Ich glaube, wir haben hier einfach keine Vorstellung davon, was sich unter der Burka wirklich verbirgt. Es sagt sich natürlich leicht, dass wir mit vermummten Leuten keine vernünftigen Gespräche führen können. Aber wie fern uns die Person unter dem Schleier wirklich ist, lässt sich nur erahnen. Vielleicht fürchtet sie wirklich eine Strafe, eine ganz reale, so wie das nun mal in manchen Ländern üblich ist, Frauen zu prügeln, die zu viel von sich zeigen, oder gar Höllenqualen nach Ende ihres irdischen Lebens.
Manchmal sind Verbote eben nicht die unfreundlichen Begrenzungen unseres Lebens. Manchmal sind sie eine Befreiung. Wenn Verschleierung verboten ist, dann muss die Frau sich zeigen. Vielleicht merkt sie, dass dann gar nichts weiter passiert und vielleicht setzt das einen Bewusstseinsprozess in Gang. Vielleicht aber lässt sie sich gar nicht mehr sehen und verschwindet wieder dahin, wo sie in einigen Ländern nur sein soll. Ins Haus. Da wird sie natürlich nicht weiter integriert.
Es kann nicht unser Job sein, die Frauen unter der Burka rauszuholen. Aber vielleicht ist für so eine Frau der Weg zur Schule ein erster Schritt aus der Enge ihres Daseins (wie auch immer sie es empfinden mag). Da kann vielleicht ein Wort, ein Satz, den wir so sagen, eine weitreichende Wirkung haben, auch wenn wir das nicht direkt bemerken.
Ganz ehrlich, ich würde mich auch fürchten, wenn da so eine vollverschleierte Person vor mir stünde. Und ich kann die Kinder auch gut verstehen, die sich fürchten. Aber vermutlich würde ich doch versuchen, irgendwie ein Gespräch zu führen und ich würde hoffen, dass die Frau mit dem Gedanken geht, dass es doch schön wäre, sich so frei bewegen zu können - und dass sie das sogar könnte, ohne der Himmel Feuer speit.
Vielleicht will ich damit sagen, dass es falsch ist, auf die vermummte Person sauer zu sein und ihr sagen zu wollen, dass sie doch woanders leben soll. Sie kann vermutlich nicht da leben, wo sie herkommt, weil ihr Leben dort bedroht oder unerträglich ist.
Bestimmte Dinge nicht zu tolerieren heißt ja nicht, völlig unsensibel zu sein.