Aaaalsooo, dann will ich auch mal.
Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Klavierbauerin gemacht. Anschließend habe ich Holztechnik studiert, war bei einer Klavierbaufirma in USA und auch in Wien tätig.
Weder bei den Amis noch bei den Öschis wollte ich bleiben, weshalb es mich in meine Heimatstadt zurückverschlagen hat.
Da ich während meiner Studienzeit ab und zu auf Messen gejobbt habe, hatte ich mich das Messefieber irgendwie gepackt und ich habe als Projektingenierin in einer größeren, international tätigen Messebaufirma gearbeitet. Nach knapp 5 Jahren hat mich mein ehemaliger Schulleiter angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Lehrerin in meinem ehmaligen Ausbildungsberuf und bei den Tischlern zu werden.
Nachhilfe, Vorbereitungskurse für Studenten, Mathe-Crash-Kurse etc. hatten mich schon ein bisschen auf den Lehrerberuf vorbereitet.
Die Chance reizte mich und ich habe gekündigt. Am 01.10. ging's bei mir damals los, am ersten Tag hatte ich gleich 3 Stunden zu halten, ich stand mit zittrigen Knien vor der Klasse. Keine Hospitation, kein Reinschnuppern, der Wurf ins kalte Wasser.
Ich schleppte mich von Stunde zu Stunde, teilweise war ich den Schülern maximal eine Stunde voraus. Wirtschaftskunde unterrichtete ich sozusagen fachfremd - inzwischen bzw. nebenbei wurde ich dazu ausgebildet.
So richtig der Traumjob war's nicht (siehe andere Threads). Ich zweifelte, verzweifelte und bekam nach einem knappen halben Jahr ein Angebot einer ehemaligen Konkurrenzfirma. Was tun? Wieder zurück in den Messebau oder doch noch im Lehramt bleiben?
Eine schwierige Entscheidung, die ich mittels Bauch und einer Pro-Contra-Liste löste.
Der Lehrerjob sollte es sein.
Hierbei bin ich eben auch irgendwann einmal auf Lehrerforen gestoßen und hängengeblieben. Die Stunden, die ich hier gesurft habe, möchte ich gar nicht wissen. Aber allein die Tatsache, dass andere auch ihre Probleme haben, dass einem hier geholfen wird, dass man teilweise vielleicht sogar helfen kann, ist Gold wert und motiviert einen immer wieder, den nächsten Schritt zu tun.
Inzwischen bin ich 4 Jahre dabei, unterrichte im Meisterkurs, an der Abendschule, habe mich in der Schule supergut eingelebt und es macht mir Spaß. Ich freue mich auf meine Schüler (auf die einen mehr, auf die anderen weniger), stehe sicher und gelöst in der Klasse (das anfängliche Knieflattern hat sich zum Glück recht schnell erledigt), kann teilweise schon auf "alte" Vorbereitungen zurückgreifen und werde, wenn das Regierungspräsidum mal etwas Gas gibt, zum Oktober verbeamtet.
Ich habe festgestellt, dass man sich auch an der Schule seine Aufgaben suchen kann. Dieses Jahr habe ich alle Berufsfachschulklassen im Computerunterricht.
Kurzes Resümee:
Der Direkteinstieg (Ref plus Unterricht ab dem ersten Tag), aber dafür bei voller Bezahlung, war hart. Ich genieße es jedoch, dass ich auf damalige Vorarbeit heute zurückgreifen kann.
An unsere Refis hier also: Durchhalten. Es gibt ein Leben danach. Schaufelt Euch Freiräume. Es bringt nichts, wenn man die ganze Zeit am Schreibtisch/PC sitzt. Nehmt Euch Zeit für Freunde, Familie, Sport, Hobbies.
So, genug geschrieben.
Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt. Wenn ich mein Laptop anwerfe, werden Mail und Lehrerforen-Seiten parallel geöffnet und ich freue mich immer über interessante, neue Beiträge.
Viele Grüße
Super-Lion