problem, dass Du die Arbeitsblätter, Folien, etc. vom Kollegen gar nicht für Deinen Unterricht verwenden *kannst*, weil Du eine andere Methodik fährst und/oder den Stoff didaktisch anders "auffährst". Wenn dann in einem Beispiel Wissen vorausgesetzt wird, das bei mir zeitlich erst danach kommt, ist die Sache schon gelaufen. Kommt aber natürlich auch auf das Fach an. Mathematik z.B. lässt nicht so viele Spielräume wie Informatik. (Zumindest habe ich noch keinen Kollegen gesehen, der zuerst die Differentialrechnung macht und dann die Addition erklärt).

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    - wird man anfangs in "schwierige" Klassen gesteckt, auf die die bereits verbeamteten Lehrer keine Lust mehr haben? ;)


    War bei mir nicht so. Liegt aber sicher auch an der Schulleitung, bzw. daran, welche "Politik" an der Schule gefahren wird.

    Zitat


    - wie steht es mit dem Berufsvorbereitungsjahr (Auffangbecken für Schüler ohne Abschluss). Wird dort auch Fertigungstechnik oder und Wirtschaftskunde unterrichtet? Sind solche Klassen schwierig?


    Dazu kann ich leider keine Auskunft geben. Mit diesen Klassen habe ich bisher noch keine Erfahrung. Aber nach meiner Erfahrung hat jede Klasse bzw. Schulart irgendwo ihre Herausforderung. Orientierungsstufen (z.B. Berufskollegs) eher die Pädagogik, bei Technikern oder in der Hochschule eher das Fachliche.


    Der Lehrerberuf ist einfach anders als die meisten anderen Berufe. Das seltsame ist, dass man als Nicht-Lehrer nicht wirklich beurteilen kann, was da genau auf einen zukommt. Entweder es klappt und macht Spass (so ist es bei mir -- glücklicherweise bis heute und hoffentlich noch bis zu meiner Pension mit 75 oder so), oder Du wirst irgendwann erkennen, dass es doch nicht die richtige Entscheidung war.


    Vielleicht interessiert Dich noch mein Bericht:
    Meine persönliche Seiteneinstiegs-Erfahrung ...


    Viel Glück!
    Drew


    ----


    Edit vom kl. gr. Frosch (Mod): ich habe mal die Umlaute richtig dargestellt, sie standen aufgrund unterschiedlicher Zeichencodierung beim Schreiber nur im Zahlencode (z.B. so: ¦ ) und der Text war dadurch nur bedingt leserlich. ;) Sorry fürs editieren, Drew.

    Da wir auf unserer Schule auch Teilzeitschler am Abend unterrichten, habe ich derzeit einmal die Woche 12 Stunden Unterricht. Zwischen der letzten Stunde am Nachmittag und der ersten am Abend ist eine kleine Pause, die allerdings fr Konferenzen etc. freigehalten wurde. Durch die gro￟e Distanz zwischen heimatlicher Htte und Schule kann ich zwischendurch nicht heimfahren, so dass ich dann meist von 6:30 Uhr bis 21 Uhr an der Schule bin. Nach solchen Tagen, vor allem wenn die Nachmittagspause noch mit einer Konferenz belegt ist, fhle ich mich natrlich megaplatt und falle direkt ins Bett. Dummerweise muss ich am n¦chsten Tag wieder zur ersten Stunde vor der Tafel stehen. Pers￶nlich empfinde ich diese Situation schon als Belastung und werde in den n¦chste Jahren alles daran setzen, dass die Lage "entspannter" (=etwas mehr auf die Wochentage verteilt) wird. Momentan geht es nicht anders, da ich neben der Schule an einer Hochschule unterrichte.


    Beklagen m￶chte ich mich allerdings nicht, denn dafr habe ich einen Wochentag komplett frei. (Genau das sorgt dann immer fr unqualifizierte Bemerkungen meiner Nachbarn ... "typisch Lehrer: Die Woche am Montag mit Ausschlafen und Rasenm¦hen beginnen!"


