Beiträge von Plattenspieler

    Wir hatten es doch letztens von diesem Kind, das in der 2. Klasse in Mathematik der volle Überflieger ist. [...]

    Es hieß, das Kind könne das Einmaleins. Nähere Informationen kamen da, so ich mich richtig erinnere, nicht mehr. Dazu, "in Mathematik der volle Überflieger" zu sein, gehört noch ein bisschen mehr.

    Und jetzt stell dir mal vor, ein solches Kind ist in Deutsch eher nicht so gut. Dann wird es - je nach Bundesland, Eltern etc. - eher nicht das Gymnasium besuchen. Ist es dann nicht sinnvoll, an einer Gesamtschule in unterschiedlichen Fächern auf unterschiedlichem Niveau lernen zu können?

    Was ich an Gesamtschulen schade finde, ist, dass es dort eher selten Unterricht in Latein (und Griechisch) gibt.

    An den meisten Universitäten studiert man zwei Förderschwerpunkte, es kann also sein, dass du auch im anderen Förderschwerpunkt eingesetzt wirst.

    Oder in einem ganz anderen Förderschwerpunkt. Oder inklusiv mit theoretisch allen Förderschwerpunkten.

    von erste Klasse bis junge Erwachsene kann alles dabei sein

    In manchen Bundesländern auch inklusive Frühförderung, was im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung bedeuten kann ab Geburt.

    Was sind Unterschiede (im Berufsalltag, Unterricht, ...) zwischen Schulen für Kinder mit Ggistiger Behinderung und Schulen für Kinder mit Lernbehinderung? Ich hätte spontan im Kopf, dass der IQ den Unterschied für die Etikette macht, aber ehrlicherweise habe ich gar keine Ahnung, wie sehr es einen Unterschied auf die kognitive Fähigkeit, Lernprozesse und so macht.

    Kann man nicht pauschal beantworten, aber tendenziell:

    In der G-Schule steht die Lebenspraxis (Selbstversorgung, Kommunikation, Mobilität usw.) im Vordergrund. Kulturtechniken werden den Schülern angeboten, die sich darauf einlassen und evtl. davon profitieren können. Für manche Schüler wird "Lesen" z. B. auch als Bilder-, Piktogramme- oder Situationen-Lesen verstanden. Unterstützte Kommunikation wird für nichtsprechende Schüler angeboten. In der Regel gibt es wegen der großen Heterogenität keine Schulbücher für den G-Bereich. Fremdsprachenunterricht gibt es höchstens sehr spielerisch als AG o. ä. Es gibt keine Klausuren und keine Noten. Die Klassen sind sehr klein und es gibt eine intensive Betreuung (im Personal oft auch Erzieher, Therapeuten, Betreuungs- und Pflegekräfte, Teilnehmer im FSJ/BFD (früher Zivis) etc.). Die meisten Schüler werden dauerhaft auf Betreuung und Hilfe angewiesen sein und nicht eigenständig leben und arbeiten können. Die Berufsvorbereitung besteht hauptsächlich in sehr praktischen Tätigkeiten.

    In der L-Schule stehen mehr die Kulturtechniken im Vordergrund. Die Schüler kommen an die L-Schule, weil sie große Probleme im Lesen, Schreiben und Rechnen haben, weshalb das intensiv gefördert wird (natürlich mit Anwendungs- und Lebenspraxisbezug). Das Ziel ist eine Berufstätigkeit im ersten Arbeitsmarkt. In manchen Fällen kann auch eine Rückschulung an die allgemeine Schule erfolgen. Manche Förderschulen Lernen bieten für fitte Schüler die Hauptschulabschlussprüfung an oder bereiten auf ein externes Ablegen dieser Prüfung vor. Die Klassen sind größer als an der G-Schule, überwiegend ist man als Lehrer allein im Unterricht. Der Fächerkanon orientiert sich an der Regelschule, teilweise mit anderen Gewichtungen (weniger Stunden Fremdsprachenunterricht z. B.).

    Wie gesagt: Tendenzen, je nach Bundesland, je nach Schule und Schüler unterschiedlich und es gibt natürlich auch viele Schüler im Grenzbereich.

    Es ist sehr wohl auch eine Frage der Normierung. Wenn der Test nur an Hochbegabten normiert wird, verzerrt sich das Ergebnis entsprechend

    Ich bezog mich auf den von mir zitierten Satz, dass zwei Standardabweichungen nach oben bei einem Wert von 130 liegt. Das ist eine Frage der Skalierung.

    Dass eine Normierung an einem möglichst repräsentativen und umfangreichen Querschnitt der Gesamtpopulation erfolgen muss, versteht sich von selbst, sonst ist das Verfahren - zumindest als Intelligenzdiagnostik - unbrauchbar.

