Beiträge von chilipaprika

    Falls ich es nicht schaffen sollte, besteht ja noch die Möglichkeit eines Zertifikatskurses für ein anderes Fach, wodurch ich meine Korrekturarbeit verringern könnte. Wie schätzt du diesen Plan ein?

    Du musst dir dessen bewusst sein, dass ein ZK der Schule zugute kommen soll, und nicht deinem Wohlbefinden. Natürlich hat eine gute SL beides im Blick, aber du wirst nicht in einen ZK geschickt, um weniger Korrekturen zu bekommen, sondern weil die Schule Bedarf am Fach hat.
    Es kann also gut gehen, aber es kann gut sein, dass man dich nie in Betracht zieht, weil du einfach deine Fächer unterrichten sollst. Höhere Chancen auf ein Fach hat man ja, wenn man es richtig studiert und von Anfang an zur Verfügung steht.

    Da ich unbedingt Kinder haben möchte, ist es sehr ermutigend zu hören, dass du KollegInnen mit D/E kennst, die Vollzeit und Kinder unter einen Hut bekommen haben. Das ist nämlich ebenfalls eine große Sorge, die mich begleitet.

    Auch da ist es eine Einstellungssache. ICH könnte es vermutlich nicht, aber ich frage mich eh, wie man es schafft, (überhaupt) Vollzeit mit Kindern zu arbeiten (auch wenn es für mich mein Ideal ist). Es geht also nicht, wenn man jeden Nachmittag 3-4 Stunden mit den Kindern verbringen will / muss (Betreuung so abgestimmt), den Haushalt macht und der Partner fein von allem raus ist.
    Die Last muss gut verteilt werden und/oder ausgelagert (blöd gerechnet: wenn ein Elternteil in fast allen Schulferien einen größeren Teil der Betreuung übernimmt, dann kann es in den Klausur-/Schulphasen nicht unbedingt der selbe Elternteil sein, der alles übernimmt (UND Vollzeit arbeitet).
    Hätte ich Kinder, hätte ich eine Kinderfrau, die auch einiges kocht (ich stehe nicht darauf und Kinder sollten nicht "notfalls ein Müsli" als Abendessen haben :-D).

    Das hängt auch sehr stark von deiner Wahrnehmung und deiner Belastungsgrenze ab.
    - Wartest du ein bisschen / lange, bis du anfängst zu korrigieren? Oder stehst du dann die nächsten Tage 1-2 Stunden früher auf und korrigierst (oder halt Abendschichten), ich bin (leider) eher der Typ, der prokrastiniert, dann wird es natürlich nicht besser.. :D
    - Hast du ein gutes "Unterstützungssystem"? Ja, ich kenne Menschen mit der Fächerkombi, die Vollzeit arbeiten / bis zum Schluss gearbeitet haben (und auch mit Kind(ern)). Man muss aber nicht Super(wo)man sein: Was ist die Rolle des Partners/der Partnerin? Hat man eine Haushaltshilfe? Kann die Wäsche liegen bleiben? Versteht die Familie/der Freundeskreis, dass man NICHT alle Vorweihnachtsmarktsbesuche mitnehmen wird? (und ggf. nur 1-2)?

    Ich HASSE es zu korrigieren, und habe auch nicht D/E (trotzdem (fast) nur Korrekturen), ja, unsere Jahresarbeitszeit ballt sich sehr in einigen Wellen und mit guter Vorbereitung (schulfreie Zeitn) kann man auch gute Phasen gehabt. Man muss nicht zu JEDER Einheit aktuellere Bildchen finden.
    Ja, die ersten Jahre sind echt anstrengend.

    Aber ehrlich: was willst du denn jetzt machen? Ein weiteres korrekturintensives Fach nehmen?
    Hast du B-Pläne?

    Das heißt, die SL, die mir das erzählt haben (2, wenn ich selbst Teilzeit angemeldet hätte / habe, eine andere einfach so zufällig, aber in einem ähnlichen Kontext ("Wenn X reduziert, belastet es uns alle"), haben entweder keine Ahnung oder versuchen, auf die Tränendrüse zu drücken?