    Ich denke, ein sehr wichtiger Aspekt ist die Zeiteinteilung. Wenn ich vor meinem "Super-Stresstag" bereits die darauffolgenden Tage sorgf¦ltig vorbereitet habe, dann empfinde ich die Belastung auch nicht so hoch. Wenn ich nach einem 12 Std. Tag krampfhaft versuche, mir noch Aufgabenstellungen o.¦. fr den n¦chsten Tag aus dem ᅣrmel zu schneiden, dann gehen die 100%ig in die Hose.


    -- Drew

    Liebe sarahkatha et. al.,


    meine persönliche Erfahrung ist ähnlich zu der Situation, die Modal Nodes beschrieben hat. Die Selbstüberschätzung der Schüler spüre ich nicht bei meiner Tätigkeit an der (beruflichen) Schule, sondern sogar bei meinen Vorlesungen an verschiedenen Hochschulen. Oft höre ich "... kann ich schon" oder "haben wir schon auf'm Gymmi gemacht". In der Tat gibt es Schüler, die auf den Gymnasien und zu Hause Client-Server Anwendungen "zusammenbasteln" und sich mehr oder weniger aufwendige Grafikoberflächen "zusammenklicken".


    Gerade diese Schüler geraten aber häufig in massive Schwierigkeiten, wenn von ihnen eine einigermaßen effiziente Internetrecherche oder der sichere Umgang mit dem Betriebssystem (z.B. Strukturierung von Verzeichnissen, Kopieren von Dateien, etc.) verlangt wird. Viele Studenten fällt die Kinnlade runter, wenn ich mal am Beamer zeige, wie ich in Google mit trivialen Zusätzen zu den Suchbegriffen recht schnell die richtigen Seiten herausfiltern kann. Ferner stelle ich fest, dass sowohl bei Schülern als auch bei Studenten die Bedeutung des Begriffs "Urheberrecht" oft völlig unbekannt ist. Referate, manchmal sogar Bachelor- oder Masterarbeiten enthalten nicht gekennzeichnete Zitate und Bilder aus dem Internet.


    Ebenso wäre (aus meiner persönlichen Sicht) wünschenswert, wenn die "Zuliefererschulen" den Schülern zumindest sagen würden, dass es noch weitere Betriebssysteme neben Microsoft Windows gibt, und - noch wichtiger - wozu ein Betriebssystem überhaupt benötigt wird. Ich bin kein Microsoft-Gegner per se, aber es darf eigentlich nicht sein, dass ein Informatik-Student im 1. Semester sagt: "Ui ... die Fenster hier sehen aber komisch aus. Ist das schon das neue Windows?". Ein weiteres amüsantes Erlebnis war ein Student, der eine neue Tastatur vom Laborbetreuer wollte, weil bei der Passworteingabe auf der Konsole nichts angezeigt wurde ...


    Aus meiner Sicht würde ich sagen, "weniger ist mehr". Die Schüler, die bereits auf unseren "Zuliefererschulen" zum "zusammenklicken" von 3D-Ego-Shootern motiviert wurden, können wir gerade deshalb nicht zu industrietauglichen Softwareentwicklern ausbilden. Die "ich-hab-schon-alles-mal-gesehen" Studenten landen dann meist in Frustration, weil sie eines Tages (meist am Ende bei der Klausur) erkennen müssen, dass "gesehenhaben" doch nicht reicht.


    Schüler, die mit einer richtigen Einstellung zur Informationstechnologie ins Studium kommen, scheinen "ihren Weg zu machen". Und zwar unabhängig davon, ob sie schon mal C++ oder was auch immer programmiert haben oder nicht.


    Zur richtigen Einstellung gehört, die Informationstechnologie nicht nur als "Selbstzweck" zu sehen.


    Wenn ich die Informatik-Lehrpläne von der Grundschule bis zum Abi gestalten dürfte, würde ich persönlich die folgenden Themen darin aufnehmen:


    - die Geschichte der Informatik (-> damit wird klar, wozu "RECHNER" wirklich gebraucht werden)


    - der verantwortungsvolle Umgang mit "Information", z.B. Urheberrechte respektieren


    - Wie bewege ich mich *richtig* (z.B. effizient) im Internet? Worauf muss ich achten (Werbung, Trojaner, sonstige Fallen)


    - Was ist ein Betriebssystem und wie gehe ich damit um (keine komplizierten Dinge, aber der Schüler sollte beispielsweise wissen, welche Konsequenzen die Ablage von zu vielen Dateien auf dem Desktop haben kann) ... und "nicht nur Windows" ... das wäre, als wenn ein Hauswirtschaftslehrer nur die produktspezifische Zubereitung von Knorr-Produkten unterrichten würde.