    Warum zählt das Gutachten eines Pädaudiologen nicht? Warum muss eine FöS Hören selbst Tests durchführen?

    Führen andere Schulen auch eigene Tests durch, wenn es z.B. um die Diagnose von Erkrankungen geht?

    Die Frage ist, worum es im Einzelnen geht.

    Wenn es darum geht, ob ein sonderpädagogischer Förderbedarf vorliegt, dann muss natürlich eine sonderpädagogische Diagnostik durchgeführt werden. Dabei werden medizinische Gutachten und Diagnosen selbstverständlich berücksichtigt, aber die Frage, ob ein Sonderpädagogischer Förderbedarf besteht, ist eine pädagogische, keine medizinische.

    Wenn es um einen Nachteilsausgleich geht, müsste man tatsächlich in die Vorschriften der einzelnen Bundesländer schauen, aber auch hier würde ich die Meinung vertreten, dass das eigentlich eine pädagogische Frage ist.

    Kann man taub sein UND ADHS haben?

    Warum kann ein Kind mit ADHS nicht auch AVWS haben?

    Wer legt das fest?

    Warum ist das so festgelegt?

    Weil das Ausschlussdiagnosen sind.

    Dafür gibt es ja keine biologischen Marker, anhand derer man klar feststellen könnte, dass diese oder jene Auffälligkeit besteht.

    Deshalb definiert man, dass z. B. eine AVWS vorliegt, wenn bestimmte Schwierigkeiten vorliegen und diese Schwierigkeiten nicht besser durch eine andere Diagnose erklärt werden können (z. B. durch eine allgemeine Entwicklungsverzögerung, die sich natürlich auch auf die auditive Wahrnehmung, aber auch auf andere Entwicklungsbereiche auswirkt, oder durch ADHS).

    Übrigens sind das jetzt tatsächlich medizinische Definitionen, auch wenn Ärzte sich selbst nicht immer daran halten und teilweise mehrere sich ausschließende Störungsbilder diagnostizieren.

    Dadurch, dass alles so ungewiss ist, kommt die Ausgrenzung oder Abgrenzung einer Verweigerung von Hilfen gleich.

    Wenn dies so ist, ist das natürlich tragisch, aber das ist nicht die Intention.

    Man muss nur schauen, was die richtigen Hilfen sind.

    Bei einer deutlichen allgemeinen Entwicklungsverzögerung ist dies eben eher der Förderschwerpunkt Lernen.

    Bei ADHS in starker Ausprägung evtl. der Förderschwerpunkt emotional-soziale Entwicklung.

    Wir haben eine komplette Audiologie mit zwei Audiometern, die auch in den Kliniken stehen. Bei uns wird nichts anderes gemacht als in den Kliniken nur eben mit mehr Zeit pro Testung als dort.

    Aber ihr müsst doch einen spezifischen Test haben, um die auditiven Wahrnehmungsleistungen zu überprüfen? MAUS oder HLAD oder so ... ?

    Dass die Kinder bei euch im FS Sprache auflaufen, kann ich mir vorstellen. Manche davon haben auch mehr sprachliche als Hörwahrnehmungsprobleme. Dann sind sie an der FS Sprache natürlich gut aufgehoben. Das ganze Feld ist ja noch ein Entwicklungsgebiet.

    Ja, die Kinder passen in der Regel schon gut bei uns rein. Im auditiven Kurzzeitspeicher haben sowieso die meisten Kinder bei uns Auffälligkeiten. In der Lautdiskriminierung auch viele.

    Frapper

    In der Regel stellen die Diagnose ja auch nicht 'normale' HNO-Ärzte, sondern Pädaudiologen.

    Wir haben bei uns - Förderschwerpunkt Sprache - auch eine steigende Anzahl von Kindern mit dieser Diagnose.

    Insgesamt muss man natürlich sagen, dass AVWS ein Konstrukt ist. Wenn eine bestimmte Anzahl an Teilbereiche der auditiven Wahrnehmung/Verarbeitung auffällig sind, kann die Diagnose gestellt werden. Bei Auffälligkeiten in weniger Bereichen liegt per definitionem keine AVWS vor, auch wenn die Schwierigkeiten evtl. mehr Auswirkungen auf schulisches Lernen und Alltag haben oder stärker ausgeprägt sind.

    Welche Diagnostika nutzt denn ihr zur AVWS-Diagnostik?

    Der mündliche Spracherwerb und auch der Schriftspracherwerb sind stark verzögert dadurch, so wie es uns mitgeteilt wurde.

    Die Kausalität ist da noch nicht so wirklich geklärt.

    Aber tatsächlich treten AVWS, SSES und LRS häufig gemeinsam auf.