    Und wie schnell wird sowas "ausgeglichen"? Immerhin unterschreibt die SL, dass nichts gegen meinen Antrag auf TZ steht (was aber faktisch nicht vollständig korrekt ist, denn jede LK wird gebraucht, aber wenn es doch einen rechnerischen Ausgleich gibt, sorge ich entweder dafür, dass die Schule nicht zu sehr in Überhang geht (keine Abordnung), oder dafür, dass eine neue Stelle zugewiesen wird?

    Ich antworte rein formal:
    Nein, es geht nicht.
    Eine Angabe deines Bundeslandes wäre (wie so oft ...) hilfreich, weil es eben davon abhängt.
    Du könntest 1 (oder 2) Erweiterungsfächer studieren und eben mit dem Erweiterungsfach und eins deiner Stammfächer ins Referendariat gehen (außer in einigen südlichen Bundesländern, dort läuft es anders).

    Hattest du dieses Gefühl auch in Praktika?
    Sonst ein Hinweis: Es gibt "brennen" und "brennen". Unterrichten ist ein Job. Du solltest nicht deine Fächer hassen, du solltest Kinder nicht grundsätzlich doof finden, aber ansonsten ist es ein Handwerk. Gute Stunden basteln und halten kann man, auch wenn es nicht DAS Liebslingsthema ist.
    Ich verstehe durchaus dein aktuelles Dilemma, kann dir aber sagen, dass die Vorliebe für ein Fach sich durchaus wandeln kann. Ich konnte mein zweites Fach im Studium wenig leiden, habe es aber sehr gerne unterrichtet. Bis zum geht nicht mehr, ich kann es nicht mal mehr eingerahmt sehen. Einige Themen meines Drittfachs fand ich im Studium doof, ich habe mich aber in der Vorbereitung für den Unterricht im Ref da so reingeackert wie noch nie und dadurch einen ganz tollen Zugang für mich und die SuS gefunden. Auch WEIL ich erstmal keinen Zugang fand, konnte ich kreativ andere Wege gehen, um SuS ein bisschen mehr zu "begeistern" (wir wollen nicht übertreiben, es bleibt auch trockenes Thema in der Schule).
    Bei meinem Erstfach, im Studium geliebt, in der Schule ein bisschen Hassliebe, hängt es sehr von den Stufen ab.

    Aber die Idee, nur wenn man selbst suuuuper begeistert ist, kann man die SuS begeistern, da sehe ich es nicht so. Ich wäre (zur Zeit ... wer weiß :-D) eine katastrophale Chemiekollegin, weil ich wenig davon verstehe und auch keinen "Weltbezug" sehe. Aber für einige Themen, die ich mir selbst "laienhaft erarbeite" könnte ich mir durchaus die eine oder andere didaktische Reduktion vorstellen.

    Nur Mut! Guck, was du gerne hättest (ich bin ein Fan von Erweiterungen, wenn (und weil) sie den Alltag schöner machen. Aber nicht, weil man flüchtet!

    Tja, dann muss man dem Gegenüber die kognitive Fähigkeit zutrauen, den Unterschied zwischen einem 1-2-stündigen Termin und einem 6-8 schulstündigen Unterrichtstag mit viel Stehen, viel Laufen, machen zu können.
    Ja, ich weiß, viele KuK können es nicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

    kodi: wir sind im selben Bundesland.

    Dies wurde mir von 3 verschiedenen SL anders erklärt:

    - Ersatz /Vertretung nur für Elternzeiten/Langzeitkrankheit (befristet)

    - anderweitige Reduzierung von KuK muss vom Kollegium aufgefangen werden.

    In einem gut funktionierenden System (refelmäßige Einstellungen, keine Mangelfächer) würde das von dir erklärte System kein Problem sein aber wie funktioniert es bei den Einstellungsstaus und dann auf einmal gehen 5-10 Frauen in Teilzeit und dann alle wieder hoch?