    - der richtige Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen (wenn einer meint er wäre Profi, dann lass' ihn doch mal ein Template, einen Serienbrief, oder ein Dokument mit automatisch generiertem Inhaltsverzeichnis erstellen ...)


    - ein Gefühl für Speichergrößen und Übertragungsgeschwindigkeiten (z.B. Wie Schreibmaschinenseiten kann ich in 8 GByte RAM ablegen? Wann und wozu benötige ich eine 6000er DSL Leitung?)


    - Netiquette (z.B. Wie schreibe ich eine Email?)


    Zu diesem Punkt eine erschreckende Schülermail, die ich am Freitag erhalten habe:


    --
    herr xxxxxxxxxxx schicken sie mir die lösung vom der aufgabe von heute weil ich nicht in die schule konnte.
    --
    (Keine Signatur, und das Ganze von einer Adresse abgeschickt, die mit "agresivchiller..." beginnt. Der Schüler stammt aus einer deutschsprachigen Familie und hat im letzten Jahr den mittleren Bildungsabschluss auf einer Realschule(!) erworben. Dazu kommt, dass ich immer alle Lösungen an einem den Schülern seit Schuljahresbeginn bekannten Ort zum Download anbiete ...)


    Ich bin mir bewusst, dass mein Deutsch auch zu wünschen übrig lässt, aber ich mache mir wenigstens Gedanken darüber, welchen Eindruck ich beim Schreiben von Emails hinterlasse.


    Wenn bei den Schülern alle o.g. Punkte *sauber* (nicht oberflächlich) geklärt sind, können die Schüler (falls sie sich in Richtung "Informatik" orientieren wollen) auf ein stabiles Fundament bauen.


    "Grundlagen" der objektorientierten Programmierung in der Schule zu unterrichten halte ich persönlich für nicht angebracht. Erstens werden Zweck und Nutzen von OOP erst bei größeren Softwareprojekten sichtbar, und zweitens gilt hier eine Art "alles-oder-nichts" Prinzip. Jeder Softwareentwickler aus Industrie und Wissenschaft weiss, dass "ein bisschen" OOP nichts bringt. OOP macht dann Sinn, wenn man mit einem durchdachten Design beginnt. Erst wenn der Schüler weiss, warum und wo er Interfaces setzen muss, wie Templates richtig eingesetzt werden etc., kann er Nutzen aus der objektorientierten Programmierung ziehen. Da in der Schule meist nicht bis zu diesem Punkt vorgestossen wird und die meisten Lehrer auch dies nicht leisten könnten, sollten die Schulen die Finger davon lassen. Es gibt wichtigere Dinge. Ein Mathematiklehrer würde doch auch nicht auf die Idee kommen, in der Schule "ein bisschen" die Laplace-Transformation zu unterrichten, ohne dass die Schüler wissen, was Integral- und Differentialrechnung sind ... oder vielleicht doch?


    Was ich hier schreibe, ist meine persönliche Meinung und Erfahrung zur Thematik, und ich möchte auch niemanden damit angreifen. Vielleicht ist es eine Kritik am System ... vielleicht aber auch einfach nur meine Verzweiflung im täglichen Versuch, genau diese Probleme mit den Schülern und Studierenden zu lösen.


    Wir dürfen eines nicht vergessen: Die meisten von uns sind noch ohne Internet im Kinderzimmer aufgewachsen. Mein damaliger Commodore 64 hat mir -- im Gegensatz zu den heutigen Windows-Rechnern -- nicht vorgegaukelt, ich würde ihn beherrschen. Damals wurden "Geeks" aufgrund ihres Wissens um die Rechnertechnik als solche bezeichnet. Diesen Status erreicht ein Schüler heute, in dem er in einen Laden geht und sich das neuste IPhone kauft.


