Ich sehe jetzt das folgende Problem: Der Referendar wird sein Examen bestehen und bekommt dann eigene Klassen, muss alle Klausuren selbstständig korrigieren, auch Abiklausuren (alternativ ZAP-Arbeiten)
- Der Zweitkorrektor wird sich wundern, warum der dann fertige Kollege so viele Fehler nicht anstreicht. Ich als Zweitkorrektur würde mir meinen Teil denken. Ggf. kommt es dann zu mehr oder weniger deutlichen Notenabweichungen zwischen Erst- und Zweitkorrektor. Im "Idealfall" wird die Note nur gemittelt, wenn es schlecht läuft, muss das ganzen zum Drittkorrektor. Oder aber der Schüler muss aufgrund der Zweitkorrektur in die mdl. Abweichungsprüfung im Abi.
Richtig "gut" (Achtung Ironie!) kommte es, wenn die Klausur auch noch fremdkorrigiert wird (andere Schule).
- Wenn der Kollege nun auf einen Schüler trifft, dessen Eltern Anwälte oder sonstewas sind und gegen eine Note Widerspruch einlegen (kommt ja immer wieder vor) und die Klausur vorlegt (nach dem Motto: "Kollege xy hat fachliche Mängel, da ...", dann bekommt der Kollege Stress. Auch Schüler(eltern) anderer Klassen können sich schnell ungerecht behandelt fühlen. Oder eben dieser Vater macht sich massive Sorgen um die Bildung seines Sohnes / seiner Tochter. Dann steht er schnell bei der Schulleitung oder noch schlimmer bei einer übergeordneten Behörde.
- Wir regen uns schon auf, wenn unsere Schüler andauernd Rechtschreibfehler machen. Wenn nun Schüler, die in der 5. und 6. Klasse bei deinem noch Referendaren Unterricht haben, in die 7. Klasse kommen und auf einen Lehrer treffen, der alles (korrekt) anstreicht, dann wird sich dieser Kollege doch wundern: "Warum haben sie es nicht gelernt?
- Wer schreibt ihm im Rahmen der Probezeitbeurteilungen oder möglicher späterer Beurteilungen im Rahmen einer Beförderung die Entwürfe um? Da kommt sowas gar nicht gut.
- Was passiert, wenn die QA (Qualitätsanalyse) kommt und in seinem Unterricht zig Rechtschreibfehler entdeckt? Fällt es da nicht auf die Schule zurück?
- Nehmen ihn die Schüler tatsächlich ernst? Wir gehen davon aus, dass er nach seinem Ref nicht an einer "Bullerbü-Schule" kommt (wo die Schüler verständnisvoll sind), sondern an eine Schule, an der Schule, wo es mehr zur Sache geht, wo Lehrer wegen irgendwelcher Kleinigkeiten schon nicht ernst genommen werden. Oder er kommt an eine Schule, an der die Eltern "Helikoptereltern" sind und schon bei einem "normalen" Lehrer das Haar in der Suppe suchen.
- Wie kommt es an, wenn der Referendar nun bei seinen Bewerbungen auf eine Planstelle zig Rechtschreibfehler macht? Gerade mit Deutschlehrern kann man mitunter die Straße pflastern. Was passiert? Die Bewerbung wird direkt aussortiert und dein Referendar hat trotz Top-Examen null Chance eine Stelle zu bekommen (es sei denn, er findet jemanden, der ihm seine Bewerbung korrigiert).
Ich würde ihm deutlich sagen, dass er dringend an seiner Rechtschreibung / seiner Grammatik arbeiten soll (zur Not mit Duden & Co). Ins Gutachten würde ich es auch auf jeden Fall reinschreiben. Solange deine Kritik berechtigt ist (sicherheitshalber die falschen Unterrichtsentwürfe etc. aufheben), dann sollte man dir nichts können.