    Das erscheint mir geradezu utopisch, dass es einfach so funktionieren würde.

    Die Tätigkeit als Lehrer hat auch wenig mit der Tätigkeit als Nachhilfelehrer, in "Corona-Aufholkursen" oder im Ganztag, trotzdem ist es durchaus interessant zu sehen, dass es Studierenden gibt, die einiges an pädagogischer Erfahrung mitnehmen (bzw. schon vorm Studium solche Tätigkeiten hatten, die sie eben auf den Berufswunsch brachten) und solche, die wirklich GAR NICHTS an pädagogischen Tätigkeiten im Lebenslauf haben.
    Aber ja: ganz normal: auch unter Lehramtsstudierenden gibt es die ganze Bandbreite an Menschen, an Interessen und an Fähigkeiten.

    Ich spreche für die Bundesländer, die ich kenne (und es sind unter anderem die "freiesten" bei der Bewerber*innenauswahl):
    Es gehört nicht zu den harten Fakten, die in einer Ausschreibung stehen dürfen, vermutlich nicht mal als weiches Kriterium, das wäre viel zu offensichtlich, dass es nicht real für die Schule von Interesse ist, sondern auf dich zugeschnitten ist.

    Beim Trainerschein ist es ein Fakt: bei den Schwerpunktschulen gibt es einen realen Bedarf an TRAINER*innen zusätzlich / gleichzeitig zu den Lehrkräften.
    Da gilt der Trainerschein des DOSB bzw. jeweiligen Bundesverbands und nicht etwas aus den USA, wenn es um harte Kriterien geht. (Hartes Kriterium: wenn du es nicht erfüllst, darfst du dich nicht mal bewerben). Studium in den USA ist also "war im Ausland" genauso wie "AuPair" und zählt zu keinem Kriterium, spielt höchstens bei Einzelpersonen in der Auswahlkommissionen unterbewusst / bewusst eine Rolle.

    Manchmal hätte gerne eine Schule den Skischein, es wäre ziemlich praktisch für die Begleitung der Fahrten, manchmal kann eine Schule dies zu einem harten Kriterium machen. (und man kann den Skischein oft während des STudiums bzw. während des Referendariats, genauso wie Trampolin oder Kletterschein.). Es hat versicherungsrechtliche Gründe: du kannst nicht "einfach so" Trampolin springen, du brauchst (brauchtest?) einen entsprechenden Schein, beim Ski ähnlich, Rudern/Kanu gehörte in meinem Ref auch dazu. Natürlich macht man das aber nur, wenn man Interesse an der Sportart hat, es bringt ja nichts, wenn man dann jedes Jahr auf Skifahrt fahren "muss", keine Lust hat, oder bei allen Wandertagen mit Kanu rausmuss und das hasst.

    Ich bin tatsächlich immer wieder irritiert, wenn ich Sportstudis treffe, die nicht unbedingt in einem Verein engagiert sind oder keinen Trainerschein haben, ich hätte (vorher) gedacht, dass ganz viele Sportlehrer*innen eben aus dem Vereinssport kommen und dort schon Trainertätigkeiten übernehmen und den Schein also "mitnehmen".
    Bei jemandem, der nicht "nur" "Sportlehrkraft" sein möchte, sondern auch eine Trainer*inrolle übernehmen möchte, würde ich erwarten, dass er/sie so früh wie möglich genau den Weg einschlägt. Es geht am Ende nicht darum, jemanden zu haben, der selbst so gut war, dass er/sie ein Sportstipendium hatte, sondern jemanden zu haben, der meine SuS zu Sportstipendien verhelfen könnte. Das erste ist also hilfreich, das zweite ist notwendig.