    Viele Grüße,


    Drew

    Hi zusammen,


    ich habe mal eine OT Frage an die Englisch und Deutsch-Lehrer unter uns. Meine Oma (native US) hatte einen schönen Motivationsspruch: "Can't never could do anything." Ich weiss zwar, was es bedeutet, kann es aber nicht in einen Deutschen Satz bringen, ohne dass es irgendwie "seltsam" klingt. Gibt es ein vielleicht äquivalenten Spruch in Deutsch?


    -- Drew

    Hallo Susanne,


    ja, das mit der Erziehung zur Einsicht in das Fehlverhalten ist ein guter Gedanke und vom Grundsatz her ja auch richtig (sogar unsere Pflicht als Lehrer). Aber ich sehe das so, dass bei manchen Schülern zunächst durch "Dressur" ein Zustand hergestellt werden muss, der es den Schülern ermöglicht, die Notwendigkeit der Reflexion ihres Fehlverhaltens zu erkennen. :)


    Das ist natürlich eine Gratwanderung, denn selbst ich (als ein vielleicht etwas konservativer, "strenger" Geselle) möchte die Schüler nicht zu Duckmäusen machen.


    Konflikte im Klassenzimmer lassen sich nicht vermeiden. Dass sich Leute wie Kinder benehmen gibt's, wie Du bereits geschrieben hast, überall: In der Industrie, in der Technikerschule, ja sogar bei Lehrerfortbildungen. Ich wüsste nicht, welche "Vorbereitungen" ich treffen könnte, damit die Konflikte erst gar nicht auftreten. Meist sind es wirklich unvorhersehbare Problemchen, die einem das Leben schwer machen.


    Aber Wenn's dann mal richtig kracht hilft mir persönlich:


    1. (Unauffällig) tief durchatmen und immer locker bleiben, denn die Schüler merken sofort wenn Du Dich aufregst und verbuchen das als Erfolg.


    2. Nie eine Diskussion über das Fehlverhalten mit der ganzen Klasse anfangen, sondern die Schuldigen (oder Verdächtigen) nach dem Unterricht einzeln zum Gespräch einladen. Ein Kräftemessen mit der ganzen Klasse ist gefährlich, denn verliere ich die Aktion könnte der Rest <b>meines</b> Schuljahrs unangenehm werden. Je weniger Schüler ich beiseite nehmen kann, desto besser. Einzeln sind selbst die Freunde von "Macky Messer" lammfromm.


    3. Nie drohen, sondern einfach durchsetzen. Klassenbucheinträge (die nichts bewirken, ausser dass die Abfolge im Massnahmenkatalog befriedrigt wird) nicht ankündigen oder dem Schüler mitteilen "Ich trag' Dich jetzt ins Klassenbuch ein, du böser Bube du!!!". ;)


    Die Konflikte passieren meist relativ zu Beginn des Schuljahrs mit einer neuen Klasse (so nach den ersten paar Wochen). Wenn die Schüler dann merken, dass ich am "längeren Hebel" sitze wird's denen dann auch irgendwann zu anstrengend und dann verstehen wir uns ausgezeichnet.


    Anfangs habe ich die "Kraftproben" als unnötige Belastung meiner Nerven empfunden. Ok ... für "unnötig" halte ich es immer noch, aber es scheint mich nicht mehr zu belasten. Es gehört für mich genauso zum Job wie beispielsweise die Pausenaufsicht.


    Ach ja ... aber auch hier kann unser Arbeitgeber uns das Leben schwerer als nötig machen, nämlich in dem Du jedes Jahr 'ne neue Klasse bekommst ... ;)


    Liebe Grüße,


    Drew

    Hallo Kölle,


    tut mir leid, dass Du Deinen Einstieg (oder Besser "Einsprung" ins kalte Wasser) bereust. Mein Einstieg verlief "zufällig" einwandfrei. Mir macht der Lehrerberuf Spass und ich scheine mich mit den etwas "seltsamen" Umständen, die ich aus der Industrie nicht kannte arrangiert zu haben.


