Ich finde ungepflegte Männer (Dreitagebart, ungebügelte Hemden, Motorradkluft ... ) nicht nur irritierend. Mich stören sie, sehr sogar. Bei Frauen stört es mich auch, aber ungepflegte Frauen begegnen mir im Job nicht so oft. Aufreizende Kleidung finde ich für Lehrerinnen auch nicht geeignet, wobei es da wohl Geschmacksunterschiede gibt.
Was vermittelt man Schülern, wenn man zur Arbeit erscheint, als wäre man gerade aus dem Bett gefallen? Dass das voll authentisch ist? So läuft das in unserer Gesellschaft nicht, auch wenn das alberne Gerede vom "Authentisch sein" immer wiederholt wird. Besser man lernt früh, dass man sich im Job angemessen kleidet. Ein Job ist eine Rolle, wir können viele Rollen spielen, welche soll denn da die "echte" sein? Es ist auch eine Frage der Psychohygiene: Wenn ich eine Arbeitskleidung und ein Arbeitszimmer habe, fällt es mir viel leichter, mit Wohnzimmer in Freizeitkleidung auch wirklich auf Freizeit umzustellen.
Ich muss lächeln über die Befürchtung, spießig zu erscheinen. Je älter ich werde, desto entspannter gehe ich mit dieser Befürchtung um: Ja, für die Schüler bin ich steinalt und grottenspießig und habe von der Jugend von heute keine Ahnung. Die jungen Menschen brauchen wohl solche Projektionsflächen, das ging mir doch als junger Mensch nicht anders. Schön, wenn sie mich trotzdem ein bisschen mögen 
vielleicht_Lehrerin, mit Jeans und Blazer machst du bestimmt nichts falsch, und überhaupt sind es nicht die Klamotten, die spießig machen, es ist das, was drinsteckt.