    Gegenfrage: Warum sollte es mehr Punkte geben?
    Das mit dem Trainerschein war nicht ein "netter Hinweis, was gefallen könnte", sondern es GIBT Stellen, wo ein Trainerschein (B oder A? weiß nicht mehr) ausreicht, um eine Planstelle zu besetzen. Natürlich am Liebsten jemanden, der ein 2. Staatsexamen hat, aber im Zweifel ohne. Es sind aber natürlich nur wenige Stellen im ganzen Land.
    Und bei vielen Schulen ist es - je nach Sportart - durchaus ein "Plus", den man ausschreiben kann ("Erfahrung im Rudersport"). Nirgendwo wird sowas stehen wie "hatte ein Sportstipendium in den USA". Auch wenn es sicher eine ganz tolle Erfahrung ist und ich bin die Letzte, die dir das ausreden würde! Es ist aber ein nettes Ding auf der selben Ebene wie ein AuPair-Jahr oder so. Über eine Anerkennung des Abschlusses in Deutschland solltest du dir auch keine zu großen Hoffnungen machen, aber: wenn du die Möglichkeit hast: Go!! das eine oder zwei verlorene Jahre sind dann egal!

    Für einen Trainerschein solltest du nicht abwarten, ob du an der Uni was kannst, sondern kannst es jetzt schon angehen. Trainer C ist kein Ding der Unmöglichkeit und dein Verein unterstützt dich dabei (der Sportbund der meisten Kreise übernimmt sogar die Kosten für unter 20jährige). Und es gibt dir eine gute Qualifikation, mit der du schon vor und während des Studiums gutes Geld verdienen kannst.

    Der Weg zu den Sportschulen und in die Betreuung von Leistungssportler*innen wird nicht einfach, ein Trainerschein (eher B und A, als C) in einer entsprechenden Sportart ist aber ein sehr sehr wertvoller Joker. Wenn du allerdings so eine Stelle bekommen solltest, unterrichtest du kaum noch dein zweites Fach, wenn du eh viel Betreuung hast. Dazwischen gibt es aber auch eine große Bandbreite an Möglichkeiten.
    Tipp: mach auf jeden Fall den Trainerschein in deiner Sportart. Mindestens C, aber dann hoffentlich auch B. Der C-Schein ist ein Plus, den habe ich aber nie in einer Stellenausschreibung gesehen (spielt aber bei entsprechender Sportart durchaus eine Rolle bei Besetzungen und Versetzungen), den B- oder A-Schein habe ich aber schon bei Schulen mit Kaderschwerpunkt gesehen (und hatte deswegen mit einem dortigen Kollegen eine Unterhaltung darüber, wer diese KuK sind.)

    Ein Abschluss in Germanistik ist doch auch kein Garant für ein Deutsch auf dem Niveau eines muttersprachlichen Germanisten. An der Uni lernt man doch kaum die Sprache selbst, man verwendet sie doch „nur“. In Englisch waren bei uns damals viele Veranstaltungen auf Deutsch…

    Auf jeden Fall. Aber als Germanistin habe ich eben nicht gelernt, Deutsch (als Fremdsprache) beizubringen (Das habe ich im DaZ-/DaF-Studium), sondern kann mit der deutschsprachigen Literatur umgehen, auch mit älteren Sprachstufen, usw. und diese eben didaktisch aufbereiten. Dass ich nicht perfekt spreche.. ist halt so. Ich habe mich nach Jahren des "ich peitsche mich selbst aus - Understatements" gelöst und irgendwann beschlossen, dass in einer Welt, wo fast Alle mit Abitur sich für zweisprachig in Englisch und konversations- und arbeitsfähig in Französisch halten, darf ich ruhig im Lebenslauf "nahezu muttersprachliche Kompetenz" schreiben. Wenn man selbst was von C1 schwafelt, glauben die Menschen dann, dass ich gerade die 10. Klasse abgeschlossen habe.

