Silicium,
Danke für Deine Antwort.
Ich muss Dir aber leider, trotz Deines Bosch-Praktikums in den Semesterferien richtige Berufserfahrung absprechen. Es ist nämlich etwas ganz anderes, ob man fulltime in einem Job arbeitet. Und das am Stück über Jahre hinweg. Für ein paar Wochen/Monate könnte ich mir nämlich theoretisch fast jede Arbeit vorstellen.
Das sage ich auch immer zu meinen Schülern. Band- oder Akkordarbeit ist für eine gewisse Zeit ganz nett, aber tagein, tagaus, Jahre oder Jahrzehnte lang?
Und genauso ist es mit irgendwelchen "Ferienjobs". Am Anfang bzw. in den ersten Wochen macht alles Spaß, die Kollegen sind nett, der Chef auch, man findet es toll, wenn man auf Geschäftsreise darf, man kommt sich wichtig vor, wenn man einen Dienstwagen und ein Firmenhandy bekommt. Man "freut" sich vielleicht sogar, wenn man von einer europäischen Hauptstadt in die nächste fliegt, auch wenn das über die Osterfeiertage oder über Neujahr ist,.... Aber irgendwann, spätestens wenn man feststellt, dass man eigentlich nur noch ein Teil einer Firma ist, oder dass die Kollegen auch ihre Macken haben, dass der Chef ein Ar*** ist,...., macht auch der bestbezahlte Job keinen Spaß mehr. Aber all diese Dinge merkt man erst, wenn man lange in der gleichen Firma tätig war. Dann kann man die Firma wechseln und vielleicht wird es besser. Vielleicht ist es aber auch dort gar nicht so viel anders. Bei Dir endet an diesen Stellen eben meist Dein "Ferienjob". Und bis zu nächsten Mal ist alles wieder vergessen.
Und erst dann kann man Vergleiche zum Lehrerberuf stellen und sieht die Vorteile und merkt auch, dass eben jeder Job auch seine Nachteile hat. Ich merke dies auch bei Schülern, die vielleicht schon eine Ausbildung hinter sich haben, die lächeln über die Probleme der Lehrlinge, die frisch von der Schule sind.
Deshalb spreche ich Dir jetzt einfach 'mal die Möglichkeit einer objektiven Meinungsbildung ab. Vielleicht fehlt Dir auch noch eine gewisse Lebenserfahrung. Warst Du mal im Ausland? Hast Du auch dort gearbeitet? Zwei Klassen zu überspringen ist beeindruckend, aber vielleicht bleiben dabei auch einfach Erfahrungen auf der Strecke, die Du nicht gemacht hast.
Und genau das stelle ich bei der Unzufriedenheit vieler Lehrer fest. Es sind oftmals die Lehrer unzufrieden, die in ihrem Leben nichts anderes außer Schule, Studium und Schule gesehen habe. Zumindest so mein Eindruck.
Ach ja, dass man als Lehrer viel Freizeit hätte, habe ich nicht geschrieben. Aber ich kann mir meine Zeit frei einteilen und eben auch 'mal am Nachmittag einkaufen. Oder eben am Samstag. Mir schreibt nämlich kein Chef vor, wann ich wo zu sein habe. Und es liegt auch kein Flugticket auf dem Schreibtisch, das mir mitteilt, dass morgen früh Berlin auf dem Programm steht.
Ich wage zu bezweifeln, dass Du in Deinem Job als Lehrer glücklich sein wirst.
Im Sinne der Schüler und der zukünftigen Kollegen hoffe ich, dass ich falsch liege.
Viele Grüße
Super-Lion