Beiträge von Plattenspieler

    Besonders die Verwaltungsarbeit erfrischt ungemein. :D

    Mir ging es - entgegen dem allgemeinen Tenor des Threads - nicht um den Aspekt der "Erfrischung" oder "Junghaltung", sondern lediglich um das von Elternschreck ins Spiel gebrachtete (bzw. bestrittene) Moment der Vielfalt.
    Außerdem soll es ja auch Leute geben, die sich um Schulleitungsposten schlagen ... (gut, das mag auch andere Gründe haben)

    Und was soll an unserem Beruf vielseitig sein?

    Nun ja, ich bin ja noch nicht im Beruf, aber habe ihn bislang schon als vielseitig erfahren bzw. stelle ihn mir so vor.

    Ich habe mit jungen Menschen im Alter von ... sagen wir mal grob ... 3 bis 18 Jahren zu tun, arbeite in allen möglichen Fächern im Unterricht in verschiedenen Klassen, in der Therapie, in Kleingruppen- und Einzelfördersituationen allein in der Schule. Darüber hinaus Frühförderung im Kindergarten, Beratung/Fortbildungen für Kollegen, Eltern, Erzieher etc., Kooperation mit anderen Schulen, integrativer Unterricht, Diagnostik, nachschulische Betreuung, Ausbildung von Studenten/Referendaren, Verwaltungsarbeit etc. pp.
    Ganz abgesehen von den vielen ganz verschiedenen Kindern/Jugendlichen, mit denen man sich intensiv beschäftigen darf/muss ...

    Ehrlich gesagt kann ich mir kaum einen vielseitigeren Beruf vorstellen (oder welche gäbe es da?), was auch mit einer der Gründe für meine Studienwahl war.
    Ich denke (ohne überheblich klingen zu wollen), dass man vielleicht doch etwas falsch macht, wenn man den Lehrerberuf nur noch als Routine (oder gar als langweilig/eintönig?) erachtet.

    Auch denke ich merkt man an den Antworten den Schüler in dem Interview deutlich, dass manche einfach auch falsch denken. (...) An den Begründungen für die Rechnungen merkt man aber, dass das Problem bei manchem Schüler ernster ist als nur Flüchtigkeit beim Lesen.

    Betrachte die SuS doch nicht immer so defizitorientiert! In den Antworten und Erklärungen der Kinder in dem Artikel steckt doch so viel kindliche Kreativität und Konstruktion von Sinn! Aber in der Mathematik/den Naturwissenschaft scheint das wohl nicht zu zählen ...

    Nun ja: Dass Schreiben, Lesen und Rechnen vor der Schule "nicht altersgemäß" wären, kann man so nicht sagen. Nicht ohne Grund fragen ja viele Kinder nach Kulturtechniken und interessieren sich dafür. In vielen Ländern setzt der sprachliche und mathematische Unterricht auch früher ein als in Deutschland.
    Und vor allem sieht ja auch die aktuelle Didaktik des Elementarbereichs einen Umgang mit Schrift und Schriftlichkeit, Zahlen und Operationen auf jeden Fall vor - das ganze natürlich auf spielerischer und kindgemäßer Ebene und nicht als "Drill" (und neben lebenspraktischen Fertigkeiten und Selbstständigkeit) - Stichwort: Literacy, siehe z.B. den Orientierungsplan in Baden-Württemberg. Diese grundlegenden Erfahrungen mit der Schriftlichkeit sollten im Kindergarten eben allen Kindern, auch denen aus benachteiligten Verhältnissen vermittelt werden, was auch eine größere Kontinuität im Übergang zur Schule bedeutete.


    aber wenn ich z.b. merke, dass mein kind spaß an mathe hat dann werde ich wohl auch das eine doer andere wittmann buch kaufen.. da gibts nämlich ganz tolle bücher die man VOR der schule bearbeiten kann (frühförderung)

    Frühförderung ist ein professionelles sonderpädagogisches Bildungsangebot für behinderte und von Behinderung bedrohter Kinder - das hat nichts mit der Bearbeitung eines "Mathebuchs" zu tun.

    Ach, ist das so verpöhnt hier? Ich bin aus Österreich, vielleicht gibt es da Unterschiede.

    Ich habe mich aber nie über den Lehrplan dieses Faches informiert.