    Bei der AVWS lohnt es sich immer noch einmal genau zu schauen, wann das diagnostiziert wurde und welche Testungen mit welchen Ergebnissen in welchen Teilbereichen durchgeführt wurden, um sich die möglichen Auswirkungen bewusst zu machen. Das Erscheinungsbild und die Folgen können sehr unterschiedlich sein.

    Bei uns an der Schule speziell MÜSSEN wir sogar unsere Handys anlassen, weil wir anders nicht erreichbar sind - Zweigstelle der Schule und das Sekretariat befindet sich in einem anderen Schulhaus. Bei uns ist man sonst für niemanden erreichbar.

    Dafür wird euch aber hoffentlich ein Diensthandy zur Verfügung gestellt und ihr müsst nicht eure privaten Geräte nutzen?

    Da Poltern keine Sprach-, sondern eine Sprechstörung ist, sind eigentlich keine direkten Auswirkungen auf den Schriftspracherwerb zu erwarten.

    Manchmal ist Poltern aber mit sprachlichen Schwierigkeiten verbunden, vor allem mit phonologischen Störungen (teilweise ist das auch schwierig voneinander abzugrenzen).

    Welche Probleme zeigen sich denn im Bereich der Rechtschreibung und inwiefern führst du diese auf das Poltern zurück?

    Edit: Nach Ulrike Sick tritt bei Poltern wohl doch gehäuft eine LRS parallel auf. Schwierigkeiten im Lesen aufgrund der Redeflussproblematik kann ich nachvollziehen, Rechtschreibschwierigkeiten würde ich jedoch weiterhin nicht als Folge von Poltern, sondern höchstens als Komorbidität bzw. als Folge von parallel bestehenden Sprachentwicklungsproblemen sehen. Aber ich schaue, wenn ich wieder in der Schule bin, einmal in unserer Lehrerbibliothek, was ich dazu finde. Dass sich eine Therapie/Förderung im Bereich der Schriftsprache von einer Förderung bei LRS ohne Poltern unterscheidet bzw. dass es dazu eigene Konzepte gibt, glaube ich aber eher nicht (zumal das Thema Poltern zumindest in der deutschsprachigen Fachliteratur sowieso eher vernachlässigt wird).

    Edit 2: Der Vermutung meiner ersten Ergänzung entgegen spricht die offizielle Leitlinie, S. 154. Aber wie gesagt: insgesamt sehr dünne Datenlage, wie auch dort betont.

    Und diese Entscheidung mich dort hinzuschicken haben die Lehrer von meiner Grundschule zwar nicht gefällt aber "dringend" empfohlen. Was sollten meine Eltern also machen? Die Lehrer waren ja nunmal die pädagogischen Experten nicht meine Eltern. Also haben sie ihnen geglaubt und mich auf die Förderschule geschickt.

    Man kann sein Kind nicht einfach an eine Förderschule schicken.
    Dazu muss ein sonderpädagogischer Förderbedarf bestehen (zu deiner Zeit hieß das vielleicht noch 'Sonderschulbedürftigkeit' o. ä.).
    Die Entscheidung darüber trifft die Schulaufsichtsbehörde auf der Grundlage eines sonderpädagogischen Gutachtens.
    Da reicht keine 'dringende Empfehlung' der Grundschullehrer.

    letztes Mal war es eine ehemalige Schülerin einer Sprachheilschule, wenn ich recht erinnere...

    Bei uns melden sich immer wieder ehemalige Schüler (die meist die Grundschulzeit bei uns waren) nach ihrem Realschulabschluss oder Abitur und schreiben/erzählen, dass sie es ohne den Start bei uns vielleicht nicht so weit geschafft hätten.
    Aber das ist natürlich auch nicht repräsentativ. Von denen, die im Nachhinein unzufrieden mit ihrer Beschulung bei uns sind, werden wir eher nichts mehr hören.

    Herzlichen Glückwunsch zum Abitur und alles Gute für das Studium und den weiteren Weg wünsche ich.

    Ich frage mich jedoch: Ist dein Werdegang nicht eigentlich ein Beleg für die Wirksamkeit sonderpädagogischer Förderung und für die Durchlässigkeit des Bildungssystems?

    Natürlich müsste man zu einer genauen Einschätzung erst wissen, auf der Grundlage welcher diagnostischen Resultate bei dir ein Förderbedarf festgestellt wurde. Natürlich werden da auch Fehler gemacht oder nachlässig gehandelt. Ich würde davon jedoch nicht als Regelfall ausgehen. Zumal bei dir der Förderbedarf ja, wenn ich dich richtig verstehe, erst nach vier Schuljahren erhoben wurde und nicht bereits vor der Einschulung.

    Natürlich entwickeln sich auch Schüler anders als angenommen - man kann immer nur Prognosen stellen. Im Gegenzug kannst du auch nicht wissen, wie es gelaufen wäre, wenn du an Haupt-, Realschule oder Gymnasium gekommen wärst.

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