    Neben der sehr vielen Gründe, warum es SEHR SEHR gut ist, dass ich nicht an der Grundschule gelandet bin, spielt aber tatsächlich die sprachliche Korrektheit eine Rolle.
    Allerdings auch eine Lanze für "Wer es gelernt hat...": Ich habe durchaus die Tendenz, im Deutschunterricht oder im deutschsprachigen Fachunterricht, auch mit den Schüler*innen "Wortschatzarbeit" zu machen, damit sie nicht ständig "der Autor sagt / der Autor will" schreiben. Eigentlich das, was im Fremdsprachenunterricht gemacht wird, aber viele (meiner?) Schüler*innen haben den deutschsprachigen Wortschatz auch nicht aktiv im Kopf. Da hilft mir durchaus mein anderer Zugang (oder einfach: das Nachdenken darüber, dass Bildungssprache erlernt werden muss).
    Ein bisschen wie die These, dass die Schwere des Mathestudiums den Mathelehrer*innen oft zum ersten Mal "fail"-Erfahrungen schenkt, die im späteren Mittelstufenunterricht nützlich sein können.

    Super anekdotische Evidenz:
    weit mehr als Hälfte der männlichen Grundschulleute in meiner Sprechstunde sind naive Träumer, die glauben, dass die Welt ihnen aufgrund ihres Penisses offen steht. Das erklären sie nicht nur im Beratungsgespräch "Ich studiere Grundschullehramt, man braucht Männer, da ist es nicht so schlimm, wenn meine Abschlussnote nicht so gut ist", sondern auch in ihren Bewerbungsunterlagen "Nehmen Sie mich, ich bin ein Mann und jede*r weiß, dass dies eine Bereicherung für Grundschulen ist" (interessanterweise weiß ich nicht, ob es tatsächlich in den Ländern auch der Fall ist). Erfahrung im Studium haben sie oft nicht, weil "das FSJ reicht".

    Komischerweise hat mir noch nie eine weibliche Kandidatin mit dem Fach Physik oder Informatik Ähnliches erzählt...

    (Aber ich habe auch immer wieder männliche Goldstücke, die nach dem FSJ durchgehend im Ganztag arbeiten, sich engagieren und tolle Noten haben...)

    Mal anders herum gedacht: wenn ich als Englischlehrer in ein englischsprachiges Land auswanderte, würde man mich dort als Englischlehrer einstellen? Ich selbst könnte mir das nicht vorstellen, da ich zwar sicherlich gut Englisch kann, aber vom Muttersprachler meilenweit entfernt bin. Für Englisch als Zweitsprache wäre ich sicherlich eine gute Besetzung.

    Weil das (ESL) auch deine Qualifikation ist. Für muttersprachlichen Englischunterricht bist du nicht ausgebildet (könntest aber durchaus den Transfert schaffen, wenn du das anstreben würdest). Es ist immer eine persönliche Einstellungs- und Anspruchssache, aber ich finde es traurig, dass du dich als Gym-Englischlehrer*in als "meilenweit" vom Muttersprachlerniveau entfernt einschätzst.
    Hier als Deutschlehrer*in arbeiten kann man aber (in der Regel) nicht mit einem ausländischen DaF-Abschluss, sondern mit einem inländischen Germanistik-Abschluss. Und es ist gut so.

    Ich befürchte: ja, auf eine gewisse Art und Weise IST es primitiv.
    Das Video hatte ich nicht für Migrationshintergrund, sondern für "Vorbild".

    Meine ersten Auseinandersetzungen mit dem Thema "Vorbild bei struktureller Minderheit" waren bei gehörlosen Kindern. Gehörlose Kinder haben/hatten ganz oft gar keine Vorbilder. Sie kennen nur andere gehörlose Kinder und viel zu selten gehörlose Eltern. (Zum Glück ändert sich die Situation in den Schulen seit 1-2 Jahrzehnten). So dass viele Kinder glauben können, dass sie entweder später auch hören, oder gar nicht so alt werden.
    Ich finde solche Gespräche / Dokumentationen schrecklich.

    Aber ja, es spielt eine Rolle, was ich sehe. Und ja, auch wenn es in Beverly Hills aufgewachsene Schwarze sind, es ist wichtig, dass sie sichtbar sind, denn auch sie werden Diskriminierung erlitten haben, wenn auch nicht so stark in Harlem oder in den Südstaaten (Racial Profiling und co..).

