Schmerz, den man nicht selbst erlebt, kann man nicht "an sich heranlassen". Man kann betroffen tun, mehr nicht. Selbst, wenn man in Auschwitz steht, Bilder, Filme, Berichte sieht, ist das ein Betrachten aus der Distanz, bei der man zwar gelernte Betroffenheitsreaktionen zeigen kann, aber keine Reaktionen, die auf eigenem Erleben basieren. Man reagiert auf seine eigene Vorstellung, aber nicht auf reale Geschehnisse.
Einspruch. Man "tut nicht betroffen". Schmerz anderer kann auch mich schmerzen. Wer Kinder hat, weiß das ganz genau. Fernsehbilder machen mich oft so betroffen, dass ich weglaufen möchte.
Für mich ist das eher anders herum: Ich kann manche Dinge nicht so nah an mich heranlassen - ich würde daran zerbrechen.
Aber ja, man kann das Böse, das in einem selbst so vorhanden ist, nicht leugnen. Ich glaube auch, dass man zu viel mehr fähig ist, als man so gemütlich auf dem Sofa sitzend annimmt. Aber ich frage mich auch, was für Menschen diese Formate schauen. Es gibt allerdings viele Sendungen, die ich nicht eine Minute ertrage