    Hier kurz meine Erfahrung zum Thema "Respekt":


    --


    1. Es scheint schon so zu sein, dass einige (nicht alle) Jugendliche uns Lehrer überhaupt nicht repektieren. Aus Gesprächen mit Eltern und Betrieben weiss ich, dass es teilweise an deren Einstellung zur Schule liegt (z.B. "Dort lernt ihr doch eh' nix ..." oder "Die Lehrer haben fachlich doch sowieso keine Ahnung ...")


    --


    2. Regeln und bei Verstössen unmittelbare Konsequenzen sind das A und O. Die Schüler fühlen sich dadurch gerecht behandelt und werden Dich dann auch respektieren. Selbst schützen mich die Regeln vor launischen Reaktionen, und davor dass ich Regelverstösse als Angriff auf meine eigene Person betrachte. Es schont meine Gesundheit ungemein, wenn ich ganz ruhig sagen kann: "Wir sehen uns dann am Samstag um halb acht zum Nachsitzen ...". Ein Fehler, den man jetzt vielleicht machen könnte wäre der, mit dem Schüler darüber zu diskutieren (und das *werden* die Schüler am Anfang probieren). Da heisst's einfach "ruhig bleiben" und dem Schüler das "sich Aufregen" überlassen. :) Nach wenigen Wochen ist dann Ruhe und Du wirst feststellen, dass immer mehr Schüler sich an die Regeln halten. Manche brauchen 2 Nachsitztermine, andere 10, aber früher oder später hab' ich bisher auch die Übelsten der letzten Reihe in den Griff bekommen. Unabdingbar ist natürlich, dass ich als Leher dann auch nie zu spät komme. ;)


    Interessant ist, dass die Härte der Strafe keinen Einfluss auf deren Akzeptanz bei den Schüler zu haben scheint. Ich hatte mal eine Klasse, von denen ca. die Hälfte permanent 2-5 Minuten zu spät zum Unterricht kam. Da ich in der Klasse eine Lehrprobe machen musste, hab' ich gleich zu Beginn die Regel eingeführt: "Fünf Minuten *vor* Unterrichtsbeginn ist die Klasse vollständig, Wenn's klingelt geht's los." Als Konsequenz bei Verstössen habe ich für die betroffenen Schüler Nachsitzen an ihrem freien Samstag (an dem andere Klassen Unterricht haben) angedroht. Obwohl die Härte der Strafe sicherlich fragwürdig war, haben's die Schüler akzeptiert. Wenn ich mich recht erinnere waren am ersten Nachsitztermin ca. 15 Schüler da, beim zweiten nur noch 5, beim dritten bis fünften 1-2, und mein Ziel war erreicht. In einer anonymen Umfrage am Ende des Schuljahrs erachteten alle (bis auf einen) Schüler diese Massnahme als sinnvoll.


    Die gute, alte PPP-Regel (prompt, painful, public) für Strafe scheint immer noch zu ziehen.


    Das Dumme ist eben, dass vom idealen (nicht-existenten) Lehrer verlangt wird, dass seine Schüler jegliche Erkenntnis durch Einsicht und das noch selbstorganisiert erlangen. Und genau das ist eben nicht machbar. Wenn das der Fall wäre, bräuchten wir keine Radarkontrollen, denn auch ich würde niemals zu schnell fahren. ;)


    Natürlich musst Du versuchen, die Regel entsprechend zu begründen. Je besser Du sie verkaufen kannst, desto weniger Widerstand und Diskussionspotential wirst Du von den Schülern erfahren. Bei manchen Regeln bleibt aber die Einsicht ein heeres Ziel. Dort hilft nur die Tatsache, dass wir alle aus Angst vor Strafe (z.B. heisse Herdplatte) ziemlich schnell einen hohen Lernerfolg verbuchen.


    --


    Aus meiner Sicht legt das System "Schule" genau an diesen beiden Punkten uns Lehrern Steine in den Weg.


