Oh Mann, da kommen bei mir sofort so viele Erinnerungen und Gedanken hoch...
Und nein: solche Zustände muss man leider nicht erfinden oder konstruieren. Ganz so extrem war es am meiner vorherigen Schule zwar nicht, aber schon sehr dicht dran und das obwohl Schulleitung und Kollegium echt versucht haben zu retten, was zu retten ist. Wobei ich mich, wenn ich das hier aus Elternsicht lese, schon frage, was davon für die Eltern sichtbar war und was nicht.
Gerade wenn es viele verhaltensauffällige Schüler gibt, kann ich mit Eltern anderer Schüler ja nicht darüber reden, was da gerade läuft (Jugendamt schon eingschaltet, Kind ist in Therapie, zu Hause ist gerade Krise, welche Ordnungsmaßnahmen sind schon gelaufen...).
Ich fürchte auch da werden Eltern gedacht haben, dass wir zu wenig oder alles falsch machen.
Das Kollegium an solchen Schulen arbeitet immer am Rand der Erschöpfung (und oft auch darüber hinaus), da fehlt dann irgendwann einfach die Kraft für grundlegende Änderungen. Auch wenn die nötig wären. Denn Fakt ist ja auch: es gibt Schulen die trotz ähnlicher Schülerschaft besser zurechtkommen als andere.
Es entsteht aber leicht ein Teufelkreis: der Alltag ist so anstrengend, dass irgendwann die Kraft fehlt etwas zu ändern, dadurch wird es immer noch schlimmer und die Erschöpfung und auch Resignation wächst weiter usw. .... Diese Schulen bräuchten dringend Unterstützung von außen.
Von Schulen wird immer erwartet, dass sie sich bitte schön selbst an den Haaren aus dem Dreck ziehen. Was aber, wenn man nicht mehr die Kraft dazu hat? Oder einem einfach nichts mehr einfällt? Und vieles an äußeren Bedingungen hängt, die man nicht geändert bekommt?
Wenn aber das eigene Kind Verletzungen davonträgt (physische wie dauerhaft auch psychische) und jedes Unterstützungsangebot durch Eltern an die Schule abgelehnt wird, frage ich mich, warum sich manche Schulen so abschotten.
Welche Unterstützungsangebote waren das denn konkret?
Ich kann mit meinem Kind gehen, frage mich aber, wie es dort weitergeht und wie es an vielen Schulen weitergehen wird.
So bitter es ist: Sieh zu, dass du dein Kind da raus nimmst! Mir geht es heute noch so, dass ich mich für jedes Kind freue, dass zu mir an die Schule kommt, obwohl es eigentlich im Einzugsgebiet meiner alten Schule wohnt... Und ich sehe ja jetzt auch den Unterschied, den es macht.
Ich habe an meiner alten Schule immer auch die Kinder gesehen, die gerne in Ruhe lernen wollten und den ganzen Tag dieses Chaos ertragen mussten. Ich hätte denen das so gewünscht
Ich möchte nur sagen, dass es für die Kinder ebenfalls kein gesunder Zustand ist.
Natürlich nicht! Aber geh mal davon aus, dass das die meisten Lehrer durchaus sehen und da genauso drunter leiden. Mir ging das jedenfalls so: ich hätte so gerne gewusst, wie ich den störenden Kindern hätte helfen können (die letztlich auch alles "arme Würstchen" waren, die z.T. unter Bedingungen aufwuchsen, die man keinem Kind wünscht) und gleichzeitig hat es mich oft wütend gemacht, wenn ich gesehen habe, wie sehr auch die anderen Kinder darunter litten.
Ich bin letztlich gegangen, weil ich das nicht mehr ausgehalten habe, hatte aber auch dieses Gefühl, die Kinder da im Stich gelassen zu haben, bzw. frage mich generell an wievielen Schulen es wohl ähnlich (oder schlimmer) läuft und wie das perspektivisch weiter gehen soll.