    Es geht hier nicht um den "Lehrplan", sondern darum dass Turnen (= Geräteturnen und Bodenturnen) nur ein Teilbereich des Sportunterrichts (bzw. hier in BW Fächerverbund "Bewegung, Spiel und Sport) ist.

    Es ist wichtig den schwachen Schülern Freude am Sport zu vermitteln. Das geht aber nicht, wenn jeder Keim von Bemühung wieder durch eine 6 zerstört wird.

    Ich finde, dass man schwachen Schülern auch Freude an Mathematik und Deutsch vermitteln sollte.


    Für Fächer wie Mathematik dagegen ist ein bestimmtes Ziel (z.B. Hochschulreife) vorgegeben und dieses Ziel ist halt für alle gleich.

    Nun ja, mit einer 6 in Sport bleibt man auch sitzen resp. erhält mit 0 Punkten die Hochschulreife nicht. Und im Gegensatz zu scheinbar wichtigeren Fächern (z. B. Englisch) kann man Sport noch nicht einmal in der Oberstufe abwählen.

    Hier die Aufgaben (so in einem anderen Forum gepostet):

    http://matheplanet.com/matheplanet/nu…lausurlol_1.png
    http://matheplanet.com/matheplanet/nu…lausurlol_2.png
    http://matheplanet.com/matheplanet/nu…28_klausur2.png

    Wohlgemerkt mussten die Klausur, so wie ich das verstanden habe, nur die Grundschul- und Sonderpädagogik-Studenten schreiben, die Mathe explizit als Fach gewählt haben! (Ok, Deutsch oder Mathematik ist wohl Pflicht und in Deutsch ist es aufgrund des NC schwieriger hineinzukommen.)

    Jetzt hätte ich aber doch gerne einmal eine Einschätzung seitens der Mathematikexperten hier.

    P.s.: Oh, ich sehe Silicium schon förmlich die Anspruchslosigkeit des Grundschullehramts beschreien! :)

    Plattenspieler:

    Wie soll man denn stattdessen mit einem Schüler verfahren, der die von Josh beschriebenen Leistungen aufweist?

    Das Problem ist, dass das "Sitzenbleiben" i.d.R. eine vernünftige Problemlösung verhindert.

    Erst einmal müsste man schauen, weshalb ein Schüler die vorgegebenen Erwartungen nicht erfüllen kann. Das ist in den seltensten Fällen nur aufgrund bösartiger "Faulheit" so, sondern hat meist einen Ursachenkomplex, der neben verschiedenen persönlichen Problemen des Schülers auch schlichtweg schlechten Unterricht, überhöhte Leistungsanforderungen oder ungerechte Behandlung haben kann (haben kann, keine Generalunterstellung an Lehrkräfte).

    Und dann muss geschaut werden, was die effektivste Methode zur Behebung dieser Probleme ist: Das wiederum kann von einer besonderen pädagogischen Intervention über eine medizinische Behandlung bis zu individualisierten Lernzielen oder einer anderen Form der Beschulung führen. Im Einzelfall kann es sicherlich auch sinnvoll sein, eine Klassenstufe zu wiederholen. I.d.R. wird es allerdings nicht allzu gut für den Schüler sein, aus der Klassengemeinschaft gerissen zu werden und ohne irgendeine besondere Form der Förderung oder Unterstützung noch einmal auf die gleichen Hürden zu treffen, an denen er bereits im Vorjahr gescheitert ist.

    Ansonsten schließe ich mich den Ausführungen von neleabels an.

    Ich möchte meinem Beitrag noch einmal voranstellen, dass ich die (momentane) Umsetzung und (vollständige) Umsetzbarkeit der Inklusion keineswegs unkritisch betrachte, aber so wie es hier manche darstellen, dass das ganz plötzlich, ist es nun wirklich nicht:
    Seit den 70er Jahren gibt es integrative Modellversuche (mit wissenschaftlicher Begleitung), seit spätestens 1994 geht die KMK auch von der integrativen Beschulung als bevorzugtes Modell gegenüber der separativen aus, und die UN-Konvention und Diskussionen darüber gibt es nun auch bereits einige Jahre. Zu sagen, dass das alles über Nacht gekommen sei, ist dann nun wirklich übertrieben.