    --


    ad 1. Lehrer werden häufig nicht entsprechend ihrer Kompetenzen eingesetzt, und es finden auch keine fachlichen Überprüfungen statt. Am "Show-Unterricht" in den Lehrproben lässt sich nicht ausmachen, welchen fachlichen Background der Lehrer hat. Gerade in technischen Bereich ändern sich die Dinge gewaltig. Zu jedem Schuljahr müssten wir unseren Unterricht neu strukturieren, Inhalte ändern, etc. Selbst bei den Grundlagen müssen wir die Schwerpunkte aufgrund der sich ändernden Relevanz im aktuellen Berufsleben neu setzen, usw. usw. Diese Dinge kann ich nur leisten, wenn ich langfristig in meinem fachlichen Spezialgebiet eingesetzt werde. Eine gute didaktische und methodische Strukturierung ist bei technischen Inhalten meist nur dann möglich, wenn der Stoff vom Lehrerbis ins letzte Detail durchdrungen wurde.


    Ein enger Kontakt zu den Betrieben kann dabei helfen, reicht aber meist nicht aus. Von Lehrern im gewerblichen Bereich sollten meiner Meinung nach alle zwei bis drei Jahre ein zweiwöchiges Praktikum in entsprechenden Betrieben gefordert werden. Lehrerfortbildungen müssten sich auf Industrieniveau befinden (Anmerkung: Ich habe schon eine Menge "fachwissenschaftlicher" Fortbildungen erlebt, bei denen der Dozent sich lediglich "hobbymässig" mit dem Thema befasst hat, und ausser einem motivierenden Einstieg in die Thematik gar kein oder in zwei Fällen sogar falsches Wissen verbreitete.)


    Aber genau hier happert's.
    Ein Lehrer, der alles irgendwie alles macht, aber zwangsläufig nichts davon richtig hinbekommt ("eierlegende Wollmilchsau") kommt dem Land einfach billiger. Es kann nicht sein, dass ein Lehrer nebenzu noch ein Rechnernetz mit mehreren hundert Rechnern betreuen muss oder ganze Klassensätze an Versuchsplatten "bastelt".


    Betrieben und fachkundigen Eltern liefert das mehr als genug Schiesspulver für unser "Dünnbrettbohrer"-Image. Vor allem im gewerblichen Bereich helfen da auch keine Euphemismen ("wichtig sind nur die Grundlagen", "wir müssen Schlüsselkompetenzen vermitteln", usw.)


    Noch 'ne Anmerkung zu diesem Punkt: In meinem "Lehrer-Crash-Kurs" wurde peinlichst genau auf die fachliche Richtigkeit der Grundlagen gelegt (vermutlich weil die der Fachdidakt auch noch beherrscht), alles weitere wird dann aber nicht mehr hinterfragt oder geprüft. Ausserdem wurde mir eingetrichtert, dass die Schüler lernen müssen "eine Sache richtig zu machen". :-o (Wenn das tatsächlich so ist, dann sollten die Schüler lieber zu
    Hause bleiben ...)


    --


    ad 2. Erzieherische Massnahmen werden oftmals durch Angst vor rechtlichen Problemen verzögert aus ausgebremst. Verweise und zeitweilige Schulausschlüsse müssten zeitlich schneller durchgesetzt werden können ("prompt"). Ich weiss von Schülern, die mit ihren Mitschülern wetten, dass "das Schuljahr und die Prüfung längst vorbei sind ehe was passiert ..." Gleichzeitig wächst natürlich die Zahl der Schüler, die tatsächlich mit ihrem Anwalt da stehen und gnade uns Gott, wenn dann das Klassenbuch nicht 100%ig stimmt.


    Für mich war es frustrierend, dass ich in Schulrecht unseren §90 fast auswendig kennen musste, und in der Praxis erfuhr, dass vieles aus dem o.g. Grund gar nicht oder nur zögerlich durchgeführt wird.


    Da ich keine Ahnung habe *wer* das Problem *wie* lösen kann, habe ich mich mit diesen "Begleitumständen" abgefunden. Wir dürfen nicht aufgeben, nach Lösungen zu suchen, aber wir dürfen uns nicht von dem verrückt machen lassen was wir nicht ändern können.


