Ich finde mich ja auch eher privilegiert. Aber die Realität sieht für Lehrer doch wohl sehr unterschiedlich aus, je nach Schulform, Fach, persönlicher Eignung usw. Es gibt halt eine Menge Zeit, die nicht im Stundenplan steht und die entsprechende unterschiedlich ausgefüllt werden kann und ausgefüllt wird. Das hängt nicht nur vom Engagement ab, auch vom Zeitmanagement zum Beispiel. Mir sind Leute grundsätzlich suspekt, die lang und breit darüber jammern, wie schrecklich viel sie zu tun haben. Oft verplempern sie mit diesem Gejammer furchtbar viel Zeit. Während die Leute, die wirklich viel zu tun haben, oft erstaunlich präsent sind, auch in aller Hektik noch ruhig bleiben und zuhören etc.
An das Zerrbild, was von Lehrern in der Öffentlichkeit herrscht, muss man sich wohl gewöhnen, mir persönlich ist es relativ egal, ich muss nicht über meinen Beruf lamentieren und fahre auch nicht im Sommer 6 Wochen nach Hawaii. Ich finde meinen Job manchmal sehr schön, lustig und abwechslungsreich, manchmal aber auch sehr anstrengend, und phasenweise voll stressig. Das ist im Grunde wie überall, bloß meinen bei Lehrern immer alle mitreden zu können.
Aber noch nicht einmal das kann ich wirklich übelnehmen, ich kenne ja auch die Sicht als Schülerin und als Mutter ... da sieht man die Dinge halt oft anders, und außerdem gibt es ja wirklich doofe Lehrer. Umgekehrt erfahre ich auch viel Wertschätzung. Was die Öffentlichkeit wohl nicht so wahrnimmt, sind profane Dinge wie der ewige Geld- und Zeitmangel, die schlechte Ausstattung, die Lärmbelastung, die Stimmbelastung, das fehlende Büro, all die Sachen, die man privat finanziert. Und vor allem, dass man ständig Spielball von Bildungspolitikern ist, die sich alles Mögliche Halbgare ausdenken, und mit dem Regierungswechsel ist dann wieder alles anders.