Als ich schwanger war, gab es noch keinen NSA-Skandal, aber das Gefühl, überwacht zu werden, sehr wohl. Du meine Güte, welch ein Theater wurde da um mein Gewicht gemacht! Ich hatte das Gefühl, jetzt darf ich gar nichts mehr selbst entscheiden.
Mit den U's setzte sich das fort. Kind zu groß/zu klein? Fontanelle zu schnell zu/zu lange auf? Was? Kind wird noch gestillt mit 1,5 Jahren? Schläft nicht durch? Zu leicht? Zu groß? Zu schlau (Riesenproblem!)?
Das hat alles seinen Sinn, aber eben auch Nebenwirkungen. Und wenn Erzieherinnen medizinische Ratschläge geben, überschreiten sie ihre Kompetenzen. Ich habe das auch erlebt und es hat mich wirklich aufgeregt. Da wird man schnell für alles mögliche verantwortlich gemacht, und wenn man sich kümmert, ist man rasch überbehütend, irgendwie ist es nie recht, man braucht schon ein sehr dickes Fell.
Deshalb ärgere ich mich auch sehr über plattes Eltern-Bashing. Selbst unter Eltern gibt es Hauen und Stechen. Meine Güte, bin ich froh, dass ich auf keine Spielplätze mehr muss. Kam ich mal ins Gespräch, erfuhr ich spätestens nach 5 Minuten, dass alle Kinder (außer meinen) um 19 h im Bett liegen und dort durchschlafen. Haben sie von Geburt an gemacht, man muss es nur richtig anfangen. Ach so.
Diese Beratschlagung durchzieht übrigens alle unsere Lebensbereiche immer mehr (nennt sich auch "Service") - auch zum Altwerden stehen genügend Experten bereit, die einem sagen, wie man das macht.
Ich weiß, das ist keine Entschuldigung für nervige Eltern, die ständig auf der Matte stehen und einem erzählen, wie unglaublich talentiert ihr Kind ist. Aber man muss halt auch den Zeitgeist sehen, der so etwas hervorbringt.