    -- Drew

    Hi zusammen,


    weiss zufällig jemand von Euch, ob wir (Land BW) rückwirkend ausgestellte Atteste akzeptieren müssen? Einer meiner Schüler versäumte letzte Woche am Donnerstag eine Klassenarbeit. Als er am Freitag wieder anwesend war habe ich ihn auf die Notwendigkeit eines ärztlichen Attests hingewiesen. Er sagte er habe bereits ein Attest und würde es mir am Montag (heute) vorlegen
    :pfeif: .


    Tatsächlich legte er mir heute ein Attest für den Donnerstag vor, allerdings wurde es vom Arzt erst am Freitag ausgestellt ... Ist das zulässig?


    Wenn rückwirkende Krankschreibungen zulässig wären, hätte das ja u.U. Auswirkungen auf die berufliche Unfallversicherung, denn ein Angestellter hat krankgeschrieben nichts im Betrieb verloren. So ähnlich müsste das doch auch bei uns in der Schule sein?


    Mal abgesehen von der rechtlichen Lage - Wie kann ein Arzt bei einem quitschfidelen Schüler feststellen, dass er am Tag vorher nicht fähig war den Unterricht zu besuchen? (Laut Aussage des Schülers handelte es sich um eine schweeeeere Erkältung, von der aber am Tag zuvor sowie am Tag danach rein gar nichts mehr zu erkennen war. :gruebel: )


    Ich habe Probleme damit, dem Schüler (bzw. dessen Attest) Glauben zu schenken, und dennoch reicht's nicht um den Schüler zum Amtsarzt zu schicken.


    Wie wird an Eurer Schule in solchen Fällen verfahren?


    -- Drew

    Szenario: Robert hat sein neues Taschenmesser mit in die Schule gebracht.


    1973 - Der Biolehrer zückt sein eigenes und zusammen mit den anderen
    Schülern vergleichen sie die unterschiedlichen Funktionen


    2006 - Die Schule wird weiträumig abgesperrt. GSG9 und Elitetruppen
    der Polizei rücken an. Robert wird mit mehreren Betäubungsschüssen
    gelähmt und sofort in ein Hochsicherheitsgefängnis verfrachtet. Die
    Schulpsychologen kommen und betreuen die traumatisierten Mitschüler
    und Lehrer.
    _______________________________________
    Szenario: Robert und Markus raufen sich nach der Schule.


    1973 - Es bildet sich eine Gruppe und feuert die beiden an. Markus
    gewinnt. Die beiden geben sich die Hand und alles ist geklärt.


    2006 - Die Polizei kommt und nimmt beide fest und klagt sie wegen
    schwerer Körperverletzung an, beide werden der Schule verwiesen und
    landen ohne Ausbildung auf der Strasse.
    __________________________________________
    Szenario: Robert sitzt nicht still und stört laufend den Unterricht


    1973 - Robert muss nach der Stunde nachsitzen und kriegt beim
    nächsten Mal eine gehörige Tracht Prügel vom Lehrer. Ergebnis: Er
    sitzt ab sofort ruhig und stört den Unterricht nicht mehr.


    2006 - Robert kriegt Ritalin in rauen Mengen und mutiert zum Zombie.
    Die Schule bekommt Fördergelder vom Staat weil Robert ein Härtefall ist.
    _____________________________________________
    Szenario: Robert schießt eine Fensterscheibe ein und kriegt deshalb
    von seinem Vater eine Ohrfeige.


    1973 - Robert passt jetzt besser auf, wird erwachsen und führt ein
    normales Leben.


    2006 - Roberts Vater wird wegen Kindsmisshandlung eingesperrt. Robert
    wird der Mutter weggenommen und in ein Heim für Prügelkinder
    gesteckt. Roberts kleine Schwester wird vom Psychologen suggeriert,
    dass sie auch misshandelt und mißbraucht wurde. Der Vater kommt nie
    wieder aus dem Knast und die Mutter fängt ein Verhältnis mit dem
    Psychologen an.
    _____________________________________________
    Szenario: Robert hat Kopfweh und nimmt Tabletten mit in die Schule.


    1973 - Robert gibt dem Kunstlehrer auch eine, in der großen Pause, im
    Rauchereck.