    Und natürlich muss sich auch von politischer Seite und bezüglich der Ressourcen noch einiges ändern, keine Frage, aber gerade wenn ich diesen Thread lese, denke ich doch, dass sich vieles auch in der Köpfen der Leute noch ändern muss ("behindertenfeindlich" war aber sicher das falsche Wort; entschuldige das bitte, Elternschreck!). Es ist nun einmal durch die gewachsene Tradition des hochselektiven Schulsystems in Deutschland so, dass Lehrer sich für etwaige Probleme und Lernschwierigkeiten der Schüler nicht verantwortlich fühlen, weil sie die Schüler ja im Zweifel herabschulen können, da sie nicht auf diese Schulform "passen". (Gibt es hier im Forum ja passende Beispiele auch unter aktuellen Studenten...)

    Und dass eine gesellschaftliche Integration von behinderten/benachteiligten Menschen nur gelingen kann, wenn es auch Usus ist, dass diese im Kindesalter Regeleinrichtungen besuchen, sollte ja klar sein ... ? Man merkt ja, welche Vorstellungen da noch in den Köpfen vieler Lehrer hier vorzuherrschen scheinen. Ich habe ja schon darauf hingewiesen, dass mich diese Klischees etwas stören, aber es geht ja weiter mit den geistig Behinderten, die nicht lesen und schreiben (im konventionellen Sinne) lernen können.
    Klar, die gibt es, aber der überwiegende Anteil der zu integrierenden Schüler sind solche mit Lernbehinderung bzw. im Grenzbereich Verhaltensstörung, Sprachbehinderung, leichte geistige Behinderung. Mein Gott, mit den Schülern kann man reden, mit denen kann man umgehen, mit denen kann man Unterricht machen, auch wenn man nicht darauf spezialisiert ist. Ihr seid ja auch nicht auf jeden einzelnen Lerntyp auf euren Schulen spezialisiert, aber trotzdem klappt es?! Damit der Unterricht für diese Schüler effektiver wird, gibt es ja gerade die Beratung (dass das als "Klugscheißerei" abgetan wird (von SoPlern selbst) ist mir auch zuwider) und stundenweise Unterstützung. Und dass man die Arbeitsmaterialien auf ein paar Niveaus differenziert, sollte mittlerweile auch an einer Regelschule Standard sein (fragt mal eure Grundschulkollegen!).
    Aber wenn ein Schüler etwas nicht versteht, dann "ist er halt an der falschen Schule" (s.o.).

    So; jetzt wiederhole ich der Sicherheit halber noch einmal, dass ich die (momentane) Umsetzung und (vollständige) Umsetzbarkeit der Inklusion keineswegs unkritisch betrachte.

    Gerade bei Frauen ist das zu beobachten und das ist wohl auch genetisch bedingt. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass Männer ein viel stärkeres Konkurrenzdenken haben.

    Diese Kausalität ist wissenschaftsmethodisch wieder einmal einwandfrei erschlossen.
    Es gibt schließlich keine anderen möglichen Gründe für Unterschiede zwischen Frauen und Männern als die Genetik.

    Überhaupt wundert mich, warum du so von deiner Linie der intrinsischen Motivation abweichst, die du früher eingehalten hast. Jetzt forderst du vielmehr das Maximum an extrinsischer Motivation, wenn Schüler sich anstrengen sollen, um für ihre guten Leistungen gelobt/belohnt und für ihre Misserfolge getadelt/ausgelacht werden sollen.

    Dies auch im Zusammenhang mit dem

    Einfordern von Stillsitzen

    Warum soll man Grundschüler zu etwas bringen, das entwicklungspsychologisch ihrer Dynamik entgegensteht, das sie demotiviert und das die wichtigen Inhalte, für die SuS in aller Regel auch selbst motiviert sind, in den Hintergrund rücken lässt? Der einzige "Vorteil", den ich dabei sehe, wenn Viertklässler lange still sitzen können, ist der, dass die Lehrer der Sekundarstufe ihre mittelalterlichen Unterrichtsmethoden leichter durchsetzen können ...

    Aber das ist offtopic.
    Genau wie:

    Sitzenbleiben soll abgeschafft werden

    Sollen wir für die Diskussion über den pädagogischen Unsinn des Sitzenbleibens also lieber einen gesonderten Thread eröffnen?

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