    Es ist für Kinder im Rollstuhl wichtig zu sehen, dass sie später als Erwachsene nicht nur in einer Behindertenwerkstatt arbeiten können, sondern auch auf einem Amt, als Lehrkraft, als Forscher*in, usw..
    Auch wenn es vielleicht erstmals nur möglich wurde, weil der Papa vom behinderten Kind Jurist war und alles durchgeklagt hat.

    Und nach und nach kommen eben auch die Arbeiterkinder der Migrantenschichten an die Unis, weisen dort den Weg und sorgen dadurch auch für mehr Diversity.
    Ich finde es gut, dass die sichtbaren Migrant*innen nicht nur die Putzkraft nach Feierabend oder die Lehrkräfte für muttersprachlichen Herkunftsunterricht oder extern angestellte Lehrkräfte für Religion. Es ist gut, dass es Lehrkräfte mit Examen gibt, die Islamische Religion unterrichten und zeigen, dass sie nicht "am Rand" bleiben müssen.

    Wenn wir schon bei Lektüreempfehlungen sind: neben Karim Fereidoonis Studien, die zweifelsohne vorreitend sind, empfehle ich den soziologischen Blick von Aladin El-Mafaalani und unter anderem sein (letztes?) Buch "Wozu Rassismus?" und den "Integrationsparadox". Es eröffnet Augen, ganz ohne Vorwürfe.

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    dann sind wir uns einig, dass es ein gar nicht niedriges Alter ist, damit - aufgrund (!) der Kindererziehung - eine Vollzeitstelle für eine*n reserviert wird?'
    Eine (mittlerweile pensionierte) Kollegin war noch in Teilzeit als beide Kinder mit dem Medizinstudium oder gar Promotion fertig waren. Jüngstes Kind war 27, als wir sprachen.
    Ich kann es verstehen. Teilzeit ist auch schön und die "freie Zeit" genießen, die man hat, wenn die Kinder eben nicht mehr jede Minute beanspruchen, sicher schön. Aber dass der Staat dafür den Platz warm hält und das Kollegium es auffangen muss (so ist es, wenn man keinen offiziellen Grund mehr), ist so eine Sache, über die man sprechen könnte.

    Die Jobsuche ist stark bundeslandabhängig. Wenn du in Bayern bist, spielt ausschließlich die Note eine Rolle (Ausnahmen bleiben Ausnahmen in der Stellenbesetzung). Wenn du in NRW oder NDS bist, spielt deine Note eine Rolle, um eingeladen zu werden, im Vorstellungsgespräch spielen deine Kompetenzen UND die Sympathie (Habitus, Wellenlänge, usw..) auch eine Rolle.
    Es müsste mittlerweile in jedem Bundesland sowas wie das Netzwerk der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte (NRW) geben (in NDS heißt es "mit Migrationsgeschichte", zb). Da kannst du in der Regel auch als Student*in beitreten, es gibt oft an Hochschulen kleine Gruppen, das empfehle ich dir. Es mag zu Beginn schräg klingeln ("ich bin doch mehr als meine Zuwanderungsgeschichte!"), tut aber sehr gut, auf soviele andere Ichs zu treffen.
    Und tatsächlich ist die Entscheidung für das Fach Deutsch eine überproportionale Entscheidung.

    Ich hatte persönlich sehr wohl mit Diskriminierung zu tun (unter anderem mit "die Eltern würden hier auflaufen" begründen), ich spreche aber 1) von Zeiten vor 10-20 Jahren (ich hoffe, es ist jetzt besser), 2) ich habe mehr als eine "Zuwanderungs*Geschichte*" und falle bei Stresssituationen leider schnell sprachlich auf. Das tun die Allermeisten der 2./3. Generation nunmal nicht mehr :)

    Also: ja, es gibt Leute mit Vorurteilen. Aber zum Glück immer weniger.

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