    2006 - Die Drogenfahndung taucht auf. Robert wird wegen Drogenbesitz
    von der Schule verwiesen. Sein Schulranzen, sein Pult und sein Zimmer
    zuhause werden nach weiteren Drogen und Waffen durchsucht.
    ______________________________________________
    Szenario: Ahmed fällt wegen Deutsch in der 8. Klasse durch.


    1973: Ahmed nimmt Nachhilfeunterricht in den Sommerferien und schafft
    den Schulabschluss ein Jahr später ohne Probleme.


    2006: Ahmeds Fall landet vor der Gleichstellungskommission der
    Schule. Die liberale Presse findet das Verhalten der Schule
    unvertretbar. Deutsch ist nicht die Mutter aller Sprachen. Man denke
    mal daran, was im Namen der deutschen Sprache schon alles für Unheil
    angerichtet wurde. Die Schule lässt unter dem immensen Druck eine
    Nachprüfung mit Fragen für einen Erstklässler zu und Ahmed rückt
    nach. Den Abschluss schafft er nicht und landet am Ende als
    Drogenhändler auf der Straße, weil er immer noch kein Deutsch kann.
    ________________________________________________
    Szenario: Robert wirft einen Feuerwerkskörper von Silvester in einen
    Ameisenhaufen.


    1973 - Einige Ameisen sterben


    2006 - Tierschutzverein, Kripo, Anti-Terror Truppe und Jugendamt
    werden gerufen. Robert werden schwer gestörtes Sozialverhalten,
    pyromanische Anlagen und terroristische Grundtendenzen vorgeworfen.
    Die Eltern und Geschwister müssen sich einem Psychotest unterziehen.
    Sämtliche PCs im Haus werden auf Gewalt verherrlichendes Material
    untersucht. Roberts Vater wird unter Beobachtung gestellt und darf
    nie mehr in seinem Leben mit dem Flugzeug fliegen.
    __________________________________________________
    Szenario: Robert fällt beim Turnen hin und verletzt sich am Knie. Der


    Lehrer läuft sofort zu ihm, hilft ihn auf und trocknet seine Tränen.
    Dann geht er mit ihm ins Sekretariat, kümmert sich um ein Pflaster
    und bleibt noch kurz bei ihm sitzen.


    1973 - Nach kurzer Zeit geht es Robert wieder besser und er geht
    zurück in die Pause.


    2006 - Der junge Lehrer wird wegen sexueller Belästigung von
    Minderjährigen sofort aus dem Schuldienst entlassen und bekommt ein
    Strafverfahren in dem er zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt wird.

    Zitat

    inschra schrieb am 24.03.2007 11:32:
    ... "Tag und Nacht und auch im Sommer" ...


    na ... da muss man erst mal drauf kommen. Aber dieser Titel trifft auch den Inhalt. Vielen lieben Dank!


    -- Drew

    Ich hab' das Buch gerade eben ferig gelesen. Es ist ganz nett geschrieben. Stellenweise sind die Geschichten jedoch etwas "long-winded" mit etlichen Wiederholungen. Dazwischen finden sich einige Gedankensprünge, was es aber wieder spannend macht. Bezüglich des Inhalts stimme ich Wolkenstein absolut zu, denn in vielen der beschriebenen Situationen konnte ich mich wieder finden.
    Gibt es übrigens eine Deutsche Übersetzung von "Teacher Man" und wenn ja, unter welchem Titel? Ich denke, das Buch wäre sicher auch für Kollegen interessant, die im English sich etwas schwer tun.


    -- Drew

    Hi,


    spontan und passend zur Jahreszeit würde mir hier die Oberflächenberechnung von Weihnachtsplätzchen ("Ausstecher") einfallen, d.h. die Frage wie viele dreieckförmige, trapezförmige, etc. Plätzchen lassen sich aus dem ausgerollten Teig mit der Fläche x ausstechen. Denkbar wäre zur Lernzielkontrolle einen kleinen Wettbewerb durchzuführen. Preisträger bekommen dann die essbaren Demo-Exemplare .


    -- Drew


    P.S. ... Hmm, Volumen von Prismen usw. bekommt man da natürlich nicht unter. (Sag' mal, machst Du die ganzen Themen in einer einzigen Unterrichtsstunde 8o, oder wird das eine Sequenz?)

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