Der Gedanke, dass die nachwachsende Generation automatisch mit mehr technischem Interesse heranwächst und dann auch einfache Geräte beherrscht, entpuppt sich nun als Trugschluss. Eltern sind teilweise sehr bemüht ihre Kinder vom Computer fernzuhalten. Auf der anderen Seite erwarten sie aber, dass dieser selbstverständlich zum Unterricht gehört. Ich bin im Moment einfach nur erschüttert und etwas ratlos. Aber wenn ihr das teilweise sogar in der Oberstufe so erlebt, bin ich sprachlos.
Ich sehe das nicht dramatisch. Es ist doch klar, dass das Verhältnis zwischen Computertechnik und Kindern ambivalent ist. Auf der einen Seite sollen die Kinder natürlich mit dem neuesten Stand der Technik aufwachsen. Auf der anderen Seite soll man sie genau davon abhalten, weil sie auf diesem Weg zu moppeligen, spielsüchtigen Handy-Junkies werden, die Dinge sehen, die ihnen nicht guttun, und die gemobbt werden und zu wenig Zeit für die anderen wichtigen Dinge des Lebens haben. Die Gefahr ist umso größer, je kleiner die Kinder sind. Die Eltern haben schon recht, auf ihre Kinder aufzupassen. Eigentlich ist das genau das, was wir wünschen. Und nun soll es auch wieder nicht richtig sein, weil sie eine Bedientaste nicht so schnell finden, wie wir uns das vorstellen?
Wir haben da noch keinen Königsweg gefunden! Wie Neleabels schreibt, sind die Handys ja überaus nützlich. Aber meine Schüler staunen sehr, wenn ich sie auffordere, sich einen Funktionsplotter aufs Handy zu laden. Wir haben keinen Beamer im Klassenraum. Ich bin einfach froh, wenn man sich rasch mal einen Funktionsgraphen auf dem Handy anschauen kann, um sich zu überzeugen, dass man richtig gerechnet hat. Ich finde es auch in Ordnung, wenn die Schüler das Tafelbild fotografieren; sie machen mir überzeugend klar, dass sie auf dem Handy noch eher mal draufschauen als in ihr Heft. Wir können natürlich nicht gleichzeitig erwarten, dass die Handys in der Schule aus sind und dass die Schüler lernen, sich zeitgemäß zu informieren.
Dass die Schüler mit dem PC nicht richtig umgehen können, liegt wohl tatsächlich daran, dass oftmals nur noch Tablets/Handys benutzt werden. Das ist keine Technikverdrossenheit, sondern der technische Fortschritt, der uns da ins Handwerk pfuscht. Nun muss man für viele "richtige" Anwendungen eben doch eine Menge lernen und wissen. WORD kann sicher jedes Kind auf einer ganz einfachen Ebene benutzen, so wie man eine Schreibmaschine benutzt. Sobald es etwas anspruchsvoller wird, sind andere Fähigkeiten gefragt, solche, die man eben nicht übt, wenn man spielt oder Spiegel online liest: Logisches Denken, Lesefähigkeit, Konzentration, Geduld ... Deshalb plädiere ich ja dafür, sich bei jüngeren Kinder darauf zu konzentrieren.
Das Verständnis für Datenschutz und wie das Internet überhaupt funktioniert, lernt man natürlich auch nicht, wenn man irgendwo herumdaddelt. Das gehört dann halt in den Unterricht und nicht in einer Erwartungshaltung, die die Schüler dann nur enttäuschen können.
Warum bist du erschüttert, Talida? Weil in einigen Haushalten keine Computermäuse mehr zu finden sind? Was ist daran schlimm? Vermutlich sterben Mäuse aus, bevor die Kinder Abitur gemacht haben. Warum bringst du ihnen nicht einfach das bei, was sie gerade brauchen, und machst dich nicht verrückt mit den Elternansprüchen? Erzähl doch den Eltern genau das, was du hier geschrieben hast: Dass man erst einmal lernen muss, ein Fenster zu schließen, und dass du deinen Zöglingen das beibringst und dass das so lange dauert, wie es dauert ...